Hallo Ihr Lieben,
Vorgeschichte (nur zur Verdeutlichung - könnt Ihr auslassen:
ich habe vor 8 Jahren hier schon mal unter dem Pseudo "Merlin" geschrieben. Damals war ich 40 (heute demnach 48 ;) ) und gerade am Beginn der Wechseljahre.
Damals hatte ich gerade eine belastende und traumatisierende Zeit wegen eines Absetzsyndromes von Venlafaxin (und daraufhin wieder ansetzen und hochschrauben auf 150 mg) mit Depression und Angst hinter mir, die bei mir eine ziemlich große Angst vor Depressionen hinterlassen hatte - während meiner Klinikaufenthalte wurde ich da leider sehr getriggert (von wegen, es könne zu Rückfällen kommen und so).
Es ging dann aber bergauf und tatsächlich acht Jahre lang gut - die letzten drei sogar ohne Angst vor erneuter Erkrankung. Wären da nicht die morgens einzunehmenden ADs gewesen, hätte ich das Thema glatt vergessen können.
Mein Problem und die Fragen an Euch:
Mitte Mai diesen Jahres dann der Schrecken: Ich hatte seit einem Jahr einen Online-Job, erst mit moderater Arbeitszeit und mich die ersten Monate dieses Jahres dann aber auf einen neuen Teilbereich eingearbeitet, der endlich mal einen guten Verdienst brachte. Dabei habe ich mich übernommen, das weiß ich, es fehlte an Entspannungszeiten, aber es wäre nach der Einarbeitung ja leichter geworden. Außerdem passte es mir ganz gut, mal nicht so viel Zeit zum Nachdenken über Sachen in meinem Privatleben zu haben.
Wie für so viele dann von jetzt auf gleich die Nachricht: Personaleinsparungen wegen Corona-Krise - wir freien Mitarbeiter waren natürlich die ersten, die gehen mussten.
Hatte schon während der Arbeit gemerkt, dass sich die Wechseljahre mal wieder verstärkt durch den Stress meldeten, vor alle Dingen mit innerer Anapannung, die ich da aber noch händeln konnte.
Seit Beginn der WJ habe ich Hitzewallungen, in den letzten Jahren teilweise sehr stark. Ich habe an Gewicht zugenommen und hatte ab und an mit Migräne und einmal mit einer Östrogen-produzierenden Zyste zu kämpfen. Das alles fand ich zwar lästig, aber nicht wirklich schlimm, ist ja nur körperlich (psychische Probleme empfinde ich immer als schlimmer).
Durch den Wegfall des Jobs war ich von jetzt auf gleich von 150 auf 0 Prozent Aktion. Kein Job zu haben, ist für mich ansonsten eigentlich eher kein Problem (außer finanziell), denn ich weiß eigentlich immer was mit mir anzufangen.
Dieses Mal war es aber anders. Ich schaute vor zwei Monaten, eine halbe Woche nach der "Kündigung" abends mit meinem Partner eine Serie, in der ein Typ vermutlich eine multiple Persönlichkeitsstörung hatte (kann mich nicht triggern - habe ich nicht). Ich wollte später im Bett auf dem Handy nachlesen und stieß dabei unvorbereitet auf eine andere psychische Störung, die ich als Jugendliche mal hatte, und die mich sehr ängstigt. Eigentlch, um mich zu beruhigen (ich hab das ja nicht mehr) las ich weiter. Anstelle der Beruhigung steigerte sich die Angst, ich könne mich da selber durch eigene Gedanken wieder hineinbringen.
Wohl wegen der ohnehin hohen körperlichen Anspannung steigerte sich die Angst zu Panik, gegen die auch meine erlernten kognitiven Strategiern dieses Mal nicht halfen - ich kam den Rest der Nacht nicht mehr von dem Gedanken los. Auch am nächsten Tag nicht oder immer nur kurz. Immer wieder holten mich Panikschübe ein - ich wollte einfach nicht, dass eine erneute psychische Störung das Leben, das ich grad genoss, zerstört. Konnte mich tagsüber aber relativ gut ablenken. Die nächste Nacht dasselbe, nur schlimmer - mit der typischen Wechseljahressymptomatik "inneres Zittern".
Am nächsten Tag war ich dann natürlich gerädert und die Negativgedanken klebten an mir wie Pattex
Angst und Panik kamen über den Tag verteilt immer wieder in Schüben, endeten meist in einem depressiven Gefühl, das wieder abflaute, wenn ich mich ablenken konnte und die Anspannung nachließ Ich hatte aber so eine Angst, wieder in einer Psych-Klinik zu landen, dass ich panisch beim psychosozialen Dienst anrief - ich brauchte jemanden zum Reden.
