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Wie sag ich es meinem Facharzt? Sexueller Missbrauch als Junge

Kategorie: Allgemeinmedizin » Hausarzt | Expertenfrage

24.05.2020 | 21:24 Uhr

Guten Tag,

ich habe dieses sehr große Problem schon seit vielen Jahren: Ich wurde als 10jähriger Junge im Krankenhaus nach einem schweren Verkehrsunfall von einem Arzt missbraucht, gedemütigt und vergewaltigt. Über 2 Wochen lang. Daher habe ich seit mehr als 35 Jahren nun immer versucht alle Arztbesuche auf ein Minimum zu beschränken. Heute bin ich 56 Jahre alt und die Arztbesuche werden häufiger.

Ich kann nicht zu männlichen Ärzten gehen. Ich weiß nicht mehr weiter. Ich habe extreme Angst wenn ich mich beim Arzt wegen Behandlungen entkleiden muss. Mein Kopf sagt zwar es ist ok, aber mein Körper spielt völlig verrückt. Ich zittere, kann nicht mehr denken, schwitze stark. Kein Arzt kann mich in diesem Zustand behandeln wenn er nicht weiß wieso das so ist. Aber ich weiß nicht wie ich es dem Arzt erklären kann. Man kann einem bis dahin fremden Arzt nicht sagen das man vergewaltigt wurde und lässt ihn dann eine Untersuchung machen. Es dauert ein bischen um Vertrauen zu bekommen. Man kann auch nicht vorher anrufen und dies den Arzthelferinnen erklären. Ich wurde schon als Perverser betitelt und das dies die falsche Praxis für mich wäre. Eben weil ich nur zu weiblichen Ärzten gehen kann.

Ich fürchte das ich an einer banalen Krankheit sterben werde, wenn ich keine Möglichkeit finde den Ärzten mein Problem mitzuteilen damit sie darauf eingehen können. Da meine Missbräcueh auch auf einem gynäologischen Stuhl erfolgt sind  wären natürlich proktologische Behandlungen und urologische Behandlungen auf einem solchen Stuhl für mich nicht bei einem nis dahin fremden Arzt machbar.

Ich weiß mir keinen Rat mehr. Derzeit brauche ich zwar diese Behandlungen noch nicht weil mir nichts in diesem Bereich fehlt aber man möchte ja auch mal eine Vorsorgeuntersuchung machen, Hautkrebsvorsorge, Prostatacheck etc. All dies ist mir verwehrt.

Bitte helfen Sie mir und zeigen Sie mir Wege auf was ich tun kann!

Vielen Dank erstmal vorab.

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Bisherige Antworten
Dr. Sabine Schulz
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25.05.2020, 11:14 Uhr
Antwort von Dr. Sabine Schulz

Hallo,

als Ärztin macht es mich natürlich sehr wütend, dass Ihnen so etwas im Krankenhaus passiert ist! Gut ist in jedem Fall, dass Sie jetzt die schwierige Situation der Arztbesuche angehen, da u.a. eine regelmäßige Vorsorge unbedingt wichtig ist. Es gibt natürlich viele weibliche Ärzte, aber Sie werden sicherlich immer wieder auch auf männliche Ärzte treffen. Als erstes würde ich mir eine gute Hausärztin suchen, mit der Sie die Situation besprechen können und welche Ihnen Hilfestellung bei Überweisungen etc. leisten kann und ggf mit den männlichen Fachärzten sprechen kann. Zusätzlich sinnvoll wäre auch eine begleitende Psychotherapie, hier können u.a. Strategien zur Situationsbewältigung erlernt werden. Sicherlich ist das kein leichter Weg, aber lassen Sie sich bitte nicht entmutigen!

Gruss

Dr Schulz 

 

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26.05.2020, 08:24 Uhr
Kommentar

Sehr geehrte Frau Dr. Schulz,

 

vielen Dank das Sie geschrieben haben.

Auf die Idee mir eine gute Hausärztin zu suchen kam ich jetzt auch zu Beginn diesen Jahres und es scheint, das sich dies auch in die richtige Richtung entwickelt. Eine Psychotherapie schliesse ich definitiv aus. Ich habe dies schon einmal versucht und sehr negative Erfahrungen gemacht.

