Sehr geehrter Dr. Leidel,
wie die meisten in diesem Forum plagt mich seit Jahren eine Angst-/Zwangstörung, die sich trotz Therapie nur bedingt verbessert hat. Bei mir bezieht sie sich vor allem auf die Angst vor potenziell infektiösen Körperflüssigkeiten im Hinblick auf eine Ansteckung mit HIV oder Hepatitis C. Meistens finde ich im Alltag für mich Lösungen, um damit umzugehen. Mit einer aktuellen Frage/Sorge komme ich allerdings nicht weiter und würde mich daher gern an Sie wenden.
Ich habe in letzter Zeit in meinem Umfeld bei verschiedenen Personen mitbekommen, dass sie sich nach dem Toilettengang die Hände nur mit Wasser, ohne Seife, waschen. Das weiß ich, da die räumlichen Gegebenheiten so sind, dass das Waschbecken bei uns in der Küche und nicht im Bad liegt. Auch bei meiner Schwiegermutter und Schwägerin ist es mir aufgefallen. Beide sagen, sie hätten Hautprobleme und würden es so besser vertragen. Für mich ist das allerdings ein riesiger Trigger. Wenn das bei uns zuhause passiert, kann ich damit noch einigermaßen umgehen, da ich ziemlich sicher bin, dass die beiden Personen nicht von HIV/Hepatitis C betroffen sind und ich somit keine große Angst vor deren Körperflüssigkeiten habe (eklig finde ich es trotzdem). Schwieriger wird es für mich allerdings, wenn wir in der Öffentlichkeit zusammen unterwegs sind und die beiden öffenliche Toiletten aufsuchen. Diese meide ich aufgrund meiner Ängste sowieso schon. Das größte Problem für mich ist dabei Menstruationsblut, das ich auf öffentlichen Damentoiletten (wenn auch vielleicht nicht direkt sichtbar) an Türklinken, Toilettenbrillen, Spülkästen etc. vermute. Mir ist natürlich bewusst, dass die Chance, dass auf einer bestimmten öffentlichen Toilette kurz zuvor eine menstruierende Frau war, die auch noch infiziert ist, sehr gering ist. In meinem Kopf ist aber allein der Gedanke schlimm, mit fremdem Blut in Berührung zu kommen, bei dem ich eben eine Infektiösität auch nicht ausschließen kann.
Um zum Punkt zu kommen: Ich weiß, dass HIV/Hepatitis C-Viren "abhängig" sind von ihren Trägerflüssigkeiten, darin quasi festsitzen und außerhalb derer nicht bestehen/beweglich sind. Meine Hoffnung ist daher, dass sollte eine meiner beiden Familienmitglieder auf einer öffentlichen Toilette tatsächlich direkt oder indirekt (über Türklinke der Kabine zB) mit Menstruationsblut in Berührung kommen, dieses auch NUR mit Wasser weggespült werden würde und somit auch keine dieser Viren mehr an den Händen anhaften können?
Andere alltäglichere Bakterien/Viren etc. ängstigen mich nicht, sondern wirklich speziell HI- und Hep C-Viren. Beim Googeln findet man natürlich immer nur den Hinweis, dass Seife Viren zerstört, aber die Nutzung dieser lehnen die beiden ja leider ab und ich kann ihnen das natürlich auch nicht vorschreiben. Da wir demnächst auch zusammen in den Urlaub fahren, graut es mir jetzt schon davor, nichts mehr anfassen zu wollen, nachdem eine der beiden von einer öffentlichen Toilette zurückkommt, aus Angst, nach dem reinen Händewaschen mit Wasser könnten möglicherweise noch Trägerflüssigkeit/Viren an den Händen haften.
Hoffentlich können Sie mir in dem Punkt ein wenig die Angst nehmen... mir nimmt dies die ganze Vorfreude auf den Urlaub.
Vielen Dank für Ihre wertvolle Arbeit hier.
Freundliche Grüße