Avatar

Hashimoto

Kategorie: Innere Medizin » Expertenrat Innere Medizin | Expertenfrage

10.01.2006 | 07:06 Uhr

Ich habe hier einige Beiträge gelesen und eine Frage. Ich habe seit vielen Jahren eine gering inhomogene Echostruktur bei einem Gesamtvolumen von 10,4 -alles in den Jahren gleich bleibend, es wurden noch nie Antikörper nachgewiesen, nur ein TSH von 3,0, also Unterfunktion. Ist das Hashimoto oder nur eine UF?
Bin für Aufklärung dankbar. Gruß Heidi

Helfen Sie mit Ihrer Bewertung: Ja, dieses Thema ist hilfreich!

0
Bisherige Antworten
Avatar
Beitrag melden
11.01.2006, 07:32 Uhr
Antwort

Ein TSH von 3,0 nur dann eine Unterfunktion, wenn dieser Wert nach den Normen Ihres Labors erhöht ist. Bei uns bspw. wäre dieser Wert normal. Bei einer abgelaufenen Hashimoto verbleibt in 50% eine Unterfunktion, die Antikörper sind oft, aber nicht immer nachweisbar, sodaß vieles hier Spekulation bleibt.

Avatar
Beitrag melden
11.01.2006, 12:12 Uhr
Antwort

Kommt „Nach Krieg der Sterne“ und „Krieg der Welten“ – jetzt der „Krieg der Ärzte?“
- Kampf um neuen TSH Referenzbereich?

Es scheint so:
In einem amerikanischen Newsletter für Schilddrüsenpatienten (Herausgeberin: Mary Shomon) las ich einen Beitrag, in dem ein in der amerikanischen Ärzteschaft offenbar kontrovers diskutiertes Thema aufgegriffen wird.
Shomon verwendet gleich zu Beginn ihres Beitrags martialisches Vokabular:
in der Überschrift ist von „TSH Reference Range Wars:…..“ die Rede, im Einleitungssatz spricht sie von: “...a battle is waging in the endocrinology community regarding the so-called „reference range“ for the Thyroid Stimulating Hormone (TSH) test.“..... (Hervorhebungen durch den Autor).

Was steckt dahinter?
Um die Sache zu verstehen, muss man etwas weiter ausholen:

Hintergrund:
2002 hatte die National Academy of Clinical Biochemistry (NACB) (www.nacb.org) vorgeschlagen, den TSH Referenzbereich zu ändern, u. z. auf 0.4 – 2.5 mIU/L (zuvor 0.4 – 4.0 mIU/L); Text nachzulesen in „Guideline #27“: http://www.nacb.org/lmpg/thyroid/3c_thyroid.doc

Basis dieses Vorschlags war eine umfangreiche, über mehrere Jahre dauernde Datenerhebung im Rahmen eines sog. National Health and Nutrition Examination Survey (NHANES).
Die wichtigsten Ergebnisse des NHANES in Bezug auf Schilddrüsenparameter (Antikörper, TSH) und ethnische Zugehörigkeit sind im Folgenden wieder gegeben (2):

“For the disease-free population, mean serum TSH was 1.50 [(95% confidence interval, 1.46–1.54 mIU/liter)], was higher in females than males, and higher in white non-Hispanics (whites) [1.57 (1.52–1.62) mIU/liter] than black non-Hispanics (blacks) [1.18 (1.14–1.21) mIU/liter] (P < 0.001) or Mexican Americans [1.43 (1.40–1.46) mIU/liter] (P < 0.001).
TgAb were positive in 10.4 ± 0.5% and TPOAb, in 11.3 ± 0.4%; positive antibodies were more prevalent in women than men, increased with age, and TPOAb were less prevalent in blacks (4.5 ± 0.3%) than in whites (12.3 ± 0.5%) (P < 0.001). TPOAb were significantly associated with hypo or hyperthyroidism, but TgAb were not. Using the reference population, geometric mean TSH was 1.40 ± 0.02 mIU/liter and increased with age, and was significantly lower in blacks (1.18 ± 0.02 mIU/liter) than whites (1.45 ± 0.02 mIU/liter) (P < 0.001) and Mexican Americans (1.37 ± 0.02 mIU/liter) (P < 0.001” (Hervorhebungen durch den Autor). Hinweis: deutsche Übersetzung am Ende des Textes.

