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Sehstörung - Sorge bzgl. MS

Kategorie: Neurologie » Expertenrat Neurologie | Expertenfrage

21.10.2021 | 19:31 Uhr

Hallo liebes Expertenteam,

zunächst einmal meine Vorgeschichte:

Vor fünf Wochen habe ich auf dem linken Auge eine Sehstörung bemerkt. Genau genommen, habe ich plötzlich nicht mehr so scharf gesehen wie es zuvor der Fall war.

In der Folge war ich zunächst beim Augenarzt, wo die komplette Diagnostik durchgeführt wurde. Es wurde jedoch organisch nichts gefunden und ich wurde mit der Ausschlussdiagnose trockenes Auge entlassen.

Da mich diese Diagnose nicht zufrieden gestellt hat, habe ich zunächst recherchiert und mich anschließend auch noch bei einem Neurologen gemeldet. Dort wurden zunächst ein paar allgemeine Tests gemacht, die soweit unauffällig waren. Danach wurde ein VEP gemacht. Der Neurologe sagte zur Auswertung, dass beide Seiten nicht so toll aussehen würden.

Die Werte seien zwar noch im Grenzbereich der Norm (112ms und 113,2 ms), jedoch sei eigentlich 100 der Richtwert und gerade bei meinem jungen Alter (32) seien die Werte nicht so toll.

In der kommenden Woche soll ich für verschiedene Untersuchungen (MRT, Entnahme Nervenwasser, Prüfung auf Hashimoto) für etwa drei Tage stationär aufgenommen werden, da sich die Untersuchungen ambulant in Summe zu weit hinziehen würden. Die Verdachtsdiagnose lautet Sehnervenzündung.

Nach diversen Recherchen habe ich nun gelesen, das eine Sehnervenzündung häufig das erste Anzeichen für MS sind. Diesbezüglich bin ich nun natürlich ein wenig besorgt und habe daher ein paar Fragen:

- kann eine Sehnervenzündung auch einfach so (quasi ohne wirkliche Ursache) auftreten, ohne dass diese je wieder auftaucht? Oder ist die Wahrscheinlichkeit, dass es das erste Symptom von MS ist schon Recht hoch?

- Wie müsste die Sehverschlechterung im Falle einer Sehnervenzündung normalerweise ausfallen? Ich habe z.B. keine Schmerzen bei Bewegung der Augen oder Druck (außer an den ersten zwei bis drei Tagen) und wenn ich befeuchtende Augentropfen verwende, sehe ich für einen kurzen Zeitraum (ca. 1 Min) wieder schärfer. Ist dies auch bei einer Sehnervenzündung so oder spricht das eher dagegen?

- Sind zu den oben genannten Untersuchungen Ihrer Meinung nach ggf. weitere Untersuchungen nötig oder werden dies die wesentlichen Untersuchungen sein, die mir bevorstehen?

Danke und LG

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Bisherige Antworten
Lifeline Gesundheitsteam
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23.10.2021, 18:39 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo,

Es ist sehr gut, dass diese gesamten Untersuchungen jetzt durchgeführt werden. Aus unserer Sicht scheinen diese im Moment auch ausreichend, alles weitere würde sich im Verlauf zeigen, falls Befunde auffällig wären.
Eine Sehnervenentzündung kann auch isoliert auftreten. Diese äußert sich je nach Ausprägung ganz unterschiedlich, insofern kann man nicht sagen, dass es dass eine Symptom gibt, dass es ausschließt oder bestätigt. Gerade deshalb sind diese Untersuchungen sehr wichtig.
Der Verlauf einer Sehnervenentzündung hängt auch etwas von der Ursache ab.
Auffällig ist natürlich auch, dass Sie keinerlei andere Beschwerden haben. Das ist sicherlich ein gutes Zeichen.
Aus unserer Sicht wäre es ein großer Zufall, wenn eine MS sich zufällig so äußern würde und selbst gar nicht aufgefallen wäre. Dass sich die Sehverschlechterung durch Befeuchten verbessert, spricht eher gegen eine Sehnervenentzündung und damit auch gegen eine MS. Jetzt es aber wie gesagt entscheiden, die Untersuchung durchzuführen.

Wir hoffen, wir konnten Ihnen weiterhelfen - Ihr Lifeline Gesundheitsteam

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29.10.2021, 12:27 Uhr
Kommentar

Danke für Ihre Antwort.

