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Borreliose?

Kategorie: Infektionen » Expertenrat Zecken | Expertenfrage

11.09.2020 | 10:11 Uhr

Guten Tag zusammen, 

 

ich war bei 2 Ärzten mit meinen Insektenstich, der eine sagt der Stich sieht sehr verdächtig aus ich solle 20 Tage Antibiotika nehmen weil das Borreliosesein kann. 
Der andere Arzt sagt das ist ganz klar nur ein entzündeter Insektenstich bisschen Creme drauf dann geht der wieder weg. 

Infos dazu: Ich habe nichts von einer Zecke bemerkt, der Stich juckt unheimlich. Ich habe den Stich jetzt seit 3 Tagen. 

was sagt ihr dazu?

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Experte-Leidel
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11.09.2020, 15:21 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag Robbi,

Sie können sich sicher denken, dass es für einen Arzt nicht leicht ist, aus der Ferne und ohne Sie gesehen zu haben, einen Rat zu geben, wo schon zwei Kollegen tätig waren und zu unterschiedlichen Auffassungen kamen.

Dass Sie nichts von einer Zecke gemerkt habe, spricht eher gegen einen Zeckenstich, schließt ihn aber nicht völlig aus. Wahrscheinlich gibt es um Ihren juckenden "Insektenstich" eine Rötung. Wenn diese Rötung sich kreisförmig ausbreitet, könnte es eine sog. Wanderröte sein, was wiederum eher für einen Zeckenstich (und ein Antibiotikum) sprechen würde. Hat der erste Arzt denn ein Antbiotikum verordnet oder sind Sie nicht sein Patient?

Der zweite Arzt hat im Grunde ja nur gesagt "entzündeter Insektenstich", bischen Creme drauf und es geht wieder weg. Das war für Sie ja vielleicht auch nicht so richtig befriedigend.

Worum könnte es sich noch handeln? Ich bin aufmerksam geworden, als Sie sagten, dass es um den Stich "unheimlich" juckt. Jetzt wäre meine nächgste Frage: Haben Sie einen Garten oder waren Sie auf einer Wiese oder einer anderen Grünfläche? Und ich würde nochmal genau nachsehen, ob es in der Nähe des einen "Stichs" vielleicht noch ein oder mehrere weitere gibt?

Es könnte sich nämlich um einen Biß (nicht Stich) von Neothrombicula autumnalis handeln. Dieser auch Herbstgrasmilbe oder "Erntebeiß" genannte Quälgeist gehört zu den Spinnentieren, speziell zu den Milben. Deren Larven befallen Vögel und kleine Säugetiere wie Mäuse, aber auch Hunde oder Katzen und gelegentlich auch den Menschen. Sie warten z. B. auf Grashalmen auf ein geeignetes Opfer, werden von diesem abgestreift und suchen sich unbemerkt ein schönes Stück feucht-warmer Haut und beißen hinein. Sie sondern eine Art "Betäubungsmittel" ab, so dass man den Biss nicht merkt. Aber etwas später fängt die Stelle furchtbar an zu jucken. Wenn man die juckende Stelle vor lauter Juckreiz aufkratzt, erkennt man häufig in der Mitte eine kleine dreieckige Wunde. das würde meine Vermutung sehr bestätigen. Vor allem nachts ist der Juckreiz mitunter sehr quälend.

Man kann auf die Stelle z. B. eine Kortisoncreme auftragen, aber auch  alkoholische Mixturen wie "Klosterfrau Melissengeist" äußerlich (!) draufstreichen.

Wenn das alles nicht zutreffen sollte, können Sie sich ja nochmal melden mit einer möglichst genauen Beschreibung des "Insektenstichs".

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

 

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11.09.2020, 16:01 Uhr
Antwort

Danke für die ausführliche Antwort. 

Hier ein Bild des Stiches (Bisses):

https://ibb.co/ZNgkzNh

Das Bild ist von gestern, die Schwellung ist mit der Salbe schon ein bisschen zurück gegangen. 

Einen Garten habe ich nicht. 

Experte-Leidel
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11.09.2020, 19:32 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Abend Robbi,

danke für die Abbildung. Nein, das sieht mir leider eher nicht aus wie ein Neothrombikel-Biss. Schade.

Es könnte sich tatsächlich um eine "Wanderröte" handeln, obwohl die zentrale Abblassung nicht zu erkennen ist. Aber die Bilder variieren ja leider durchaus. 

Ich würde Ihnen jetzt doch empfehlen, damit zu Ihrem Hausarzt (oder Ihrer Hausärztin) zu gehen. Im Zweifel wäre eine vorbeugende Behandlung mit einem Antibiotikum (Doxycyclin oder Amoxicillin sinnvoll.

Aber - wie gesagt - ich kann, und darf keine Ferndiagnosen stellen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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12.09.2020, 13:41 Uhr
Antwort

Guten Tag Herr Dr. Leidel, 

 

ich war damit ja bereits bei meinem Hausarzt und noch einem anderen Arzt, wie gesagt mein Hausarzt hat mir die Salbe verschrieben, der andere Arzt Antibiotika... 

Da die Rötung sich aber jetzt innerhalb von 2 Tagen und Anwendung der Salbe stark abgenommen hat und sich nicht ausgebreitet hat wie wohl bei wanderröte üblich werde ich das Antibiotikum wohl nicht nehmen. 

 

Experte-Leidel
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12.09.2020, 21:44 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Abend Robbi,

Sie haben zwei Ärzte um Rat gefragt. Der eine hat Ihnen ein Antibiotikum angeraten oder verschrieben (?). Der andere hat gemeint, eine Salbe sei ausreichend. Wenn ich Sie richtig verstanden habe, war der Arzt, der zur Salbe riet, Ihr Hausarzt.

Ich kann aus der Ferne da keine Aussage treffen. Der für Sie primär zuständige Arzt ist Ihr Hausarzt. Ich würde diesen nochmals konsultieren. Aber wenn das für Sie zu schwierig ist, können Sie sich auch nach seiner bisherigen Empfehlung richten.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

Experte-Leidel
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14.09.2020, 15:13 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag Robbi,

ich melde mich nochmal bei Ihnen, weil ich erst jetzt - durch die Frage einer anderen Userin - darauf gekommen bin, dass es sich auch bei Ihnen um den Biss der Kriebelmücke gehandelt haben könnte.

Meine Antwort an die Fragestellerin schicke ich Ihnen hier auch nochmal in Kopie, auch wenn das natürlich jetzt sehr spät kommt::

Es kann sich durchaus um einen Biss der Kriebelmücke handeln.

Das Wichtigste ist, dass Sie trotz des starken Juckreizes die Wunde nicht aufkratzen. Dann könnte nämlich die Gefahr einer bakteriellen Infektion bestehen, die u. U. sogar zu einer Blutvergiftung führen könnte.

Es ist sinnvoll, die Bissstelle zu desinfizieren und zu kühlen. Gegen den Juckreiz können Sie ein anti-allergisches Gel oder eine Cortisoncreme auftragen. Es gibt auch sog. Hitzestifte (z. B. "bite away"), die Sie in Apotheken, Drogerien oder auch im Versandhandel kaufen können und die sehr gut gegen den Juckreiz wirken sollen.

Einen Arzt sollten Sie aufsuchen, wenn Sie Fieber bekommen. Denn das könnte ein Hinweis auf eine beginnende Blutvergiftung sein.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

 

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