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Tollwut Übertragung doch möglich?

Kategorie: Infektionen » Expertenrat Infektions- und Reisemedizin | Expertenfrage

13.01.2022 | 08:33 Uhr

Guten Tag Herr Leidel,

zuerst wünsche ich Ihnen und Ihrer Familie ein frohes und gesundes Jahr 2022.

Ich möchte erwähnen, dass ich an einer Tollwutphobie/Angstörung leide, weswegen ich mich auch in einer Therapie befinde.

1. Ich habe heute streunende Kater draußen gefüttert (mache ich jeden Tag, weil sich hier keiner um die zwei kümmert) und bin danach in die Drogerie gefahren, um Zahnbürsten zu kaufen. Später habe ich mir damit die Zähne geputzt. Wieder einmal hatte ich an verschiedenen Stellen im Mund Zahnfleischbluten. Habe vergessen, nach der Fütterung die Hände zu waschen. Könnte es problematisch werden, wenn ich die Katzen beim Füttern berührt habe und vielleicht eine Stunde später mit der Hand die Zahnbürste angefasst habe (davor habe ich natürlich auch die Verpackung berührt, die vielleicht auch mit dem Zahbürstenkopf beim herausholen in Kontakt kam). Danach hatte ich, wie oben erwähnt, an mehreren Stellen Zahnfleischbluten, was aber schon bekannt ist. Könnten durch die blutenden Wunden am Zahnfleisch Tollwut Viren in den Körper gelangt sein?

2. Später am Abend (mehrere Stunden später) wollte meine Mutter mein Handy haben, um etwas darauf zu schauen. Das Handy wurde ebenfalls mehrmals von mir später nochmal angefasst. Meine Mutter hat, nachdem sie mein Handy in der Hand hatte, direkt ihr Auge für einige Sekunden gerieben und ich befürchte jetzt, dass an meinem Handy Tollwut Viren gehaftet haben (vom Mittag oder von den letzten Tagen der Fütterung), die bei ihr im Auge zur einer Infektion führen könnten. Aber sie hätte den Speichel doch auf dem Handy gespürt? Wäre denn eine übertragung möglich, wenn an meiner Hand haftende Tollwut Viren auf das Handy gelangen und Stunden später von der Hand meiner Mutter in ihr Auge gelangen?

3. Mir ist bewusst, dass ich mich in die Ängste hineinsteigere und um Kopf und Kragen schreibe, aber das musste ich los werden. Ich hoffe, dass sich das Ganze irgendwann ändern wird. Wenn ich Nachts spaziere und auf etwas trete, kriege ich schon die Befürchtung, auf eine tollwütige Fledermaus getreten zu haben und versuche deswegen, nicht so oft raus zu gehen, wenn es dunkel wird (kontrolliere dann die Schuhsohle/Fußsohle nach eventuellen bissen/anhaftenden Zähnen). Sie merken, wie fortgeschritten die Angst ist. 

4. Übrigens wurde ich im Juni 2 mal mit Rabipur geimpft. Ist ein ausreichender Schutz wahrscheinlich?

Ich "verfolge" sie schon seit mehreren Monaten und erahne auch schon die Antworten, aber ich fühle mich deutlich erleichterter, wenn ich eine Bestätigung von Ihnen bekomme. Vielen Dank für Ihre Arbeit :)

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Experte-Leidel
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13.01.2022, 12:07 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag,

zunächst möchte ich mich für Ihre guten Wünsche zum neuen Jahr bedanken und diese erwidern.

Nun zu Ihren Fragen: Dass Sie an einer Tollwutphobie leiden, ist unschwer zu erkennen. Und dass Sie sich in einer entsprechenden Therapie befinden, ist natürlich sehr gut und hoffentlich erfolgreich.

Ich frage mich allerdings, warum Sie Ihre Sorgen nicht an Ihre Therapeutin bzw. Ihren Therapeuten richten. Diese wären doch die naheliegendsten Ansprechpartner für Ihre Therapie.

1. Deutschland und seine Nachbarländer sind seit über 10 Jahren frei von Tollwut bei landlebenden Tieren. Das gilt natürlich auch für die Streuner, die Sie liebevoll füttern. Natürlich ist all das, was Sie dann beschreiben, keine mögliche Ursache für eine Infektion.

2. Da Sie meine Beiträge zu diesem Thema verfolgen, wissen Sie, dass auf solch indirekte Weise eine Übertragung von TW nicht erfolgen kann. Also nochmal zum mitschreiben: Tollwut wird (fast immer) durch den Biss eines tollwütigen Tieres übertragen, seltener durch den direkten Kontakt des Speichels eines kranken Tieres z. B. durch belecken.

3. Ja, ich weiß. Aber gerade deshalb sollten Sie diese Probleme im Rahmen ihrer Therapie bearbeiten.

4. Nun kommt die einzige Frage, für deren Antwort ich mich zuständig fühle: Wenn Sie im Juni nur diese beiden Impfungen erhalten haben (in welchem Abstand? Empfohlen wäre Tag 0 und Tag 7), hätten Sie im Fall einer echten Risikosituation keinen ausreichenden Schutz gehabt. Dafür hätten Sie eine weitere, also dritte impfung am Tag 21 oder 28 erhalten müssen. Nach Auffassung der Ständigen Impfkommission (STIKO) können Sie sich diese dritte Impfung auch jetzt noch geben lassen. Auffrischimpfungen werden dann alle 2 bis 5 Jahre empfohlen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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