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Ständige Unruhe und Angstgefühle

Kategorie: Frauenheilkunde » Forum Wechseljahre

18.02.2021 | 11:32 Uhr

Hallo ihr lieben, seit jetzt ungefähr 1.5 Jahren kommt meine Periode sehr unregelmäßig und seit 8 Monaten garnicht geht. Diese Ängste und ständige Unruhe ist einfach täglich präsent. Ich nehm Gynokadin und Utrogest 100er aber irg hilft es nichts. Morgens nach dem aufwachen geht's schon los. Hab einen Sohn der noch im Haus lebt ( 16) der bringt mich auch an meine Grenzen. Ich bin nicht mehr belastbar, alles ist mir zu anstrengend und zuviel. Mir fehlt Lebensfreude. Ich denke das der Lockdown auch seins dazu tut. Dennoch hab ich Angst davor nie wieder Schwung und Elan zu bekommen. Das ist das schlimmste an der Sache. Immer die Angst vor etwas was sein könnte. Wer kennt es auch so?? Lg Lily

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18.02.2021, 11:43 Uhr
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Hallo Lily

 

oh ja das kenne ich nur zu Gute. Gerade eben dachte ich auch: kommt die Energie von früher nie mehr zurück? Auch körperlich bin ich nicht mehr belastbar. Dann immer die Angst, es könnte was Schlimmes dahinter stecken. die momentane Lage in der WElt ist sicher nicht hilfreich, die WJ tun ihr übriges. Ich leide darunter, dass mein Körper sich eben nun anders anfühlt, ich mich nicht mehr auf mein Gefühl verlassen kann. 

Liebe Grüsse

Alexandra

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18.02.2021, 13:01 Uhr
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Hallo Alexandra, den ganzen Tag beobachte ich mich und meine Gefühle. Das ist anstrengend manchmal und macht Angst. Weil wenn man nur mit sich beschäftigt ist und garnicht mehr unbeschwert sein kann das ist doch kein Zustand.manchmsk gesellt sich Angst vor dem Leben dazu und wie alles kommen wird im Alter. Ich trinke auch gerne Sljoh. Hab es auf 2x pro Woche reduziert von 3-5x... Seit Januar. Alles kommt mir langweilig und trostlos vor. 

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18.02.2021, 13:09 Uhr
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Hallo ihr zwei lieben. 

Ich kenne das auch zu gut, ich hadere damit schon 3, 5 Jahre Ängste unruhe, oft traurig, mein Leben hinter fragen und und und. Meine Lebensfreude ist auch nicht mehr so. Doch es kommen auch wieder gute Phasen, dann denke ich jo jetzt wird es wieder normal, und dann kommt das alles wieder. Ich nehme auch gynokadin 1 hup morgens und abends progesteron 100mg, und 1 mal doxipin damit ich etwas runter komme . Natürlich sind damit nicht alle Beschwerden weg, aber doch besser. Bin ja froh das ich mein doc soweit hatte das er mich ernst genommen hat, und mir, auch auf Rat meiner Therapeuten die hrt aufgeschrieben hat. Ich hoffe das wir alle schnell da rauskommen . Und unsere Lebensfreude zurück kehrt. Und ja mein Körper verändert sich ach schnell wo ich auch nicht so recht mit klar komme. Naja Augen zu und durch lg Ank. ;-)

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18.02.2021, 13:17 Uhr
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Liebe Lilly

Ich kann Dich sehr gut verstehen, denn ich kenne das auch, habe etliches probiert, von Homöopathie, Psychotherapie bis hin zu Antidepressiva und alles ohne Erfolg. Jetzt nehme ich bioidentische HET  mit Lenzetto und Utrogest und beginne mich besser zu fühlen. Was ich persönlich ganz wichtig finde, das hat bei mir sehr lange gedauert es zu verinnerlichen, ist. 

