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Hormonprobleme, Östrogenüberschuss, Schilddrüse, Erschöpfung, Depression

Kategorie: Frauenheilkunde » Expertenrat Wechseljahre | Expertenfrage

12.12.2007 | 11:49 Uhr

Guten Tag,

ich bin 35 Jahre alt und trug bis vor kurzem 9 Jahre lang (dieselbe) Mirena-Spirale.

Meine Probleme sind eher noch nicht wechseljahrsbedingt (ich hoffe es jedenfalls :) )Eisprünge habe ich noch, aber ich bin verzweifelt und wende mich daher an Sie, in der Hoffnung, dass Sie einen Moment Zeit für mich und meinen Fall haben, ich weiß nicht, an wen ich mich sonst wenden könnte.

Ich habe seit Anfang 20 Probleme Depressionen und werde medikamentös behandelt.
Die letzten Jahre mit Remergil, inzwischen mit Cipralex.
Das stabilisiert mich zwar, aber gibt mir nicht das Leben wieder, was ich damals hatte. Damals wurde einmal eine Schilddrüsenunterfunktion festgestellt, die aber nie behandelt wurde. Nach einem Schwangerschaftsabbruch bekam ich massiven Östrogen- und Testosteronmangel, wobei der Östrogenmangel medikamentös behandelt wurde (Sandrena-Gel).
PMS hatte ich seit der ersten Regel, wobei das in den letzten Jahren sehr schlimm geworden ist.

Ich kämpfe mit ständiger Müdigkeit, großem SChlafbedürfnis, nachts einschlafende/kribbelnde Hände seit zwei Jahren, ich ess immer weniger und nehme zu, ich bin extrem krankheitsanfällig (dank Zink jetzt etwas unter Kontrolle, aber war die letzten drei Jahre quasi dauerkrank), friere immer, Haarausfall, Libido - was ist das, Zyklusstörungen, Depressionen welche durch Medikamente nicht wirklich behoben werden können, ich fühle mich einfach nicht mehr wohl und schaffe meinen Alltag quasi nicht mehr, obwohl ich krankheitsbedingt schon nicht arbeite, sondern nur einen freiberuflichen 400 Euro-Job habe. Mit fehlt die Lebensfreude und der Antrieb, alles kostet Überwindung, selbst schöne Dinge, auf die ich mich freuen sollte - ich habe einfach nicht genug Energie. Und es wird nicht besser, im Gegenteil.

Ich wollte beim Endo so gerne den Zusammenhang zwischen Zyklusstörungen (sehr sehr starke PMS ab Eisprung, Haarausfall von Kopfhaaren, Augenbrauen und Wimpern), schlimmer Immunschwäche (war bis letztes Jahr fast nur noch dauerkrank) und allgemeiner Erschöpfung, ständiger Müdigkeit und null Antrieb und leider auch null Libido und Depressionen auf den Grund gehen, weil ich den Verdacht hatte, dass vielleicht eine SD-UF vorläge, die sich auch auf meinen Zyklus auswirkt.

Leider meint er, es wäre alles super und ich würde mich nur anstellen, andere Leute (z.B. Eltern mit behinderten Kindern) würden das ja auch alles schaffen, und für die meisten Menschen wäre das Leben nur eine Tretmühle und ich würde zuviel erwarten. :-(

Kinder haben wir uns schon abgeschminkt, weil es unwahrscheinlich ist, dass ich mich überhaupt entsprechend kümmern könnte - ich habe für meinen normalen Alltag (freiberuflich bis 400 Euro und Haushalt) schon kaum genug Kraft und erst recht nicht für viel darüber hinaus.

Ich fühle mich von den Symptomen wirklich wie jemand mit einer Unterfunktion, aber laut dem Arzt (Prof. in einem Endokrinologikum) wäre ich mit allen meinen Werten genau in der Mitte. Gottseidank habe ich mir meine Werte nach einer Diskussion mit ihm aushändigen lassen, denn meiner unmaßgeblichen Meinung nach bin ich nicht mit allen meinen Werten genau in der Mitte der Norm.

Hier die getesteten WErte (20. Zyklustag eines ausnahmsweise mal 28 Tage-Zyklus´ - sonst deutlich länger):

FT3 2,89 pg/ml - Normwert: 2,00 - 4,40
FT4 10,20 pg/ml - Normwert: 8,00 - 18,00
TSH Basal 1,29 mlU/l - Normwert: 0,27 - 2,50
TPO <10,00 IU/ml - Normwert: 0,00 - 35,00
ACTH 28,50 ng/l - Normwert: 4,70 - 48,80
Cortisol basal 197,00 ng/ml - Normwert: 62,00 - 194,00
DHEAS 0,80 ug/ml - Normwert: 0,40 - 4,30
SHBG 68,80 nmol/l - Normwert: 18,00 - 114,00
FAI 1,20 - Normwert: 0,00 - 3,50
Östradiol 256,00 pg/ml - Normwert: 12,50 - 166,00
FSH 2,63 mIE/ml - Normwert: 3,50 - 12,50
LH 6,03 mIE/ml - Normwert: 2,40 - 12,60
Prolaktin 15,00 ng/ml - Normwert: 4,79 - 23,30
Testosteron 0,24 ng/ml - Normwert: 0,06 - 0,82
DHT 102,00 pg/ml - Normwert: 23 - 192

Ansonsten:
Schilddrüsenvolumen 4,4 bzw. 4,8ml, keine Knoten, normales Echomuster.

