Hallo,
ich komme gerade von einer Vorsorgeuntersuchung beim Lungenarzt. Ich bin 47 Jahre alt, männlich und habe bis vor ca. 4 Jahren geraucht. Es bestehen keinerlei Beschwerden wie Husten oder ähliches.
Es wurde eine Lungenfunktionsprüfung und Lungenröntgen gemacht. Ergebnis: Alles Altersentsprechend und OK. Lediglich die Lunge ist leicht gebläht, laut Arzt aber kein Grund zur Besorgnis.
Leider habe ich zu Hause dann Lunge gebläht in Google eingeben und dort erscheinen dann Krankheiten wie COPD usw. Dort ist dann von fortschreitender Erkrankung und eingeschränkter Lebenserwartung die Rede.
Daher meine Frage: Ist eine leichte Lungenblähung sehr bedenklich oder ist es eher wie mein Lungen-Arzt meinte eine normale Folge des Alters und des jahrelangen Rauchens und überhaupt nicht bedenklich? Hat das jetzt irgend etwas mit COPD zu tun (ich habe überhaupt keine Beschwerden, die dort beschrieben werden)?
Danke für Ihre Hilfe.
Lothar
Lunge leicht gebläht
Kategorie: Infektionen » Expertenrat Bronchitis/Husten | Expertenfrage
Antwort von Experte-Barczok
Hallo,
ich weiß leider nicht, was den Lungenarzt zu der Bemerkung veranlasst hat, die Lunge sei leicht gebläht. Er hat Ihnen ja anderseits bestätigt, dass die Lungenfunktion selbst in Ordnung war. Eine Lungenüberblähung von Krankheitswert ist kein Frühsymptom einer COPD sondern eher bei einer bereits stark geschädigten Lungenfunktion anzutreffen. Das scheint aber definitiv nicht der Fall zu sein. Von daher würde ich Ihnen empfehlen, aus dem Gespräch mitzunehmen, dass alles in Ordnung ist, offensichtlich haben Sie rechtzeitig aufgehört zu rauchen und brauchen sich dann auch keine Sorgen wegen Spätschäden zu machen.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Barczok
Antwort
Lieber Herr Dr. Barczok,
heute habe ich den schriftlichen Befund erhalten:
Diagnose: Beginnendes Lungenemphysem nach Nikontinkonsum (30 Pack Years)
Anamnese: Subjektiv beschwerdefrei. Langstreckenläufer
Körperliche Untersuchung: Lunge auskultatorisch unauffällig.
Bodyplethymographie: Geringe Lungenüberblähung, Normaler Atemwegswiederstand
Pulsoxymetrie: SaO2 99%
Rö-Thorax in 2 Ebenen: Geringgradiges Lungenemphysem. Ansonsten altersentsprechend unauffällig
Zusammenfassend handelt es sich pneumologischerseits um ein beginnendes Lungenemphysem nach früherem Zigarettenrauch. Eine Medikation ist nicht erforderlich.
Hier die genauen Ergebnisse der Lungenfunktionstestes:
Soll Ist Ist/Soll
VCmax-B 4,71 4,22 90%
IRV-B 2,25
ERV-B 0,62
VT-B 1,35
IC-B 3,60
FVCex 4,51 4,07 90%
FEV1 3,67 3,63 99%
FEV1/VCmax 79 86 109%
MEF25 2,0 2,18 109%
MEF50 4,83 5,03 104%
MEF-25-75 4,08 4,53 111%
PEF 8,89 8,86 100%
RAWtot <0,30 0,23 76%
sRAWtot <1,18 0,85 72%
Gtot 4,39
TLC-B 6,91 7,32 106%
TGV-B 3,44 3,72 108%
RV-B 2,09 3,10 148%
TGV/TLC-B 54 51 95%
RV/TLCB 32 42 133%
Mir fällt es noch immer schwer, diese Diagnose zu akzeptieren. Ich fühle mich blendend und kerngesund, in Wirklichkeit bin ich aber ersthaft chronisch krank.
Ich bitte daher noch einmal um Ihre Hilfe und Einschätzung: Kann man denn ein beginnendes Lungenempysem wirklich so eindeutig diagnostizieren?
