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kind hat unerklärliches Fieber

Kategorie: Leben-Familie » Expertenrat Kinder- und Jugendmedizin | Expertenfrage an Andreas Gill

21.10.2013 | 12:55 Uhr

Unser Sohn 5 Jahre lag letzte Woche 8 Tage im KH wg sehr hohem Fieber. Letzten Donnerstag durften wir nach Hause, da er fieberfrei war und seit heute ist er wieder mit Fieber in der Klinik. Ich kann ihn nicht mehr leiden sehen. Hier ein paar Daten: Fieberschübe mit Schüttelfrost, Nahrungsverweigerung (2kg Gewichtsverlust), lichter werdendes Haar, Taubenei großer Lymphknoten beim Schlüsselbein, schwach matt kraftlos, kleine Wunde am Kopf die operativ eröffnet wurde auf den V.a. infizierten Insektenstich (war nicht infiziert), bekommt seit über einer Woche Cefuroxim, von Anfang an keine Entzündungswerte im Blut und keine Verschiebungen außer Blutsenkung, EBV CMV FSME TBC Toxoplasmose Katzenkratzkrankheit negativ, Borreliose leicht erhöht und wird in 6 Wochen nochmals wiederholt, Sono: Lymphknoten nicht entzündet, Leber Milz o.B., Röntgen Thorax war nicht eindeutig deswegen TBC Test (negativ). Jetzt möchten die Ärzte die Lymphknoten entfernen und auf Hodgkin untersuchen. Das macht mir schon Angst. Kennen Sie vielleicht noch Baktieren Viren oder vielleicht auch Parasiten die solche Symptome verursachen und auf was man noch untersuchen könnte? Ist das nicht typisch für Borreliose wenn er jetzt 3-4Tage fieberfrei war und jetzt das "Rückfallfieber" hat ? Es ist so schlimm tagelang zuzuschauen wie mein Kind dünner und schwächer wird. Ihm geht es wirklich richtig schlecht. Da war die Influenza letztes Jahr ein Klacks dagegen. Wir wohnen in Bayern an der Ö-Grenze...und durch das Hochwasser gab es unmengen an Mücken...gibt es vielleicht noch irgendwelche Mückenkrankheiten? Vielen Dank im Voraus

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21.10.2013, 14:26 Uhr
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Hallo Expertin,

aus Ihrer Schilderung geht hervor, dass in der Klinik alles getan und abgeklärt wird, was in Frage kommt. Wo liegt er denn? Passau? Eggenfelden? Burghausen? Die Kollegen dort sollten über das RKI auch über mögliche Parasiten informiert sein, die durch Insekten übertragen werden können. Vergleiche Sie hier bitte auch diesen Artikel auf Lifeline: http://www.lifeline.de/vorsorgen/insektenschutz/hundehautwurm-muecken-tragen-gefaehrliche-parasiten-id110875.html

Die Inkubationszeit der Erkrankungen wäre aber deutlich geringer, als das Hochwasser mit der anschließenden Insektenplage her ist. Der Borrelioseverdacht ist derzeit die plausibelste Spur. Wurde denn schon Diagnostik im MRT betreiben oder serologische Nachweise an einem Tropeninstitut für weitere Erregernachweise vorgenommen?

Sind die Symptome kontrollierbar, also das Fieber senkbar und die Ernährung sichergestellt? gibt es weitere körperliche Symptome - Durchfall, Ausschlag etc.?

Alles Gute für Ihren Sohn
Andreas Gill

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21.10.2013, 15:05 Uhr
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Hallo und vielen Dank für Ihre schnelle Antwort. Er liegt in Passau. MRT sollte heute gemacht werden aber nach dem erneuten Sono würde das MRT auch nichts mehr bringen. Der größte Lymphknoten wäre noch viel größer größer geworden und sie wollen jetzt unbedingt reinschneiden und nachschauen. Vom Tropeninstitut haben sie auch noch nichts erwähnt, nur ob wir im Ausland waren, und das waren wir nicht. Sein Fieber ist gut senkbar und nicht mehr so schlimm wie letzte Woche. Letzte Woche waren spitzen bis 40.8 und trotz alle 4 std Paracetamol und Ibu im Wechsel nur auf 38 runter. Jetzt fiebert er nur bis 39.8 und braucht 1 bis 2 x tgl paracetamol. Weitere Symptome gibt es derzeit nicht, außer das an der rechten Flanke letzte Woche schon ein erneuter roter erhabener Fleck aufgetreten ist. Dieser Wurde seit dem nicht kleiner und nicht größer. Ich weiß einfach nicht ob ich den Ärzten heute noch das OK für die Lymph-OP geben kann. Ich würde so gern mal paar Tage die Antibiose i.v. verlangen, da ja Lymphknoten schlechter Durchblutet sind und meist besser auf i.v. reagieren wenn es eine Infektion wäre. Würden sie meine Meinung unterstützen? Oder kann es nicht schaden mal einen Lymphknoten zu entnehmen? Unsere Ärzte meinten, sie wollen da mal reinschneiden und wenn Eiter ist dann eine Drainage legen und wenn kein Eiter ist wollen sie einen rausnehmen. Soll ich das machen lassen? Meines Wissens kann man Entzündungen im Sono erkennen. Was könnte man denn im MRT noch alles sehen? Mein Gefühl sagt er hat Borelliose. Sorry für Schreibfehler, Konnte nur mit handy antworten. Vielen Dank

