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Miktionsstörung im Ausland. Was kann ich noch tun?

Kategorie: Männermedizin » Expertenrat Urologie | Expertenfrage

28.11.2022 | 08:52 Uhr

Sehr geehrte Experten,

seit Mitte Oktober habe ich diverse Beschwerden im Genitalbereich. Es begann mit einem brennenden Gefühl beim Urinieren. Dann kam ein Druckgefühl hinter dem Schambeim sowie Ziehen in der linken Leiste hinzu. Später (möglicherweise 2 Wochen) bekam ich zusätzlich den Eindruck, meine Blase nicht richtig entleeren zu können. Nach dem Wasserlassen tropfte es nach, selbst wenn ich versuchte, die Harnröhre etwas auszudrücken. Kurz nach dem Toilettengang entstand dann auch recht schnell der Drang, erneut zu urinieren. Ich musste nun auch nachts auf Toilette (einmal), was bis dahin eher ungewöhnlich für mich war. Auch sehr ungewöhnlich empfand ich das Nachlaufen von Sperma nach der Ejakulation. Früher gab es nach dem Erguss kein Austreten von Sperma oder Sekret. Bis heute konnte ich dies nun aber schon vermehrt auch noch Stunden danach an der Penisspitze ausmachen (nach Urinieren und Reinigung natürlich). Da sich meine Vorhaut schwieriger bewegen lässt, halte ich auch eine Schwellung in diesem Bereich für möglich. Ich befinde mich in Japan und habe mein Problem in den letzen Wochen mittlerweile 3 Urologen vorgestellt. Nach Urinuntersuchung, Ultraschall der Nieren und des Abdomen sowie einer Urinuntersuchung nach vorheriger Prostatamassage kam man zu der ersten Diagnose: Chronische bakterielle Prostatis und dann zur zweiten: Chronische nichtbakterielle Prostatitis. Mir wurden 2 Antibiotika sowie ein Medikament, das Miktionsbeschwerden lindern soll (Cernilton), verschrieben. Da sich die Beschwerden, bis auf das „Brennen“ wenig verbessert hatten und nun leider mein unterer Rücken auch noch begonnen hatte zu schmerzen, war ich letzte Woche nochmals bei einem Urologen. Wieder wurde mein Urin untersucht und meine Nieren sowie mein Abdomen per Ultraschall überprüft. „Alles in Ordnung“, meinte auch dieser Arzt. „Wahrscheinlich eine chronische Prostataentzündung“. Ich erkundigte mich, ob nicht auch noch ein Harnröhrenabstrich, eine Restharnbestimmung und eine Kontrolle des PSA-Werts durchgeführt werden sollten, da die Beschwerden schon lange bestehen, aber der Urologe sah dafür keine Veranlassung. Für eine ernsthafte Erkrankung wäre ich zu jung (38 Jahre), sodass diese Untersuchungen wohl auszureichen schienen. Wenn sich nach einem Monat keine Besserung gezeigt haben sollte, soll ich meinen Urin abermals untersuchen lassen. Ich bin mittlerweile sehr beunruhigt, weiß nicht, was ich noch tun soll und kann so meine Zeit im Ausland wenig genießen. Ständig spukt der Gedanke durch meinen Kopf, das ein Tumor Ursache meiner Probleme sein könnte. Ich wüsste gern, was Ihre Meinung zu meiner Situation ist? Halten Sie die unternommenen Bemühungen vorerst für ausreichend und sollte ich dem Urteil der 3 Ärzte vertrauen und davon ausgehen, dass nichts übersehen wurde? Erwähnt werden muss sicher auch noch, dass ich seit mehreren Jahren an einer somatoformen Störung leide, die bereits für mehrere Beschwerdekapitel im Magendarmbereich als Ursache herangezogen wurde. Womöglich spielt das in meinem aktuellen Fall ebenfalls eine Rolle? 

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Bisherige Antworten
Lifeline Gesundheitsteam
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28.11.2022, 15:04 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo gingerino, 

