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Laserkoagulation nötig oder (noch) nicht?!

Kategorie: Augen » Expertenrat Augenheilkunde | Expertenfrage

10.11.2022 | 17:37 Uhr

Guten Tag Herr Dr. Thelen,

ich hatte im Juni diesen Jahres einem Zentralvenenverschluss bzw. eine Thrombose am linken Auge mit starker Einblutung. Ich hatte die Symptome zunächst verharmlost, doch nach einer Woche kam dann über Nacht die Einblutung und ich bin mit einem starken grauen Filter auf dem linken Auge aufgewacht, was mich dann endlich zum Augenarzt gehen ließ. Links hatte ich nahezu nichts gesehen.

Ich muss dazusagen, dass ich bereits im Jahr 2000 einen Augeninfarkt auf dem rechten Auge erlitten hatte, welches sich aber mittlerweile wieder recht gut erholt hat. Die Farben waren seitdem rechts weniger kräftig und das Sehen war etwas grieselig. Aber es hatte sich zusehends verbessert.

Nachdem ich nun im Juni wegen dem beschädigten linken Auge beim Augenartz war, wurden mir in regelmäßigen Abständen 3 Spritzen ins Auge geben, die die Schwellung durch die Thrombose zurückgehen ließen. Das hat die Situation stabilisiert. Während dieser Zeit hatte sich für mein subjektives Empfinden auch das Sehen wieder verbessert: zwar sehr langsam, aber doch stetig. Ich teste das, indem ich mit der linken Hand wie ein Scheibenwischer am linken Auge vorbeiwische und dann schaue, ob sich die Situation verbessert - was der Fall ist. Der Filter wird dünner und löchriger. Auffällig ist auch, dass sich interessanterweise in dieser Zeit auch mein Farbensehen stark verbessert hat (besser als vor dem Ereignis!). Bei den üblichen Sehtests bei den Augenarzterminen jedoch immer das gleiche Ergebnis. Links war und ist nichts zu lesen. Denn wenn sich der Grauschleier zwar auch langsam aber stetig auflöst, so verhindert er doch immer noch ein klares Sehen - bis zuletzt.

Jetzt mein Problem: Die Augenärztin meint nun nach der 2. Fluoreszenzangiographie (wobei die Gefäße untersucht werden), dass das linke Auge ja nahezu blind sei und man nun eine umfangreiche Lasertherapie beginnen müsse - mindestens 2 Sitzungen Laserkoagulation - um Schlimmeres zu verhüten. Mit „Schlimmerem“ meint sie: sich neu bildende, blutende Gefäße, Erhöhung des Augendrucks, Schmerzen, drohende Erblindung links. Und sie bleibt bei dieser Meinung obwohl ich ihr gesagt habe, dass es langsam aber stetig besser wird (die Verbesserung der Farben hatte ich bei ihr vergessen, zu erwähnen). In 14 Tagen soll es nun mit der Lasertherapie losgehen. Nun dürfte aber klar sein: dass nach einer umfangreichen Laserbehandlung sicher nicht mehr viel übrig bleiben würde, was sich dann weiter verbessern kann. Lasern bedeutet ja, totes Gewebe zu produzieren. Meine Einwänden gegenüber bleibt die Ärztin unbeeindruckt. Sie verfährt, als hätte ich nichts gesagt. Ich möchte dem subjektiv erkennbaren Verbesserungsprozess weiterhin eine Chance geben. Sie hingegen möchte bestenfalls den momentan, noch nicht idealen Zustand konservieren - aus Gründen der Lebensqualität, wie sie argumentiert. Was meinen Sie dazu? Was kann ich denn da machen?

Herzlichen Dank!

 

 

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Bisherige Antworten
Experte-Thelen
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11.11.2022, 09:25 Uhr
Antwort von Experte-Thelen

Lieber Patient,

ohne eigene Untersuchung schwierig aber wenn die durchgeführte Fluoreszenzangiographie Hinweise auf eine notwendige panretinale Laserkoagulation ergeben hat, würde ich mich darauf einlassen um weitere Komplikationen zu vermeiden. Alternativ evtl zur Diskussion dauerhaft intravitreale Injektionen alle 4 Wochen.

Herzlichstb Ulrich Thelen

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11.11.2022, 12:50 Uhr
Kommentar

Ok, danke! Die Spritzen alle 4 Wochen haben wir 3 mal gemacht. Das wollte die Ärztin nun beenden ("Wir müssen jetzt ein anderes Verfahren...!"). Aber im Prinzip könnte man das noch weitertreiben und zusehen, wie es sich entwickelt. "Sehe" ich das richtig? Ich bin einmal im Wartezimmer mit einem Patienten ins Gespräch gekommen, der mir erzählt hat, er bekommt jetzt ungefähr die 60. Spritze gesetzt. Besser als blind, meinte er. 

Experte-Thelen
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12.11.2022, 07:10 Uhr
Antwort von Experte-Thelen

....die möglichen Komplikationen nach einem retinalen Venenverschluss sind ggf auch durch die Injektionen vermeidbar.....

