Sehr geehrter Herr Dr. Thelen,
zunächst möchte ich mich für Ihr Engagement hier bedanken. Die Möglichkeit, hier eine Frage an einen Experten zu richten, ist wirklich sehr hilfreich.
Kurz zur Vorgeschichte:
Ich bin männlich und 36. In den letzten 2 Jahren hatte ich einige private Belastungssituationen (u.a. die Trennung von meiner langjährigen Partnerin) zu verarbeiten. Ich bin dadurch leider in ein tiefes Loch gefallen und habe durch eine "Crashdiät" 30 Kilogramm Gewicht abgenommen. Es entwickelten sich dann allerdings diverse psychosomatische Beschwerden. Erstmals in meinem Leben bekam ich ventrikuläre Extrasystolen mehrmals am Tag, die mich regelrecht über einen langen Zeitraum in Panik versetzten. Eine Kardiologische Abklärung (LZ-EKG, Belastungs-EKG, Herzecho (auch unter Belastung) konnte keine Ursache aufzeigen. Inzwischen treten die Extrasystolen fast gar nicht mehr auf. Auch meine zeitweise extremen Schlafstörungen haben sich deutlich gebessert. Ich schlafe nun zumindest wieder 6 Stunden am Tag, während ich vor den 2 Jahren durchaus 8 bis 9 Stunden geschlafen habe. Insgesamt gehe ich inzwischen davon aus, dass ich mein vegetatives Nervensystem überstrapaziert habe, wofür auch spricht, dass ich inzwischen unter einer Hypertonie mit gewissen Blutdruckschwankungen leide.
Nun zu meiner eigentlichen Frage:
Vor ca. 2 Wochen entdeckte ich bei einem Friseurbesuch plötzlich eine Anisokorie. Die Pupille meines linken Augen war fast doppelt so groß wie meine rechte. Sofort geriet ich wieder in große Panik und fuhr notfallmäßig zum Augenarzt. Dieser konnte meine Panik noch steigern, in dem er erklärte, dass er im letzten Jahr bereits bei 3 Patienten einen Hirntumor gefunden habe. Er war sich zudem nicht sicher, ob der linke Augenhintergrund einen schrägen Sehnerveintritt oder eine beginnende Stauungspapille aufweise. Ich geriet so in Panik, dass ich abends noch in die Augenklinik unserer Uniklinik fuhr. Dort wurden zahlreiche Untersuchungen durchgeführt, die alle ohne Befund blieben. Eine Stauungspapille konnte ausgeschlossen werden, ebenso alle weiteren relevanten Augenerkrankungen. Der Augeninnendruck konnte bei 18 ermittelt werden. Das Gesichtsfeld war unauffällig. Man stufte die Anisokorie, die man mit ca. 1 mm angab, als "physiologisch" ein. Die Beurteilung der Anisokorie war allerdings eingeschränkt, da ich ja morgens pupillenerweiternde Augentrofen beim Augenarzt erhalten hatte. Mein Hausarzt überwies mich dann auch noch zum Schädel-MRT, das ebenfalls keinen Befund zeigte. Eine Raumforderung konnte als Ursache ausgeschlossen werden. Ebenso konnten die Sehnerven dargestellt werden, die völlig unauffällig waren. Bis auf eine polypöse Schleimhautschwellung, die der Radiologe als diskret bezeichnete, gab es keine Auffälligkeiten. Lt. Augenarzt habe ich einen Fundus Hypertonicus Grad I.
Die Aniskokorie besteht unverändert. Ich habe zahlreiche Fotos durchgeschaut und kann ausschließen, dass die Aniskokorie schon früher bestand. Auf hunderten Fotos sind meine Pupillen absolut identisch. Bei hellen Lichtverhältnissen über Tag ist die Anisokorie oftmals nicht zu erkennen oder wirklich minimal. Gerade abends bei Dämmerlicht ist sie manchmal aber extrem, dann zeigt sich die linke Pupille doppelt so groß wie die rechte. Ich würde hier auch definitiv von über einem mm ausgehen. Ich habe keine Sehstörungen oder andere neurologische Probleme, mache mir aber extrem große Sorgen.
Kann eine "physiologische" Anisokorie tatsächlich im Laufe des Lebens erworben werden, muss diese also nicht bereits von Geburt an vorliegen? Soll ich die Anisokorie nun einfach "akzeptieren", nachdem die augenärztlichen Untersuchungen und das MRT unauffällig waren? Kann man dann wirklich sagen, dass soetwas auch durch Stress und das vegetative Nervensystem ausgelöst werden kann und es nun keinen Grund zur Annahme gibt, dass ich etwas "schlimmes" habe?
Zwei Hinweise: Ich habe vor ein paar Monaten eine Brille zur Korrektur einer geringen Sehschwäche (ca. -0,25 links und -0,5 rechts) bekommen. Mit dieser Brille war ich lt. Augenarzt wohl über Wochen "überkorrigiert", da die Brille links -1,0 und rechts -1,25 sowie eine geringe Hornhautverkrümmung korrigierte. Nach einigen Wochen Tragen hatten sich tägliche Kopfschmerzen eingestellt, die verschwanden, nachdem ich die Brille wieder abnahm. Dann zeigte sich in diesem zeitlichen Zusammenhang auch die Anisokorie erstmals. Gibt es hier einen Zusammenhang?
Darüber hinaus ist mir aufgefallen, dass ich einige Male meine Wohnung mit sogenannten "Allzweckputztüchtern" geputzt habe. Diese enthalten PHENOXYETHANOL und sind mit "stark augenschädigend" gekennzeichnet. Ich überlege, ob ich mir nach dem Putzen vielleicht in die Augen gefasst haben könnte. Gibt es hier einen möglichen Zusammenhang?
Ich bedanke mich sehr herzlich!!