Bewertung: laut ihm haben alle meine Beschwerden keinerlei hormonellen Hintergrund.

Zumindest hätte ihm doch auffallen müssen, dass hier eine Östrogendominanz vorliegt, die ja ihrerseits Schilddrüsenwerte senken kann und auch für die Immunschwäche verantwortlich sein kann?

Ich bin jedenfalls einigermaßen verzweifelt und in Grund und Boden zerstört, zumal er mir noch einige sehr üble Dinge gesagt hat, die wirklich unter die Gürtellinie gingen. Ich habe Angst, jetzt einfach zu einem anderen zu gehen, ich wüsste auch nicht, wohin.

Momentan behandele ich mich selbst mit hochdosiertem Zinkorotat täglich, in den PMS-Zeiten mit 10% Yamswurzelcreme (bin grade bei der vierfachen empfohlenen Menge angekommen, aber endlich entspannen die Brüste), trinke Frauenmantel, Schafgarbe und Sonnenblumenblütentee.
Ich habe hier Alchemilla Urtinktur stehen (für den Eigenversuch im nächsten PMS-Monat) und sollte das immer noch nicht reichen, kommt noch bryophyllum D6 dazu.

Natürlich kann es sein, dass meine Depressionen mir einen Streich spielen und sich inzwischen auch weiter auswirken - allerdings bin ich medikamentös gut eingestellt, ich lebe seit 7 Jahren in einer glücklichen und erfüllten Ehe, wir sind nach wie vor verliebt und fasziniert voneinander, und der Druck des Arbeitengehen-Müssens ist von mir genommen, so dass ich jetzt ganz frei so viel arbeiten kann, wie ich schaffe, auch wenn ich unter der selbstgewählten Last dann doch teilweise wieder zusammenbreche. Aber ich könnte ganz aufhören, wenn ich wollte, und das ist ein gutes Gefühl, das mir viel Druck nimmt.

Andererseits - egal welches Medikament - konnte mir nie DIE Lebensfreude und die Energie wiedergeben, die ich damals hatte, bevor die Depressionen klinisch wurden.

Was ist, wenn das doch durch die Schilddrüse mitverursacht wird?
Oder die Schilddrüsehormone durch das jetzige Ungleichgewicht abgefischt werden?

Was mich jetzt besonders wundert: wo kommt der hohe Östrogenwert her? Laut Literatur könnte das in der Prämenopause vorkommen, wenn die Eierstöcke nicht mehr so recht wollen (oder auch nach der Mirena-Spirale), aber dagegen spricht mein erniedrigter FSH-Wert, der unter der Norm ist, oder?

Ich bin jedenfalls ratlos, verzweifelt und weiß nicht mehr, zu wem ich gehen kann, aber meine Probleme werden schlimmer und ich weiß nicht mehr ein noch aus.

Bis letztes Jahr dachte ich eigentlich nur daran, dass es mir besser gehen würde, wenn ich nicht mehr ständig krank wäre, aber dies Jahr ist mit Zink so super gelaufen (nur zweimal je eine Woche krank!!), und auf einmal merke ich, dass ich trotzdem kaum mehr schaffe und mich noch genauso zu allem zwingen muss. Vorher konnte ich es wenigstens auf die Dauerinfekte und das Fieber schieben, aber das war es einfach nicht. :-(

Haben Sie eine Idee, an wen ich mich wenden kann, oder was hier bei mir los sein könnte?

Vielen Dank,

Monika L.

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12.12.2007, 12:41 Uhr
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Hallo Monika,
ich muß einfach mal mitreden, weil es mir bis vor kurzem ähnlich ging, zeitweise so erschöpft, müde, dass ich mich am liebsten in ein Krankenhaus gestellt hätte und gerufen: Helft mir, ich kann nicht mehr. Zum Glück hat dann ein Arzt die Lösung gefunden, es war ein sehr starker Ferritinmangel (ACHTUNG, das ist der Eisenspeicher, nicht das freie Eisen) und jetzt, dank einiger Eiseninfusionen geht es mir wieder gut. Ferritinmangel hat viele Symptome, u.a. auch Depression. Unser Hausarzt hat regelmäßig Blut untersuchen lassen, aber nie Ferritin, und das wars.
Dieses soll nur ein kleiner Hinweis sein, sicher weiß Dr.Dossler noch mehr.
Viele Grüsse
Karin

