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Rabipur falsch geimpft

Kategorie: Infektionen » Expertenrat Infektions- und Reisemedizin | Expertenfrage

13.05.2022 | 09:13 Uhr

Guten Tag,

mein Sohn, 4Jahre hat nach Katzenbiss im Ausland in Deutschland eine Tollwut PEP ohne Immunglobolin bekommen. Die ersten 3 hat er extrem gut vertragen und man hätte meinen können er wurde gar nicht geimpft, nach der 4. war es am Arm rot und er hatte Fieber und Kopfschmerzen (bedeutet noch lange nicht starke Antikörper Bildung oder?). Im Krankenhaus waren es immer andere Ärzte. Der letze Pikser wurde subkutan gegeben. Dies ist mir erst im Nachhinein aufgefallen. Rabipur soll aber auf keinen Fall subkutan gegeben werden!! Sie hat die Haut am Oberarm zusammengequetscht und dort hinein gespritzt.

Es geht hier nicht um irgendeine Impfung sondern um Tollwut nach Biss als PEP. Ich mache mir Gedanken. Ich kann jetzt ja auch schlecht 6 statt 5 Mal impfen. Der Tag der vierten Impfung war am 7.5. Die 5. folgt am 21. und dann wäre er durch.

Was soll ich bloß tun. Niemand nimmt Tollwut in Deutschland ernst bzw kennt sich aus. Was, wenn die Tollwut Impfung nun nicht wirkt. Es geht nicht um zukünftigen Schutz hierbei sondern ist eine PEP.

A propos zukünftigen Schutz: wann sollte ich für langfristigen Schutz die Tollwut Impfung auffrischen nach der PEP 0 3 7 14 28? Dies kann mir auch kein Arzt bentworten hier da sich niemand mit Tollwut auskennt.

Vielen Dank!!!

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Experte-Leidel
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13.05.2022, 13:28 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag Wunder44,

Ihre berechtigte Sorge und Verärgerung kann ich sehr gut nachvollziehen. Und Sie haben recht damit, dass Rabipur ausschließlich intramuskulär verabreicht werden soll, da sonst die Bildung von Antikörpern nicht sicher gewährleistet ist. Das gilt besonders für die vorbeugende Impfung, da diese nur aus drei Injektionen besteht. Bei der PEP ist die Bildung von Antikörpern wegen der größeren Zahl von Impfungen eher sicher gestellt und oft erfolgt eine gewisse Antikörperbildung auch bei subkutaner Impfung in die Hautfalte.

Habe ich das richtig verstanden, dass die subkutane Injektion am 7. 5. erfolgte, also bei der 4. Impfung. Dann würde ja noch die Impfung am 21. 5. erfolgen und Sie könnten auf einer korrekt durchgeführten i. m. Impfung bestehen.

In der Schweiz werden bei der PEP üblicherweise nur die ersten vier Impfungen auf jeden Fall gegeben. Am Tag 21 wird dann eine Serumkontrolle durchgeführt. Und bei ungenügendem Titer (< 0,5 I.E./ml) erfolgt eine weitere Impfung am Tag 30. Anschliessend wird wöchentlich getestet und so lange geimpft, bis ein Titer den Wert von 0,5 IE/ml erreicht.

In den Fachinformationen von Rabipur® schreibt der Impfstoffhersteller (GSK): "Wenn möglich, sollte zwei bis 4 Wochen nach Beginn der Immunisierung die Antikörperreaktion bestimmt werden, um festzustellen, ob eine zusätzliche Impfung erforderlich ist."

Gerne können Sie im Krankenhaus meine Angaben vorweisen.

Wissen Sie, warum die Immunglobulingabe unterblieben ist? War der Abstand zur Bißverletzung bereits größer als 7 Tage? Dann wäre das Immunglobulin tatsächlich nicht mehr sicher wirksam gewesen.

Und noch eine Frage: Würden Sie mir sagen, in welchem Land der Katzenbiss erfolgt ist und ob man etwas über das Schicksal der Katze weiß? Denn wenn irgendwo eine tollwütige Katze herumläuft, müssten ja alle Maßnahmen ergriffen werden, um die Behörden entsprechend zu informieren.