Der frühere TSH Normbereich hatte das Vorhanden – oder Nicht Vorhandensein von Schilddrüsen Antikörpern nicht berücksichtigt. Für den neuen Referenzbereich sind nur die Werte Antikörperfreier Personen berücksichtigt worden.

Im Januar 2003 hatte die American Association of Clinical Endocrinologists (AACE) sich dem Vorschlag der NACB angeschlossen und seinen ärztlichen Mitglieder empfohlen, den neuen Referenzbereich anzuwenden.

Im Oktober 2003 wurden die Daten erstmals von Prof. Carole Spencer in Deutschland präsentiert, u. z. anlässlich der Tagung „Schilddrüse 2003“. Der Text ist in einem in Deutschland erhältlichen Buch publiziert (1). Die deutschen Internisten griffen das Thema 2004 auf; Übersichtsartikel in deutscher Sprache: http://www.infoline-schilddruese.de/ils/content/040/mmw2.pdf


Wie ging die Sache in den USA weiter?

Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Empfehlung der American Association of Clinical Endocrinologists (AACE) vor ca. 3 Jahren schätzte der Verband, dass sich mit Einführung des neuen Referenzbereichs die Zahl der Menschen mit einer Schilddrüsenunterfunktion verdoppeln würde, von 13 Millionen auf 27 Millionen, neuere Schätzungen gehen sogar von bis 42 Millionen aus. Dies sind 17.5%, bezogen auf die weiße Bevölkerung (bei Afroamerikanern kommt die AIT kaum vor). Wenn man die 42 Mio. nur auf weiße Frauen bezieht (AIT ist bei Männern äußerst selten; F:M-Verhältnis ist ca. 1:1) erhält man einen Wert von über 30%.

Allerdings haben viele Labors in den USA die Empfehlungen nicht aufgegriffen. Einige Ärzte haben die neue TSH Grenze in ihr Konzept aufgenommen, andere kannten die Richtlinien, entschlossen sich jedoch, beim Alten zu bleiben. Es gibt – lt. Newsletter von Mary Shomon - Ärzte, auch Endokrinologen, die die Empfehlung gar nicht kennen. Es komme auch vor, dass Patienten, die von sich aus den Arzt auf die Empfehlung ansprachen, die Behandlung verweigert wurde, manche sogar aufgefordert wurden, den Arzt zu wechseln.

2005 dann tauchten sich widersprechende Arbeiten in einem amerikanischen Fachjournal auf:
Surks und Mitarbeiter (3) schreiben in: „Controversy in Endocrinology: The Thyrotropin Reference Range Should Remain Unchanged“, dass eine Routine mäßige Therapie der suklinischen Hypothyreose nicht empfohlen wird, und erst Recht nicht bei Individuen mit im oberen Normbereich liegenden TSH (von 2.5 bis 4.5).
http://jcem.endojournals.org/cgi/content/abstract/90/9/5489

Andere Autoren titeln ihre Veröffentlichung: „The Evidence for a Narrower Thyrotropin Reference Range is Compelling“. (4) http://jcem.endojournals.org/cgi/content/abstract/90/9/5483
Sie führen eine Reihe von Argumenten dafür auf:
· Die weiße Bevölkerung hat einen TSH Mittelwert von 1.45
· Afroamerikaner (bei sehr geringer AIT Inzidenz) haben einen TSH Mittelwert von 1.18 (signifkant niedriger)
· „Doppelstandard“ vieler Ärzte, die zwar bei mit Levothyroxin therapierten Patienten einen TSH Wert von 1 – 1.5 empfehlen, aber einen TSH Wert bis 4.5 bei nicht therapierten Patienten als in Ordnung ansehen.


