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Magen-Darm Beschwerden, die nicht aufhören

Kategorie: Magen-Darm » Expertenrat Durchfall/Übelkeit | Expertenfrage

05.11.2020 | 14:15 Uhr

Liebes Lifeline Team,

ich bin 27Jahre alt und habe seit 2 Jahren fast durchgehend die gleichen Magen-Darm-Beschwerden. Ich leide unter Durchfällen nach fast jeder Mahlzeit, sodass ich nach 10-20minuten schon wirklich auf die nächste Toilette rennen muss. Dabei ist es meistens egal was ich esse. Ich bin bereits negativ auf Laktose- und Frutctoseintoleranz getestet worden, Zöliakie und Histaminintoleranz ebenfalls ausgeschlossen. Ich habe vor einem Jahr eine Stuhluntersuchung im Labor gemacht, bei der eine gestörte Kolonisationsresistenz, eine Verminderung von Bifidobakterien und der Laktobazillenflora, sowie ein Gallensäureverlustsyndrom festgestellt worden sind. Ich habe daraufhin Probiotika und Cholestyramin verschrieben bekommen, leider aber immer noch stark unter den Beschwerden (mal mehr und mal weniger, aber konstant). 
Zusätzlich habe ich letztes Jahr ein PCO-Syndrom mit einer Hyperandrogenämie diagnostiziert bekommen, die ich seitdem mit Metformin 2000mg am Tag behandle. Soweit ich weiß wirkt sich Metformin auch auf den Magen-Darm-Trakt aus. Dies bereitet mir aber meistens nur Beschwerden wenn ich nichts zu den Tabletten esse. Es kommt auch hin und wieder vor, dass ich plötzlich erbrechen muss. Hier besteht aber auch das Problem, dass ich regelmäßig an Appetitverlust leide und mir beim Gedanken oder Geruch von gekochtem Essen oft übel wird. In solchen Zeiten kann ich weder sehr kalte, noch heiße Speisen zu mir nehmen und esse meistens nur Brot,Haferflocken mit Wasser oder Obst, wenn ich es schaffe überhaupt zu essen. Trotz der Appetitlosigkeit und den täglichen Durchfällen nehme ich aber trotzdem an Gewicht zu. Ich bin 1,58m groß und wiege 78kg. Das Metformin sollte mir bzgl. meines PCO-Syndroms auch bei einer Abnahme helfen, tat es aber nicht. (Schilddrüsenerkrankungen wurden ausgeschlossen)

Ich leide wirklich täglich stark an diesen Beschwerden. Durchfälle, Übelkeit, Erbrechen, Schwindel, Blähungen, Gewichtszunahme und Appetitverlust. Hausärztin, Gastroenterologie, Gynäkologie oder Endokrinologie waren bislang ratlos. Mir geht es aber einfach nur schlecht und ich weiß nicht an wen ich mich als nächstes wenden soll und welche Beschwerden womit überhaupt zu tun haben, ob alles miteinander zusammenhängt, oder nichts davon. 
Ich würde mich darüber freuen, wenn ich einen Ratschlag bekommen könnte, an welche Spezialisten ich mich als nächstes wenden soll, oder ob ich die Beschwerden jetzt weiterhin einfach so hinnehmen muss.

Freundliche Grüße und Vielen Dank

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Experte-Ohlert
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10.11.2020, 18:38 Uhr
Antwort von Experte-Ohlert


Sehr geehrte Anfragerin,
sehr geehrter Anfrager,

vielen Dank für Ihre Anfrage, die ich gerne beantworte. Zunächst aber eine Vorbemerkung: Es erscheint mit wichtig darauf hinzuweisen, dass ich hier natürlich nur ganz allgemein zu den aufgeworfenen Themen Stellung beziehen kann.
Der Komplexität des Krankheitsbildes eines jeden einzelnen Patienten wird eine Stellungnahme im Rahmen einer "Internetkonsultation" sicherlich nicht gerecht.
Bitte verstehen Sie daher meine Ausführungen auch immer nur als "Denkanstoß" für die weiteren Gespräche mit Ihren behandelnden Ärzten.
Es wird letztlich "Bücherwissen" reproduziert und keinerlei individuelle Beratung in Bezug Ihr Krankheitsbild vorgenommen.
Dies wäre nach der Berufsordnung nämlich auch gar nicht zulässig.

Nun aber zu Ihrer Frage:

 Rezidivierende Verdauungsbeschwerden der geschilderten Art bedürfen natürlich zunächst einer eingehenden Diagnostik. Hier hat sich das Prinzip der sogenannten Stufendiagnostik etabliert. Man beginnt mit relativ einfachen Untersuchungen, zum Beispiel körperliche Untersuchung, Blutentnahme und steigert dann das Programm je nach Ergebnis der vorherigen Untersuchungen stufenweise (daher der Name) bis hinn zu invasiven Untersuuchungen oder Funktionsuntersuchungen.

Leider wird man gerade bei Verdauungsbeschwerden der geschilderten Art keineswegs immer „fündig“. Mitunter bleeiben die Beschwerden, obwohl alle objektiven Befunde normale Werte zeigen.

Eine typische Situation dieser Art ist das sogenannte Reizdarmsyndrom. Es handelt sich umm eine Ausschlussdiagnose. Dies bedeutet, dass es kein spezifisches Merkmal des Reizdarms gibt (also kein Laborwert, kein anderes Messverfahren), sondern es werden mehr oder weniger alle anderen Möglichkeiten ausgeschlossen. Wenn dies der Fall ist, kann man von einem Reizdarmsyndrom sprechen.

 

Eine spezifische Behandlung existiert – man ahnt es bereits – bedauerlicherweise nicht. Mitunter können Ernährungsumstellungen helfen, oftmals ist es aber auch unaabdingbar, sich mit dem Problem zu arrangieren.

 

Im vorliegenden Fall fällt mmir auf, dass eine Dickdarmspiegelung (Koloskopie) nicht erwähnt wurde. Eine Koloskopie ermöglicht es nicht nur, die Darmschleimhäute unmittelbar zu sehen und zu beurteilen, sondern es können auch Gewebeproben entnommen werden. So ist zum Beispiel bei vielen chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (Colitis ulcerosa, Morbus Crohn) auf diesem Wege erst eine solide Diagnostik möglich.

 

 

 

Wie schon oben gesagt, ist dies kein Portal zu individuellen Beratung über das Wesen von Symtomen -
das gehört in die Hand des Arztes, der Sie vor Ort untersuchungen und beraten kann. Da Ihre Frage aber
genau in diese Richtung zielt, kann ich nur anraten, einen Arzt vor Ort aufzusuchen.

 

 

 

Besten Gruss

Dr. Peter Ohlert

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