Ihre Anmerkung das ich immer wieder auf männliche Ärzte treffen werde ist leider nur allzu wahr! Es ist extrem schwierig in manchen Fachgebieten eine weibliche Ärztin zu finden. Die Angst mich vor Ärzten auszuziehen und diesen dann ausgeliefert zu sein frisst mich fast auf! Dies habe ich auch bei Ärztinnen, aber es legt sich nach einiger Zeit und wenn dann das Vertrauen da ist geht es auch prima.

Behandlungen bei männlichen Ärzten schliesse ich völlig aus. Ich habe es versucht und bin völlig panisch und verängstigt nur in der Unterhose aus der Praxis geflüchtet. Es ging einfach nicht! Auch 45 Jahre nach dem Ereignis nicht!

Ihren Vorschlag/Idee das die Hausärztin den ersten Kontakt zu Fachärzten herstellen könnte habe ich auch schon gehabt und es bereits 1 x mit ihr zusammen gemacht. Leider verhindert dies natürlich nicht das man an den falschen Arzt gerät wenn man hn selber aussucht - Das ist für jeden Patienten schlecht, aber weitere negative Erfahrungen könnten bei einem Patienten wie mir fatal sein. Zum Glück war meine Arztwahl in diesem Falle goldrichtig und ich habe nun auch eine Hautärztin der ich vertrauen kann.

Was werden soll wenn ich einmal urologische oder proktologische Hilfe benötige weiß ich aber leider nicht. Ich wurde auf einem solchen Behandlungsstuhl damals misshandelt, daher ist es sicher verständlich das eine Behandlung in einem solchen Stuhl für mich eine undenkbare Situation wäre. Ich würde eher sterben als mich in einem solchen Stuhl zu setzen.

Jedenfalls vielen Dank für ihre Hilfe und vielleicht gibt es ja noch weitere Ideen von anderen Menschen hier.

Gruß

H.S.

Dr. Sabine Schulz
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26.05.2020, 18:58 Uhr
Antwort von Dr. Sabine Schulz

Hallo nochmal,

es freut mich, dass Sie eine gute Hausärztin gefunden haben!Eine Sache noch, auch wenn Sie einmal eine sehr schlechte Erfahrung gemacht haben, bedeutet das nicht, dass das immer so ist bei einer Psychotherapie, manchmal braucht es leider etwas bis man den richtigen Therapeute-in findet. Wünsche Ihnen alles Gute,

Gruss

Dr Schulz  

 

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27.05.2020, 17:39 Uhr
Kommentar

Hallo und nochmals Danke für die Nachmeldung. Aber an meiner Einstellung zu Psychiatern wird sich nichts mehr ändern. Das ist auch nicht wirklich hilfreich. Es geht mir einzi darum, das ich Ärztinnen finden muss die mich langsam und behutsamer behandeln. Nach 1 oder 2 Behandlungen habe ich mich daran gewöhnt und werde dann auch keine Angst mehr haben. Aber da muss ich erst einmal hinkommen.

Schade, das es hierzu keine anderen Antworten gibt. Dann muss ich wohl akzeptieren, das es tatsächlich keine anderen Möglichkeiten gibt. Eigentlich hatte ich das schon befürchtet.

Ich bin übrigens seit Jahresbeginn Selbstzahler. Diese Idee kam mir Ende vergangenen Jahres. Dadurch bekommen die Ärzte dann auch bei Besuchen und Gesprächen eine angemessene Bezahlung im Gegensatz zu den Pauschalen bei der gesetzlichen Kasse. Aber das nützt mir auch erst dann etwas, wenn ich einen Arzt gefundenn habe und dort sitze.

Alles doof :-(

Dr. Sabine Schulz
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27.05.2020, 22:43 Uhr
Antwort von Dr. Sabine Schulz

Hallo nochmal,

das muss kein Psychiater sein, habe eher an einen Psychotherapeuten gedacht, aber gut, ist natürlich in Ordnung, dass Sie das für sich anders entscheiden . Wünsche Ihnen auf jeden Fall alles Gute!

Dr Schulz 

 

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