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freiwillige Quarantäne

Kategorie: Allgemeinmedizin » Forum Allgemeine Gesundheit

21.07.2020 | 07:40 Uhr

Sehr geehrte Frau Dr. Schulz, 

ich weiß nicht wie ich mich verhalten soll. In meinem Landkreis wird sehr lasch mit dem Corona-Virus umgegangen. D. h. es wird fast gar nicht getestet. Die meisten Leute mit Symptomen bekommen eine 14-Tägige Krankschreibung vom Hausarzt. Wir haben zur Zeit keinen aktuellen Fall mehr. Allerdings wird - wie gesagt - so gut wie nicht getestet. Die Friseure, Restaurants und auch die Arztpraxen halten sich nicht an Hygiene- und Abstandsregeln. Beim Friseur wird geschnitten wie vor Corona. Im Restaurant wird ohne Mundschutz bedient. Es gibt keinen Mindestabstand und auch die Listen zur Nachverfolgung wird nicht geführt. In den Arztpraxen wird man sogar aufgefordert, den Mundschutz abzusetzen bzw. man wird schief angesehen, wenn man ihn auf hat. Beschwerden beim Gesundheitsamt bringen nichts. Die werden ignoriert.

Jetzt habe ich folgenden Fall auf Arbeit, wo ich übrigens die Einzige bin, die Corona ernst nimmt. Es kommen Außendienstvertreter und Kunden ins Büro - ohne Mund-Nasen-Schutz, es werden Hände geschüttelt. Dann sitzen 4 Personen in einem Raum, wo man mit max. 2 Personen den Abstand einhalten kann. Ich selbst sitze im Nachbarbüro. Den einzigen Schutz, den ich aktuell habe, ist das Fenster, was ich zum Lüften komplett öffne (wegen den Aerosolen). Das wird aber im Herbst nicht funktionieren. Auch mehrere Gespräche mit meinem Vorgesetzten haben nichts gebracht. Ich wurde belächelt. 

Nun ist meine Vorgesetzte krank. Angeblich der Kreislauf. Symptome: Sie bekommt keine Luft im liegen und hat Taubheitsgefühle im Arm. Welche Symptome noch sind, weiß ich nicht. Da wird geschwiegen. Jedenfalls kommt sie trotzdem ins Büro. Vom Arzt gab es einen Krankenschein. Dazu kommt noch, dass ein Kollege keine Party auslässt und auch in einem Restaurant war, welches nicht an die Corona-Regeln hält. Dieses Restaurant war bis zum letzten Wochenende in Quarantäne (4 Wochen insgesamt). Dieser Kollege stand gestern bestimmt 30 Minuten neben mir.


Ich habe es natürlich zu Hause erzählt. Mein Mann hatte vor 2 Jahren eine Lungenembolie (mit 38 Jahren, Ursache unbekannt) und fürchtet sich natürlich auch vor Corona. Jetzt möchte er freiwillig 14 Tage in Quarantäne. D.h. ich schlafe im Gästezimmer und wir desinfizieren das Bad nach jeder Nutzung.
Für mich ist das psychisch eine sehr große Belastung. Es ist schon das zweite Mal, dass wir zumindest privat in freiwillige Quarantäne gehen. Im März hatten wir schon einmal 2 Wochen, weil mein Vorgesetzter unbedingt nach Südtirol ins Risikogebiet musste.

Ist unser Verhalten jetzt angemessen? Ist die 14-tägige Quarantäne sinnvoll? Ich stehe selbst jeden Morgen unter Druck, was nun wieder auf Arbeit passieren wird. Heute kommt z. B. wieder ein Außendienstmitarbeiter. Die kommen ja überall rum und haben unzählige Kontakte.

Wie ist das, wenn die Vorgesetzte nun trotz Krankenschein auf Arbeit kommt? Es arbeiten auch Familienangehörige in der Firma. D.h. mit denen hat sie ja engen Kontakt. Selbst wenn sie später wieder gesund ist, können  sich die anderen ja schon angesteckt sein. Aber - wie gesagt - ich weiß nicht, was sie wirklich hat. Dann müsste man ja die Quarantäne weiter verlängern, weil ich dann Kontakt zu den Familienangehörigen habe.... Wir kämen ja aus der Quarantäne nicht mehr raus ....

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Bisherige Antworten
Dr. Sabine Schulz
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21.07.2020, 20:19 Uhr
Antwort von Dr. Sabine Schulz

Hallo!

Verstehe gut, dass Sie sich sorgen. Gibt es ggf auf Ihrer Arbeitsstelle einen Betriebsrat an den Sie sich wenden können? 

Gruss

Dr Schulz

 

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25.07.2020, 08:55 Uhr
Antwort

Hallo!

Wende Dich mit dem Anliegen an die zuständige Berufsgenossenschaft und Frage, inwieweit der Betrieb Maßnahmen zum Infektionsschutz ergreifen muss.

Ich kann Deine Schilderungen gut nachvollziehen, allerdings stellt auch ein Test nur eine Momnetaufnahme da und ist nur 48 Stunden gültig. Getrennt schlafen und in Gegenwart  Deines Mannes eine FFP2 Maske wäre vielleicht eine Alternative. Ich denke, das sich eine Quarantäne innerhalb eines familiären Umfeldes schwer umsetzen lässt. Theorethisch könntes Du Dich jeden Tag irgendwo infizieren ...

LG

Honigfrau 

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