Hallo,
meine Tochter ist 6 Jahre alt.
Vor 3 Monate haben wir Blut im Stuhl bei ihr gesehen, außerlich war nichts zu sehen . Sie klagte ab und zu an Bauchschmerzen und jucken am Po.
Der kinderazt gab uns movicol für 10 tage (zum lösen von verstopfungen) obwohl sie täglich Stuhl hat geformt aber rissig, dazu machten wir noch ein stuhltest fürs labor.
Nach 10 tage movicol war kein blut mehr im stuhl (mit ein 3 tage test)
.Aber der stuhltest im labor hatte 1300 Calprotectin. Ein zweiter Test wurde im labor verschickt, diesesmal ging recht schnell (ergebniss in 2 Tagen) mit 62 calprotectin.
Artzt empfiehl uns ein monat zu warten und dann wieder stuhl test machen.
Beim dritte Test war Calprotectin wieder auf 1300 (dabei nimmt sie seit den zweiten test MOVICOL für drei monate weil anscheinend darm träge ist.... Nach diese 1300 calprotectin wurde ihr ein grosse Blutbild gemacht mit allem drum und dran .Dabei war alles in ordnung.
Meine Tochter hat keinerlei beschwerden mehr ist top fit, hat nur wenig appetit .
Meine fragen:
Kann man im Großen Blutbild sehen und somit ausschliessen ob in Darm eine entzündung ist?
Ist eine solche Calprotectin Schwankung in ca. 2 Monate überhaupt möglich?
Erkennt man durch Ultraschall eine entzündung?
Ich habe mit dem ganzen ein grosses Kopfzerbrechen....
In einen Monat haben wir ein termin bei der Uni tübingen zur Sprechstunde.
Was hat den meine Tochter???
Danke
mit freundlichen Grüssen
mitica
Calprotectin
Kategorie: Magen-Darm » Expertenrat Reizmagen | Expertenfrage an Experte-Ohlert
Antwort von Experte-Ohlert
Sehr geehrte Anfragerin,
sehr geehrter Anfrager,
vielen Dank für Ihre Anfrage, die ich gerne beantworte. Zunächst aber eine Vorbemerkung: Es erscheint mit wichtig darauf hinzuweisen, dass ich hier natürlich nur ganz allgemein zu den aufgeworfenen Themen Stellung beziehen kann.
Der Komplexität des Krankheitsbildes eines jeden einzelnen Patienten wird eine Stellungnahme im Rahmen einer "Internetkonsultation" sicherlich nicht gerecht.
Bitte verstehen Sie daher meine Ausführungen auch immer nur als "Denkanstoß" für die weiteren Gespräche mit Ihren behandelnden Ärzten.
Es wird letztlich "Bücherwissen" reproduziert und keinerlei individuelle Beratung in Bezug Ihr Krankheitsbild vorgenommen.
Dies wäre nach der Berufsordnung nämlich auch gar nicht zulässig.
Nun aber zu Ihrer Frage:
Calprotectin ist ein Stoff, welcher im Stuhl nachgewiesen werden kann. Die Indikation zur Untersuchung dieses Stoffes ist die Frage nach einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung (Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn). Typischerweise ist eine Erhöhung des Laborwertes beim vorliegen dieser chronisch entzündlichen Darmerkrankungen nachweisbar.
Nun muss man aber bei jeder Laboruntersuchung sehen, dass ein pathologischer Weert nicht automatisch einen Nachweis der Erkrankung bedeuten muss, während ein „normaler“ Laborwert nicht automatisch mit Gesundheit verbunden ist. Letztlich sind Laboruntersuchungen immer ein Baustein in einer ganzen Kette von Befunden, wobei dem klinischen Befund (also der körperlichen Untersuchung) eine sehr hohe Bedeutung zukommt.
Sinngemäß kann man diese Erkenntnis auch auf die Frage anwenden, weil welche Rückschlüsse man aus einem Blutbild ziehen kann. Zwar ist es so, dass man im Blutbild Entzündungszeichen erwartet (wenn eine Entzündung vorliegt), jedoch erlebt man nicht selten, dass auch bei schwerwiegenderen Entzündungen nur geringe Zeichen im Blut vorliegen und umgekehrt.
Eine Ultraschalluntersuchung des Darmes ist ebenfalls mit zahlreichen Unsicherheiten verbunden. Zwar kann man mitunter Verdickung des Darmes sehen (so genannte Ko-karden) und dies dann als Hinweis auf eine Entzündung deuten, jedoch bleibt auch hier der Interpretation ein weiter Raum vorbehalten.
Wie gesagt: der klinische Untersuchungsbefund, auch wenn er für den Laien weitaus weniger beeindruckend ist als Laborberichte und andere technische Verfahren, ist stets von aller erster Bedeutung für das weitere Procedere. Man kann nicht sagen, das Wohlbefinden jegliche Krankheit ausschließt. Aber in Bezug auf den Darm und die Frage einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung ist eine fehlende Symptomatik schon mit einer sehr hohen Vorhersagen-Wahrscheinlichkeit im Sinne eines Ausschlusses einer solchen Erkrankung verbunden.
Besten Gruss
Dr. Peter Ohlert
