Hallo lieber Expertenrat,
ich wende mich mit meinem Problem an Sie und interessiere mich für eure Meinung. Aktuell plagt mich eine ziemliche Angst vor Lymphdrüsenkrebs. Zu meiner Person: Ich bin männlich, 31 Jahre alt, 1,86 m groß und 85 kg schwer.
Im Dezember des vergangenen Jahres habe ich einen Infekt mit Fieber gehabt, wo ich eine knappe Woche flach gelegen habe. Ca. 2 Wochen danach habe ich meine Booster-Impfung (hatte 3x BionTech) bekommen und ungefähr 3-4 Wochen danach wieder einen Infekt mit Fieber bekommen. Generell ist Fieber für mich eher untypisch bzw. sehr selten. Nach der Booster-Impfung habe ich dann hinter dem Ohr, genauer gesagt im Kieferwinkel/am Ohransatz einen kleinen, druckempfindlichen Lymphknoten bekommen. Damit einher ging Öfters ein dumpfes Gefühl am Ohr und manchmal ein Kribbeln.
Da ich an dieser Stelle noch nie einen Lymphknoten hatte und dieser bis heute vorhanden ist, suchte ich meinen Hausarzt auf. Der Hausarzt fertigte dann ein Blutbild an, das war am 25.01. Zum 01.04. wurde erneut eine Blutuntersuchung vom Hausarzt vorgenommen. Folgende Parameter waren bei beiden Blutbildern erhöht:
- Lymphocyten: 53.7 (25.01.) / 53.3 (01.04.) --> Normalwert: 12.8 <= 43.9 %
- Neutrophile: 28.5 (25.01.) / 27.9 (01.04.) --> Normalwert: 38.9 <= 75.1 %
- Monocyten: 13.2 (25.01.) / 15.1 (01.04.) --> Normalwert: 4.4 <= 12.3 %
Seit Anfang des Jahres fühle ich mich immer mal wieder schlapp und müde. Gleichzeitig mache ich aber regelmäßig Sport und gehe 2-3x die Woche joggen. Die Probleme mit meinem Ohr habe ich zwischenzeitlich von zwei verschiedenen HNO-Ärzten abklären lassen. Die Untersuchung des Ohrs war unauffällig, der Knoten inkl. der temporären Symptome mit Kribbeln und Dumpfheit bestehen aber immer noch.
Auf mein Drängen hat mein Hausarzt dann ein MRT der Halsweichteile angeordnet. Der Befund des MRT lautete wie folgt:
"Zahlreiche vergrößerte Lymphknoten in den zervikalen Wichteilstrukturen, links inframandibulär von ca. 10 mm,reichts inframandibulär von ca. 14 mm, entlang des Musculus stemokleidomastoideus beidseits mit bis zu 14 mm Durchmesser und kleinere nicht vergrößerte Lymphknoten beidseits supra- und infraklavikulär".
Empfehlung des Radiologen war eine Lymphknotenbiopsie zum Ausschluss einer Lymphom-Erkrankung. Auf Empfehlung meines Hasusarztes bin ich dann zu einem Hämotologen. Er war dann der erste, der die Lymphknoten am ganzen Körper per Ultraschall untersucht hat. Dabei identifizierte er auf der linken Seite des Halses einen Lymphknoten, der nun knapp 2 cm groß war. Ansonsten sah er analog zum MRT-Befund im Halsbereich weitere Lymphknoten, die um die 1,5 cm groß waren. Unter der Achsel war auf einer Seite auch ein etwas vergrößerter Lymphknoten.
Mir wurde dann vor Ort reichlich Blut abgenommen (u. a. Schilddrüsenwerte, Parameter für sämtliche Virusinfektionen, HSV-Werte, Tumormarker Beta-2-Mikroglobulin). Die Ergebnisse waren allesamt unauffällig, keinerlei Risikoparameter laut Aussage des Hämatologen. Empfehlung war, noch mal 6 Wochen abzuwarten oder halt ggf. einen vergrößerten Lymphknoten zu entfernen. Ich habe mich nun zunächst für "Abwarten" entschieden und werde in 6 Wochen noch mal zum Hämatologen gehen.
Erwähnenswerte Begleitumstände bei der ganzen Geschichte: Gerade um den Jahreswechsel war die Zeit für mich psychisch sehr belastend. Bei meiner Mutter wurde Brustkrebs diagnostiziert. Ich habe alle Termine mit ihr wahrgenommen und sicher auch darunter gelitten. Zeitgleich hatte und habe ich auch auf der Arbeit sehr viel Stress seit Monaten.