wir können aus der Ferne ohne eigene Untersuchung natürlich nur eine allgemeine grobe Einschätzung vornehmen, allerdings schließen wir uns der Meinung der behandelnden Ärzte an. Die Symptomatik ist sicherlich sehr belastend und auch unangenehm und hält auch gerade schon relativ lange an. Trotzdem ist gerade das letztere nach einer ausgeprägten Entzündung nicht verwunderlich. Die Tatsache, dass das Antibiotikum geholfen hat, spricht ebenfalls dafür, dass hier eine bakterielle Infektion vorgelegen hat. Natürlich wäre es wünschenswert, dass alle Symptome gleichzeitig damit vergehen, allerdings verursachen auch die Folgen der Entzündung Symptome, die erst wieder vergehen, wenn auch die Folgen ausgeheilt sind. Von demher kann kann es schon sein, dass die Symptomatik noch einige Zeit anhält, ohne dass die eigentliche Entzündung noch vorliegt.
Ein Tumor ist aber tatsächlich ziemlich unwahrscheinlich, aus den genannten Gründen. Außerdem wurden Sie ja mittels Ultraschall untersucht, wobei nichts gefunden werden konnte. Eine PSA-Untersuchung würde im Moment auch keinen Sinn machen, da ja die Entzündung der Prostata auch für eine Erhöhung sorgt. Aber wie schon geschrieben, eine Krebserkrankung ist recht unwahrscheinlich. 
Die psychische Komponente mag die Symptomatik vielleicht verstärken, ist aber sehr wahrscheinlich nicht alleinige Ursache. Sie kann aber natürlich die Sorge deutlich verstärken.
Machen Sie sich keine Sorgen, Sie wurden gut abgeklärt. Verlaufskontrollen sind natürlich angebracht. Momentan sind Sie aber gut untersucht. Krebs ist wie gesagt sehr unwahrscheinlich. 

Wir hoffen, wir konnten Ihnen weiterhelfen - Ihr Lifeline Gesundheitsteam

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29.11.2022, 15:49 Uhr
Kommentar

Herzlichen Dank für Ihre schnelle und umfangreiche Antwort. Das Sie derselben Meinung sind, wie Ihre japanischen Kollegen, hat mir doch etwas Beruhigung verschaff. Es ist möglich, dass es am Anfang eine bakterielle Entzündung gegeben hat, da der erste Urologe im Ultraschall eine vergrößerte Prostata gesehen und mir darauf hin Levoflocacin 500 verordnet hatte. Ich konnte mir zwar nicht erklären, wie ich mir eine solche Entzündung eingehandelt haben sollte, aber da eine Woche später, bei einem zweiten Urologen meine Prostata wieder normal groß war und auch das Brennen beim Urinieren schwächer war, schien eine gewisse Wirkung des Medikaments eingetreten zu sein. Mittlerweile plagen mich „nur“ noch das Nachtröpfeln bzw. Nachlaufen und die Schmerzen im unteren Rücken. Vor Ihrer Antwort hatte mich meine Fantasie leider schon soweit, dass ich Knochenmetastasen als Ursache für den Kreuzschmerz in Erwägung gezogen hatte, obwohl ich weiß, dass der Krebs dafür eine bestimmte Größe haben muss, mit welcher er im Ultraschall wahrscheinlich aufgefallen wäre.

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30.11.2022, 09:41 Uhr
Kommentar

Auf eine Sache würde ich gern noch einmal eingehen. Ist es denkbar, dass es sich bei der veränderten Ausscheidung von Urin und Ejakulat auch um eine temporäre Motalitätsstörung handeln könnte, wie sie in bei mir auch schon im Magen-Darmtrakt vermutet worden ist. Gibt es so etwas in diesem Bereich des Körpers ebenfalls oder muss hier von einer Verengung oder neurologischen Dysfunktion als Ursache ausgegangen werden? Haben Sie vielen Dank.

Lifeline Gesundheitsteam
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30.11.2022, 13:00 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo gingerino,

vor Krebs sollten Sie sich wirklich nicht fürchten müssen. Sonst hätte auch das Antibiotikum nicht angeschlagen.
Ob bei Ihnen eine Motilitätsstörung vorliegt, lässt sich abschließend nicht sagen. Es wäre schon vorstellbar, dass so etwas vorliegt und dass das die Infektion mit irgendwelchen Bakterien erst möglich gemacht hat.
Feststellen lässt sich das leider nicht. Uns sind leider keine beschriebenen Fälle bekannt, bei denen es speziell im Harntrakt zu einer Minderbeweglichkeit kam. Trotzdem ist es aber vorstellbar. Allerdings ist die Frage, was sich dann prophylaktisch dagegen tun lässt. Evtl. viel trinken, weitere Maßnahmen wären uns nicht bekannt.

Wir hoffen, wir konnten Ihnen damit weiterhelfen - Ihr Lifeline Gesundheitsteam

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13.03.2023, 01:28 Uhr
Antwort