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13.05.2022, 17:54 Uhr
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Guten Tag,

es ist in der Nähe von Alanya passiert, eine wilde Katze die trächtig war hat meinen Sohn, als er sie gestreichelt hat mit den Zähnen in die rechte Hand gezwickt. Es gab drei rote Punkte, an denen schon etwas die obere Epidermis Schicht beschädigt war. Geblutet hat es wenn nur sehr kurz, da ich mir die Hand direkt angesehen habe und kein Blut sah.  Ich habe die Hand sofort mit Seife gewaschen, allerdings unter 1 Minute (und nicht wie ich später las 15 Minuten) und dann mit Octenisepct eingesprüht. Erst genau 7 Tage danach wurde in Deutschland die erste Rabipur Impfung gegeben. Dann im Schema 0 3 7 14 28.  Nach den ersten drei Impfungen gab es keine Reaktion erst nach der 4. die subkutan gegeben wurde hatte er direkt in der Nacht Fieber und Kopfschmerzen. Um die Einstichstelle ist es immer noch rot. Die 4. Impfung war am 7.5. und die Letzte folgt am 21.5.  Es war gerade Schichtwechsel zwischen den Infektiologen. Der 1. wollte mit Immunglobulin geben und die Ärztin die dann die Schicht übernahm, sagte nur die 5 impfungen gegeben. 

Vielen Dank für Ihre Unterstützung!

Experte-Leidel
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13.05.2022, 21:59 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Abend,

Alanya gilt eigentlich als tollwutfrei, allerdings gibt es immer wieder mal Fälle. Die Reaktion der trächtigen Katze muss natürlich nicht auf Tollwut hinweisen. Aber auf jeden Fall war es richtig, Ihrem Sohn im Zweifel die PEP zu geben.

Hinsichtlich der Immunglobulingabe war der Zeitpunkt so, dass man diese noch vertreten hätte können, dass sie aber wahrscheinlich nicht mehr viel gebracht hätte. Die Probleme mit der vierten impfung habe ich ja bereits angesprochen.

Insgesamt denke ich, dass die PEP sicherheitshalber richtig, aber vielleicht nicht nötig gewesen ist. Und es ist klar, dass hier die Sicherheit entscheidend ist. Sie haben jedenfalls alles richtig gemacht.

Zur Frage, wann Auffrischungen für einen Langzeitschutz erfolgen sollten, meine ich, dass es eigentlich gar nicht notwendig ist, jetzt einen dauerhaften Langzeitschutz aufzubauen und immer wieder aufzufrischen. Wenn Ihr Sohn anfängt, in Länder mit noch vorhandener Tollwut zu reisen, sollte er sich einfach neu impfen lassen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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14.05.2022, 09:36 Uhr
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Wenn ich die Antikörper bestimmen lasse und der Wert nach der 5. Impfung noch unter 0,5 liegt was dann. Da wird sicher niemand erneut impfen. Und es werden nur die igg gemessen sicherlich wird kein richtiger Neutralisationstest gemacht. Und wenn ich erst nach der 5. testen will nach welchem Zeitfenster nach der 5. Impfung sollte ich dies tun? 

Und sollte man nicht auch die igm nehmen um eine Tollwutinfektion zu entdecken?

Also wäre es nicht schlimm, wenn die vierte Impfung nicht richtig gewirkt hat, da es noch eine fünfte gibt. Ich dachte die ganzen Impfungen gibt es um dauerhaft die Antikörper hochzuhalten.

Die Katze saß unter einem Tisch im Hotel, war aber Streuner. Sie ließ sich erst streicheln und biss nicht sofort zu. Einen Tag später saß sie im Frühstückssaal und ein Mädchen streichelte sie und plötzlich wurde dieses Mädchen in die Wade gezwickt. Wie gesagt war sie trächtig. Die Tage danach habe ich die Katze gesucht, aber sie war weg. Die anderen wilden Katzen in der Anlage wirkten lieb und eher bei Herumfuchteln schreckhaft. Wären sie nicht alle angesteckt?  Aber auch hier gibt es eine Inkubationszeit und die Katzen müssen nicht auffällig sein können aber trotzdem ansteckend sein.

