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Lungenembolie

Kategorie: Herz-Kreislauf » Expertenrat Herz- und Kreislaufbeschwerden | Expertenfrage

03.03.2018 | 11:33 Uhr

Guten Tag,

ich habe eine Frage:

betrifft Paitenten, 38 Jahre alt, Ausdauersportler

- keinen Bluthochdruck (eher zu niedrig)

- keine zu hohen Cholesterinwerte

- keine Zigaretten oder Alkohol

vorab bestand eine Bronchitis, die dann zur Lungenentzündung wurde

Fieber mit 40,2° (max.)

Nach 20 Tabletten (je 3 x täglich) Antibiotikum war das Fieber weg, die Lunge frei, kaum noch Husten

Durch das Fieber hatte der Patient ca. 1,5 Wochen zu Hause gelegen.

Eigentlich war alles wieder gut. Kleine Spaziergänge und Tätigkeiten im Haushalt gingen und er sollte wieder zur Arbeit.

Dann plötzlich: leicht erhöhte Temperatur, Atemnot und ein Stechen im Bauch (liegen unmöglich).

Diagnose lt. CT: beidseitige Lungenentzündung mit Lungenembolie (rechter Lungenflügel)

Behandlung im KH: 3 Tage Heparin-Spritzen, Antibiotikum, Inhalation, Hustenlöser, Magenmittel, Tag 4: Blutverdünner (Xarelto 15mg). Nun erfolgt Physiotherapie (im Zimmer gehen und auf Flur + Atemübungen).Es soll auch eine Reha erfolgen. Wurde schon vom KH beantragt.

Laut ersten Herzultraschall soll das Herz in Ordnung sein. Sollte man später noch einmal eins machen? Kann eine Rechtsherzbelastung auch noch später passieren?

Wie kann es sein, dass ein völlig risikofreier junger Mensche eine Lungenembolie bekommt?

Wäre eine Thrombophiliediagnostik angebracht? Wenn ja, wann soll die erfolgen? Nach der Reha oder nach Absetzen des Blutverdünners?

Ich habe über Xarelto viel Negatives gelesen (Magen- und Darmbluten, Todesfälle). Ist dieser Blutverdünner denn dann das Mittel der Wahl? Gibt es Risikoärmere?

Welche beruflichen Tätigkeiten darf man nach einer Lungenembolie noch ausüben? Lange Stehen und Sitzen wäre ja schlecht, oder?

Wie sieht es mit Ausdauersport aus (Laufen)?

Jetzt, eine Woche nach der Embolie: liegen geht wieder, noch leichtes Stechen unterhalb des letzten Rippenbogens auf der Seite, wo die Embolie war bzw. ist.

Atmung klingt beim Sprechen und Essen noch etwas angestrengt.

Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich so eine Embolie wiederholt?

Sehen Sie einen Zusammenhang mit der Lungenentzündung oder eher Richtung erbl. Faktoren?

Vorerkrankungen keine - außer SD-Unterfunktion.

In der Familie ist nur bei beiden Omas eine Thrombose bekannt. Bei den Eltern und Geschwistern nicht. Autoimmunerkrankungen in der Familie: Typ I Diabetes, Hashimoto, autoimmune Nierenerkrankung

Vielen Dank für die Beantwortung der vielen Fragen.

MfG

 

 

 

 

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Bisherige Antworten
Lifeline Gesundheitsteam
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07.03.2018, 11:10 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo Colek81,

die Herzultraschaluntersuchung bei einer Lungenembolie dient in erster Linie der sogenannten Risikoratifizierung, nach der man dann die Therapie anpassen muss. Wenn bei Ihrem Herz keine Veränderungen statt gefunden, so ist eine erneute Ultraschalluntersuchung nicht nötig, so lange Sie keine Symptome, wie Schmerzen, Atemnot, Druck in der Brust ausweisen.

Die Frage warum eine eigentlich risikofreier junger Mensch trotzdem eine Lungemembolie erleidet, lässt sich leider nicht immer sagen. In den meisten Fällen liegen zwar die Emboliequellen in den Bein- und Beckenvenen, die wiederum durch die verschiedenen Risikofaktoren ausgelöst worden sein können, aber auch eine Lungenerkrankung, wie eine Lungenentzündung, kann das Risiko für eine Lungenembolie erhöhen. Leider ist das mit den Risikofaktoren immer so eine Sache, auch wenn man keine hat, verringert man zwar das Risiko eine Erkrankung zu bekommen, aber es ist dadurch leider nicht vollkommen ausgeschlossen. Das ist leider nicht sehr befriedigend. Jedoch muss man sagen, dass auch die Prognose für den Verlauf einer Lungenembolie von den Risikofaktoren beeinflusst werden kann. Also wenn auch die Minimierung der Risikofaktoren die Lungenembolie bei Ihnen nicht verhindern konnte, so wäre sie mit Risikofaktoren wahrscheinlich um einiges schwerer verlaufen.

Ein Thrombophilie-Screening ist sicher sinnvoll. Dieses sollte möglichst ohne Einfluss von blutverdünnenden Medikamenten durchgeführt werden, daher wird es etwa 2 Wochen nach dem geplanten Absetzen der Medikation empfohlen.

Xarelto gehört zu den sogenannten neuen oralen Antikoagulantien (NOAC), diese wirken im Gegensatz zu bisher angewendeten Präparaten, wie den so genannten Cumarinen (z.B. Marcumar) selektiv auf nur einen Gerinnungsfaktor. Dadurch sind die NOACs mindestens gleich effektiv bei geringeren Blutungskomplikationen. Sie haben auch weniger Interaktionen und erfordern keine regelmäßige Gerinnungskontrolle. Natürlich haben auch die NOACs Nebenwirkungen jedoch bestehen diese eben auch, sogar noch mehr, bei anderen Präparaten.

Für Ihrer weitere berufliche Tätigkeit ist sicher auch das Ausmaß der Lungenembolie so wie weitere Risikofaktoren zu beachten, daher sollten Sie diesen Punkt dringend mit Ihrem behandelden Arzt besprechen, da hier Prognosen aus der Ferne nich möglich sind. Prinzipiell sind überwiegen stehende und sitzende Tätigkeiten nicht förderlich, jedoch bei einer sonst guten Prophylaxe nicht zwingend ausgeschlossen. Ähnlich verhält es sich mit dem Sport. Auch dieser sollte in Rücksprache mit dem behandelden Arzt erfolgen. Aber auch hier gibt es kein generelles Verbot, eher eine Empfehlung zum Sport. In welchem Maß das möglich ist, sollte aber immer mit dem behandelden Arzt besprochen werden.

Die Rezidivquote bei einer Lungenembolie ist leider relativ hoch und liegt bei ca. 30%. Daher ist eine gute Prophylaxe und die Behandlung von Grunderkrankungen sehr wichtig.

Mit freundlichen Grüßen 

Lifeline Gesundheitsteam 

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