Hallo sehr geehrtes lifeline Team,

unterdessen sind über 3 Monate vergangen und meine im November geschilderten Beschwerden nach wie vor present. Was die Ejakulation anbelang, so gibt es kein späteres Austreten von Sperma mehr, aber dafür seit wenigen Tagen ein brennendes Gefühl in der Eichelspitze zum bzw. unmittelbar nach dem Orgasmus. Das Wasserlassen verläuft weitgehend schmerzfrei, nur scheint es, als würde aktuell noch mehr Urin nach dem eigentlichen Vorhang austreten, als es noch im letzten Jahr der Fall war. Seit meinem letzten Beitrag gab es auch Phasen (1 - 2 Wochen) ohne Symptome, nur waren diese leider nicht von Dauer. Ende Januar hatte ich nochmals ärztliche Hilfe in Anspruch genommen, dieses Mal in Mexiko. Neben Blut, Urin und Sperma wurden wieder meine Nieren, Prostata, Blase und Harnröhre per Ultraschall untersucht. Außerdem wurde die Menge des Restharns bestimmt. Diese lag im noch normalen Bereich und belief sich auf 28,24 ccm bzw. 7%. Auch die Prostata war von normaler Größe 15,90 ccm und der PSA-Wert (0,379 ng/mL) sowie Urin und Sperma unauffällig (keine Bakterien, kein Blut). Zu diesem Zeitpunkt war ich sehr optimistisch, dass dieses Kapitel ein baldiges Ende finden würde. Allerdings sind die Symptome seit der dritten Februarwoche zurück und eventuell sogar stärker. Letzte Woche waren dann Sorge und Unsicherheit so groß, dass ich wieder einen Arzt aufgesucht habe. Dieser meinte nach dem Anamnesegespräch und kurzer Untersuchung meines Penis und Hodens, dass ich am Chronischen Beckenschmerz Syndrom leide. Ich brauche keine weiteren Untersuchungen und kein weiteres Antibiotikum sondern Entspannung und Physiotherapie. Für eine ernsthafte Erkrankung bin ich mit 39 Jahren zu jung. Ich halte seine Diagnose nicht für falsch oder unwahrscheinlich, aber dennoch bin ich skeptisch. Sollte es, bevor man diese Diagnose stellt, in einem Fall wie meinem nicht noch weitere Untersuchungen wie etwa eine Blasenspiegelung geben oder ist das aufgrund der Ergebnisse der vorherigen Untersuchungen nicht nötig?

Für eine Antwort wäre ich Ihnen wieder sehr dankbar. 

Lifeline Gesundheitsteam
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20.03.2023, 16:51 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo gingerino, 

Verzeihen Sie bitte unsere so späte Antwort. 
Das ist tatsächlich schwer zu beantworten. Ihre Sorge können wir gut verstehen, es besteht aus Ihrer Sicht ja die Gefahr, dass etwas übersehen werden könnte. Entscheidend ist aus unserer Sicht aber, dass die Symptomatik zwar schwankt, aber nicht gravierend plötzlich schwerer wird. Auch die letzten Untersuchungen konnten kein klares Störungsbild identifizieren. Insofern lässt sich weiterhin nur mutmaßen und die jetzige Erklärung ist auch eine Mögliche, die zu überprüfen sinnvoll ist. Das ist in diesem Fall wirklich nur mithilfe der genannten Behandlung möglich. Das spräche schon dafür, das auszuprobieren. 
Die Blasenspiegelung ist natürlich noch eine weitere mögliche Diagnostik. Allerdings gibt es wohl auch hier keinen Hinweis darauf, dass irgendetwas gefunden werden würde. Deshalb ist es aus unserer Sicht schon vertretbar, wenn man die vielleicht etwas naheliegendere Diagnose eines Beckenschmerzsyndroms als Arbeitsdiagnose verwendet und die Behandlung versucht, bevor man neue invasive Diagnostiken anwendet.
Verzeihen Sie nochmals unsere verspätete Antwort. Sollten sich weitere Fragen ergeben, sind wir natürlich gerne wieder für Sie da. 

Wir hoffen, wir konnten Ihnen weiterhelfen - Ihr Lifeline Gesundheitsteam

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21.03.2023, 20:16 Uhr
Antwort

Sehr geehrte Lifeline Experten,

ich danke Ihnen abermals herzlich für Ihre Antwort. Zu lesen, dass Sie die Einschätzung des letzten Arzts, bei dem ich mich vorgestellt habe, für plausibel erachten, hat mir zu weiterer Beruhigung verholfen. Ich muss schauen, inwieweit an meinem aktuellen Standort Physiotherapie möglich ist. Auf jeden Fall aber werde ich versuchen, mich weiter mehr zu entspannen, eventuell auch mittels progressiver Muskelentspannung.  Es bedarf keinerlei Entschuldigung für eine spätere Antwort. Darauf etwas warten zu müssen, ist nicht schlimm. Ich bin dankbar und finde es großartig, dass es ein Angebot wie das Ihre überhaupt gibt. 

Lifeline Gesundheitsteam
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23.03.2023, 00:50 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo gingerino,

herzlichen Dank für Ihr Lob. Bei weiteren Fragen sind wir natürlich gerne wieder für Sie da.
Probieren Sie es jetzt einfach einmal aus und versuchen Sie, alles ganz locker zu sehen. Dann ist das schon ein sinnvoller Behandlungsversuch.
Fragen Sie einfach, wenn Sie etwas wissen möchten und halten Sie uns auch gerne auf dem Laufenden.

Alles Gute - Ihr Lifeline Gesundheitsteam

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