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Colitis Ulcerosa - Antibiotika und Schmerzmittel nach HT

Kategorie: Magen-Darm » Expertenrat Durchfall/Übelkeit | Expertenfrage

19.08.2020 | 17:30 Uhr

Sehr geehrte(r) Facharzt/In,

ich habe Colitis ulcerosa (ein richtig passendes Forum ließ sich nicht auswählen), bekomme dagegen Entyvio und bin seit Monaten weitgehend und aktuell weitestgehend oder gänzlich in Remission. Ich überlege, eine Haartransplantation durchführen zu lassen. Danach und für weitere 2 Tage wird ein Schmerzmittel (Ibuprofen) benötigt bzw. angeraten. Als Cu Mensch soll man aber ja keine nicht steroidalen Antiphlogistika einnehmen. Paracetamol soll aber nach meiner letzten Info dazu vom Gastroenterologen, die schon länger zurückliegt, OK sein (obwohl auch das u.a. nach der HT-Ärztin obiger Gruppe zugeordnet werden kann) und nach kürzerer eigener Recherche käme eventuell noch Tramadol, Tilidin oder Metamizol in Frage. Welches Schmerzmittel kann man bedenkenlos nehmen in welcher Dosierung? Dann soll zusätzlich morgens am Tag nach der OP und am weiteren Folgetag Azithromycin genommen werden (jeweils 1 Tablette). Wegen der Darmflora möchte ich ungern Antibiotika nehmen. Oder halten Sie das für unbedenklich? Was würden Sie so oder so davon halten, das, bei komplett rasiertem Kopf, wegzulassen? Außerdem nehme ich noch gelegentlich (anlassbezogen) die PrEP (PräExpositionsProphylaxe gegen HIV), was zu der Zeit dann nicht geschehen muss. Vielen Dank!

Mit freundlichen Grüßen

Fragesteller

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Experte-Ohlert
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23.08.2020, 12:07 Uhr
Antwort von Experte-Ohlert


Sehr geehrte Anfragerin,
sehr geehrter Anfrager,

vielen Dank für Ihre Anfrage, die ich gerne beantworte. Zunächst aber eine Vorbemerkung: Es erscheint mit wichtig darauf hinzuweisen, dass ich hier natürlich nur ganz allgemein zu den aufgeworfenen Themen Stellung beziehen kann.
Der Komplexität des Krankheitsbildes eines jeden einzelnen Patienten wird eine Stellungnahme im Rahmen einer "Internetkonsultation" sicherlich nicht gerecht.
Bitte verstehen Sie daher meine Ausführungen auch immer nur als "Denkanstoß" für die weiteren Gespräche mit Ihren behandelnden Ärzten.
Es wird letztlich "Bücherwissen" reproduziert und keinerlei individuelle Beratung in Bezug Ihr Krankheitsbild vorgenommen.
Dies wäre nach der Berufsordnung nämlich auch gar nicht zulässig.

Nun aber zu Ihrer Frage:

 Paracetamol gehört zwar nicht ganz klassischerweise zu den sogenannten nicht steroidalen Antirheumatika (hier wären eher Ibuprofen, Naproxen etc. einzuordnen), hat aber durchaus vergleichbare Eigenschaften. Wirklich „darmfreundlich“ ist Paracetamol auch nicht. Mit anderen Worten: der Begriff „bedenkenlos“ kann im Zusammenhang mit Schmerzmedikamenten gleich welcher Art eigentlich nie benutzt werden.

Medizinisch gesehen muss man Prioritäten setzen. Die Colitis ulcerosa ist ein sehr ernstes Krankheitsbild; ob die Notwendigkeit einer Haartransplantation ebenfalls medizinisch begründet ist, möchte ich an dieser Stelle dahingestellt sein lassen. Dies muss man natürlich für sich selber entscheiden, sollte aber eine solche Prioritätensetzung bei der Abwägung der Medikamenten-Auswahl mit ins Kalkül ziehen. 

Wie schon oben gesagt, ist dies kein Portal zu individuellen Beratung über das Wesen von Symtomen -
das gehört in die Hand des Arztes, der Sie vor Ort untersuchungen und beraten kann. Da Ihre Frage aber
genau in diese Richtung zielt, kann ich nur anraten, einen Arzt vor Ort aufzusuchen.

 

 

 

Besten Gruss

Dr. Peter Ohlert

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23.08.2020, 15:17 Uhr
Antwort

Sehr geehrter Herr Dr. Ohlert,

vielen herzlichen Dank für Ihre Antwort.

Würden Sie bitte noch kurz auf das Thema Antibiotika eingehen? Ich vermute, dass diese/manche bei Colitis ulcerosa eher nicht genommen werden sollten, wenn nicht dringend medizinisch nötig, auf der anderen Seite kommen sie in manchen Fällen als (Teil der) Therapie zum Einsatz. Eine andere Ärztin rät mir anstelle von Azithromycin, das 10 Tage im Körper bleiben soll, 3 Tage Amoxicillin.

Schmerzmittel weglassen wäre im Urlaub vielleicht noch denkbar. Antibiotikum weglassen? (komplett rasiert oder auch nicht)

Mit freundlichen Grüßen,

Fragesteller

Experte-Ohlert
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27.08.2020, 07:17 Uhr
Antwort von Experte-Ohlert

Die „prophylaktische“ Gabe von Antibiotika ist ohnehin ein nicht zu unterschätzendes Problem. Wie Sie sicherlich schon oft in den Medien gelesen oder gehört haben, ist die Anwendung von Antibiotika ohne strenge Indikation einer der Gründe dafür, dass immer mehr Resistenzen gegen Antibiotika entstehen. Ob es sinnvoll ist, perioperativ (also im Zusammenhang mit einer Operation) ein Antibiotikum prophylaktisch einzusetzen, darüber kann man eine große Fachdiskussion führen. Ein Antibiotikum dient eigentlich dazu, vorhandene (!) Pathogene Keime, die auch zu einer Krankheit führen (also zum Beispiel eine Entzündung) zu beseitigen. Sind diese Keime (noch) nicht vorhanden oder sind sie vorhanden und es ist (noch) keine Entzündung vorhanden, so ist der Einsatz eines Antibiotikums stets sorgfältig zu hinterfragen.

Berücksichtigt man nun, dass ein Antibiotikum nicht nur punktuell dorthin gebracht werden kann, wo man es eigentlich haben möchte (also zum Beispiel in den Bereich, in dem operiert worden ist), so wird schnell deutlich, dass – unabhängig vom Vorhandensein einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung – möglicherweise die Kollateral Schäden größer sind, als man es eigentlich vertreten möchte.

Beste Grüße

Dr. Peter Ohlert

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