Inzwischen sind die Untersuchungen soweit durch. MRT Kopf und HWS sowie die Akutwerte vom Liquor waren soweit ohne Auffälligkeiten.

Habe über drei Tage je 1000mg Cortison bekommen, die Sicht auf dem linken Auge wurde dadurch direkt besser. Scheinbar lag also wirklich irgendeine Entzündung vor.

In 14 Tagen habe ich nun die Besprechung der finalen Werte der Untersuchung des Nervenwassers. Außerdem soll ich in einigen Monaten ein MRT zur Kontrolle machen.

Sollten die finalen Werte des Liquors auch unauffällig sein, so ist doch vermutlich am ehesten davon auszugehen, dass sich der Sehnerv ohne konkret feststellbare Ursache entzündet hat und es idealerweise eine einmalige Geschichte bleibt, oder?

Oder muss ich auch bei komplett unauffälligen Ergebnissen damit rechnen, dass die Entzündung durch eine Autoimmunerkrankung wie MS bedingt sein kann?

Danke und LG

Lifeline Gesundheitsteam
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01.11.2021, 21:58 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo,

das ist sicherlich sehr beruhigend für Sie, dass alles soweit in Ordnung ist. Und das ist auch wirklich ein gutes Zeichen, da dann wirklich nicht von einer MS auszugehen ist.
Diagnostische Kriterien hierfür sind räumlich und zeitlich getrennt auftretende Läsionen, das heißt, es muss immer auch ältere Läsionen geben. Ein (Neuro-)Radiologe hat gezielt danach gesucht und konnte nichts finden, das spricht klar dagegen.
Trotzdem ist es wichtig, eine Kontrolle durchzuführen, um wirklich nichts zu übersehen, da ja vor allem eine frühe Behandlung wichtig wäre. Es ist aber einfach nicht davon auszugehen, dass sich etwas finden lässt.

Wir hoffen, wir konnten Ihnen damit weiterhelfen - Ihr Lifeline Gesundheitsteam

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02.11.2021, 08:53 Uhr
Kommentar

Vielen Dank für Ihre Rückmeldung! Ich bin auf jeden Fall erstmal beruhigt und mache mir dann auch erstmal keine Sorgen mehr Richtung MS o.ä. :-)

Ein andere Frage habe ich noch: Wie ich schrieb, habe ich 3x 1000mg Cortison bekommen, wodurch die Sicht auf dem linken Auge direkt besser wurde.

Im Arbeitsalltag arbeite ich viel am Bildschirm und habe nun festgestellt, dass die Situation zwar stark verbessert ist, die Sehschärfe links aber noch nicht ganz wieder auf dem Niveau ist wie auf dem anderen Auge.

Wirkt hier das Cortison noch nach, sodass es ausreicht, wenn ich erstmal zwei Wochen warte, wie es sich weiterentwickelt? Oder muss da zwingend noch einmal neu mit Cortison-Infusionen gestartet werden?

Hatte auch schon einmal gelesen, dass sich bei Sehnerventündungen i.d.R. auch ohne Cortison früher oder später die normale Sehleistung wieder einstellt, daher die Frage, ob es auch ohne Cortison geht. Würde nämlich grundsätzlich gerne darauf verzichten.

Lifeline Gesundheitsteam
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02.11.2021, 21:15 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo,

da haben Sie sehr gut recherchiert. Es stimmt tatsächlich, dass das Outcome durch das hochdosierte Cortison nur leicht verbessert wird, da Cortison aber über einne längeren Zeitraum auch mehr Nebenwirkungen mit sich bringt, ist es nicht unbedingt sinnvoll, noch einen Behandlungszyklus zu starten.
Letztlich hängt das aber auch von Ihren genauen Befunden ab, da es auch davon abhängt, was für eine Art der Entzündung genau vorliegt. Besprechen Sie das mit Ihrem Arzt. Aber an sich haben Sie mit Ihrer Recherche richtig gelegen.

Wir hoffen, wir konnten Ihnen damit weiterhelfen - Ihr Lifeline Gesundheitsteam

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04.11.2021, 23:31 Uhr
Antwort

Hallo liebes Expertenteam,

ich habe zu diesem Thema doch noch einmal eine Ergänzung. Und zwar stört mich an der gesamten Thematik, dass mir bisher keine Ursache für die Sehnerventzündung genannt werden konnte. Dieser Umstand stellt mich nicht gerade zufrieden.