Wie ist die Situation in Deutschland?
Ähnlich wie in den USA: auch hier verwenden einige Ärzte und Labors den neuen Referenzbereich, andere nicht. Allerdings ist hierzulande bislang keine nach außen sichtbare Kontroverse innerhalb der Ärzteschaft entstanden
– noch nicht (?).

Literatur:

(1) Spencer CA. Subclinical Hypothyroidism and TSH – New Insights on TSH Reference Values. Schilddrüse 2003; Hrsg.: de Gruyter (Berlin – New York); 2004: 338

(2) Hollowell JG, Staehling NW, Hannon WH, Flanders WD, Gunter EW, Spencer CA, Braverman LE. Serum thyrotropin, thyroxine, and thyroid antibodies in the United States population (1988 to 1994): NHANES III. J Clin Endocrinol Metab 87; 2002: 489

(3) Surks MI, Goswami G, Daniels H. Controversy in Endocrinology: The Thyrotropin Reference Range Should Remain Unchanged. J Clin Endocrinol Metabol 90; 2005: 5489

(4) Wartofsky L, Dickey RA. Controversy in Clinical Endocrinology:The Evidence for a Narrower Thyrotropin Reference Range Is Compelling. J Clin Endocrinol Metabol 90; 2005: 5483



Deutsche Zusammenfassung der NHANES Publikation

In der Population ohne Erkrankung (AIT) betrug der mittlere TSH Wert 1.50 [(95% Konfidenz Bereich 1.46 – 1.54) mIU/L]; er lag bei Frauen höher als bei Männern und war höher bei der weißen, nicht-Hispanischen Bevölkerungsgruppe (Weiße) [1.57 (1.52 – 1.62) mIU/L] als bei der schwarzen, nicht-Hispanischen Bevölkerungsgruppe (Schwarze) [1.18 (1.14 – 1.21) mIU/L] (P < 0.001) oder Mexiko-Amerikanern [1.43 (1.40 – 1.46) mIU/L] (P < 0.001).
Tg Antikörper waren bei 10 +/- 0.5 %, TPO Antikörper bei 11.3 +/- 0.4% positiv; positive Antikörper hatten eine höhere Prävalenz bei Frauen als bei Männern und stiegen mit dem Lebensalter an; TPO Antikörper hatten eine geringere Prävalenz bei Schwarzen (4.5 +/- 0.3%) als bei Weißen (12.3 +/- 0.5%) (P < 0.001). Das Vorhandensein von TPO Antikörpern war signifikant mit einer Unter- oder Überfunktion assoziiert, das von Tg Antikörper hingegen nicht.
Der geometrische TSH Mittelwert lag bei 1.40 +/- 0.01 mIU/L; er stieg mit dem Lebensalter an. Er war signifikant niedriger bei Schwarzen (1.18 +/ 0.02 mIU/L) als bei Weißen (1.45 +/- 0.02 mIU/L) (P < 0.001) und Mexiko-Amerikanern (1.37 +/- 0.02 mIU/L) (P < 0.001).

Avatar
Beitrag melden
11.01.2006, 12:21 Uhr
Antwort

Das ist ein sehr interessantes Thema und wie hier zusehen praktizieren die Expertenärzte immer noch mit den alten Laborwerten. Uns Betroffene wäre vieles erspart, wenn die Ärzte mit ihren Laboren zusammen arbeiten würden.

