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Belastungshypertonie beim 17-jährigen

Kategorie: Herz-Kreislauf » Expertenrat Herz- und Kreislaufbeschwerden | Expertenfrage

23.04.2007 | 10:03 Uhr

Sehr geehrter Herr Dr. Altmann,

mein Sohn, 17 Jahre alt hat seit Beginn der Pupertät zeitweise einen viel zu hohen Blutdruck und Tachykardien. Er ist leidenschaftlicher Sportler (Amerikan Football + Kraftsport), durchtrainiert, normalgewichtig. Es geht ihm während des Trainings oft so schlecht, dass er der Ohnmacht nahe ist. Er klagt oft über Kopfschmerzen. Fast täglich nimmt er Schmerzmittel ein, da auch die Schule zum alltäglichen Streß gehört, auf den er erheblich zu reagieren scheint.
Bereits vor 2 Jahren hat die Kinderkardiologin bei Fortbestehen des grenzwertigen Blutdruckes (in Ruhe) zu Betablocker geraten. Es sollte die weitere Entwicklung abgewartet werden.
In Ruhe hat mein Sohn immer Normalwerte. So werden beim Arztbesuch auch immer normal bis grenzwertige Blutdruckwerte gemessen, so dass von Seiten des Kinderarztes auch kein Handlungsbedarf bisher bestand.
Ich mache mir oft sehr große Sorgen, wenn er zum Training geht. In letzter Zeit nahm er schon vorsorglich noch vor dem Training Schmerzmittel ein. Der Blutdruck nach dem Training liegt fast immer ab 165/100 aufwärts und der Puls ab 120. Es geht ihm sichtlich schlecht. Hinzu kommt, dass er gelegentlich raucht.
Da ich von ärztlicher Seite keine Unterstützung oder Rat bekommen kann, habe ich meinem Sohn statt der üblichen Schmerzmittel gegen Kopfschmerzen probeweise (bisher nur 1 mal wöchentlich)10 mg Bisoprolol verabreicht. Ihm geht es dabei sehr gut. Die Kopfschmerzen verschwinden. Herzfrequenz und Blutdruck normalisieren sich.
Vom Kinderarzt wird mein Vorgehen enorm kritisiert, weil Betablocker für Kinder keinesfalls geeignet wären. Nebenbei gesagt ist mein Sohn bereits 175 m groß und wiegt 75 Kilo-also kein kleiner Junge mehr. Ich stufe die tägliche Einnahme von Schmerzmitteln als erheblich gefährlicher ein. Auch eine kardiologische Untersuchung wurde für überflüssig gehalten.
Eine Überweisung zum Kardiologen habe ich mir dennoch von einem von mir bekannten Chirurgen besorgen können.
Das Belastungs-EKG ergab, dass der Blutdruck sehr schnell von 110/70 auf 230/100 stieg, Puls 190 obwohl durchtrainiert. Echo war völlig OK. Abzuwarten wäre noch die 24 h- Blutdruckmessung. Was ist, wenn diese dann Normalwerte aufweist, wenn keine Streßfaktoren vorhanden waren??
Der Kardiologe tendiert eher noch zu keiner Medikation, weil eine Dauereinnahme zu niedrigen Werten führen würde. Seine Prognose ist aber, dass er irgendwann einen Dauerhochdruck bekommt. Er rät auch zu gelegentlichen Betablockergaben.
Ich bin total verunsichert und weiß nun überhaupt nicht, wie ich meinen Sohn helfen kann. Sport soll doch sehr gesund sein. Doch im Falle meines Sohnes scheint dieser eher Schaden anzurichten.
Auch mache ich mir Sorgen um seine Zukunft. Die Anforderungen und damit verbundenen Streß werden höher.Die Dauerhypertonie ist praktisch vorprogrammiert.
Was würden Sie meinem Sohn (außer mit dem Rauchen aufzuhören) zum jetzigen Zeitpunkt raten? Ich habe jedeas Mal angst, wenn er zum Training geht.