Ich habe mich schon ein wenig eingelesen, die unteren RV-Werte sind wohl am aussagefähigsten Emfphysem und diese sind bei mir ja auch tatsächlich erhöht.
Meßfehler aufgrund von nicht ganz richtiger Mitarbeit des Patienten beim Lungenfunktionstest gibt es wohl nicht? Ein junges Mädchen hat den LFT mit mir gemacht und leider nicht sehr viel erklärt. Da es mein erster Test war, wußte ich teilweise gar nicht richtig, wie ich atmen soll. Insbesondere als der Wiederstand im Schlauch auftrat, wusste ich gar nicht, was ich machen sollte.
Ich würde mich noch eimal sehr über Ihre kurze Einschätzung freuen.
Mit freundlichen Grüßen
Lothar Markus
Antwort von Experte-Barczok
Hallo,
nachdem sie mir jetzt ihre Lungenfunktionswerte geschickt haben, kann ich noch weniger verstehen, worum es eigentlich geht. Sie haben eine völlig normale Lungenfunktion. Der entscheidende Wert, das FEV 1 liegt bei 99 % des Sollwertes, ein extrem gutes Ergebnis, wenn man berücksichtigt, dass Sie früher sogar geraucht haben. Alle Werte sind im Normbereich, das Residualvolumen hat eine große Schwankungstoleranz und ist ein fehlerempfindlicher Sekundärparameter. Darauf ist keine Diagnose aufzubauen. Sie sind so gesund wie sie sich fühlen, ich kann dazu nur gratulieren und wünsche alles Gute.
Mit freundlichen Grüßen Dr. Barczok
Antwort
Sehr geehrter Herr Dr. Barczok,
vielen Dank für Ihre nette Antwort. Sie hat mir sehr viel Hoffnung gemacht.
Ich habe noch einmal mit dem behandelnden Lungenfacharzt gesproche. Er meinte, das Lungenemphysem ginge auch schon mal ohne eine Reduktion des FEV1 einher und im Rötgenbild wäre bei mir auch ein beginnenden Lungenemphysem erkennbar. Wichtiger sei für ihn aber die Erhöhung des RV.
Er hat mich jetzt aber noch einmal in seine Praxis bestellt. Er möchte zum einen eine Blutuntersuchung auf Alpha1 vornehmen (ich bin fast 48 Jahre alt, wären die Lungen-Probleme bei Alpha1 nicht schon früher aufgetreten?) und noch einmal die Lungenfunktion überprüfen.
Ihn interessiert hauptsächlich das bei mir erhöhte Residialvolumen. Da ich den Arzt erst am Schluß sehe und die LuFu von einer wortkargen Mitarbeiterin durchgeführt wurde, bitte ich sie noch einmal zum Hilfe zum Ablauf:
Wie muss ich denn bei der Messung des RV genau atmen? Ganz tief einatmen und dann bis nichts mehr geht ausatmen? Ist dabei auch die Geschwindigkeit bzw. der Druck der Ausatmung von Bedeutung? Oder kann ich wirklich bis zum letzten alles aus den Lungen pressen?
Bei der ersten LuFu wurde der Schlauch auch manchmal verschlossen. Muß dieser Verschluß mit Druck zum Öffnen gebracht werden?
Ich möchte es wenigstens von der Technik her richtig machen.
Für Ihre Hilfe darf ich mich noch einmal ganz herzlich bedanken.
Mit freundlichen Grüßen
Lothar
Antwort von Experte-Barczok
Ok, für die Messung des RV ist wichtig, dass Sie ruhig ein und dann ganz ausatmen, bis nichts mehr geht. Bei dem sogenannten verschlussdruckmanöver geht es um den sogdruck, den Sie entwickeln können, da können Sie nichts besonderes falsch oder richtig machen.
MfG
Dr. Barczok
Antwort
Danke Herr Dr. Barczok,
ich habe gelesen, dass die Messung des RV über ein Gas erfolgt. Macht es dabei überhaupt einen Unterschied, ob ich richtig tief ausateme oder nur einigermaßen tief?