Der TSH-Wert um 1 sollte angestrebt werden, um uns viele andere Untersuchungen zu ersparen, einschließlich, die eines Psychologen.
Noch einmal zur Auffrischung, das sind die Symptome einer Unterfunktion, die bei einer richtigen Einstellung wieder verschwinden. Grüße an die Expertenärzte







Es gibt verschiedene körperliche Anzeichen und Symptome, die auf eine Unterfunktion hinweisen:

1. Herz-Kreislaufsystem
Erniedrigte Pulsfrequenz (langsamer Puls)
niedriger Blutdruck.
2. Psyche, Nervensystem
Müdigkeit
vermehrtes Schlafbedürfnis
Desinteresse
depressive Verstimmung
Antriebsmangel
Gedächtnisschwäche
Konzentrationsschwierigkeiten
Intelligenzdefizit bei Kindern
Libido.
3. Haut und Hautanhangsgebilde
Kühle und trockene Haut
trockene und stumpfe Haare
vermehrter Haarausfall
brüchiges und langsames Wachstum der Nägel.
4. Blut
Blutarmut (Anämie)
Anstieg der Blutfette (Cholesterin).
5. Muskulatur
Muskelschwäche
Krämpfe
Taubheitsgefühl in Armen und Beinen
Verzögerung der Skelettreife und des Längenwachstums bei Kindern.
6. Stoffwechsel
Verminderter Grundumsatz
Gewichtszunahme
aufgetriebenes Gesicht
Wassereinlagerungen (Ödeme)
Verstopfung (Obstipation).
7. Stimme
Rauhe Stimme.
8. Kinder
Wachstumsbehinderung
gestörte psychosoziale Entwicklung
Hyperaktivität.
9. Frauen
Veränderungen der Zyklusdauer
Veränderung der Intensität der Monatsblutung
Unfruchtbarkeit
Beeinträchtigung der Schwangerschaft.

Grüße an alle Betroffenen

Avatar
Beitrag melden
11.01.2006, 13:17 Uhr
Antwort

Mir ist nicht klar, worauf Sie nianus wollen? Wer außer Ihnen redet von Krieg?

Avatar
Beitrag melden
11.01.2006, 13:20 Uhr
Antwort

Besten Dank, das hatte ich alles schon vergessen.

Avatar
Beitrag melden
11.01.2006, 13:49 Uhr
Antwort

@Hashi: Hören Sie auf mit Ihrer Klugscheisserei. Das ist ein Expertenforum und keine Plattform für irgendeinen Looser mit nem Minderwertigkeitskomplex.

Avatar
Beitrag melden
11.01.2006, 18:04 Uhr
Antwort

@Hashi

@Hashi: Hören Sie auf mit Ihrer Klugscheisserei. Das ist ein Expertenforum und keine Plattform für irgendeinen Looser mit nem Minderwertigkeitskomplex.



Das ist keine Klugscheisserei, das ist Aufklärungsarbeit wegen felhlender Information, ohne Minderwertigkeitskomplexe - zur Information von Experten betreffs Hashi und TSH Werten

http://www.ht-mb.de/forum/index.php?

sowie

http://www.ht-mb.de/forum/index.php?

dort sind Expertenärzte, die sich mit Aufklärung beschäftigen und Patienten ernst nehmen, im Gegenteil zu der 1. Antowrt des Experte Hennesser, das ist ja schon unterlassene Hilfeleistung bei einen TSH von 3,0

Avatar
Beitrag melden
12.01.2006, 10:24 Uhr
Antwort

So so

Avatar
Beitrag melden
19.01.2006, 10:59 Uhr
Antwort

Ist das TSH normal - fühlt der Patient sich optimal ...