LG: eine sorgenvolle Mutter

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24.04.2007, 06:22 Uhr
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Für einen jungen kraft orientierten Sportlern können bei Belastung Blutdruckwerte bis 350 zu 200 mmHg auftauchen.
Das ist nicht unbedingt krankhaft.
Für die Beurteilung des Blutdruckes spielen die Werte in Ruhe eine Rolle, spielen die Werte bei geringer Belastung eine Rolle und spielt eine Rolle, ob Schäden an den Organen durch den hohen Blutdruck entstanden sind. Dazu braucht man eine Untersuchung des Augenhintergrundes, eine Untersuchung der Nieren und eine Untersuchung des Herzens.
Der Betablocker ist für ihren Sohn aus meiner Sicht nicht schädlich. Ob er aber nötig ist, ist eine andere Frage. Ich habe eher den Eindruck, der Betablocker beruhigt Ihren eigenen Blutdruck, weil sie Angst um ihren Sohn haben. Ob er ihrem Sohn hilft, ist offen. Mit 17 Jahren ist Ihr Sohn ausgewachsen, der Betablocker ist OK, aber die Frage ist genau, welches Ziel mit dem Beta-Blocker erreicht werden soll.
Wenn ihr Sohn mit dem Betablocker beschwerdefrei trainieren kann, wäre das vielleicht eine Perspektive.
Grundsätzlich ist es so, dass bei zu hohem Blutdruck von kraft - orientierte Sportarten abgeraten wird und auf ausdauer - orientierte Sportarten verwiesen wird.
Gruß
C. Altmann
Gruß
C. Altmann

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24.04.2007, 09:23 Uhr
Antwort

Hallo Herr Dr. Altmann,

vielen Dank für Ihre Antwort. Ihr Eindruck ist nicht ganz richtig. Ich mache mir Sorgen um meinen Sohn-habe aber keine krankhafte Angst, so dass der verabreichte Betablocker nun nicht auch noch Einfluß auf M E I N E N RR haben muß.Ich gehe hier einzig nach meinen Beobachtungen und den Schilderungen und den geklagten Beschwerden meines Sohnes. Die einmalig verabreichten Betablockergaben helfen meinem Sohn nach seinen eigenen Angaben sehr gut.Ich bin auch erleichtert, dass nun nicht täglich Schmerzmittel gegen Kopfschmerzen eingenommen werden müssen.Ich laufe meinem Sohn auch nicht ständig mit dem Blutdruckmessgerät hinterher.Das läßt sich ein 17-jähriger auch nur selten gefallen.
Mir ist klar, dass der RR und die Herzfrequenz beim Training eine bestimmte Höhe erreichen - nicht aber mehrere Stunden nach dem Training anhalten darf. Im Befundbericht vom Kardiologen steht geschrieben, dass der Blutdruckanstieg und die Herzfrequenz für einen jungen durchtrainerten jungen Mann zu hoch ist. Auch die fehlende bzw. grenzwertige Nachtabsenkung dürfte hier auch nicht der Norm entsprechen. Er wacht oft mit Kopfschmerzen (hohem RR ) auf und ist kaum in der Lage den Tag zu bewältigen. Auch normaler schulischer Streß führt zu Werten bis 160/100. Ich selbst kann als medizinisch gebildete einschätzen, dass meinem Sohn die hohe Herzfrequenz (nicht der RR) zu schaffen macht, so dass er, wie er selbst sagt, der Ohnmacht nahe ist. Mein Sohn ist kein Mensch, der sich in Krankheiten hineinsteigert, eher Beschwerdchen ignoriert. Es ist deshalb für mich also schon beängstigend, wenn er sich dann einmal äußert und ein Zeichen, dass er wirklich Hilfe benötigt.Ich glaube, da darf sich eine Mutter dann doch ein kleines wenig Sorgen machen.......
Was außer Betablocker kann da noch Abhilfe schaffen? Für jeden Rat wären wir sehr, sehr dankbar. Auch, dass Betablocker die sportliche Leistungsfähigkeit herabsetzt ist mir gut bekannt.Da er aber auch an streßfreien Tagen normale RR und Herzfrequenzwerte hat, ist laut Aussage des Kardiologen eine Dauermedikation ungünstig, rät aber auch zu gelegentlichen Betablockergaben bei Beschwerden. Vielleicht gibt es eine Alternative die Herzfrequenz und gleichzeitig den RR herabzusetzen???
Augenhintergrundschäden dürften laut Aussage des Augenarztes nach erst 3 jähriger Hypertonie noch nicht vorhanden sein.
Duplexsono der Nieren ist auch ohne Befund.
Die Prognose des Kardiologen spricht künftig eher für eine Dauerhypertonie . Sollte da nicht vorgesorgt werden?
Ausdauersport (2 bis 3 km Joggen) gehört zu seinem Footballtraining dazu- führt seltsamerweise eher zu Tachykardien....(Stunden nach dem Training).Das Training läßt er sich nicht verbieten.
Welcher Betablocker wäre , wenn überhaupt geeignet? Gibt es eine Alternative, die die sportliche Leistung nicht herabsetzt. Würden Sie, wenn es Ihr Sohn wäre überhaupt zu einer Medikation raten?

