Hallo, ich habe Verdacht auf Appendizitis, aber nur durch Druckschmerz (rechter Unterbauch) oder Schmerz bei verschiedenen Bewegungen wie dem Anheben des rechten Beins. Ich habe kein Fieber, keine Appetitlosigkeit/Überlkeit und keine Entzündungswerte im Blut. Im Ultraschall hat man den Wurmfortsatz nicht gefunden/keine Auffälligkeiten entdeckt und im MRT keine Auffälligkeiten bis auf eine relevante Flüssigkeitsansammlung im kleinen Becken. Auch bei erneuter Blutuntersuchung sind Leukozyten und CRP im mittleren Normbereich. Was ist nun zutun? Möglicherweise nur eine Eurmfortsatz-Reizung die wieder abheilt? Aktuell soll ich wohl sobald Fieber oder stärkere Schmerzen kommen, in die Notaufnahme ansonsten hätte ich am Dienstag, erst nach Pfingsten, eine Stuhluntersuchung. Können sie mir eine Einschätzung geben? Im Krankenhaus hätte man mir außer einer OP nicht weiterhelfen können und die Hausärztin sagt abwarten und dann Stuhluntersuchung machen. Ich weiß Ferndiagnosen sind ungünstig, allerdings habe ich die Beschwerden nun ein paar Tage ohne großartige Verschlimmerung und vielleicht können Sie mir einen guten Rat geben. Stimmt es das ohne Entzündungswerte und ohne Fieber erstmal kein Grund für Bedenken ist? Der Druckschmerz am Wurmfortsatz besteht weiterhin und die Flüssigkeitsansammlung im kleinen Becken sollte ja bei Männern auch nicht sein.
Komplizierter Verdacht auf Appendizitis
Kategorie: Magen-Darm » Expertenrat Durchfall/Übelkeit | Expertenfrage
Antwort von Experte-Ohlert
Sehr geehrte Anfragerin,
sehr geehrter Anfrager,
vielen Dank für Ihre Anfrage, die ich gerne beantworte. Zunächst aber eine Vorbemerkung: Es erscheint mit wichtig darauf hinzuweisen, dass ich hier natürlich nur ganz allgemein zu den aufgeworfenen Themen Stellung beziehen kann.
Der Komplexität des Krankheitsbildes eines jeden einzelnen Patienten wird eine Stellungnahme im Rahmen einer "Internetkonsultation" sicherlich nicht gerecht.
Bitte verstehen Sie daher meine Ausführungen auch immer nur als "Denkanstoß" für die weiteren Gespräche mit Ihren behandelnden Ärzten.
Es wird letztlich "Bücherwissen" reproduziert und keinerlei individuelle Beratung in Bezug Ihr Krankheitsbild vorgenommen.
Dies wäre nach der Berufsordnung nämlich auch gar nicht zulässig.
Nun aber zu Ihrer Frage:
um es hier einmal ganz deutlich zu sagen: zu Ihrem Fall kann und werde ich mich hier nicht äußern. Das hängt mit folgendem Umstand zusammen:
Die Diagnose einer akuten Wurmfortsatzes Entzündung (Appendizitis) ist weitaus schwieriger, als man vielleicht als Laie so denkt. Weil es sich um ein relativ häufiges Krankheitsbild handelt, meinen viele Menschen, es müsste auch sehr einfach zu diagnostizieren sein (“ das lernen die Studenten doch bestimmt im ersten Semester“).
Das ist aber nicht der Fall. Denn das Krankheitsbild der akuten Appendizitis ist äußerst vielgestaltig. So richtig folgt es keinen Regeln. Zwar haben wir einige diagnostische Kriterien, die I ja auch schon genannt hatten, aber mal fehlt die Leukozytose, mal fehlt der typische Druckschmerz usw. und sofort. Letztlich zählt bei der Diagnose der akuten Appendizitis immer noch die ärztliche Erfahrung. Aber auch die täuscht schon mal. Wie viele Wurmfortsätze sind schon herausgenommen worden und bei der histologischen Aufarbeitung musste man sagen, dass die dort zu sehenden Entzündungszeichen gar nicht so ausgeprägt sind, wie man es zunächst klinisch vermutet hatte. Mit anderen Worten es ist eine schwierige Diagnose, die mitunter den eigentlich zu erwartenden Regel nicht gehorcht und es bedarf der ärztlichen Befunderhebung vor Ort.
Wie schon oben gesagt, ist dies kein Portal zu individuellen Beratung über das Wesen von Symtomen -
das gehört in die Hand des Arztes, der Sie vor Ort untersuchungen und beraten kann. Da Ihre Frage aber
genau in diese Richtung zielt, kann ich nur anraten, einen Arzt vor Ort aufzusuchen.
Besten Gruss
Dr. Peter Ohlert