Das TSH (Thyroidea Stimulating Hormon, andere Bezeichnung: Thyreotropin), ein 1929 von ARON und LÖB entdecktes Hypophysenhormon, welches die Schilddrüse zur Produktion der Schilddrüsenhormone fT3 und fT4 anregt, gilt als der wichtigste Laborwert bei der Diagnostik von Schilddrüsenerkrankungen und bei der Beurteilung der Schilddrüsenhormonstoffwechsellage unter einer Therapie mit Thyreostatika oder Schilddrüsenhormonen. Aber als alleiniger Parameter besitzt es weder zum Ausschluss einer Schilddrüsenerkrankung noch zur Überprüfung einer Behandlung mit Schilddrüsenmedikamenten hinreichende Aussagekraft. Die Untersuchung der Schilddrüse muss neben der TSH-Bestimmung immer auch eine Sonografie umfassen und bei der Therapiekontrolle sind neben dem TSH die Werte der freien Schilddrüsenhormone fT3 / fT4 erforderlich. Doch in Zeiten eines beschränkten Laborbudgets und oftmals nur unzureichenden Wissens über Schilddrüsenkrankheiten sieht die Realität in Arztpraxen heute so aus, dass sich die meisten Ärzte bei der Überprüfung der Schilddrüsenfunktion ausschließlich am TSH orientieren und allzu oft sogar das Befinden ihrer Patienten ignorieren, wenn ein innerhalb der Labornorm liegendes TSH gemessen wird. Aussagen wie Das TSH ist in Ordnung - Ihre Beschwerden können also nicht von der Schilddrüse kommen sind häufig schlichtweg falsch und entmündigen die Patienten, die oft trotz vermeintlich normaler TSH-Werte an schilddrüsenbedingten Symptomen leiden, in ihrer Selbstwahrnehmung. Dieser unhaltbare Zustand wird von SHOMON zutreffend als Tyrannei des TSH (Shomon: Die gesunde Schilddrüse, Mosaik 2002) bezeichnet.



Seit dem ersten 1965 von ODELL, WILBER und PAUL dokumentierten TSH-Test wurden die Messmethoden kontinuierlich verbessert, dennoch macht die aktuelle Diskussion um eine Absenkung der Normwertobergrenze des TSH von 4 - 4,5 mU/l auf 2 - 2,5 mU/l so ganz nebenbei einen Aspekt überdeutlich. Die alleinige Bestimmung des TSH ist zum Ausschluss einer Erkrankung der Schilddrüse nicht aussagefähig genug. Obwohl viele Ärzte unverändert davon überzeugt sind, dass ein normales TSH praktisch mit Schilddrüsengesundheit gleichzusetzen sei - Anfangsstadien von Schilddrüsenerkrankungen, z. B. eine Hashimoto-Thyreoiditis oder ein autonomes Adenom, werden dadurch nicht erfasst. Das Gleiche gilt auch für seltenere Erkrankungen wie eine sekundäre Hypothyreose oder eine Schilddrüsenhormonresistenz. Oder wie sonst konnte es passieren, dass man jahrzehntelang bei den Normwertfestlegungen auch zahlreiche Personen mit Hashimoto-Thyreoiditis und latenter Hypothyreose mit einbezog?

Aktuelle Untersuchungen wie die WICKHAM-Studie bestätigen, dass 95 % der schilddrüsengesunden Bevölkerung ein TSH unterhalb einer Grenze von 2,5 mU/l hat. International anerkannte Kapazitäten wie DUNTAS oder auch HOTZE verweisen deshalb darauf, dass bereits ab einem TSH um die 2 mU/l eine Schilddrüsenunterfunktion mit entsprechender Symptomatik vorliegen kann. SCHUMM-DRAEGER führt diesbezüglich aus Aus verschiedenen klinischen Studien sowie aus der Beurteilung individueller Patientenverläufe mehren sich die Daten, dass bereits ein Serum-TSH-Wert über 2 mU/l für den individuell betroffenen Patienten ein zu hoher, ein pathologischer TSH-Wert sein könnte (THY 2/2003). Aber ungeachtet dieser neuen Erkenntnisse wird vielen Patienten mit typischer Unterfunktionssymptomatik eine weiterführende Diagnostik verweigert, weil Hausärzte bei einem TSH von 2 mU/l keinen Handlungsbedarf sehen.
Bei bereits diagnostizierten Schilddrüsenkrankheiten führt diese Fehleinschätzung oftmals dazu, dass die verordnete Hormondosis zu niedrig angesetzt wird. Dabei gibt es inzwischen zahlreiche Veröffentlichungen von Schilddrüsenspezialisten die eine optimale Einstellung im niedrig normalen Bereich sehen Für Hashimoto-Kranke wird die Einstellung des TSH zwischen 0,3 und 1,0 mU/l empfohlen ...(Brakebusch, Heufelder: Leben mit Hashimoto-Thyreoiditis, Zuckschwerdt 2004).