WJ mit ihren Symptomen sind verdammt anstrengend und auch furchtbar nervig wenn man sehr leidet, aber: 

Es ist ein vollkommen natürlicher Prozess, der seine Zeit braucht. WJ heißt aber nicht das wir nur noch in "beigen Buntfaltenröcken und Lockenwickler und Kittelschürze" in der Küche stehen, wie einst unsere Mütter und Grossmütter. WJ sind stigmatisiert mit Altern, grauen Haaren und Krankheiten, Frau ist dann nicht mehr Frau genug und nicht mehr von Relevanz da zeugungsunfähig! 

Du glaubst ja nicht welche Macht Dein Unterbewusstsein haben kann, durch die Dinge die wir so an negativen Dingen erlernt haben. Diese Unterschwellige unbewusste Haltung kann auch für Unruhe und Ängste sorgen wenn man in den WJ ist. Soviel zu den WJ über die man am besten gar nicht spricht (Ironie aus). 

Hirnchemisch betrachtet ist es so, dass sich sowohl Östrogenrezeptoren, wie Progesteronrezeptoren an die Schwankungen anpassen müssen. Östrogen aktiviert, Progesteron dämpft, beide im Mangel können so halt auch psychische Probleme bereiten wie Depressionen und Unruhe auch Angstzustände etc. 

Ich glaube, wenn  man das alles weiß, sich zusätzlich Zeit nimmt und sich bewusst macht, das alles normal ist und auch ein Ende findet, kann das dazu beitragen etwas gelassener zu werden. Am Anfang kostet das Kraft und Mut, aber bleibt man am Ball lohnt es sich. Bald ist Frühling, es wird wärmer, auch Corona wird ein Ende finden. Solange man versucht die Dinge positiver zu verstehen, auch wenn es schwer fällt, so hilft das schon ein Stückchen weiter 

 

Lg Gwen 

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21.02.2021, 17:55 Uhr
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Hallo Gwen, vielen Dank für Deinen Text. Es ist alles nicht einfach, wenn einem die Angst und Unruhe überkommt dann steigertam sich gerne rein. Dieses Wirwar im Kopf macht es echt unerträglich. Dann diese Gedankenwelle ob es jemals wieder gut wird oder schlimmer, die löst noch mehr Angst aus. 

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18.02.2021, 19:30 Uhr
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Hallo Lililein73,

wie lange nimmst du denn die Hormone schon und vorallem in welcher Dosierung?

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18.02.2021, 20:48 Uhr
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Das Progesteron seit August 2020 (Utrogest Kapseln)und das Östrogen (Lenzetto Spray) seit Januar dieses Jahr 1x1Hub Östrogen pro Tag und 14-28ZT das Progesteron zwischen 50-200mg auf 2-3xTag verteilt, meist reichen 100 mg auf 24 h

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18.02.2021, 21:28 Uhr
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Hallo Gwenyfer77,

die Frage galt eigentlich Lililein73. :)

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19.02.2021, 08:37 Uhr
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Wer lesen kann ist klar im Vorteil :-|:GIRL 101:....sorry

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18.02.2021, 21:54 Uhr
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@Gwennyfer77:

Wie machst Du das mit dem Progesteron, die Kapseln haben ja mind. 100 mg. Brichst Du die auf und verkrömst dann Teile auf der Haut? Wodran merkst Du, ob für Dich 50 mg ausreichen oder auch nicht, wenn Du mehr nimmst.

Ich nehme seit 3/4 Jahr auch Progesteron und überlege, ob ich nicht auch bioidentisches Östrogen zu nehmen, denn irgendwie ist es nicht wirklich besser.

Viele Grüße

Wechselgänger

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19.02.2021, 08:52 Uhr
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Ich habe die 200 mg Utrogest Kapseln, die ja eigentlich zur oralen Einnahme gedacht sind, weswegen sie so hoch dosiert sind, denn über den Magen gelangen nur 10% des Wirkstoffs ins Blut also 20 mg.

