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Multiresistente Keime

Kategorie: Infektionen » Expertenrat Infektions- und Reisemedizin | Expertenfrage

20.02.2021 | 03:53 Uhr

Sehr geehrter Herr Dr. Leidel, 

mein  Sohn, 3,5 Jahre alt, musste am 16.2. ins Krankenhaus. Dort wurde bei Aufnahme ein MRSA Abstrich gemacht, dieser leider positiv ausgefallen ist. 

Es ist ein Zufallsbefund.

Da ich keinerlei Ahnung davon hatte was dies heisst habe ich im Internet recherchiert und habe beim lesen Angst bekommen. Daher wende ich mich an sie. 

Mein Mann und ich wissen nicht wo er sich evtl. angesteckt haben könnte. Laut Internet ist dies ja überall möglich. 

Einkaufswagen, Geld, Rolltreppen, etc. 

Meine Fragen nun:

1.) Wie gefährlich ist so ein Keim für eine kleine Kinder? 

2.) Kann man diesen behandeln? Gibt es im Zweifelsfall noch Antibiotika die ansprechen würden? 

3.) muss MRSA bei Kindern zwingend behandelt werden oder verschwindet er auch von selber wieder? 

4. ) muss ich mir um mein 7 Monate altes Baby Sorgen machen falls sie den Keim nun auch hätte, oder wir Eltern? 

 

Ich hoffe sie können mich etwas beruhigen. 

Ich verbleibe mit Dank und wünsche Ihnen einen schönes, sonniges Wochenende. 

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Bisherige Antworten
Experte-Leidel
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20.02.2021, 12:29 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag Sandra,

zunächst möchte ich deutlich machen, dass ein solcher Zufallsbefund kein Grund für wirkliche Sorgen ist. MRSA ist die Bezeichnung für das Bakterium Staphylokokkus aureus, das auf bestimmte Antibiotika nicht mehr anspricht, also resistent ist.

Staphylokokken besiedeln häufiger die Haut, was erstmal keine Gefahr bedeutet. Wenn die Bakterien in tiefere Hautschichten oder z. B. in die Blase oder andere Organe einwandern, verursachen sie eine Infektion. Und deren Behandlung wird bei MRSA schwieriger, weil manche Antibiotika nicht mehr wirken, aber durchaus nicht unmöglich. Es gibt sog. Reserve-Antibiotika.

Zu Ihren Fragen:

  1. Die Besiedlung (Zufallsbefund, Kolonisation) ist nicht gefährlich. Allerdings wird man im Krankenhaus wahrscheinlich versuchen, die Besiedlung zu beenden.
  2. Ja, auch zur Behandlung von MRSA stehen noch wirksame Antibiotika zur Verfügung. Bei Ihrem Sohn geht es aber wahrscheinlich gar nicht um eine "Behandlung" des Zufallsbefundes. Vielmehr wird man im Krankenhaus wahrscheinlich entscheiden, ob eine sog. "Dekolonisierung" durchgeführt werden sollte, also Maßnahmen gegen die Besiedlung oder Kolonisierung.
  3. Ob eine solche Dekolonlisierung erforderlich ist, entscheidet das Krankenhaus, wobei es mit Ihnen sicher Rücksprache nimmt. Und wenn es - warum auch immer - zu einer Infektion kommen sollte, wird man ihren Sohn behandeln.
  4. Nein, Sie müssen sich um das Baby in der jetzigen Situation keine Sorgen machen. Ich würde aber mit dem Krankenhaus bzw. Kinder- oder Hausarzt bzw -ärztin besprechen, ob man bei der übrigen Familie  nachschauen sollte, ob weitere Personen besiedelt sind.

Auf jeden Fall würde ich mit der Klinik darüber sprechen, was von Ihnen beachtet werden sollte.

Den wichtigsten ärztlichen Rat kann ich Ihnen aber schon selbst geben: "Führen Sie weiterhin ein normales Leben und machen Sie sich keine Sorgen".

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

 

 

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21.02.2021, 06:25 Uhr
Antwort

Guten Morgen Herr Dr. Leidel, 

erst einmal lieben Dank für ihre schnelle Antwort. 

Auf ihren Rat hin habe ich mit den behandelnden Ärzten geredet und diese meinten das ein  dekolonisierung nicht notwendig sei zumal es ein zufallsbefund bei einer Behandlung ist und MRSA bei Kleinkindern oftmals von selber wieder verschwindet. 

Ist das wirklich so? 

 

Zum anderen meinte er das ca. 40% der Kleinkinder MRSA positiv sind und sich viele davon im Kindergarten anstecken. 