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21.10.2013, 18:03 Uhr
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Der große Lymphknoten ist jetzt auch wieder getötet. Ein Chirurg hat sich das angeschaut und meinte: also er würde da niemals reinschneiden, er rät davon ab. Jetzt möchte ein anderer Arzt eine Biopsie machen... Das hin und her macht mich fertig. Jeder sagt was anderes und ich soll dann entscheiden...ich habe kein Vertrauen mehr.

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21.10.2013, 18:20 Uhr
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Hallo Expertin, das kann ichi gut nachvollziehen. Andere Studieren jahrelang und am Ende sollen Sie entscheiden, was medizinisch richtig ist...

Prinzipiell ist er aber in Passau gut aufgehoben. Ich schätze dort besonders die Radiologie und würde das MRT als wichtig erachten, um weitere Herde eine Verteilung, Ausbreitung und auch tiefere Regionen einfach besser darstellen zu können. Die Untersuchung muss Ihrem Sohn aber natürlich konstitutionell zumutbar sein. Eine Pause nach dem Sono heute schadet sicher nicht. Da auch die Symptome derzeit kontrollierbarer sind, ist auch keine Eile geboten.

Die Biopsie erscheint mir sinnvoll, um wertvolle Erkenntnisse über die Ursache zu finden. Welche Bedenken hat der Chirurg? Mit der Biopsie kann er prinzipiell nichts schlimmer machen. Das Sono sollte weitere Risiken wie Gefäßanbindung und Blutungsgefahr weiter minimiert haben.

Werden Sie derzeit von Assistenten abgespeist? Oder erhalten Sie die adäquate Betreuung durch Fach- und ggf. Oberärzte? Lassen Sie sich nicht abwimmeln. Soweit sich keine offene Kommunikation einstellt und die behandelnden Ärzte nicht weiter wissen, ist ein Verlegung in ein höher qualifiziertes Haus stets eine Option. Mehrere pädiatrische Zentren in München bieten sich hier an. Drängen Sie nicht auf die Verlegung aber bringen Sie diese ins Gespräch, wenn seitens der Ärzteschaft kein Fortschritt kommuniziert wird.
Die besten Einschätzungen erhalten Sie oftmals vom mit der Pflege betrauten Personal. Diese kennen Ihren Sohn oftmals schon besser als die Ärzte, die noch viele weitere Patienten betreuen müssen. Suchen Sie hier das Gespräch und hören auf deren Empfehlungen. Dies führt oftmals zu neuen Erkenntnissen, geordnetere Sichtweise und neuen Denkanstößen.

Hoffe auf ein Update mit neuen, besseren Nachrichten und wünsche Ihrem Sohn alles Gute. Schreiben Sie jederzeit, bei Rückfragen - ich versuche immer zeitnah zu antworten.

Ihr Andreas Gill

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22.10.2013, 14:41 Uhr
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Vielen Dank für ihre Antwort. Der Chirurg möchte da nicht reinschneiden, da er eine schlechte Wundheilung befürchtet. Heute habe ich mir mal den Chefarzt geschnappt und kann bei Fragen und Problemen jetzt jederzeit mit einem OA kommunizieren. Der Chefarzt meinte, er könnte am Kopf einen infizierten Isektenstich gehabt haben. Dieser Stich kann unbemerkt von den Lymphatischen System geheilt worden sein. Doch manche Bakterien oder Viren wären so aggressiv, das sie sich dann in den ermüdeten Lymphknoten ansiedeln und krank machen. Da Lymphknoten schlechter durchblutet sind, hat er jetzt wieder eine Woche i.v. Antibiose verordnet. Danach wird geschaut in wie weit es sich gebessert hat. Wenn die Entzündung dann weg ist aber der Lymphknoten nicht kleiner wird wollen sie den entnehmen. Wenn sich gar nichts bessert wollen sie alle betroffenen entnehmen. Kann eigentlich eine Borreliose sich auch in den Lymphknoten ansiedeln? Ein Borreliosewert war ja leicht erhöht und sollte in 6 Wochen nochmals kontrolliert werden. Kann dieser Wert trotz dem ganzen Antibiotika überhaupt ansteigen wenn es denn positiv wäre? Nochmal kurz zur Antibiose: vor knapp zwei Wochen haben die Ärzte ja auch mit i.v. Antibiose angefangen. Nach Ca 5 Tagen ging die Nadel raus. Und es Wurde auf oral umgestellt. Während der i.v. Antibiose ging es ihm zunehmend besser, und als auf oral umstellt Wurde ging es ihm zusehend wieder schlechter. Das ist schon komisch, ist das gleiche antibiotikum. Kommt es eigentlich oft vor das Kinder von den nichttuberkulösen Mycobakterien befallen werden? Hab ich mal gelesen und diese machen auch solche Symptome und sprechen schlecht auf Antibiotika an. LG Claudia

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22.10.2013, 18:02 Uhr
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Hallo Claudia,

die nichttuberkulösen Mycobakterien wären wirklich selten. Das könnte aber nur die Biopsie wirklich bestätigen.