Der Körper produziert selbst zwischen 20-50mg pro Tag (Buch Dr.John Lee) Oral eingenommen kommen bei vielen also NW und über dieLeber wird das abgebaut, deswegen kann es dann zu Blutgerinnungsstörungen kommen sprich Thromboserisiko auch bei bioidentischen aber nicht do extrem wie bei chemischen Hormonen. Meine Gyn sagte damals gleich ich soll es vaginal nehmen, dann kommen im Körper ca. 40% an, das tat ich aber stand dann total neben mir, wie ein Zombie, weil es einfach zu viel war, nämlich um die 80 mg. Ich suchte mir dann Lektüre und fand heraus das 20-50 mg Progesteron pro Tag optimal sind und das Progester ca. 6 Stunden nach Einnahme schon wieder im Körper abgebaut ist, Halbwertzeit nennt man das. Also öffne ich jetzt die Kapsel und mach daraus ca. 4 gleichgroße Mengen, davon nehme ich 2-3 mal alle 6 Stunden 1/4 der Kapsel. Das erfordert ein paar Tage Übung aber man bekommt schnell ein Gefühl dafür. Vorteilhaft ist, das so ein konstanter Spiegel ohne Schwankungen erreicht werden kann und die Atimmung stabil bleibt. Ich mache diese Menge auf den Mittelfinger und verteile es in der Scheide, so wird es über die Schleimhäute besser absorbiert.

Ich hoffe ich habe es verständlich erklärt. 

Gruß Gwen 

 

 

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19.02.2021, 10:41 Uhr
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Hallo Gwen,

danke für Deine ausführliche Antwort und Infos zu dem Thema. Eine Frage habe ich noch: Wie bewahrst Du nach dem Öffnen der Kapsel die Teilmengen auf? Das sind doch winzige Mengen, wenn Du es 1/4test.

Bleibt das dann wirklich stabil/wirksam, wenn das so aufbewahrt wird?

Liebe Grüße

Wechselgänger 

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19.02.2021, 12:35 Uhr
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In einem kleinen Glastiegel, bisher habe ich kein Wirkstoffverlust dazu bemerkt

 

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21.02.2021, 17:56 Uhr
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Ich nehme die schon über 1 jahr. Morgens 1-2 Hub Abends 1x 100er Progesteron. Oftmals denk ich auch nicht dran und vergesse es manchmal einige Tage 

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21.02.2021, 18:40 Uhr
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Und dadurch entstehen diese Schwankungen die dann wieder auf die Psyche gehen. Versuche die 100er zu halbieren, morgens und abends vaginal verreiben und dazu 1 Hub Östrogen. Ich komm besser damit zurecht wenn ich es morgens nehme. Das musst Du für Dich rausfinden 

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22.02.2021, 10:24 Uhr
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Liebe Lililein,

dieser Text wird lang, kann Dir aber vielleicht einen kleinen Denkanstoß geben und über unbewusste Kreisläufe in uns selbst informieren - ich nehme mich da jetzt selber als Beispiel, weil es gerade aktuell ist:

Die Neigung zu verstärkten Ängsten kommt bei vielen Frauen mit den Wechseljahren. Aber es sind niemals nur die Wechseljahre, die uns beuteln, es steckt häufig noch mehr dahinter.

Wie ich darauf komme? Mit Anfang 30 wurde ich wegen Endometriose in die künstlichen  Wechseljahre versetzt. Die Symptome waren denen von jetzt sehr ähnlich.
ABER: Ich bin da sehr gut durchgekommen, DENN ich wusste, das ist nach einem halben Jahr vorbei. Außerdem hatte ich damals andere Probleme, auf die ich mich konzentrieren musste. Den Wiedereinstieg ins Berufsleben nach der schweren OP in einen anderen Job, das Ende einer Partnerschaft (Scheißkerl!), das Wissen um eine zweite OP, die im Anschluss der Behandlung stattfinden  sollte (und vor der ich Angst hatte). 
So war alles, was mit den Wechseljahressymptomem zu tun hatte (und die waren heftig - schmerzende Gelenke, extreme Hitzewallungen, schlaflose Nächte, die ganze Haut tat weh, Vergesslichkeit ...), eher zweitrangig, und ich stand diesen medikamentösen Eingriff sogar ohne Zusatzsubstitiution eines leichten Östrogens durch.