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12.12.2007, 13:01 Uhr
Antwort

hallo Monika,
ein langer und daher schwer zu beantwortender, aber wichtiger Brief mit vielen Facetten.
Wurden bei Ihnen alle chronisch verlaufenden Infektionen ausgeschlossen? z.b. Borreliose?
Was mich wundert ist die Tatsache, dass bei der Hormonanalyse trotz des 20. Zyklustages gar kein Progesteron mit bestimmt worden ist.
Hohe Östrogenwerte im Sinne einer *Hyperöstrogenämie* findet man bei zystischen Ovarien, bei Übergewicht, bei isolierter Gelbkörperhormonschwäche und als Folge zentral wirksamer Medikamente, die Sie ja wegen der Major Depression einnehmen müssen.
Ihre Krankheitsbeschreibung ist die m.E. typische Beschreibung eines CFS - Chronic fatigue syndrome.
Da ganz offensichtlich (wegen der PMS-Beschwerden) Gelbkörperhormon fehlt und dieses wohl auch nicht aus dem Yams-Wurzel-Extrakt (enthält DHEA) von ihnen gebildet wird, käme in erster Linie eine Therapie mit Progesteron für Sie in Frage.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
TomDoc

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13.12.2007, 09:21 Uhr
Antwort

hallo monika,

ich rate dir zu einem nuklearmediziner zu gehen - wegen deiner schilddrüse - aber bitte zu einem guten, der dich ernst nimmt.

die schilddrüsengröße einer erwachsenen frau beträgt ca. 15-18 ml - deine ist 9,2 ml groß.

dein tsh ist normal, deine freien werte auch, aber relativ niedrig - aber der tsh kann durch die einnahme von antidepressiva künstlich gesenkt sein.

es gibt eine schilddrüsenentzündung, der fachbegriff ist dafür hashimoto - vielleicht hast du davon schon einmal gelesen. diese entzündung zerstört die schilddrüse nach und nach - das ist nicht schlimm, aber wenn die schilddrüse kleiner wird - eben durch diese entzündung - muss das fehlende hormon aufgestockt werden. man sieht diese entzündung einmal an den tpo-antikörpern - deine sind nicht 0, sonst würde 0 dort stehen (es gibt aber auch hashimoto ohne antikörper) - und man sieht es an der zu kleinen schilddrüse - und deine ist definitiv zu klein.

ich würde da an deiner stelle dran bleiben und mir einen guten radiologen/nuklearmediziner suchen.

alles gute.

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15.12.2007, 11:56 Uhr
Antwort

Hallo Monika,

ich würde an deiner Stelle wie Dr. Dossler geraten hat, Borreliose überprüfen lassen. Aber besteh darauf, dass nicht nur ein Elisa-Test gemacht wird, sondern ein Westernblot. Lass das Blut in das Labor nach Köln schicken, die haben sehr viel Erfahrung mit Borrelien. Außerdem lass auch Co-Infektionen mittesten wie Chlamydophila pneuomiae, Yersinien, Babesien, Anaplasmen. Nicht schlecht wäre auch die Bestimmung von EBV, Herpes zoster ...

Hier die Internetadresse dazu:
http://www.labor-koeln.de/l_k/htm/labor/labor_abt.html

Warum ich das schreibe? Ich bin chronisch an Borreliose erkrankt und die Antikörperbestimmung in meinem Blut sagt aus, dass ich zumindest Kontakt mit Yersinien und Chlamydien hatte. Und ich habe etliches der Symptome, die du auch hast. Es besteht sogar der Verdacht, dass meine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse durch die Infektion ausgelöst wurde. Seit drei Monaten werde ich kontinuierlich mit Antibiotika behandelt und siehe - die ersten Besserungen treten ein. Allerdings habe ich noch einen langen Weg vor mir.

Falls du noch mehr Infos brauchst zu Borreliose und Fragen hast, dann komm einfach mal zu
www.borrelioseforum.de
Ich bin da auch und habe dort die Hilfe gefunden, die ich vermisst hatte. Mein Arzt hatte mich mehr oder weniger aufgegeben, weil nichts gefunden wurde. Und ich war absolut davon überzeugt, dass meine Probleme NICHT psycho-somatisch waren, damit hatte ich mich in der Vergangenheit mehr als genug auseinander gesetzt. Ich habe dann angefangen, alle Symptome nur noch vom Psychischen her zu betrachten - und letztlich ignoriert, dass mein Körper auch krank sein kann, ohne dass die Psyche erkrankt sein muss.

Übrigens: Depris können auch von Erregern kommen! Gerade wenn deine auf nichts ansprechen, solltest du mal auch in die Richtung denken. Der 2. Chefarzt der Günzburger Psychiatrie hat geschrieben, dass er der Meinung ist, dass Erreger bei psychischen Erkrankungen eine große Rolle spielen. Er hat dazu 14 Erreger namentlich erwähnt, darunter auch Borrelien, irgendwelche Kokken (weiß ich nicht mehr), EBV und auch Herpes Zoster.

Also Fazit: Eine Abklärung in die Richtung fände ich sehr vernünftig!

Liebe Grüße und alles Gute dir!
A.

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