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Lange Panikattacke mit Blutdruckabfall

Kategorie: Herz-Kreislauf » Expertenrat Herz- und Kreislaufbeschwerden | Expertenfrage

03.10.2017 | 14:03 Uhr

Sehr geehrte Experten,

mich lässt eine Geschichte in meinem Leben nicht los. Grund hierfür ist: Ich hab keine medizinische Erklärung für dieses Phänomen.

Ich bin Bühnenmusiker. Praktiziere auf der Bühne im stehen muss aber nichts sagen oder singen sondern nur ein Instrument spielen.

An besagtem Tag war ich generell aufgeregt und sehr "hochpulsig". Als ich auf die Bühne ging und gleich dran war hatte ich eine immense Panikattacke. Herzrasen, Druck in Brust und in der Kehlgrube. Das Gefühl schwer Luft zu bekommen, konnte kaum schlucken weil mein Puls so hoch war. Ich stand aber nur da und konnte mich ein wenig bewegen. Der Zustand ging wie für eine Panikattacke üblich nicht vorüber sondern hielt an. Mein ganzer Körper war in kompletter Alarmbereitschaft. Als ich versuchte mein Puls zu messen war er nicht zählbar es war nur ein "durchrattern" wie bei einem schnellen Maschinengewehr. Ich hielt diesen Zustand ganze 45 Minuten aus, dann kam das Gefühl ich kipp jeden Moment um einfach durch und ich musste abrupt die Bühne verlassen. Ich lies mir die Sanitäter welche sowieso um die Ecke standen ranholen.

Blutzucker war in Ordnung, Blutdruck war laut Sanis sehr sehr niedrig. Sauerstoffsättigung soweit ich das noch weiß war auch völlig okay.

Im Sani-Zelt dann EKG. Da war der Puls schon zurück gegangen aber immernoch bei 130-140 Schlägen pro Minute.

Der anwesende Arzt meinte das EKG sieht in Ordnung aus. Ich lag dann noch mindestens eine halbe Stunde mit 130 Puls da, wurde dann so erschöpft das ich kurz einschlief danach war ich wie zurückgesetzt.

Blutdruck normal, Puls unter 100. Mir ging es gut. Ich hatte Hunger, Appettit und konnte den Rest des Tages weiterfeiern.

Panikattacken kannte ich zu diesem Zeitpunkt schon. Aber sowas gravierendes?

Wäre ich wirklich Ohnmächtig geworden? Wenn ja, warum? Denkt ihr der Zustand war (lebens-)bedrohlich?

Ich freu mich auf eure Antworten. Das es eine psychische Komponente in dem Szenario gibt ist mir bewusst - ich weiß dass ich auf der Bühne eine Panikattacke hatte. Aber so gravierend. Ich nehm fast an mein Puls war durchgehend fast 180 (oder mehr?).

Gibt es ein Mediakment oder Tipp/Trick solch ein Szenario falls es erneut auftritt entgegenzuwirken? Bei Auftritten im Ausland wo ich alleine bin (kann auch mal im Dschungel sein) wäre auch ein Arzt in weiter ferne. 

Ich freue mich auf Ihre Antwort. 

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Lifeline Gesundheitsteam
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06.10.2017, 10:30 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo,

so wie Sie die Situation beschreiben, klingt es sehr nach einer Panikattack. Auch eine Ohnmacht wäre in einem solchen Fall möglich gewesen. Lebensbedrohlich sind solche Anfälle in der Regel nicht. Trotzdem sollten Sie dies dringend bei einem niedergelassenen Kollegen abklären lassen. Bevor man die psychische Komponente als Diagnose in Betracht zieht, ist es wichtig vorher alle körperlichen Ursachen auszuschließen. Erster Anlaufpunkt kann ein Allgemeinmediziner bzw. Ihr Hausarzt sein, der bereits erste Untersuchungen durchführen kann und dann weiter überweisen kann bei einem begründeten Verdacht. Auch wenn, wie schon gesagt, körperliche Ursachen erst ausgeschlossen werden müssen, können Sie trotzdem schon dort die eventuelle psychische Komponente ins Spiel bringen, denn auch diese kann und sollte man behandeln. Wie das im einzelnen aussehen kann, müssen Sie dann mit dem jeweiligen Kollegen klären.  