Was ist jetzt anders? Nun, ich lebe seit 14 Jahren in einer suboptimalen Partnerschaft (trockener Alkoholiker - mit Rückfallphase während der Beziehung), viele Persönlichkeitsmerkmale eines Asperger Autisten und Narzissten.

Nach extremen Anfangsschwierigkeiten habe ich mich mit der Situation arrangiert, denn auch so eine Beziehung hat nicht nur Schlechtes und ich bin mit meinen Vorerkrankung auch nicht gerade der Sechser im Lotto.

ABER: Sex findet seit Jahren nicht statt, nie zieht er mich mit, Impulse zu was auch immer, kommen stets von mir. Er hat Spaß daran (auch wenn das komisch klingt) ständig nach außen hin negativ zu sein, an Allem und Jedem rumzumotzen.
Vor ein paar Jahren hatte er einen Schlaganfall(starker Raucher, kaum Bewegung) und ist seitdem wenig belastbar.

Er hat überhaupt kein Problem mit meinem sich veränderten Körper, sagt, er liebt mich so wie ich bin, aber es macht eh keinen Unterschied: Sex fand schon, als ich noch hübsch und schlank war, nicht mehr statt - könnte es, wenn, wie immer, ich den Startschuss geben würde - aber will Frau das immer?

Noch vor zehn Jahren hätte ich gedacht: Ach, was solls, mir stehen ja noch alle Türen offen.

Heute denke ich: Mit meinem neuerdings unförmigen Körper, dreht jeder Typ, spätestens, wenn ich mich entblättere, auf dem Absatz um. Ich mag darum beispielsweise auch nicht mehr schwimmen gehen oder draußen im Badeanzug rumlaufen.

Ich arbeite von zuhause aus, müsste eigentlich viel mehr unter Leute. Kann meinen Partner aber nicht für längere Zeit alleine lassen, weil er sich dann mit den Hunden überfordert fühlt.

Meine Eltern werden alt und ich mache mir permanent Sorgen um sie.

Ich werde immer wieder von meiner Cousine getriggert, die wegen mehreren Absetzversuchen ihrer ADs immer wieder in schwere Depressionen gerutscht ist und mich dann als Hauptanlaufspunkt zur mentalen Entlastung sucht.

Abwohl ich seit zehn Jahren Angst vor einer Depression habe (auch ich hatte EINMALIG einen Absetzversuch meiner ADs gemacht und bin dann für eine lange Zeit in diese unerträglichen depressionsähnlichen Absetzerscheinungen gerutscht), bekam ich nie wieder eine.

Anfang letzten Jahres war ich richtig, richtig stabil. Klar, ich hatte da schon starke Wechseljahresbeschwerden mit Hitzewallungen und Schlafstörungen. Aber damit konnte ich leben. Wenn ich eine Stimmungsschwankung bekam, kam kurz darauf die Hitzewallung, und die Stimmungsschwankung löste sich in Nichts auf.

Dann passierte aber Folgendes:

Meine Cousine wurde erneut stark depressiv und rief ständig zu allen unmöglichen Tages- und Nachtzeiten hier an.
Steckte ich (dachte ich) erstaunlich gut weg.

Ich hatte einen super Auftraggeber, der aber wegen Corona alle freien Mitarbeiter (so auch mich) entließ. In der Zeit vor dem Verlust hatte ich mich wegen einer Urlaubsvertretung in der Redaktion total überarbeitet und fiel diesbezüglich nun quasi ins Nichts.

Eine zweite Cousine bekam in der Zeit Brustkrebs - ein Schock, denn Krebs war nie ein Thema in unserer Familie gewesen.

Gerade als es meiner ersten Cousine wieder gut ging und für die zweite endlich die Diagnose "gut behandelbar" kam und sie mit ihren Behandlungen begann (ich also durchatmen konnte), entschloss sich mein Partner, nach 50 Jahren mit dem Rauchen aufzuhören.

Eigentlich ja toll, aber er, der eh schon gerne motzt, war jetzt permanent schlecht drauf.