2 Fragen hätte ich Ihnen bitte gerne noch gestellt dann lass ich es gut sein. 

Kann MRSA über Kleidungsstücke,( Hose, Shirt, Socken) übertragen werden und macht es Sinn (in Zukunft) mein Kind nach dem Kindergarten zu duschen, Haare waschen und neu einzukleiden? 

Die Kinder kommen ja in ihre ihrer Entdeckerzeit doch überall rum. Fußboden etc.  

Und dann hätte ich noch 2 Frage die sich auf mein baby bezieht. 

Sind Listerien für ein kleinkind mit 1,5 Jahren noch gefährlich oder kann ich das jetzt vergessen? 

 

Nochmals recht herzlichen Dank, bleiben sie gesund und einen schönen sonnigen Sonntag

 

Experte-Leidel
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21.02.2021, 13:16 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag,

ja, die Aussagen des Krankenhauses treffen durchaus zu, auch dass die Quelle der Kindergarten sein kann. Auch in der familie könnte jemand kolonisiert (gewesen?) sein. Aber wie gesagt, eine Kolonisierung, die auch als Besiedlung bezeichnet wird, ist nicht wirklich gefährlich oder schlimm.

Die Häufigkeit einer Listeriose ist in den letzten Jahren in Deutschland rückläufig, 2019 erkrankten noch insgesamt 591 Menschen hier an dieser Infektion. Einige Infektionen kommen in der Schwangerschaft vor, danach sinkt die Zahl der Infizierten rapide ab. In den Altersgruppen von 1 Jahr bis 60 Jahren sind Infektionen sehr selten. Am häufigsten (aber insgesamt immer noch selten) ist die Erkrankung dann bei den Älteren ab 70.

Aöso nein, Sie müssen sich bei einem Kleinkind keine Sorgen machen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

 

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22.02.2021, 03:25 Uhr
Antwort

Guten Morgen Herr Dr. Leidel,

es tut mir sehr leider das ich nochmals ihre kostbare Zeit in Anspruch nehmen. Ich glaube sie haben gestern eine Frage übersehen daher würde ich sie ihnen gerne nochmals stellen und es somit dann auch gut sein lassen.

Kann MRSA über Kleidungsstücke,( Hose, Shirt, Socken) übertragen werden und macht es Sinn (in Zukunft) mein Kind nach dem Kindergarten zu duschen, Haare waschen und neu einzukleiden? 

Die Kinder kommen ja in ihre ihrer Entdeckerzeit doch überall rum. Fußboden etc.

Ich bin Ihnen sehr dankbar für ihre Einschätzung 

Experte-Leidel
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22.02.2021, 11:24 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag,

entschuldigen Sie bitte  DieÜbertragung erfolgt im allgemeinen durch Hautkontakte z. B. Hände. Oft finden sich Staphylokokken im sog. Nasenvorhof. Von dort können sich die Bakterien auf andere Bereiche der Haut (u. a. Hände, Achselhöhle, Perinealregion und Schleimhäute) ausbreiten.

Durch die gemeinsame Benutzung von z. B. Badetüchern ist eine Übertragung möglich, weil diese in einen engen kontakt zur jeweiligen haut kommen. Eine Übertragung durch Schuhe, Kleidungsstücke usw. ist eher sehr unwahrscheinlich.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

PS: Mir fällt auf, dass Sie ihre Fragen oft zu nachtschlafender Zeit stellen. Ich hoffe, dass Sie nicht durch ihre Sorge wegen MRSA am schlaf gehindert werden.

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22.02.2021, 12:04 Uhr
Kommentar

Vielen Dank Herr Dr. Leidel, 

ja sie haben recht. Ich mache mir wegen MRSA Sorgen und wenn ich wach bin kann ich nicht mehr gut einschlafen und das Kopfkino geht los. 

Sie haben mich aber schon beruhigt. 

Wenn ich weiss das man diesen Keim auch bei kleinen Kindern behandeln kann und nichts passieren kann bin ich schon beruhigt. 

Also sehen sie es nicht für notwendig meine Kinder jeden Tag zu duschen Haare zu waschen und umzuziehen und es reicht 2 mal pro Woche nach wie vor? 

 

Vielen Dank, schön das es sie hier gibt und alles Gute

Experte-Leidel
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22.02.2021, 12:12 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

"Führen Sie weiterhin ein normales Leben und machen Sie sich keine Sorgen".

Damit ist eigentlich alles gesagt.

Natürlich müssen Sie die Kinder nicht täglich duschen und ihnen die Haare waschen

Und mit erneuten freundlichen Grüßen würde ich mich dann verabschieden.

Dr. Jan Leidel

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