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Ist es Sodbrennen?

Kategorie: Magen-Darm » Expertenrat Sodbrennen | Expertenfrage

27.01.2020 | 08:15 Uhr

Hallo,

wegen Sodbrennen überwies mich mein Arzt zur Magenspiegelung. Dort wurde eine mäßiggradige chronische Ösophagitis mit ausgeprägten regeneratorischen Epithelveränderungen  - eosinoph8ile Ösophagitis (?) festgestellt - 6 Wochen PPi 40 mg und ein paar Wochen 20 mg. Es hat geholfen. Jetzt habe ich abgesetzt und es geht langsam wieder los. Ich habe jedoch weder Magenschmerzen noch kommt mir Mageninhalt hoch. Es ist einfach nur ein leichtes Brennen im Hals. Meistens ist es dann, wenn ich nicht richtig aufstoßen kann oder gleich früh, wenn ich aufstehe. Ich möchte die PPi nicht unbedingt weiter nehmen, da sie einerseits gefährlich sein sollen und ich andererseits davon Blähungen und Darmprobleme bekomme. Ich habe aber auch Angst, da eine entzündete Speiseröhre ja auch entarten kann, wenn man es nicht behandelt. Was kann ich noch tun gegen diese Entzündung. Mein Arzt hat mit mir darüber nicht gesprochen, einfach PPi und fertig. Im BEfund steht auch die Empfehlung - bei korrelierender klinischer Symptomatik ggf nochmalige Kontrolle mit Entnahme von Stufen- und Quadrantenbiopsien . Bitte geben Sie mir einen Rat. mfg Ch. Kebbedies

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Experte-Ohlert
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27.01.2020, 17:47 Uhr
Antwort von Experte-Ohlert


Sehr geehrte Anfragerin,
sehr geehrter Anfrager,

vielen Dank für Ihre Anfrage, die ich gerne beantworte. Zunächst aber eine Vorbemerkung: Es erscheint mit wichtig darauf hinzuweisen, dass ich hier natürlich nur ganz allgemein zu den aufgeworfenen Themen Stellung beziehen kann.
Der Komplexität des Krankheitsbildes eines jeden einzelnen Patienten wird eine Stellungnahme im Rahmen einer "Internetkonsultation" sicherlich nicht gerecht.
Bitte verstehen Sie daher meine Ausführungen auch immer nur als "Denkanstoß" für die weiteren Gespräche mit Ihren behandelnden Ärzten.
Es wird letztlich "Bücherwissen" reproduziert und keinerlei individuelle Beratung in Bezug Ihr Krankheitsbild vorgenommen.
Dies wäre nach der Berufsordnung nämlich auch gar nicht zulässig.

Nun aber zu Ihrer Frage:

 der rückflusssauren Mageninhaltes in die Speiseröhre (Refluxerkrankung) ist eine häufige Erkrankung, die in der Regel mithilfe von sogenannten Protonenpumpenblockern behandelt wird. Zwar ist es nicht das Ziel, dass Protonenpumpenblockern in einer großen Zahl und dann auch langfristig genommen werden, jedoch muss man auf der anderen Seite sehen, dass durch die Protonenpumpenblocker zahlreiche Entzündungen der Speiseröhren-Schleimhaut behandelt worden sind und behandelt werden. Insofern ist es immer eine Risiko-Nutzen Abwägung, ob die Nebenwirkungen einer Therapie schwerer wiegen oder die Folgen einer (unbehandelten) Erkrankung.

Bei einer manifesten Refluxerkrankung mit Entzündungszeichen im Bereiche der Schleimhäute der Speiseröhre ist die Indikation für eine Einnahme von Protonenpumpenblockern relativ klar. Natürlich muss man auch hier sehen, dass wir nur begrenzt aussagekräftige Daten über eine Langzeiteinnahme haben, da Protonenpumpenblocker erst seit den neunziger Jahren auf dem Markt sind. Ferner muss man sehen, dass die Anzahl der Protonenpumpenblocker, welche in den letzten Jahren eingenommen worden sind (und eingenommen werden) stetig steigt. Soweit ich weiß nehmen rund 30 % der bundesdeutschen Bevölkerung aktuell Protonenpumpenblocker. Führende Pharmakologen haben erhebliche Zweifel, ob diese große Anzahl von Medikamenten die von einer großen Anzahl von Menschen genommen wird tatsächlich zwingend notwendig sind oder nicht. Insofern ist die Diskussion um die Protonenpumpenblocker nicht zu Unrecht in der Öffentlichkeit angekommen.

Dies bedeutet aber nicht, dass Protonenpumpenblocker per se keine guten Medikamente sind. Sie sind in vielen Fällen sehr wichtig und in einigen Fällen müssen Sie sogar auf Dauer eingenommen werden. Bitte berücksichtigen Sie auch, dass zum Beispiel die Magenchirurgie etwa seit den neunziger Jahren (also der Einführung der Protonenpumpenblocker) einen sehr starken Rückgang erlebt hat. Früher (zum Beispiel als Medizinstudent war) waren Magenoperationen gleichsam an der Tagesordnung. Heute sehen wir nur noch ganz selten Menschen, bei denen wegen eines Geschwürs-Leiden oder ähnlicher Erkrankungen ein Teil des Magens wegoperiert wurde.

Dies alles sollte man berücksichtigen, wenn man über die Notwendigkeit der Einnahme eines Protonenpumpenblockers spricht. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass dies hier ganz allgemeine Betrachtungen sind, die natürlich keine Behandlungsempfehlung für den konkreten Einzelfall beinhalten.

 

Wie schon oben gesagt, ist dies kein Portal zu individuellen Beratung über das Wesen von Symtomen -
das gehört in die Hand des Arztes, der Sie vor Ort untersuchungen und beraten kann. Da Ihre Frage aber
genau in diese Richtung zielt, kann ich nur anraten, einen Arzt vor Ort aufzusuchen.

 

 

 

Besten Gruss

Dr. Peter Ohlert

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