Ist die Tatsache, dass die Gabe von Cortison für eine Besserung gesorgt hat, direkt eine Bestätigung dafür, dass es sich um eine Sehnerventzündung gehandelt haben muss? Der typische Augenbewegungsschmerz fehlte bei mir nämlich und rein vom Gefühl her, war die Sehstörung schwankend. Sprich teilweise hatte ich ein paar Tage größere Probleme, ehe ich dann einzelne Tage gefühlt wieder etwas besser gesehen habe.

Bei der VEP lagen die P100 Werte mit 112,6ms rechts und 113,3 ms links auch noch im Normal-, wenn auch im Grenzbereich, eine Amplitudendifferenz lag nicht vor. Im MRT konnte die Sehnerventzündung auch nicht nachgewiesen werden.

Ich will hiermit eig. auch auch gar nicht die Diagnose in Frage stellen oder ähnliches. Ich frage mich an für sich nur, ob die Symptomatik, der VEP-Befund und die Verbesserung durch Cortison schon klar dafpr sprechen, dass es eine Sehnerventzündung war oder ob es ggf. Sinn macht noch eine augenärztliche Zweitmeinung einzuholen.

Darüber hinaus nochmal allgemein zur Sehnerventzündung. Bei meiner Recherche im Internet überwogen doch eher die Fälle, in denen eine Sehnerventzündung mit einer MS in Zusammenhang stand. Daher würden mich Ihre Erfahrungen aus der Praxis interessieren. 

Bestätigen Ihre praktischen Erfahrungen meinen Eindruck? Oder kommt es durchaus auch häufig vor, dass bei einer Sehnerventzündung keine Ursache gefunden wird?

Und nochmal bzgl. der MS: Mir ist klar, dass man niemals etwas gänzlich ausschließen kann, aber rein statistisch ist es doch wirklich außerordentlich unwahrscheinlich, dass bei unauffälligen Befunden in MRT und Liquor eine Gefahr besteht, dass die Sehstörung Vorbote einer MS und in Zusammenhang mit einer solchen steht, oder? (auch wenn es der allererste Schub einer evtl. MS wäre

Über eine erneute Rückmeldung würde ich mich freuen, damit ich mich noch einmal endgültig beruhigen und das Thema erst einmal ad acta legen kann.

Im weiteren Laufe der Zeit werde ich natürlich mit meinen behandelnden Ärzten zu dem Thema sprechen, da ich aber leider kurzfristig keinen Termin bekomme, erhoffe ich mir auf diese Weise ein paar allgemeine/statistische Antworten.

Danke im Voraus!

Lifeline Gesundheitsteam
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06.11.2021, 22:26 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo,

ja, da treffen Sie tatsächlich einen wunden Punkt. Offensichtlich gab es ja überhaupt keinen eindeutigen Befund, das heißt, es konnte nur auf Verdacht gehandelt werden, auch wenn dieser Verdacht sehr gut begründet war. Letztlich war das Cortison also nicht nur eine Behandlung, sondern auch ein diagnostisches Mittel und es verstärkt den Verdacht auf eine Entzündung auf jeden Fall. Es kann aber natürlich auch einfach nur Zufall gewesen sein und es war keine Entzündung sondern "irgendwas", was halt zufällig gerade zu dieser Zeit wieder weggegangen ist. Aber da gibt es eben keine Idee, was es sonst sein hätte können, insofern bleibt die Entzündung die beste Erklärungsmöglichkeit. Natürlich steht es aber trotzdem zu, eine Zweitmeinung einzuholen.
Ein MS ist mit diesen Befunden aber natürlich ersteinmal vom Tisch. Da hätte sich irgendetwas mehr zeigen müssen. So ist das eher kein Thema mehr.
Bei Sehnervenentzündungen können aber die Ursachen häufig nicht gefunden werden (wenn es eben keine MS ist), deswegen ist auch eine der ersten Behandlungsversuche auch das Cortison. Woher die Entzündung kam, bleibt oft unbekannt.

Wir hoffen, wir konnten Ihnen damit weiterhelfen - Ihr Lifeline Gesundheitsteam

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