Können bei der Messung des RV sonst noch irgendwelche Fehler auftreten? Bei mir wurde wie bereits beschrieben eine Erhöhung um 148% gemessen und dies würde ja schon eine mittlere Überblähung bedeuten. Ich hoffe immer noch auf einen Messfehler.
Ich danke Ihnen sehr für Ihre Antwort.
Lothar
Antwort von Experte-Barczok
Hallo,
nein, normalerweise wird das RV als Differenz zwischen dem im Body gemessenen globalen Lungenvolumen und der maximal ausgeatmeten Vitalkapazität gemessen. Es gibt auch eine Messung mit CO im Rahmen der sogenannten DCO-Messung mit CO. Auch hier müssen Sie aber gut ein- und ausatmen. Und nochmal, eine Krankheit ist nicht eine Abweichung von fehleranfälligen Werten, sondern etwas, was wirklich Krankheitswert hat und das scheint ja nun bei Ihnen jedenfalls nicht der Fall zu sein!
mfg
Dr. Barczok
Antwort
Hallo Herr Dr. Barczok,
je mehr ich mich mit der Sache beschäftige, umso mehr gehe ich davon aus, dass an der Sache doch etwas dran ist.
Die übermittelten Werte des Lungenfunktonstestes sind zwar alle in Ordnung (bis auf das Residualvolumen), aber mir fallen auch einige Sachen auf.
Bei der Atemschleife geht die Schleife unterhalb der Mittellinie auf der rechten Seite auseinander. Dies ist wohl ein Zeichen für eine Überblähung.
Mir fällt auch etwas an mir persönlich auf. Beim Ausatmen (wenn ich z.B. gegen die Hand ausatme) wird der Luftdruck nach ca. 2 Sekunden deutlich schwächer. Atemnot habe ich aber dadurch nicht.
Ich sehe die Sache mittlerweile leider doch recht pessimistisch. Wenn es doch ein Emphysem ist und folgende Werte richtig sind:
RV-B 2,09 3,10 148%
RV/TLCB 32 42 133%
Wie sehen Sie dann meine Prognose?
Und sollte ich noch rigendwelche Untersuchungen vornehmen lassen?
Ich danke Ihnen nochmals ganz herzlich für Ihre Hilfe und bitte Sie, meine vielen Fragen zu entschuldigen.
Lothar
Antwort
Nochmals Hallo Herr Dr. Barczok,
zunächst noch einmal vielen Dank für Ihre freundliche Hilfe.
ich komme gerade von der Untersuchung beim Lunggenfacharzt.
Hier sind meine neuen Werte:
Wie von Ihnen angekündigt gibt es doch große Schwankungen und das Residualvolumen hat sich zumindest gebessert.
Der Lungenfacharzt hält zwar an seiner Diagnose Leichtes Lungenemphysem fest, aber damit komme ich jetzt besser klar.
Body:
Soll Ist Ist/Soll
VCmax-B 4,71 4,48 95%
FVCex 3,67 3,93 107%
FEV1 3,67 3,93 107%
FEV1/VCmax 79 88 111%
MEF25 2,0 2,65 133%
MEF50 4,83 5,84 121%
MEF25-75 4,08 4,91 120%
PEF 8,89 8,41 95%
TLC-B 6,91 6,95 101%
TGV-B 3,44 4,14 120%
RV-B 2,09 2,47 118% (war bei der letzten Messung bei 3,10)
TGV/TLC-B 54 60 111%
RV-TLC-B 32 36 111% (war bei der letzten Messung bei 42 bzw. 135%)
HE-RV/FRC:
TLC-He 6,91 7,79 113%
FRC-He 3,44 2,97 86%
RV-He 2,09 2,61 125%
RV/TLC-He 32 34 105%
CO-Diffusion:
TLCO 10,32 15,25 148%
KCO 1,53 2,04 133%
VIN-He 4,71 4,49 95%
VA 7,63
Was sagen Sie dazu?
Und könnten Sie mir noch freundlicherweise die hohen CO-Diffusions-Werte kommentieren?
Nochmals verbindlichen Dank für Ihre Hilfe und den super Service, den Sie hier bieten. Ich wüsste nicht, wohin ich mich sonst mit meinem Problem wenden sollte.
Lothar