Die Türken sagen, die Katzen werden eingefangen und kastriert und geimpft. Deutsche Tierorganisationen sagen, da wird kein Tier geimpft- viel zu teuer. Die Katzen wären nur eine Touristenattraktion und würden am Ende der Saison alle eingefangen und umgebracht aber auch damit wäre, so schlimm das klingt die Tollwut ja halbwegs ausgerottet.

Wielang wäre wohl die Inkubationszeit Zeit bei einem vierjährigen Kind das in die Hand gezwickt wurde, man sagt Wochen, Monate aber auch Jahre.

 Ach und mein Sohn hatte genau in der Nacht nach dem das passiert ist mit der Katze Fieber und hat im Schlaf gebrabbelt und Pipi ins Bett gemacht. Ich nehme aber an, dass das wahrscheinlich aufgrund der langen Reise ein Infekt war....

Vielen lieben Dank!!!

 

Vielen Dank 

Experte-Leidel
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14.05.2022, 16:25 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag Wunder44,

Ihre erste Anfrage enthielt wenig Informationen darüber, wie wahrscheinlich eine TW-Infektion bei Ihrem Sohn angenommen werden muss. Dafür kritisierten Sie das bisherige Vorgegen der Ärzte, was ich hinsichtlich der vierten Impfung nachvollziehen kann.

Ich habe versucht, Ihnen aufzuzeigen, wie ein zuverlässiger Schutz für Ihren Sohn sicher gestellt werden könne. Dabei spielt ein ausreichender Antikörpertiter (=/> 0,5 I.E./ml) eine entscheidende Rolle, gerade vor dem Hintergrund einer möglicherweise nicht effektiven 4. Impfung und der nicht erfolgten Immunglobulin-Gabe. Und die entsprechende Aussage in der Fachinformation ist für jeden Arzt bindend. Die Unterscheidung der verschiedenen Immunglobuline spielt dabei keine Rolle.

Nach dem, was Sie mir jetzt an zusätzlichen informationen gegeben haben, verliert die PEP vielleicht etwas an Bedeutung. Gleichwohl sollten die begonnenen Maßnahmen natürlich fortgesetzt werden.

Die Dauer der Inkubationszeit ist in der Tat sehr variabel und liegt meist bei 2 bis 3 Monaten. Aber ich denke, es sollte unser aller Bestreben sein, dass es nicht zu einer Infektion kommt.

Mit freundlichen Grüßen und den besten wünschen für Ihren Sohn

Dr. Jan Leidel

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14.05.2022, 20:57 Uhr
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Guten Tag,

ich meinte, ob man durch Blutabnahme und die  Bestimmungen der igm nicht feststellen kann, ob überhaupt eine akute Tollwut Infektion vorliegt? Oder wenn die igg außerordentlich hoch sind? So geht es zumindest ja bei anderen Infektionskrankheiten.

Die 5. Impfung  möchte ich auf jeden Fall geben, auch weil das glaub ich angenehmer für ihn ist als eine Blutabnahme. Trotzdem wäre es danach interessant und ggf wichtig zu wissen wie hoch der Titer ist. Nur was würde man tun, wenn man nach der fünften Impfung unter 0,5 liegt, dann müsste man ja theoretisch nochmal impfen? 

Ich hoffe, dass die 4. Impfung vielleicht doch angeschlagen hat, da er in der Nacht Fieber und Kopfschmerzen hatte.  Nur leider hat das wahrscheinlich nichts mit der Antikörper Bildung zu tun, er hat es wahrscheinlich subkutan einfach nicht so gut vertragen...)

Wirklich vielen lieben Dank für Ihre kompetente, schnelle und freundliche Hilfe!!

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15.05.2022, 00:31 Uhr
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Bzw.  was, wenn man doch vor der 5. Impfung den Titer bestimmt aber der 0 oder so minimal ist das fraglich ist, ob durch eine fünfte Impfung überhaupt 0,5 erreicht werden kann?

Experte-Leidel
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15.05.2022, 13:49 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag Wunder44,

nein, durch eine jetzt durchgeführte Bestimmung der Antikörper ist eine erfolgte Infektion nicht zuverlässig festzustellen. 