Übrigens: Die Dosis von 100 µg Thyroxin ist bei allen deutschen Herstellern die mit Abstand am meisten produzierte und verkaufte. Das lässt nicht gerade vermuten, dass die Medikamentendosis üblicherweise individuell angepasst wird.

Aber das individuelle Patientenbefinden scheint bei der Schilddrüsentherapie ohnehin eine erschreckend untergeordnete Rolle zu spielen. Das Einzige was zählt, ist, dass die Werte im allgemeingültigen Nombereich sind. Ein erhöhtes TSH beweist demnach eine Hypothyreose, ein erniedrigtes TSH zeigt eine Hyperthyreose an - normale Werte werden mit einer Euthyreose gleichgesetzt. Und das, obwohl man längst herausgefunden hat, dass die Normwerte für Schilddrüsenhormone individuell unterschiedlich sind. So wurden im Rahmen einer 2002 duchgeführten dänischen Studie bei schilddrüsengesunden Männern über einen Zeitraum von einem Jahr regelmäßig einmal monatlich die Schilddrüsenwerte bestimmt. Dabei zeigte sich, dass die gemessenen Werte nur sehr gering voneinander abwichen. Daraus folgerten die Autoren, dass der individuelle Wohlfühlbereich eines Menschen sehr viel enger gefasst ist als der allgemeingültige Normbereich. Dies bedeutet, dass bereits ein noch innerhalb der allgemeinen Labornorm liegender Wert für den einzelnen Menschen ein pathologischer Wert sein kann.


Außerdem mehren sich die Hinweise darauf, dass es eine Diskrepanz zwischen den Hormonspiegeln im Blut und der tatsächlichen Versorgung der einzelnen Gewebe mit Schilddrüsenhormonen gibt. Beispielsweise WAWRZYN / HESCH widerlegten mit einer Studie die Annahme, dass eine vermehrte Stoffwechselwirkung von Schilddrüsenhormonen immer mit einer Unterdrückung der TSH-Sekretion verbunden ist. Sie gehen deshalb davon aus, dass die Schilddrüsenhormonwirkung auf Organebene mit den aktuell verfügbaren Bluttests nicht sicher erfasst werden kann und prägten für eine hyperthyreote Symptomatik bei normalen Blutwerten den Begriff der Organhyperthyreose (Wawrzyn, Hesch: Schilddrüsenautonomie - Gibt es eine Organhyperthyreose bei euthyreoten Patienten?, Med. Klin. 2000, 95: 421 - 428). Der amerikanische Arzt LOWE bezeichnet analog das Phänomen trotz normaler Blutwerte weiterbestehender Unterfunktionssymptome als zelluläre Schilddrüsenhormonresistenz.


Bei der Beurteilung des TSH zu berücksichtigen ist auch, dass es durch die unterschiedlichsten Einflussfaktoren zu verfälschten Werten kommt, welche die Schilddrüsenhormonstoffwechsellage nicht korrekt wiederspiegeln. Nachfolgend werden nur einige dieser Störfaktoren genannt:

Krankheiten:
Schwere Allgemeinerkrankungen können vorübergehend zu einer deutlichen Veränderung (meist Erniedrigung) des TSH-Spiegels führen. Auch durch Störungen der Nebennierenrindenfunktion wird die TSH-Sekretion beeinflusst. Während es z. B. beim Morbus Addison zu einer Erhöhung des TSH-Wertes kommt, kann die Erkrankung Morbus Cushing mit einer Erniedrigung des TSH-Wertes einhergehen.

Medikamente:
Dopamin, Somatostatin, Hydrocortison, Glucokortikoide, Bromocriptin, sehr hohe Dosierungen von Salicylaten und natürlich Schilddrüsenhormone können das TSH senken.
Schilddrüsenhormonpräparate, die neben Thyroxin (T4) auch Trijodthyronin (T3) enthalten, haben eine dauerhafte Suppression des TSH zur Folge Die Erhöhung der Schilddrüsenhormonkonzentration unter Novothyral führt über einen negativen Feed-back-Mechanismus zu einer supprimierten TSH-Sekretion der Hypophyse (Fachinfo Novothyral 1995).
Dopamin-Antagonisten wie Metoclopramid, Domperidon und Haloperidol können ebenso wie Thyreostatika zu einer Erhöhung des TSH führen.