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13.11.2022, 16:56 Uhr
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Danke, das hilft mir etwas weiter. Nachdem die behandelnde Ärztin sich die Aufnahme dieser Flluoreszensangiographie angeschaut hatte, meinte sie, mein Auge müsse ja nahezu blind sein. Sie verwies auf ein paar dunklere Stellen auf dem Bild, aus denen sie wohl auf abgestorbene Gefäße schließt, also etwas "Unbewegliches". Das passt aber nicht mit meinen Beobachtungen und bisherigen Erfahrungen zusammen. Was meinen Visus einschränkt, muss irgendeine Flüssigkeit sein, die diesen Schleier bildet (immer noch Blut evtl.). Dieser löst sich aber langsam auf und wird auch immer löchriger. Dass es eine Flüssigkeit sein muss, bestätigt mir auch die Erfahrung nach der letzten Spritze, die den Schleier nämlich umgestaltet hat: Breiter und dafür flacher. Das Ganze  ist also beweglich. Den Auflösungsprozess möchte ich keinesfalls beeinträchtigen. Pieksen lasse ich mich gerne noch eine Weile, aber nicht gerne endgültig vernarben. Ich bin als Autor und Musiker auf bestmögliche scharfe Sicht angewiesen. 

Experte-Thelen
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13.11.2022, 17:10 Uhr
Antwort von Experte-Thelen

...ihre subjektiven visuellen Eindrücke müssen sich nicht zwingend mit den morphologischen Ergenbissen diverser Untersuchungen decken...

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14.11.2022, 15:05 Uhr
Kommentar

Da haben Sie recht!
Eine Frage, die mich in diesem Zusammenhang ständig verfolgt, ist: 
Zu den möglichen Komplikationen, die dabei eine Rolle spielen, zählt die Neubildung von Gefäßen, die aus irgendeinem Grunde "minderwertig" sein sollen (brüchig, leicht zu Blutungen neigend). Ich verstehe nicht, wie etwas, das der Körper zu seiner eigenen Heilung auf den Weg bringt, schlecht sein kann. Warum sind diese Neubildungen von Gefäßen von vornherin zu blockieren - vorübergehend durch die Spritzen oder endgültig durch Lasern? Woher kommt es, dass diese "neuen Gefäße" dann nicht zuerlässig tun, wozu sie da sind? Was ist da der Grund dafür?

Experte-Thelen
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14.11.2022, 15:18 Uhr
Antwort von Experte-Thelen

....es ist ihnen genau richtig beschrieben worden was die Gefäßneubildung betrifft, es sind Mechanismen die durch die Thrombose ausgelöst werden und eben zu dieser fragilen Gefäßneubildung getriggert durch Wachtumsfaktoren führen......

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15.11.2022, 12:26 Uhr
Kommentar

Hallo Herr Dr. Thelen,

mal nebenbei bemerkt: Schön dass Sie sich die Zeit nehmen hier! So ein Forum ist eine gute Einrichtung, denn man kann überlegen ... bekommt eine Antwort ... und kann wieder weiter überlegen. Beim Arzt vor Ort ist das nicht so. Da bekommt man erst mal einen Schrecken über die Diagnose und soll dann gleich darauf wieder „rational“ überlegen, „ob man denn noch Fragen habe“. Das ist denkbar ungünstig.

Heute interessiert mich: Was ist denn genau der Unterschied zwischen den Injektionen und dem Lasern?
Ich sehe es bisher so: Die Injektionen sorgen per Blocker dafür, dass diese überschießenden Wachstumsfaktoren blockiert/“ausgebremst“ werden. D.h.: Das betreffende Gefäß bleibt grundsätzlich erhalten und funktionstüchtig, nur in diesen unerwünschten überschießenden Wachstumsprozess wird chemisch eingegriffen. Andere Funktionen dieses Gefäßes, wie der Transport von Nährstoffen und - mehr oder weniger - Sauerstoff bleiben grundsätzlich erhalten.
Beim Lasern hingegen wird viel mehr zerstört, so dass betreffende Gefäße komplett außer Kraft gesetzt werden was man dann „veröden“ oder „vernarben“ nennt (punktuell oder gar großflächig in der Nachbarschaft der Makula im Falle eines Zentralvenenverschlusses). Da geht dann also nichts mehr von alledem, was ein Gefäß grundsätzlich alles leisten kann und alle nachliegenden Bereiche werden quasi abgekoppelt.
Ich habe eben die Befürchtung, dass wenn jetzt gelasert wird, dass das, was ich subjektiv als Verbesserung erlebe (vor allem die sukzessive Auflösung des Schleiers) von heute auf morgen damit beendet und „erledigt“ ist . Für den Arzt ebenso wie für die Zukunft meiner Augen. Das möchte ich natürlich nicht, selbst wenn ich es mir nur einbilden würde. Ich möchte dieses Türchen offen lassen so gut es geht. Also lieber mit den Spritzen weitermachen. Sehe ich das etwas falsch?

 

Experte-Thelen
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21.11.2022, 14:27 Uhr
Antwort von Experte-Thelen

...um es einfach auszudrücken, die Laserkoagulation ist halt ein photodestruierendes Verfahren somit bleibt anschließend der Gewebereiz für eine unkontrollierte Gefäßneubildung aus, die Injetion hemmt die Aktivität von Wachstumsfaktoren der Gefäßneubildung.....

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21.11.2022, 17:44 Uhr
Kommentar

Ja, ich denke, das hatte ich schon richtig verstanden. "Destruieren" bedeutet "zerstören". Es wird also durch den Laser durch gebündelte Hitze ("thermodynamisch") unwiederbringlich Gewebe zerstört. Genau das möchte ich natürlich nicht, solange meine subjektiven visuellen Eindrücke eindeutig eine stetige Verbesserung der Situation feststellen, wozu natürlich möglichst viel intaktes Gewebe vonnöten ist ... und es ja ein schonenderes Verfahren gibt. Doch die Zerstörung sehe ich diesen Fortschritt quasi "abgewürgt". Das kann ich nicht wollen.

Experte-Thelen
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28.11.2022, 11:31 Uhr
Antwort von Experte-Thelen

...genau....

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