Hallo zusammen,
aufgrund Schmerzen im Hüftgelenk hatte ich mich untersuchen lassen, wobei heraus kam, dass das Stück, welches in die Hüftpfanne geht, nicht rund, sondern eher oval ist, was zu einem erhöhten Verschleiß führt. Zudem ist das Labrum (hält die Gelenkschmiere an deren Ort) eingerissen, sodass Gelenkschmiere austritt, wodurch die Schmerzen entstehen.
OP ist somit unausweichlich, allerdings stellt sich mir nun die Frage: operieren lassen (reinigen, nähen, etc.) oder gleich ein künstliches Gelenk?
Bin 37 und will viel Sport betreiben (Cross Fit, etc.).
Ab wann kann man bei einer OP bzgl. künstlichem Gelenk
- wieder ohne Krücken laufen, wann ist es voll belastbar (Belastbarkeit)?
- hält es ebenso viel Belastung wie das natürliche Gelenk aus (oder evtl. eine größere Belastung)?
- muss das künstliche Gelenk irgendwann ersetzt werden (Haltbarkeit)
Leider hatte ich mich gleich gegen ein künstliches Gelenk entschieden, da eine OP des natürlichen Gelenks noch möglich ist...
natürliches Hüftgelenk reparieren oder künstliches Hüftgelenk
Kategorie: Knochen-Gelenke » Expertenrat Orthopädie | Expertenfrage
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam
Hallo,
diese Frage ist nicht so einfach zu beantworten. Hierzu muss der Zustand des gesamten Gelenk bedacht werden. Liegt lediglich eine Taillierungsstörung des Schenkelhalses vor oder auch einen Pfannendysplasie? Wie sieht der Gelenkknorpel aus?
Generell kann mittels eine arthroskopischen Operation der knöcherne Bump abgetragen und das Labrum ggf. genäht werden. Liegt auch eine verminderte Überdachung des Pfanne vor, muss überlegt werden, ob man die Pfanne umstellt. All diese Operationen können Sie zunächst vor einem Gelenkersatz bewahren, aber ein bereits sehr angegriffenes Gelenk auch weiter destabilisieren. Sie sollten sich daher unbedingt an einen Orthopäden wenden, der sehr erfahren in gelenkerhaltender Hüftchirurgie ist.
Den Zeitpunkt für ein Kunstgelenk legen immer Sie selber fest und ist abhängig von Ihrem Leidensdruck. Das künstilich Hüftgelenk ist das Gelenk mit der höchsten Zufriedenheitsrate. Nichtsdestotrotz bringt auch diese Operation Risiken mit sich. Ein Kunstgelenk hat eine begrenzte Standzeit (15-20 Jahre) und muss nach der Zeit ggf. getausch werden. Mit jedem Wechsel wird die Operation komplexer mit steigendem Risiko.
Bei einer normalen Implantation einer Hüfte ist das Gelenk in der Regel sofort belastbar, Unterarmgehstützen werden in den ersten Wochen benötigt.
Da Sie noch sehr jung sind, sollten Sie sich unbedingt (!) an einen Orthopäden wenden, des sich auch mit jungen Patienten auskennt. Bei jungen Patienten ist die Wahl des Implantats (möglichst klein, belastbarere Inlays) von höchster Wichtigkeit, um dem Anspruch des Patienten gerecht zu werden und in HInblick auf Wechseloperationen in der Zukunft. Hierzu muss er sich mit den kleineren Implanaten auskennen, zudem sind die belastbareren Inlays (hochvernetztes Polyethylen ggf. mit Vitamin E bzw. Keramik) sehr teuer und werden daher ggf. ungern verwendet. Der Orthopäde sollte Sie ausführlich über die unterschiedlichen Implantate mit Ihren Vor- und Nachteilen aufklären.
Kein Kunstgelenk ist so gut, wie ein "orginales"! Zum einen besteht immer die Gefahr eines Infekts (hier ist z.B. eine Antibiotikaprophylaxe vor Zahneingriffen wichtig), zudem kann die Prothese locker werden, die Inlays erzeugen Abrieb (dieser führt ebenfalls zur Lockerung), und eine künstliche Hüfte kann bei "falschen" Bewegungen auskugeln. Auch führt eine intensive sportliche Belastung natürlich auch zu mehr verschleiß, Stoßbelastungen sollten vermieden werden.
Wir hoffen, wir konnten Ihnen weiterhelfen - Ihr Lifeline Gesundheitsteam
Kommentar
wow: sehr ausführliche und detailierte Antwort, leicht verständlich geschrieben: vielen Dank!
Ich habe mich nun erstmal für eine Arthroskopie entschieden, bei der das Labrum genäht werden soll und eine Säuberung statt finden soll, wobei ich da dem Orthopäde (Spezialgebite Hüfte) freie Hand für zusätzliche Maßnahmen lasse - vieles lässt sich wohl erst im Zuge der OP erkennen und beheben (aufgrund Vollnarkose kann ich dann keine Entscheidungen treffen).
Ich hoffe dass die Schmerzen danach weg sind, auch wenn ich weiß dass ein künstliches Gelenk (bzw. erhaltene Maßnahmen) unausweichlich ist.
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam
Hallo,
wir wünschen Ihnen hierbei alles Gute - bei weiteren Fragen sind wir natürlich gerne wieder für Sie da.
Ihr Lifeline Gesundheitsteam