Schilddrüsenautoantikörper:
Bei Untersuchungen von Morbus Basedow Patienten fanden BROKKEN u. a. heraus, dass die TSH-Rezeptor-Antikörper die TSH-Produktion direkt an der Hypophyse unterdrücken. Auch Monate nachdem durch Behandlung mit schilddrüsenhemmenden Medikamenten eine Euthyreose mit normalen Werten von fT3 und fT4 erzielt wurde, blieb das TSH unterdrückt (Brokken, Wiesinga, Pummel: Thyrotropin receptor autoantibodis are associated with continued thyrotropin suppression in treated euthyroid Graves disease patients, J. Clin. Metab. 2003, 88: 4135 - 4138).
Da TRAK nicht nur bei Morbus Basedow Patienten sondern seltener auch bei Hashimoto-Erkrankten vorkommen, empfehlen BRAKEBUSCH / HEUFELDER Der TSH-Wert sollte bei autoimmunen Schilddrüsenkrankheiten nicht isoliert betrachtet werden, sondern immer zusammen mit den Konzentrationen der freien Hormone fT3 und fT4 (Brakebusch, Heufelder: Leben mit Hashimoto-Thyreoiditis, Zuckschwerdt 2004).

Sonstiges:
Bei körperlicher Belastung oder Kälte steigt das TSH an. Hingegen kann Stress zu einer Erniedrigung des TSH führen. Durch starken Stress kommt es zu einem Anstieg des Kortisols, was zu einer Hemmung der TSH-Sekretion führen kann. (THY 2/2005). Auch bei Diäten (Ursache: verminderte Leptinkonzentration) werden häufiger verfälscht zu niedrige TSH-Konzentrationen gemessen.


Nicht zu vergessen ist in diesem Zusammenhang auch die Biorhythmik in der die Ausschüttung des TSH erfolgt. Die TSH-Sekretion erfolgt in einem pulsatilen Muster (d. h. keine gleichmäßige, sondern eine stossweise Ausschüttung) bei zirkadianer Rhythmik (d. h. im Tagesverlauf schwankende Freisetzung). Frühmorgens zwischen 4°° - 7°° Uhr werden dabei die höchsten TSH-Werte gemessen. Ein einmalig gemessener Wert ist deshalb immer nur eine Momentaufnahme von begrenzter Aussagekraft.

Fazit: Die Messung des TSH ist unbestritten ein wichtiger Baustein in der Schilddrüsendiagnostik und Therapie, aber es bleibt ein Laborwert, der niemals isoliert betrachtet werden darf. Entscheidend ist das Befinden des einzelnen Patienten!


W

Diskussionsverlauf
Stellen Sie selbst eine Frage!

...an andere Nutzer der Lifeline-Community oder unsere Experten

Stichwortsuche in Fragen und Antworten

Durchstöbern Sie anhand der für Sie interessanten Begriffe aus Gesundheit und Medizin die Beiträge und Foren in der Lifeline-Community.

Übersicht: Innere Medizin
afgis-Qualitätslogo mit Ablauf 2024/05: Mit einem Klick auf das Logo öffnet sich ein neues Bildschirmfenster mit Informationen über FUNKE Digital GmbH und sein/ihr Internet-Angebot: https://www.lifeline.de/

Unser Angebot erfüllt die afgis-Transparenzkriterien.
Das afgis-Logo steht für hochwertige Gesundheitsinformationen im Internet.

Sie haben Lifeline zum Top-Gesundheitsportal gewählt

Sie haben Lifeline zum Top-Gesundheitsportal gewählt. Vielen Dank für Ihr Vertrauen.