In dem Moment dachte ich: Jetzt geht es wieder los mit einer Depression.
Negative Gedanken hat jeder mal - hatte ich auch in den Jahren als es mir gut ging, nur hatten die da niemals so eine verheerende Wirkung auf mich gehabt. Zur Sicherheit bin ich noch zur Hausärztin wegen Schilddrüsenwerten und zur Gyn wegen Hormonstatus.
Schilddrüse soweit ok (ich habe autonome Adenome, die aber bis dato keine Probleme bereiten).
Weit aussagekräftiger als die Schilddrüsenwerte war mein Östradiol-Spiegel, denn der war <5. FSH, basal bein 101,0 IU/1.
Also perimenopausaler Übergang. Kein Wunder, seit zwei Jahren habe ich keine Blutungen mehr.
Die Gyn wollte mir eine Hormonersatztherapie andrehen, da ich in jungen Jahren aber bereits bei diversen Pillensorten auf Östrogen mit Heulkrämpfen reagiert und vor acht Jahren schon mal Utrogest zu schmieren versucht hatte (damit fühlte mich nach ein paar Tagen, als würde mich was in den Boden ziehen), lehnte ich ab. Das einzige Hormon, das ich scheinbar vertrage, ist künstliches Gestagen (hatte ich als Dreimonatsspritze und später mal als Tabletten gegen eine Zyste bekommen), aber das ist ja in diesem Fall nicht angebracht. Sie riet mir daraufhin zu Remifemin.
Das nahm ich, und nach ein paar Tagen war (allerdings mit Gedankenkontrolle meinerseits) wieder alles Im Lot, was allerdings auch an einem klärenden Gespräch zwischen mir und meinem Partner gelegen haben kann. Außerdem war ich irgendwann irgendwie zu ausgepowert von den Panikanfällen und konnte mich wieder besser ablenken. Auch die Erkenntnis, dass die depressiven Gefühle immer gingen, wenn ich es schaffte, die Panik abzubauen, half mir, mir selbst wieder zu trauen.
Es ging mir also zwei Monate lang wieder gut - auch ohne Arbeit - blieb eben mehr Zeit für den Garten, meine Hunde und Musik.
Bis, ja bis vorgestern: Hab schon seit einiger Zeit immer mal wieder mit dem Magen oder vielleicht auch mit der Galle (?) zu tun, wenn ich zu fettig oder Gebratenes esse. Seit ein paar Tagen gesellten sich auch noch Kopfschmerzen dazu. Ich fühlte mich nicht wirklich toll:
Wollte uns mittags was aus der Stadt zu Essen mitbringen, stellte (was ja eigentlich kein Wunder ist bei einem verkorksten Magen) aber fest, dass ich keinen Appetit hatte. Sofort stellte sich die Angst ein, dass das eine Vorstufe zur Depri sein könnte, dass ich keine Lust auf etwas zu Essen hatte, das ich sonst liebe. Die (ja auch ziemlich unbegründete) Angst konnte ich aber noch so einigermaßen beiseite schieben.
Am Nachmittag dann bei jeder kleinen Bewegung heftiges Schwitzen.
Gestern morgena aufgewacht, erinnerte ich mich sofort and die Angst vom Vortag, machte ich mir Gedanken (negative) über meine alternden Eltern und meinen auch wesentlich älteren Lebensgefährten und kam in Sorge, demnächst mit Herausforderungen zu tun haben zu können, denen ich nicht gewachsen bin. Wieder kam Angst hoch - wahrscheinlich gerade deshalb, weil ich die Gedanken wegschieben wollte.
Die Angst vor einer Depression steigerte sich ein paarmal am Tag wieder in eine leichte Panik, und wurde noch bestärkt durch die Übelkeit und das Unwohlsein. Gegen Abend wurde es dann aber wieder besser und wir hatten einen normalen TV-Abend. Bin dann zeitig ins Bett und ungewöhnlich früh eingeschlafen. Nach etwa einer halben Stunde aufgewacht und fühlte mich dabei so tief depressiv und zugleich impulsiv (es kam wieder der "ich will das nicht mehr"-Gedanke auf, der mir eine wahnsinns Angst macht - ich möchte doch leben, für meine Hunde dasein und habe deshalb Angst vor "Spontanhandlungen" während so einer Stimmung oder davor, dass sie nicht mehr weggeht), und ich bin schnell auf Toilette, um wach zu werden und hab hinterher im Bett versucht, mich so gut wie möglich mit dem Handy abzulenken. Woher kam dieses Gefühl!? Schrecklich!
