Sehr geehrter Herr Doktor!
Ich stelle eine Frage für eine Bekannte.
Es wurde durch eine Magenentleerungsszintigraphie eine Magenentleerungsstörung diagnostiziert (ungefähr doppelte Zeit), die auch ursächlich für den seit längerer Zeit bestehenden Reflux und das Sodbrennen etc. verantwortlich sein soll.
Der Arzt glaubt, dass es ursächlich mit Schmerzmitteln zusammenhängt, die regelmäßig genommen werden müssen (Tilidin, jedoch in geringer Dosierung).
Diese Schmerzmedikation wird seit mehreren Jahren ohne Probleme vertragen und wurde nach langem ausprobieren und testen verschiedener anderer Schmerzmittel aller WHO-Stufen festgelegt. Die Patientin ist damit sehr zufrieden. Es gab schonmal Versuche, die Medikamente wegzulassen, was aber immer sogleich zu einer Schmerzverschlimmerung führte. Normale Schmerzmittel wie Ibu, Diclo o.ä. führen zu Magenbeschwerden, die Patientin hat eine chron. Gastritis. Sie würde nur ungerne an der zur Zeit guten Schmerztherapie (Medikamente kombiniert z.B. auch mit Physiotherapie, manueller Therapie, Entspannungsverfahren etc.) etwas ändern.
Wegen der Magenentleerungsstörung bekommt sie nun ein Präparat mit dem Wirkstoff Domperidon (10 mg 3xtägl.), in der Hoffnung, dass sie dann das Schmerzmittel nicht ändern muss.
Ist es richtig, dass man erst nach ca. 4 Wochen sagen kann, ob diese Therapie anschlägt?
Gäbe es sonst andere Behandlungsmöglickeiten? Irgendwelche Alternativen? Aufgrund des doch recht hohen Beschwerde- und Leidensdrucks wäre sie zu vielem bereit.
Kann die Patientin sonst etwas dagegen tun? - Auf leicht verdauliche Ernährung und häufigere aber kleinere Portionen achtet sie sowieso schon.
Die Patientin ist übrigens keine Diabetikerin (dann kommt es ja offensichtlich nach meiner Recherche am häufigsten vor), die Blutwerte sind alle gut. Sie ist Mitte 30, sehr schlank und hat in den letzten Wochen aufgrund starker Magen-, Reflux- und Sodbrennenbeschwerden einige Kilo abgenommen, wiegt (nach ihren eigenen Angaben) nur noch ca. 50 kg.
Ich wäre Ihnen sehr dankbar und verbunden, wenn Sie mir bzw. meiner Bekannten noch weiteren Rat geben könnten.
Herzlichen Dank.
Reflux und Sodbrennen bei Magenentleerungsstörung
Kategorie: Magen-Darm » Expertenrat Sodbrennen | Expertenfrage
Antwort von Experte-Ohlert
Vielen Dank für Ihre Anfrage, die ich gerne beantworte. Zunächst aber eine
Vorbemerkung: Es erscheint mit wichtig darauf hinzuweisen, dass ich hier
natürlich nur ganz allgemein zu den aufgeworfenen Themen Stellung beziehen kann.
Der Komplexität des Krankheitsbildes eines jeden einzelnen Patienten wird
eine Stellungnahme im Rahmen einer Internetkonsultation sicherlich
nicht gerecht. Bitte verstehen Sie daher meine Ausführungen auch immer
nur als Denkanstoß für die weiteren Gespräche mit Ihren behandelnden Ärzten.
Nun aber zu Ihrer Frage:
Magen Entleerungsstörungen sind in der Tat eine mögliche Komplikation des Diabetes mellitus. Dieser wurde aber hier offensichtlich ausgeschlossen.
Ob ein tatsächlicher Zusammenhang mit den Schmerzmedikamenten besteht, kann sicherlich nicht definitiv gesagt werden, da es an geeigneten Messmethoden mangelt. Offensichtlich gibt es aber auch keine Alternativen zu dieser Schmerzmedikation, so dass die Frage ob die Schmerzmedikation eine ursächliche Rolle in Bezug auf die Magen-Entleerungsstörung spielt, sekundär ist.
Die therapeutischen Möglichkeiten einer Magenentleerungsstörung sind gering. Domperidon als so genanntes pro-Kinetikum ist ein durchaus rationaler Ansatz. Ob er sich bewährt, muss der weitere Verlauf zeigen. In der Tat kann es einige Wochen dauern bevor ein greifbarer Befund vorliegt.
Im Einzelfall müsse überlegt werden, ob bei schwerwiegenden Verläufen einer Magenentleerungsstörung sogar ein operativer Eingriff indiziert wäre mit dem Ziel, den Magenverschluss (Pylorus) zu schwächen oder zu entfernen. Die sind aber sehr seltener, meistens nicht indizierte Eingriffe, ob dieser im vorliegenden Fall in der Zukunft indiziert sein könnten, kann von hier aus nicht beurteilt werden, sondern sollte mit den behandelnden Ärzten besprochen werden.
Antwort
Sehr geehrter Herr Experte!
Aufrichtigen Dank für Ihre ausführliche Antwort. Ich habe diese schon an meine Bekannte weitergereicht.
Leider hat sie mir berichtet, dass sie offensichtlich das Domperidon nicht verträgt. Sie hat noch stärkere Magenschmerzen als zuvor, außerdem ist ihr häufiger übel.
Wobei ich bei meiner Recherche gelesen habe, dass Domperidon auch gegen Übelkeit wirken soll. Demnach würde das Mittel bisher überhaupt nicht wirken.
Können die anderen Beschwerden ggf. in der Tat Nebenwirkungen des Domperidon sein? Insbesondere die stärkeren Magenschmerzen und die Übelkeit?
Leider kann meine Bekannte ihren behandelnden Facharzt nicht erreichen, frühestens am Montag und das auch nur telefonisch. Nur ihren Hausarzt, doch der scheint überfordert mit dieser Problematik.
Sollte sie das Medikament trotzdem weiter nehmen? Auch bei fortbestehenden Nebenwirkungen?
Gäbe es sonst kurzfristig Alternativen?
Herzlichen Dank erneut im Voraus für Ihre Bemühungen.
Antwort von Experte-Ohlert
Antworten im Rahmen dieses Expertenrates können natürlich immer nur recht allgemeiner Natur sein, da für eine qualifizierte Beratung einer konkreten Therapie im Einzelfall nicht nur die Informationen, welche - wie hier - auch noch indirekt über einen Vermittler herangetragen werden, Grundlage sein können, sondern es bedarf einer persönlichen Augenschein nahmen einschließlich Untersuchung. Insofern ist der Weg, dass die Patienten sich an ihre behandelnden Ärzte wendet, sicherlich der viel versprechende.