Trotzdem ging es mir gut, aber mein Stresslevel war dementsprechend sehr hoch.
Wir schauten eine Serie, in der ein Mann mit multipler Persönlichkeit vorkam. Ich googelte abends im Bett rein Interessenhalber danach, stieß dabei aber auf ein Symptom (unter der Rubrik "nicht zu verwechseln mit"), das bei psychischen Störungen öfter mal auftritt, und vor dem ich eine ziemliche Angst habe.

Und ZACK, war sie da, eine furchtbare Angst. Ich konnte jene und auch die nächste Nacht nicht schlafen, weil ich Angst davor hatte, das zu bekommen (ich kannte es aus meiner Jugend).

Hätte ich jetzt einen Job gehabt und mich gleich am ersten Morgen hinsetzen und funktionieren müssen, wäre ich so abgelenkt gewesen, dass der Gedanke, die Angst, sich gar nicht so festgefressen hätten.
So aber hatten sie jede Chance.

Nach einer zweiten schlechten Nacht weinte ich sehr stark aus Selbstmitleid (warum immer ich? Ich habe doch keinem was getan!) über meine vergangenen Errankungen. Ich weinte mich in eine Panik hinein, die in einem depressiven Gefühl mündete. Das hielt nur kurz an, bis die Anspannung wieder nachgelassen hatte.

Aber alleine dieses ließ die Angst vor einer erneuten Depression wieder auffflackern. Diese Angstepisoden wiederholten sich noch ein paar Mal in den darauffolgenden Tagen. Zwischendurch konnte ich mich aber immer gut ablenken und mir war klar, dass ich selbst es war, die sich immer wieder triggerte.

Ich ging zum psychosozialen Dienst, sprach mich da aus.

Ich ging zur Hausärztin, weil ich Angst hatte, das Venlafaxin, auf das ich mich so sehr verlassen hatte, könne nicht mehr wirken.
Die sagte mir, dass sie das nicht glaube, aber die negativen Gedanken seien einfach stärker als das Medikament, und ich solle mir einen Therapeuten suchen.
Außerdem mal meine Hormonwerte bei der Gyn checken lassen.
Die ergaben dann einen kaum mehr vorhandenen Östrogenwert, einen sehr hohen FSH - Progesteron hatte sie nicht testen lassen.

Da ich mich nach ein paar Tagen wieder im Griff hatte und diese sehr unangenehme Episode als einmalig abstempelte, ließ ich den Therapeuten-Plan fallen und genoss das schöne Wetter und den Garten, soweit das mit einem frustrierten Partner möglich ist.

Mein Vater wurdein dieser Zeit wegen Krebsverdachts (stark vergrößerte Prostata) untersucht - zum Glück ohne negativen Befund, aber die Zeit bis zum Befund dauerte ewig. Er war aber in der Zeit laut meiner Mama ziemlich tüdelig, und ich hatte Angst, dass er vielleicht dement wird. 

Mein Partner fing wieder an zu rauchen,war besser drauf und alles hätte zumindest Zuhause wieder ok können, wenn da nicht mein Hirn (ab und an mein ärgster Feind) wäre, dass die Tendenz hat, in schönen Zeiten zu hinterfragen, ob es denn jetzt überhaupt so gut bleiben kann.

Es stellten sich also wieder Negativgedanken (teilweise sehr Abstrus - mein Unterbewusstsein ist da sehr kreativ) ein, die ich zunächst wegdrücken konnte. Ich fing an, mich damit zu beschäftigen, wie man Negativgedanken loswird und glaube, dass es genau diese Beschäftigung damit war, die sie erst richtig wichtig werden ließen.

Irgendwann fing mein Hirn an, die Negativgedanken zu glauben. Da es sie immer wieder dachte, fragte ich mich nämlich, ob da nicht doch etwas dran wäre. Ich fing an, mein ganzes Leben zu hinterfragen - und das in einer Zeit, in der keine Ablenkung von außen kam.

