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Tollwut Übertragung

Kategorie: Infektionen » Expertenrat Infektions- und Reisemedizin | Expertenfrage

15.10.2021 | 17:30 Uhr

Guten Abend, 

ich war für zwei Tage beruflich in Costa Rica. Wir waren am Strand wo meine Kollegen einen Hund zu sich gelockt haben, dieser sah sehr gepflegt aus und trug auch ein Halsband. Ein offensichtlicher Besitzer war nicht in Sicht. Nun ich habe versucht so gut es geht von dem Hund Abstand zu halten, aber dieser ist uns immer weiter hinterher gerannt und war auch auf einmal in einem Supermarkt hinter mir. Also beißen, kratzen oder ablecken hätte ich sicherlich gemerkt aber vielleicht hat er mich mit seiner Nase berührt, habe auch auch keine offensichtlichen Wunden am Bein. Ist dies ein Grund zur Sorge? Zudem haben alle meiner Kollegen diesen Hund gestreichelt. In einer Zeitspanne von ca. 10 min sind wir dann zu unserem Bus, würde eine übertragung stattfinden wenn ein Kollege noch Speichel oder so an den Händen gehabt hätte und mich dann an einer Wunde berührt hätte? 
Wir waren auch noch essen abends, wo auch streunende Hunde waren, aber in sehr schlechter Verfassung. Ich habe gesehen wie eine Dame im Restaurant dem Hund eine Pommes gegeben hat. Ich war etwa 10 min später dort auf Toilette (es gab nur eine). Mit so einem Schloss zum zu schieben. Ein Kollege war vorher drauf (weiß aber leider nicht ob er dieses schloß betätigt hat) dann war ich, ich habe das schloß erst mal mit einem Zewa tuch zugeschoben und dann beim aufmachen zwar auch ein Tuch gehabt, aber das Schloß blieb unter meinem Nagel hängen. Was ist wenn die Dame, die den Hund gefüttert hat auch vorher auf toilette war und noch Speichel an den händen hatte? 

Entschuldigung für so viel Text, ich wurde vor 4 Jahren geimpft.

 

Mit freundlichen Grüßen 

 

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Bisherige Antworten
Experte-Leidel
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15.10.2021, 21:40 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Abend Lari44,

was Sie schildern, ist m. E. nicht mit dem Risiko einer TW-Erkrankung in Verbindung zu bringen. Das Verhalten des Hundes zeigt keinerlei Tollwut-typischen Anzeichen. Es ist nicht zu einem Hundebiss oder zu einem anderen risikoreichen Kontakt gekommen. Die Berührung mit der Hundenase ist kein Grund zur Sorge.

Und auch Ihre Erfahrungen mit dem Schließmechanismus der Toilettentür und der Rolle, die Kollegen dabei gespielt haben mögen, wäre für mich kein Grund für eine postexpositionelle Impfung (PEP) gegen Tollwut.

Mein Fazit: ich halte keine Maßnahmen zum Wutschutz für erforderlich. Aber Sie sind die Betroffene und wenn Sie auf jeden Fall ganz sicher gehen wollen, können Sie sich natürlich eine PEP geben lassen. 

Die Impfung von vor vier Jahren wurde ja wohl nicht aufgefrischt. das sollte man nun bald nachholen, wenn sie weiter in exotische Gebiete reisen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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16.10.2021, 09:48 Uhr
Antwort

Sehr geehrter Herr Leidel, 

vielen Dank für die schnelle Antwort.

ich mache mir auch Gedanken, ob vielleicht der Koch oder so vorher so einen Hund gestreichelt haben könnte und dann mein Essen berührt hat. Das ist aber schon sehr unwahrscheinlich oder? 
Die Kellner haben auf jeden Fall Abstand von den Hunden gehalten. 

Ich bin Flugbegleiterin und somit wird das noch öfter passieren. Leider schreibt mein Arbeitgeber diese Impfung überhaupt nicht vor und als ich nach einer Auffrischung gefragt habe, hieß es "nach neustem Stand der WHO soll diese, wenn überhaupt, nur nach 3-5 Jahren aufgefrischt werden, wenn ein hohes Risiko besteht bzw. bei Langzeitaufenthalt in diesen Ländern. Den haben wir nie, sind höchstens zwei Tage da. 
Uns wird natürlich geraten und auch erklärt, dass wir uns bei einem Risikokontakt nachimpfen lassen. 
Bezüglich der PEP habe ich gelesen, dass ich keine bekommen würde, da meine Haut intakt war. Wobei ich nicht ganz verstanden habe, was genau offene Wunden sind. Beseutet das ganz frische Wunden die noch bluten oder auch welche die schon 1-3 Tage alt und verkrustet sind? (Auch solche habe ich nicht an meinen Beinen).

Ich hatte auch meine Schuhe mit Socken drin dort stehen, ich war ca. 15 min bevor der Hund (im guten Zustand) kam bei unseren Handtüchern und da war kein anderer Hund. Habe auch davor keinen gesehen, war jedoch zwischendurch am Meer und bin mir nicht sicher ob in der Zeit vielleicht doch ein Hund an meinen Schuhen war und vielleicht an meinen Socken geleckt hat. Ist sowas jetzt überhaupt realistisch oder schon übertrieben? Meine Schuhe standen etwas abseits. 

Experte-Leidel
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16.10.2021, 11:58 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag,

ich bleibe dabei, dass hier keine Risikosituation vorlag.

Natürlich sollten Sie als Flugbegleiterin ausreichend gegen Tollwut geimpft sein. Ausreichend heißt, dass Sie nach einer Grundimmunisierung mit drei Impfungen alle 2 bis 5 Jahre eine Auffrischung erhalten sollten. Wenn ihr Arbeitgeber das nicht von sich aus anbietet, können Sie diese Auffrischungen ja auch beim Hausarzt oder in einem reisemedizinischen Zentrum durchführen lassen.

Nach Ansicht der WHO benötigen Sie dann im Falle einer tatsächlichen Risikosituation, die ja immer mal eintreten kann, für die postexpositionelle Prophylaxe (PEP) kein Antiserum, sondern nur zwei Injektionen eines Impfstoffs an den Tagen 0 und 3.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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17.10.2021, 11:06 Uhr
Kommentar

Darf ich noch einmal nachfragen, was genau Wunde bedeutet? Da es ja auch heißt "belecken von Wunden" ist das z.B. auch ein Rasierpickel oder wirklich nur frische blutende Wunden? 

Vielen Dank für die Antworten! 

Experte-Leidel
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17.10.2021, 12:01 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Die allgemeine Definition einer Wunde lautet:

"Wunden sind Läsionen, die durch eine Durchtrennung oder oberflächliche Beschädigung der Haut oder Schleimhaut entstehen."

In dem Fall, der Sie beschäftigt, spielt dies alles keine Rolle, Es war keine Risikosituation.

Und damit möchte ich diese Diskussion beenden.

Ihnen einen schönen Sonntag

Dr. Jan Leidel

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