Schön, dass der Chefarzt für Sie Zeit hatte und Sie nun Ansprechpartner dazugewonnen haben.

Bei der Oralen Antibiotik-Applikation wird eben via Verdauungstrakt doch ein erheblicher Teil der Wirksamkeit gemindert. Ich hoffe auf den Boost durch die neue i.v.-Gabe.

Zu den Details der Borreliose würde ich Sie gerne an den Vorsitzenden der ständigen Impfkommission (Stiko), Herrn Dr. Jan Leidel verweisen, der den Expertenrat Infektionen auf Lifeline betreut:
http://www.lifeline.de/expertenrat/infektionen/infektions-reisemedizin/

Wie geht es der Psyche Ihres Sohnes? Hat er Kraft zum Kämpfen oder belastet Ihn die Situation zu sehr? Wie geht es Ihnen?

Gruß - AG

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23.10.2013, 11:43 Uhr
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Hallo. Die Antibiose schlägt nicht mehr an. Ist noch größer geworden. Morgen wird die OP gemacht. Es wird befürchtet das der Lymphknoten ruptiert oder in das angrenzende Blutgefäß perforiert. Ich hab irgendwie kein gutes Gefühl bei der Sache. Ich glaub immer noch an die Borrelien. LG Claudia

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24.10.2013, 18:33 Uhr
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Die OP ist gut verlaufen. Bericht: vergrößerter entzündeter abszessierender Lymphknoten. Morgen wird noch einmal Blut entnommen und nach Tularämie gesucht. Da seine Wunde am Kopf auch noch sehr dick und geschwulstig ist. LG

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25.10.2013, 00:00 Uhr
Antwort

Halo Claudia,

Das für ihr Feedback. Gut zu hören, dass der Eingriff so verlaufen ist. Würde eine Gewebeprobe aus der Wunde am Kopf entnommen? Ihr Borrelienverdacht ist wirklich nicht von der Hand zu weisen. Sollen denn nun alle Lymphknoten Südseite entfernt werden? Wie geht es ihrem Sohn insgesamt?

Beste Grüße
Andreas Gill

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08.11.2013, 08:27 Uhr
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Hallo Herr Gill.

Wir haben nun ein Ergebnis. Die Wunde vom entfernten Lymphknoten hatte sich sofort entzündet und ist immer noch offen, damit es herauseitern kann. Die Histologie ergab das der Lymphknoten vollkommen zerstört war und der Eiter bereits in der umliegende Bindegewebe und Muskulatur war. Die Wunde am Kopf wurde auch zweimal eröffnet und Gewebe eingeschickt. Kein Befund. Und es bildete sich sofort immer wieder die gleiche Kruste/Geschwulst am Kopf. Gestern kam das Ergebnis der Hasenpest: positiv !!!
Jetzt wissen wir noch nicht wie es weiter gehen soll. Die Medikamente sind für Kinder nicht zugelassen und hätten häufige Nebenwirkungen wie Wachstumsstop und Gehörverlust. Kennen Sie einen Spezialisten der sich mit der Therapie bei Kindern mit Tularämie auskennt ?
LG

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08.11.2013, 09:21 Uhr
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Hallo Expertin,

Mit rund einem Dutzend Fällen pro Jahr hätte ich auch nicht an eine Tularämie gedacht - ergab den die Anamnese einen Verdacht, wie es zur Ansteckung gekommen sein soll? Tierkontakt oder doch ein Vektor und die Kopfwunde war der Eintritt? Wichtig ist jetzt die frühzeitige Therapie. Ja, das Streptomycin kann bei längerer Einnahme zur Schädigung an Hörvermögen oder Wachstumsstörungen führen, ist aber durchaus bei Kindern im Alter Ihres Sohnes zugelassen. Die Bedenken bestehen bei Früh- und. Neugeborenen und selbst dort kann es nach Ermessen des Arztes zum Einsatz kommen und ist nicht kategorisch ausgeschlossen.
So bleibt die Anwendung wohl unumgänglich, da auch die Alternativen Antibiosen ähnliche Neben- und Wechselwirkungen hervorrufen können, aber zusätzlich weniger spezifisch wirken.

Aufgrund der sehr geringen Zahl von Infektionen wird ein Experte auf dem Gebiet nur schwer zu finden sein. Da die Behandlung aber prinzipiell nicht anders verläuft als bei einer anderen Infektion ist die Fortführung der bisherigen Behandlung sicherlich am sinnvollsten.

Weiterhin alles Gute für Ihren Sohn!
Ihr Andreas Gill

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