Aber ob ein ausreichender Schutz besteht, kann durch die Bestimmung der Antikörper zuverlässig festgestellt werden. In der Schweiz geschieht dies meist routinemäßig, in Deutschland wird vom Hersteller des Impfstoffs zumindest empfohlen, zwei bis vier Wochen nach Beginn der PEP die Antikörperreaktion zu bestimmen, um festzustellen, ob eine weitere Dosis erforderlich ist. Bei einer immungesunden Person, auch bei einem 4-jährigen Kind, ist ein gravierendes Versagen der Antikörper-Bildung nicht zu erwarten. Ich würde die Frage der Antikörperbestimmung mit dem Arzt oder der Ärztin besprechen, die die 5. Impfung durchführen wird. 

Mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit hatte im Falle ihres Jungen die Katze keine Tollwut. Aber es ist richtig, dass sicherheitshalber die PEP durchgeführt wurde.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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16.05.2022, 06:24 Uhr
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Angenommen es ist jetzt, nach 4 Impfungen, bzw nach 3 und einer subkutan Injizierten kein messbarer Titer vorhanden bzw er ist extrem niedrig, so ist doch fraglich, ob die 5. Impfung den Titer auf die nötigen 0,5 bringt? Wenn man vorsichtshalber nach der 5. Dosis erneut den Titer bestimmt, was ist dann zu tun, wenn er nach wie vor unter 0,5 liegt?? Es geht bei dem Prozedere der PEP und den Vorgaben dazu ja jeder davon aus, dass korrekt geimpft wird. Und gelten die 0,5 auch für Kinder?

Ach und nach der Impfung die subkutan gegeben wurde, hatte er es nicht nur rot um die Einstichstelle sondern in der Nacht Fieber und Kopfschmerzen. Allerdings ist bei einer starken Impfreaktion ja nicht von einer guten Antikörper Bildung auszugehen. Genauso wie andersherum ja nicht bei Ausbleiben einer Impfreaktion von keinem Antikörper Aufbau auszugehen ist. 

Etwas anderes fällt mir noch ein, dass ggf doch Bedeutung hat. Am 16.04. erfolgte der Biss. Es war spät ca. 23Uhr und eine lange Anreise. In der Nacht vom 17. auf den 18. hatte mein Sohn Fieber und hat Pipi ins Bett gemacht (tut er NIE). Ich frage mich, ob das mit dem Biss zu tun haben kann. Tollwut Symptome sind das wohl nicht, aber kann es eine andere Infektion sein, die durch den Katzenbiss verursacht wurde. Komisch ist, dass es die zweite Nacht erst war. Die Nacht direkt nach dem Biss hat er normal geschlafen und auch alle anderen Tage und Nächte war er gut drauf bis auf diese eine Nacht.

 Ganz lieben Dank!!

Experte-Leidel
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16.05.2022, 12:23 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag Wunder44,

haben Sie nicht auch das Gefühl, dass wir uns im Kreis drehen? Ich denke, wir können davon ausgehen, dass Ihr Sohn ein einigermaßen normales Immunsystem hat, das auch normal auf Impfungen reagiert. Wenn die Impfungen einigermaßen normal verabreicht wurden, entwickelt Ihr Sohn Antikörper. Und es ist wahrscheinlicher, dass die 0,5 I.E./ml bereits erreicht wurden, als dass sie deutlich darunter liegen. Die Reaktionen auf eine Impfung lassen im Allgemeinen keine Schlüsse auf die Antikörperbildung zu.

Ob Sie diesen Weg der Ak-Testung gehen, müssen Sie mit der Klinik klären. Da die Katze ja nach dem, was Sie vor Ort erfahren haben, wahrscheinlich ohnehin keine Tollwut hatte, ist dieser Aspekt ja nicht mehr so wichtig.

Was die Nacht mit Fieber betrifft, finde ich das nicht wirklich ungewöhnlich. Wie Sie ja auch schreiben, hatte der Vierjährige durchaus Stress in mancher Hinsicht. Und da diese Reaktion ja auch rasch vorbei war, würde ich mir darüber wohl keine Gedanken machen.

Ich glaube, dass wir alles ausführlich besprochen haben, mehr fällt mir jetzt auch nicht mehr ein. Ich wäre dankbar, wenn wir das Hin und Her jetzt ersteinmal ruhen lassen könnten. Aber bei wichtigen Neuigkeiten stehe ich Ihnen natürlich wieder gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen und guten Wünschen für Ihren Sohn

Dr. Jan Leidel

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