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Was könnte das sein?

Kategorie: Neurologie » Expertenrat Neurologie | Expertenfrage

04.06.2020 | 22:40 Uhr

Hallo. Ich bin Suchtpatient mit der Diagnose borderline und Depression. Ich habe außerdem fast rund um die Uhr depersonalisation und derealisation. Wenn ich in letzter Zeit ins Bett gehe, passiert Folgendes.

Ich mache die Augen zu und versuche zu schlafen. Dann, kurz bevor ich einschlafe bekomme ich wie einen Stromschlag im Kopf und ich schrecke auf. Ich werde panisch. Mein Brustkorb ist beengt. Ich atme schwer. Ich habe andauernd das Gefühl dass das Gehirn aufhört zu funktionieren und ich ohnmächtig werde. Außerdem fühlt sich mein Kopf fremd an. Als wäre er nicht richtig da. Ich habe kein Gefühl mehr für meine Umwelt. Das alles ist schwer zu erklären. Ich kann nur sagen das es mir Angst macht. 

Ich sollte an dieser Stelle vllt erwähnen dass ich 50 mg quentiapin von heute auf morgen abgesetzt habe. Meine Ärztin war damit einverstanden. Ich habe diese Symptome aber erst eine bis zwei Wochen nach dem Absetzen bekommen. Mittlerweile nehme ich es wieder. Seit ca drei Tagen. Tagsüber komme ich gut klar. Mittlerweile habe ich aber schon Angst schlafen zu gehen. 

Ich hoffe das hier jemand eine Idee hat. Ich bin ratlos und weiß nicht mehr weiter. 

Viele Grüße Timo K.

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Bisherige Antworten
Lifeline Gesundheitsteam
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05.06.2020, 23:51 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo Timo K.,

die Symptome, die Sie beschreiben, sind ja psychotische Symptome. Diese Symptomatik kann zwar Teil einer Schizophrenie sein, passt aber auch zu denen von Ihnen genannten Diagnosen.
Das Quetiapin hat als Antipsychotikum natürlich eine Wirkung gegen dieses Erleben, für eine eigentliche schizophrene Symptomatik wäre es aber deutlich nicht hoch genug dosiert.
Wir können ohne Untersuchung leider keine Diagnose stellen oder Therapieempfehlung geben, es ist aber naheliegend, dass die Symptomatik als Folge des Absetzens der Medikation aufgetreten ist. Zeitlich ist das zwar nicht ganz übereinstimmend, es ist aber trotzdem naheliegend.
Wir empfehlen Ihnen nochmal mit Ihrer Ärztin Rücksprache zu halten. Möglicherweise sollte die Dosis zum Einschleichen angepasst werden.

Wir hoffen, wir konnten Ihnen weiterhelfen - Ihr Lifeline Gesundheitsteam

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06.06.2020, 00:25 Uhr
Kommentar

Hallo. Danke das sie sich Zeit genommen haben. Das freut mich sehr. 

Psychotisch sagen sie? Das finde ich interessant. Mit dem Gedanken habe ich auch schon gespielt. Ich weiß aber, das alles was mit mir passiert nicht normal ist und meine Psyche mir einen Streich spielt. Das spricht doch eigentlich gegen eine Psychose. Oder? 

Was ich noch erwähnen wollte, das quentiapin wirkt bei mir paradox. Es verschlimmert meine depersonalisation und derealisation. Deshalb nehme ich nur 50 mg, und auch nur wenn ich wirklich direkt zu Bett gehe. Ich nehme noch 400 mg amisulprid. Davon habe ich keine Nebenwirkungen. Alles was müde macht tut mir nicht gut. Wie gesagt, es verschlimmert die dp und dr. Was ich komisch finde, wenn ich zum Beispiel benzos oder distra einnehme, hab ich keine Symptome. Obwohl das doch auch sediert. Wo ist da der Unterschied? 

Was mich wirklich fertig macht, sind nicht unbedingt die Wahrnehmung Störungen, sondern die körperlichen Symptome. Die Blitze im Kopf oder das Gefühl ohnmächtig zu werden. Ich kann manchmal kaum auf einer Stelle stehen, da ich immer das Gefühl habe, das ich umkippen könnte. Ich bin dadurch immer in Bewegung. 

Ich weiß langsam nicht mehr weiter. Ich fühle mich in der für mich zuständigen Psychiatrie nicht ernst genommen. Durch mein Suchtproblem meinen die Ärzte immer nur, das es mit der Abstinenz besser werden wird. Ich bin jetzt aber schon über ein Jahr weitestgehend Clean. Ganz selten habe ich kleinere Rückfälle mit Alkohol. Kaum der Rede wert. 

Bilde ich mir das alles nur ein? Bin ich vllt wirklich psychotisch und nehme die falschen Medikamente? Es ist schwer das richtige Medikament zu finden, da alles was müde macht alles verschlimmert. 

Das war jetzt eine lange Antwort. Ich danke ihnen für's lesen. 

LG Timo K.

Lifeline Gesundheitsteam
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07.06.2020, 12:33 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo Timo K.,

sehr gerne, dafür sind wir ja da!
Genau, das spricht gegen eine Psychose. Diese "psychotischen Symptome" können aber auch im Rahmen anderer psychiatrischer Krankheitsbilder auftauchen. So können depressive oder manische Personen Stimmen hören oder andere Sinnestäuschungen bekommen oder posttraumatisch belastete Patienten zum Beispiel "Lähmungen" bekommen etc.. Das ist aber dann eben noch keine Psychose und gehört eben nicht zum schizophrenen Formenkreis, wo man eben nicht mehr weiß, dass das alles nicht stimmt, wie sie es richtig sagen.
Wenn das Quetiapin eher paradox wirkt, sollten Sie mit Ihrer Ärztin darüber sprechen, ob es nicht auch gegen ein anderes Antipsychotikum ausgetauscht werden kann. Es gibt auch ein Antipsychotikum, das nicht sedierend wirkt. Darüber sollten Sie mit Ihrer Ärztin einmal sprechen. Das Medikament wird tatsächlich auch eher am Morgen eingenommen.
Der Unterschied zwischen den Medikamenten ist, dass Quetiapin ein Antipsychotikum wirkt und gezielt gegen psychotische Symptome wirken soll und als Nebeneffekt müde macht, wohingegen Benzodiazepine Medikamente sind, die gezielt müde machen. Distra wiederum hat eine ganz andere Wirkungsweise und wird zur Behandlung des Alkoholentzugssyndromes eingesetzt.
Tatsächlich ist es wohl so, dass die Symptomatik auch durch eine längere Abstinenz besser werden sollte. Das kann leider über eine noch längere Zeit gehen. Gegebenenfalls sollten Sie sich auch psyhotherapeutische Unterstützung mit regelmäßigen Terminen suchen. Ebenfalls hilfreich ist der Austausch mit ähnlich Betroffenen. Waren Sie beispielsweise auch bereits in einer Selbsthilfegruppe? Letztlich sind zwei Säulen für die erfolgreiche Behandlung der Symptomatik notwendig, einerseits die medikamentöse Unterstützung und andererseits die psychiatrisch-psychotherapeutische Behandlung mit einer kognitiven Umstrukturierung, also einer Anpassung des Gehirns an die neuen Umstände. Nur damit kann die Symptomatik dauerhaft erfolgreich behandelt werden.

Wir hoffen, wir konnten Ihnen damit nochmal weiterhelfen - Ihr Lifeline Gesundheitsteam

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