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Tollwut infiziertes Fleisch

Kategorie: Infektionen » Expertenrat Infektions- und Reisemedizin | Expertenfrage

23.02.2021 | 15:43 Uhr

Sehr geehrter Herr Dr. Leidel,

wie lange ist der Tollwutvirus in eingefrostetem Wildfleisch überlebensfähig, d.h. infektiös, wenn man das Fleisch auftaut und halbroh / roh essen würde?

In welchen Temperaturbereichen kann das Tolwutvirus wie lange generell überleben? Also speziell Minustemperaturen?

 

Vielen Dank im Voraus und viele Grüße,

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Bisherige Antworten
Experte-Leidel
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24.02.2021, 11:27 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag Matthias,

ich weiß, dass Sie auf Antwort warten. Aber leider muss ich Sie enttäuschen. Ich weiß die Antwort nicht. 

Ich habe keine Studie gefunden, bei der Tollwutviren in Wildfleisch eingebracht, das Ganze eingefroren und nach unterschiedlichen Zeitintervallen auf Infektiosität getestet wurden. Ein solches Experiment wäre auch nicht besonders sinnvoll.

Grundsätzlich können die Viren in Kadavern in der Umwelt bis zu etwa 90 Tage ihre Infektiosität behalten. Aber bei an Tollwuterkrankten Tieren befindet sich das Virus vor allem im Gehirn, in den Speicheldrüsen und im Speichel. Kaum im Muskelfleisch. 

Und der Verzehr von - warum auch immer - virushaltigem Fleisch muss auch nicht zu einer infektion führen. Die Ansteckung erfolgt praktisch immer durch einen Biss oder durch den direkten Kontakt von Wunden oder Schleimhäuten mit dem infektiösen Speichel.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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24.02.2021, 11:54 Uhr
Kommentar

Ganz herzlichen Dank Herr Dr. Leidel,

wäre man nach dem Verzehr solchen Fleisches durch eine unmittelbar danach erfolgte Impfung (Berirab / Rabipur) vor Tollwut geschützt?

Viele Grüße

 

Experte-Leidel
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24.02.2021, 12:49 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Gerne geschehen.

Es ist wirklich eine etwas merkwürdige Frage. Aber ich will versuchen, sie so gut wie möglich zu beantworten.

Man unterscheidet zwei Arten der Impfung gegen Tollwut: Die vorbeugende Impfung, die aus drei Injektionen besteht: Tag 0, Tag 7, Tag 21 oder (als Schnellschema) an den Tagen 0 - 3 - 7) und die "postexpositionelle" Impfung (PEP) nach einem möglichen Risikokontakt. Da erfolgen die Injektion eines Antiserums sowie vier bis fünf Tollwutimpfungen (z. B. Tage 0 - 3 - 7 - 14 und evtl. 28). 

Die PEP gilt als sehr sicher.

Der Verzehr möglicherweise mit den Viren behafteten Fleisches ist mir als Risikosituation noch nie untergekommen. Ich würde denken, dass eine PEP auch nicht nötig wäre.

In Deutschland ist seit vielen Jahren, spätestens seit 2008 kein infiziertes Wildtier mehr vorgekommen. Das Muskelfleich ist mit hoher Wahrscheinlichkeit ohnehin nicht infiziert. 

Wir bewegen uns hier aber auf unbekanntem Terrain. Eine "normale" Impfung gegen TW würde jedenfalls nichts schaden.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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24.02.2021, 13:17 Uhr
Kommentar

Vielen Dank für die ausführliche Antwort.

Lässt sich aber sagen, dass nach dem Verzehr von eines solchen Fleisches mittels einer anschließend durchgeführten "postexpositionelle" Impfung (PEP)" die Tollwutgefahr gebannt wäre? Und wenn ja, zuviel Prozent?

Viele Grüße.

Experte-Leidel
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24.02.2021, 13:44 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Die PEP wäre auf jeden Fall sicher, wahrscheinlich zu annähernd 100 Prozent. Aber ich halte sie eigentlich nicht für erforderlich und ich weiß nicht, ob Sie einen Arzt finden, der sie durchführt. 

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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