In  mir machte sich die Angst breit, ich könne vielleicht überhaupt keinen Job mehr finden, der mich einerseits nicht überforderte und andererseits aber so auslastet, dass ich nicht den ganzen Tag meinen eigenen Gedanken überlassen bin. Ich habe auch so genug Beschäftigung - einen großen Garten, meine Instrumente und Hunde. Aber den Antrieb für all das, die Tagesstruktur, muss ich momentan ganz alleine hinbekommen - und das für eine sehr lange Zeit:

Coronazeit - also auch kein Therapeut weit und breit, überfüllte Tageskliniken, niemand, mit dem ich fachlich darüber hätte reden können.

Also googelte ich - was natürlich alles noch verschlimmerte.

Auch aus dieser Phase kam ich aber selber wieder raus.
Bis, ja bis Weihnachten. Ich hatte mich so drauf gefreut, weil ich schon alles in Ruhe vorbereitet hatte und auch mein Partner sehr gut drauf war.

Mit der Freude kam die Erwartungshaltung, dass ich gut drauf sein wollte und die Angst sich vorher mit Corona anzustecken (nicht wegen mir, sondern meines Partners wegen).

Der Druck führte zu Gegendruck: pünktlich am Heiligabendmittag fingen die Negativgedanken wieder an. Heiligabend war dann aber gut.
Aber in den nächsten Tagen kamen dann auf einmal von den Gedanken unabhängig Symptome hinzu. Meine sonst schon schweren Hitzewallungen schienen den ganzen Tag über in Schleife zu laufen, zwischendurch große Angstgefühle, dann war wieder alles gut, dann auf einmal depressive Verstimmungen, dann wieder gut.

Das mit den Hitzewallungen ließ mich sicher werden, dass wohl die fehlenden Hormone an meiner Dünnhäutigkeit Schuld sein könnten.

Es gab sich dieses Mal auch nicht nach ein paar Tagen, sonder war mal besser, mal schlechter, mal ganz weg. Es kamen Sachen wie Ausfluss hinzu (hab ich seit Jahren nicht mehr gehabt) und teilweise Unterleibsschmerzen.

Ich wachte morgens früh mit Angst und schweißgebadet auf. Was immer half, war Ablenkung. Aber beim kleinsten Trigger fing es wieder an.

Genau das zeigt mir, dass es keine Depression ist, die mich da quält. Ein Gespräch mit einer dirtten Cousine, die sich beruflich mit Kinäosologie und Themen wie Gedankenkontrolle und Klopftechniken zur Angstbewältigung beschäftigt, half mir enorm gut. Es nahm soviel Druck heraus, und gemeinsam mit Opipramol ging es mir wieder gut.

Witzigerweise hatte wegen des Opipramols anfangs leichte Anwandlungen des optischen Symptoms, vor dem ich im vorletzten Jahr so eine Angst bekam. Aber es störte mich nicht, ich konnte einfach drüberleben. Die negativen Gedanken hörten komplett auf.
Komischerweise habe ich seit Opipramol auch keine Hitzewallungen mehr - oder wenn, dann  nur ganz leicht. Durch Opipramol verursachten Schwindel, leichte Müdigkeit und Brustschmerzen nahm ich gerne in Kauf.

Bis, ja bis dieser ätzende Wetterwechsel meinen Kreislauf ziemlich lahmlegte. Ich fühlte mich nur noch schwindelig, extrem müde (ich konnte schlafen, schlafen, schlafen), vor lauter Müdigkeit auch phasenweise weinerlich.
Das triggerte wieder! Einen Morgen so sehr, dass aus Angst heraus wieder dieses ungemütliche depressive Gefühl auftrat.. Als ich mich beruhigt hatte, ging es wieder weg, ich stelte mir die Frage - wirkt nun auch das Opipramol nicht mehr?

Mein Körper scheint sich nun an die Temperaturen zu gewöhnen und ich bin nicht mehr müde und eigentlich gut drauf.

Dafür tritt jetzt beim Schlaf das Gegenteil ein. Es braucht, bis ich einschlafe und ich wache morgens zwei Stunden vor der normalen Aufstehenszeit mit einer unangenehmen inneren Anspannung und Ängstlichkeit auf, die mich nicht mehr einschlafen lässt. Das wiederum verunsichert mich.