Ich habe große Angst, dass ich evtl. ein Lymphom (Non-Hodgkin) habe. Wie schätzen Sie meine Situation ein? Sollte ich mir Gedanken machen? Hätte ich mir besser bereits jetzt einen Lymphknoten zur Untersuchung entfernen lassen sollen oder ist die Situation aus Ihrer Sicht nicht so besorgniserregend?
Würde mich über Einschätzungen / Rückmeldungen sehr freuen.
Vielen Dank vorab!
Liebe Grüße
Lymphknotenschwellung - Möglicherweise Lymphom?
Kategorie: Innere Medizin » Expertenrat Krebs | Expertenfrage
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam
Hallo,
Das können wir aus der Ferne natürlich nur schwer beurteilen, um was es sich letzten Endes handelt. Allerdings scheint uns das Vorgehen schon gerechtfertigt, auch wenn wir Ihre Angst schon gut verstehen und nachvollziehen können.
Aus unserer Sicht spricht insgesamt aber zu wenig für ein Lymphom. Zum einen haben Sie offensichtlich keine weiteren typischen Symptome (Fieber, Nachtschweiß, Gewichtsverlust) und auch die Blutwerte sind zu unauffällig. Könnten Sie uns nur noch die Referenzwerte bzw. Einheiten für die oben genannten Werte schicken?
Auch die Verteilung spricht nicht so richtig dafür. Trotzdem ist es aber wichtig, das genauer abzuklären. Sollte sich die Symptomatik verändern, sollten Sie den Hämatologen vielleicht doch früher aufsuchen.
Wie gesagt, ausschließen lässt es sich so im Moment nicht, es war aber wohl den behandelnden Ärzten nicht auffällig genug und spricht nicht so richtig für ein Lymphom. Wir können das aber aus der Ferne wie gesagt nicht richtig beurteilen.
Wir hoffen, wir konnten Ihnen damit weiterhelfen - Ihr Lifeline Gesundheitsteam
Kommentar
Hallo liebes Lifeline Gesundheitsteam,
zunächst einmal vielen Dank für Ihre Antwort. Anbei habe ich Ihnen die Ergebnisse der Blutuntersuchungen des Hämatologen beigefügt:
Vielen Dank.
Liebe Grüße
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam
Hallo,
zunächst einmal das Beruhigendste: eine polyklonale Zellpopulation bedeutet, dass alle Zellen nicht von der gleichen Zellle abstammen (also nicht klonal sind). Bei einem Lymphom ist es ja so, dass sich eine Zelle unkontrolliert vermehrt, damit stammen alle Zellen von einer ab, wären also monoklonal. Ein Lymphom ist es also nicht.
Offensichtlich wurden auch verschiedene virale Infektionserkrankungen ausgeschlossen.
Auffällig ist jetzt das Bilirubin, ein Blutabbauprodukt, das die Haut auch gelb färben kann (wie bei einer Lebererkrankung). Allerdings sind alle Leberwerte sonst gut, weshalb nicht von einer Lebererkrankung auszugehen ist.
Vorstellbar wäre deshalb, dass bei Ihnen ein sog. Morbus Meulengracht vorliegt, eine Stoffwechselerkrankung, die abgesehen von einem langsameren Hamoglobinabbau und deswegen erhöhtem Bilirubinwert, keine wirkliche Bedeutung hat. Sinnvoll wäre es aber trotzdem, das abzuklären. Darüber sollten Sie mit Ihrem Arzt sprechen. Immerhin ist diese Auffälligkeit nicht so selten.
Ansonsten scheint aber alles wie gesagt in Ordnung zu sein.
Wir hoffen, wir konnten Ihnen damit weiterhelfen - Ihr Lifeline Gesundheitsteam
Kommentar
Hallo liebes Lifeline Gesundheitsteam,
danke für die nützlichen Hinweise. Ich werde die Sache mit dem Bilirubin auf jeden Fall abklären lassen.
Abschließende Frage:
Kann man aufgrund der Laborergebnisse ein Lymphom wirklich komplett ausschließen? Man liest auf verschiedenen Portalen öfters davon, dass man nur anhand einer Lymphknotenbyopsie ein Lymphom wirklich erkennen kann.
Vielen Dank und liebe Grüße
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam
Hallo,
Das ist schon richtig, dass das Labor nicht sicher ein Lymphom ausschließen kann. Die Biopsie ist das sicherste Verfahren, da ja damit wirklich der Lymphknoten untersucht wird. Im Labor sollten sich aber trotzdem gewisse Hinweise finden lassen. Ein komplett unauffälliges Labor macht das Lymphom zumidest unwahrscheinlich. Auch der zugehörige Verlauf der Symptome und des Blutwerte hilft aber bei einer Einschätzung. Aber gesichert werden kann die Diagnose damit nicht, das ist richtig.
Wir hoffen, wir konnten Ihnen weiterhelfen - Ihr Lifeline Gesundheitsteam