Mit freundlichen Grüßen 

Lifeline Gesundheitsteam 

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06.10.2017, 13:53 Uhr
Antwort

Es wurden mehrere EKGs, ein Belastungs-EKG und ein Langzeit-EKG gemacht. Auch an besagtem Tag wurde im Sani-Zelt ein EKG abgeleitet. War eine Sinustachykardie. 

 

Meine Frage ist eigentlich warum dieser anhaltende Panikzustand nach einer Weile zu einem niedrigen Blutdruck führt, ob das Gefährlich ist und warum der Körper dies mit Ohnmacht beantwortet (ohnmächtig war ich nicht - wäre ich aber sicherlich geworden). 

 

Weiterhin würde ich gerne wissen was ich in solch einer Situation tun kann. Es wurde ja eindeutig von der Psyche ausgelöst. Psychotherapie ist mir klar, aber was ist zutun wenn ich mitten in dieser Situation wieder sein sollte?

Lifeline Gesundheitsteam
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11.10.2017, 13:06 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo,

das es nach so einer Panickattcke zu einem massiven Blutdruckabfall kommen kann und daraus eine Ohnmacht resultieren kann, kann eine mehr oder weniger normale Reaktion sein. Bei einer Panikattacke überwiegt der Sympathikus, dadurch kommt es zur Engstellung der Gefäße und zu einem Anstieg der Herzfrequenz, sowie des Blutdruck. Da dieser Zusatnd nicht ewig dauern kann, steuert der Körper bzw. der Parasympathikus dagegen. Dabei kann es zu einer Überregulation kommen und so sinkt der Blutdruck nicht nur auf den Normalwert ab, sondern darüber hinaus. Was Sie genau tun können um die Panickattacke zu verhindern oder diese zu beenden, ist leider ein anderes Fachgebiet. Wenn Sie aber merken, dass der Blutdruck und die Herzfrequenz wieder sinken, die Panikattacke vorüber ist, wäre es gut, wenn Sie sich hinsetzen oder gar hinlegen um dem massiven Blutdruckabfall etwas entgegenwirken zu können. Ob in dem Moment ein medikamentöses Eingreifen sinnvoll ist, ist hier eher fraglich. Durch das Hinlegen würden Sie verhindern, dass das Blut in die Beine „versackt“ und können so dem Körper helfen wieder den Normalzustand herzustellen. Wirklich gefährlich ist diese Gegenregulation nicht, natürlich kann es durch einen eventuellen Sturz zu Verletzungen kommen.

Mit freundlichen Grüßen 

Lifeline Gesundheitsteam 

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11.10.2017, 13:42 Uhr
Antwort

Danke für die Antwort. Allerdings eine letzte Frage weil Sie eben das Szenario "nach einer Panikattacke" beschreiben. 

Als ich den niedrigen Blutdruck hatte war ich aber noch mittendrin. 

Herzrasen, Druck auf der Brust und in der Kehlgrube, schweres Atmen, trinken viel mir sogar schwer aufgrund des schnellen Puls. 

Ich war eben bis der Blutdruck gemessen wurde bereits eine Stunde in dieser Alarmsituation. 

 

Aber am besten ich finde mich einfach damit ab. 

Trotzdem recht herzlichen Dank für die Antworten. 

Lifeline Gesundheitsteam
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16.10.2017, 07:43 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo,

zu der beschriebenen Gegenregulation bzw. Überegulation kann es auch bereits während der Panikattacke kommen, da der Körper von anfangen versucht sich wieder zu normalisieren. Daher kann es auch schon während der Panikattacke zu einem Blutdruckabfall kommen.

Mit freundlichen Grüßen 

Lifeline Gesundheitsteam 

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