Hey, ich hatte mein Leben lang (wie wohl jeder andere auch) immer mal Phasen, wo ich früh aufgewacht bin und nicht mehr einschlafen konnte. Sei es aus Sorge vor irgendetwas, sei es einfach so. Ich habe mir da aber einfach (wie es ja auch normal ist) keine Gedanken darüber gemacht. Das war dann halt so. Ist ja auch nichts Ungewöhnliches.

Ich frage mich, was gewesen wäre, hätte ich meinen Job behalten und nicht diese Serie geschaut (bzw. hinterher gegoogelt). Vermutlich hätte ich dann weiterhin schön brav meine Hitzewallungen, vielleicht auch mal eine vorübergehende Stimmungsschwankung, der ich aber gar keine Beachtung geschenkt hätte, weil ich zu beschäftigt gewesen wäre.

Andererseits wäre es wohl auch nicht so weit gekommen, wäre ich nicht gerade wegen der Hormone so dünnhäutig.

Was ich Dir damit sagen will: Schau auch mal auf Dein Leben, denn oftmals gibt es da Sachen, die vielleicht schon lange nicht so sind, wie Du es bräuchtest, die wir aber nicht sehen.

Ich zum Beispiel bräuchte VIEL MEHR körperliche Zuwendung und "gesehen werden", ohne, dass ich darum bitten muss. Ich bräuchte eine Struktur von außen - gerade jetzt. 

In der Zeit, als alles anfing, hätte von außen gesehen alles gut sein können. Ich hatte Freizeit, die ich mit meinen Hunden hätte genießen können, bin nicht in einer Stadtwohnung eingepfercht und habe viele Hobbies, die eigentlich meinen ganzen Tag einnehmen, wenn ich es will.

Aber die Angst davor, das durch psychische Probleme nicht mehr genießen zu können (die ich da ja gar nicht hatte), hat Probleme hervorgerufen.
Paradox, oder?

Theoretisch hätte ich mir ein total tolles Jahr machen können - hätte mir nicht der Glaube an die eigene Stärke gefehlt.
Und selbst in diesem schwierigen Jahr gab es trotzdem schöne Stunden oder Tage. Man vergisst sie nur leider immer so schnell. 
Irgendwann wird es wieder dauerhaft gut. Was uns zu schaffen macht, ist wohl eher die Frage: Wann?

Vielleicht gibt Dir das ja einen kleinen Denkanstoß zur Selbsreflexion und Selbsthilfe.

Und mir auch! ;-)

Ganz liebe Grüße und alles Gute - Du bist viel stärker als Du denkst!

Joana :GIRL 012:

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01.03.2021, 14:40 Uhr
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Hallo Joana, das war ja mal ein meeeegaaaa Text.. Wow!

Ich finde mich tatsächlich in einigen Dingen wieder. Bei mir ist es auch so das ich mich mit den negativen Gedanken selber trigger. Wenn es mir Gefühlsmäßig richtig gut geht, dann kommt manchmal plötzlich ein Gedanke in mir hoch. Die Erinnerung ans schlecht fühlen und Angst haben. Und dann zack, wie per Knopfdruck kommen dann wieder Unruhe und Angst auf. Quasi selbst hervorgerufen. Obwohl man das weiß dennoch passiert es. Angst vor der Angst und Ängste vor Depressionen und dazugehörige Gefühle. Ich denke auch manchmsl darüber nach wie, es wäre wenn ich plötzlich sooo dolle Angst bekomme und dann setzt auch direkt Angst ein. Dann rattert das Hirn. Ich schaffe es immer recht schnell mich da wieder runter zu holen, aber die nächste Angst sitzt wieder im Nacken. Irgendwie ein Kreislauf. 

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04.11.2021, 11:12 Uhr
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Hallo liebe Lilien, wollte mal fragen wie es dir jetzt mit der bih Therapie geht? Nehme seit 12 Tagen gynokadin und uterogas, hab aber leider so das meine Beschwerden verstärkt sind. Ich leide unter schwindel, lustlosigkeit, Kopfschmerzen, unruhe usw. Wäre lieb wenn antworten könntest, lg nessi 

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