Vielen Dank und Entschuldigung für meinen Roman!

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24.04.2007, 10:20 Uhr
Antwort

bei mir bleiben viele Fragen:
bei einem jungen gesunden Menschen führen Frequenzen bis 200 pro Minute normalerweise nicht zu Beschwerden. warum sollte das bei ihrem Sohn zu sein?
bevor man über eine Wandlung Medikamenten nachdenkt, sollte man erst mal die Ursache nachdenken. was hat ihr Sohn? wenn der eine sog. essenzielle Hypertonie Jagd dann muss diese Hypertonie mit klaren Mehrheiten in der 24-Stunden-Toto-Messung der belegt seien und in einem eigenen Blutdruckprotokoll belegt seien. dann muss eine Dauerbehandlung durchgeführt werden.
ein in adäquate Belastungshypertonie muss nicht unbedingt behandelt werden.
Eine inadäquate Tachykardie muss diagnostiziert werden, nicht durch Beta-Blocker überdeckt. Was liegt dem zu Grunde? Genussmittel? Suchtmittel? zu geringen Trinkmenge? Schilddrüsen Überfunktion? Hormonprobleme? Shuntvitium? Eine a.v. Fistel? Eine Aorten Erkrankung? Eine Anämie? Schlafdefizit? Angststörung? Usw. usw.
Erst wenn man weiß, was Ihr Sohn hat, kann man über eine vernünftige Behandlung nachdenken. Ich finde es nicht besonders gut, nur an den Symptomen herum zu basteln ohne die Ursache zu kennen.
Wenn an dieser Stelle für Sie Klarheit besteht oder Sie aufgegeben haben, nach der Ursache zu zu suchen, ist die Behandlung mit Betablocker schon der richtige Weg, um gleichzeitig Frequenz und Blutdruck unter Kontrolle zu halten. Ivabradin (Procoralan) kann die Frequenz allein kontrollieren, für den Blutdruck allein gibt es auch viele andere Mittel, am besten für den Sportler sind Calzium-Antagonisten (Corifeo) oder ACE-Hemmer (Delix). aber gleichzeitig wirkt auf beide Parameter am besten der Betablocker.
Gruß
C. Altmann

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25.04.2007, 03:04 Uhr
Antwort

ich bin ganz Ihrer Meinung. Ich finde auch, dass besonders in Anbetracht des jugendlichen Alters zu allererst nach der Ursache geforscht werden sollte. Aber ich stoße bei den bisher untersuchenden Ärzten auf Gegenwehr. Es gibt eben Menschen, bei denen die Ursache nie gefunden wird , so die Ärzte. Aber wenn nicht gesucht wird, kann auch nichts gefunden werden. Die kardiologische Erstuntersuchung wurde mit der Empfehlung zu Betablockern befundet. Mit seinen erst 14 Jahren konnte ich das nicht akzeptieren. Eine endokrinologische Untersuchung wurde abgelehnt. Mein Sohn war mit 14 noch Nichtraucher, keine Genussmittel oder dergleichen. Nur die Schilddrüsenwerte wurden im Rhamen einer Gesundheitsamtuntersuchung bestimmt-Normalwert.
Also, ich werde jetzt Dank Ihren Worten noch nicht aufgeben und meinem Sohn zu allererst zum Nichtraucher überreden.
Ich danke Ihnen für Ihre erliche Antwort...

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25.04.2007, 06:09 Uhr
Antwort

Ich hoffe, dass sie die Probleme bei ihren Sohn irgendwann aufdecken können und herausfinden, was mit ihrem Sohn los ist.
Alles Gute
C. Altmann

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