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Mammographie und Mikrokalk

Kategorie: Frauenheilkunde » Expertenrat Brustkrebs | Expertenfrage

28.01.2025 | 12:26 Uhr

Liebes Team,

Ich bin 59 und bekomme daher regelmäßig eine Einladung zum Screening, welches ich noch nie in Anspruch genommen habe. Allerdings gehe ich regelmäßig zum Ultraschall

Nun lese ich in der Begleitbroschüre zur Einladung immer wieder etwas von Mikroverkalkung und Überdiagnosen. Genau die Gefahr vor Überdiagnose, die ja höher ist als dass das Sterberisiko durch Screening bedeutend sinkt, war auch der Grund warum ich bisher nie bei der Untersuchung war. 

Meine Fragen daher: wird denn wirklich jede Mikroverkalkung sofort mit dem vollen Programm (Biopsie, OP etc. ) behandelt oder gibt es schon von aussen sichtbare harmlose bzw. weniger harmlose Verkalkungen ?

Warum eigentlich überhaupt eine Mammographie, wenn man doch zur weiteren Abklärung zum Ultraschall geschickt wird und ausserdem eine nicht unerhebliche Zahl von Veränderungen gar nicht erkannt wird? 

Ich beschäftige mich seit längerem mit diesem Thema und bin mir zunehmend unsicher ob dahinter nicht eine große wirtschaftliche Komponente steht. Nicht umsonst wird Mammographie selbst in Fachkreisen immer wieder kontrovers diskutiert. 

Steigt mit immer hochauflösenderen Verfahren nicht auch zwangsläufig die Brustkrebsrate, weil man heute jede noch so kleine Veränderung therapiert, die früher unentdeckt blieb und auch nie zu Schwierigkeiten geführt hat, heute aber in die Statistik miteinfließt ?

Natürlich möchte auch ich meine Brustgesundheit erhalten, aber zu welchem Preis? 

Bitte helfen Sie mir meine Fragen einzuordnen. 

Herzlichen Dank und liebe Grüße. 

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Lifeline Gesundheitsteam
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gestern, 11:27 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo,

Sie sprechen tatsächlich eine sehr wichtige Frage an. Offensichtlich haben Sie sich bereits gründlich mit dem Thema auseinandergesetzt, was auch gut nachvollziehbar ist. Die Bedenken, die Sie äußern, teilen viele Menschen, wenn es um die Mammographie geht. Daher gibt es verschiedene Aspekte, die in dieser Diskussion berücksichtigt werden sollten.
Mikroverkalkungen, die bei einer Mammographie festgestellt werden, sind nicht immer ein Anzeichen für Krebs. In vielen Fällen sind sie völlig harmlos, jedoch können sie in einigen Fällen auch auf einen frühen Brustkrebs hinweisen. Das Problem ist, dass diese Mikroverkalkungen nicht immer eindeutig sind und daher in einigen Fällen zu Überdiagnosen führen können, was wiederum unnötige Belastungen für die betroffenen Patientinnen nach sich ziehen kann.
Es ist wichtig zu betonen, dass nicht jede Mikroverkalkung sofort zu einer intensiven Behandlung führt. Vielmehr werden die Form, Häufigkeit und das Muster der Verkalkungen berücksichtigt, und erst wenn ein Verdacht auf eine bösartige Veränderung besteht, erfolgt eine Biopsie. In vielen Fällen können die Verkalkungen jedoch erst einmal nur beobachtet werden, ohne dass eine Behandlung notwendig ist.
Die Mammographie bleibt derzeit die Standardmethode zur Früherkennung von Brustkrebs, auch wenn sie nicht alle Veränderungen zuverlässig erkennen kann. Sie hat jedoch entscheidende Vorteile: Sie kann flächendeckend und kostengünstig durchgeführt werden, wodurch viele Krebsarten im Frühstadium entdeckt werden können. Zudem ist die Erfahrung des untersuchenden Arztes bei der Mammographie nicht so entscheidend wie bei anderen Verfahren, was ihre breitere Anwendbarkeit ermöglicht. Der Ultraschall hingegen kann als ergänzendes Verfahren hilfreich sein, um zwischen festen und flüssigen Veränderungen zu unterscheiden. Auch er hat jedoch seine Grenzen, besonders bei kleinen Tumoren.
Die Problematik der Überdiagnose und die damit verbundenen wirtschaftlichen Interessen, die Sie ansprechen, sind ebenfalls sehr relevant. Es ist durchaus möglich, dass die Brustkrebsrate durch die immer detaillierteren Untersuchungstechniken künstlich ansteigt, was auch die Belastung der Patientinnen erhöht. Dennoch kann die Mammographie in einigen Fällen sehr sinnvoll sein. Es handelt sich dabei auch um ein statistisches Phänomen: Die Früherkennung und rechtzeitige Behandlung von Brustkrebs durch Mammographien zeigt besonders hohe Erfolge, wenn viele Frauen daran teilnehmen.
Die Frage, ob man sich einer Mammographie unterziehen sollte oder nicht, ist daher nicht einfach zu beantworten. Es handelt sich um einen komplexen Balanceakt. Ein sinnvoller Ansatz für Sie könnte es daher sein, Ihre Bedenken offen mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin zu besprechen, gemeinsam die Vor- und Nachteile abzuwägen und zu prüfen, ob es Alternativen gibt, die besser zu Ihrer individuellen Situation passen. Letztlich lässt sich diese Frage wohl nicht in einem einfachen Satz beantworten, da sie stark von den persönlichen Präferenzen und dem individuellen Gesundheitsbild abhängt.

Wir hoffen, wir konnten Ihnen damit weiterhelfen - Ihr Lifeline Gesundheitsteam

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