Nach einer halben Stunde ließ das akut depressive Gefühl nach, zwei Stunden später konnte ich kurz wieder einschlafen, bin dann aber bald wieder mit Zittern und Angst und Schwitzen aufgewacht. Fast so, als würde sich eine Hitzewallung ankündigen (da habe ich vorher auch immer kurz so ein mulmiges Gefühl, das sich dann aber mit Herzklopfen und Schwitzen auflöst, und das ich somit gut ignorieren kann). Nur so, als würden diese Hitzewallungen das mulmige, ungute Gefühl über Stunden aufrecht erhältebm sich dann aber nicht entspannend entläden. Mir tat richtig die Haut weh vom Schwitzen. Das Gleiche hatte ich auch direkt vor der kurzen Episode vor zwei Monaten ein paar Mal.
An Schlaf war jedenfalls nicht mehr zu denken.
Bin dann halb sieben zu meinem Partner rüber, der in einem anderen Zimmer schläft und schon aufgestanden war, und hab mich mit einer Decke zu ihm gesetzt (er ist schon Rentner), und ihm berichtet - das hilft ja manchmal. Dabei fühlte ich mich wieder wie depressiv und elend und jeder "freie" Gedanke uferte in der Angst vor einer erneuten langen Depression, die womöglich über Monate anhält, und mir kommen dann solche Depressionssymptome in den Sinn, die ich aber gar nicht habe, wie Gefühllosigkeit (aber ich liebe meine Hunde doch so sehr, sie sind mein Lebenssinn) oder Sinnlosigkeit (was ich niemals, auch vor acht Jahren nicht hatte) oder das entfremdet fühlen von anderen Personen, die mir dann vielleicht nicht mal mehr durch Gespräche helfen können - und dann schiebe ich wieder Panik.
Warum bin ich grad wieder so labil? Muss ich tatsächlich Angst vor einer Major-Depression haben oder ist das nur die Dünnhäutigkeit wegen der Wechseljahre? Warum konnte ich nach der Episode vor zwei Monaten mit Gedankenkontrolle arbeiten und jetzt funktioniert das plötzlich auf einmal nicht mehr und es treten depressive Gefühle beim Aufwachen auf, obwohl ich mich davor doch schon wieder beruhigt hatte?
Während ich Euch geschrieben habe, hat sich meine innere Anspannung gelegt. Ich fühle mich gerade relativ ruhig und auch nicht mehr depressiv - bin jetzt auch etwas wacher. Mal sehen, wie lange das anhält, oder ob es erst mal wieder vorbei ist.
Wenn das eine "echte" Depression wäre, würde das doch gar nicht so funktionieren, oder?
Bin auch nie antriebslos (wenn, dann eher positiv im Sinne von "Du musst heute mal nichts machen") oder interessenlos - gestern habe ich noch ein Musikstück abgemischt (um mich von den negativen Gedanken abzulenken) in den Tagen, bevor das dieses Mal anfing, habe ich mit Spaß Musikstücke eingeübt, mich über den Garten und meine Hundis gefreut und war voller (positivem) Tatendrang und echt entspannt!
Und dann sitzte plötzlich wegen eines angstmachenden Gedankens quasi in der Hölle?
Hat mich da das elende Gefühl wegen des Magens (und Nackens) zu sehr getriggert? Können solche tiefen depressiven Gefühle (die sich ja deutlich von normaler Trauer unterscheiden) auch bei einer gesunden Person mal einstellen? Liegt es an den Hormonen und kann das eventuell so sein, dass das alle paar Monate mal auftritt, wenn sich da doch noch mal irgendwelche Hormönchen regen?
Was sind Eure Erfahrungen?
P.S.: Medikamente: 150 mg Venlafaxin retard, vor zwei Monaten dann Remifimin, aber vor zwei Wochen wieder abgesetzt, weil sich trotzdem Hitzewallungen, fast sogar vermehrt, wieder einstellten. Hatte dann DHU Klimaktoplant genommen - half aber auch nicht gegen Hitzewallungen. Habe leicht erhöhte Leberwerte wegen Venlafaxin - vielleicht kommt die Übelkeit auch vom Remifemin (Traubensilberkerze kann zusätzlich die Leber belasten)?