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Tollwutübertragung durch Welpen und „oberflächliche“ Bisse

Kategorie: Allgemeinmedizin » Expertenrat Impfungen | Expertenfrage

12.03.2020 | 15:46 Uhr

Lieber Herr Dr. Leider,

erst heute bin ich auf dieses hilfreiche Forum und (insbesondere Ihren) Expertenrat aufmerksam geworden. Mich beschäftigt seit gestern eine Frage bei der ich mir unsicher bin, wie ich verfahren soll.

Die Situation ist folgende: Ich befinde mich seit 5 Wochen auf einer Reise durch Thailand und Laos. Vor ca. 8 Tagen war ich in der Region um van vieng (Laos) auf einer Organic Farm in einem Restaurant in dem zwei Hunde anwesend waren. Einer davon war ein kleiner, junger Welpe (ich schätze ihn auf zw. 2-3 Monate), der sehr zutraulich und verspielt war. Ich habe ihn gestreichelt, woraufhin er hauptsächlich mir (aber auch meinem Freund) immer wieder in die Hand „gebissen„ hat. Dabei gab es keine blutigen Wunden, sondern kleine rötliche Verfärbungen (ähnlich wie bei Mückenstichen, ohne Einstichstelle) , die am nächsten Tag auch wieder verschwunden waren. Da ich selber Hundebesitzern bin, bin ich mir relativ sicher, dass der/die kleine sich gerade im Zahnwechsel befand. Er biss auch in Schuhe, Tischbeine oder in die Jeans (oder hat’s versucht). 

Nun bin durch ein Gespräch mit einer selbst erfahrenen Asien Reisenden etwas beunruhigt worden, die mich auf die hohe Tollwut Gefahr in Thailand und laos hingewiesen hat. Bei der Interaktion mit dem Welpen habe ich tatsächlich (leichtsinnigerweise) überhaupt nicht daran gedacht.  Dabei habe ich auch nochmal meinen Arm untersucht, ein minimaler kleiner oberflächlicher Kratzer ist dort auch zu sehen, dieser ist aber wirklich sehr klein und kann ich mir auch durch etwas anderes hinzgefügt haben. Nach meiner Erinnerung hat keine Stelle an meiner Hand / dem Unterarm nicht geblutet, sondern war nur für einige Stunden durch rote Stellen gekennzeichnet. Der Welpe war höchstwahrscheinlich auch kein Streuner, sondern hat auf der farm gelebt (Auch hier kann ich mir aber nicht sicher sein). Dass er zu diesem Zeitpunkt krank war , halte ich für nicht wahrscheinlich, habe ihn aber eben auch danach nicht nochmal gesehen und kann es daher nicht ausschließen. 

Der ganze Vorgang ist wie gesagt schon 8 Tage her. Ich könnte mich morgen impfen lassen und dann die nächsten Impfungen in Deutschland durchführen.

Nun meine Fragen an Sie: wie schätzen Sie die Gefahr ein? Sollte ich mich impfen lassen, bringt das überhaupt noch etwas nach morgen schon 9 Tagen seit dem Vorfall  ? Ich bin eigentlich sehr rational bei solchen Dingen , aber die Krankheit Tollwut führt schon zu großen Unsicherheiten; vor allem da die Krankheit ab Ausbruch nicht mehr behandelbar ist  mache ich mir seit gestern nun doch größere Sorgen. 

Ich bedanke mich schon im Voraus für eine Antwort und hoffe, Sie können mit diese relativ zeitnah beantworten ( gerade bei der jetzigen Corona Panik).

 

Beste Grüße 

Marie

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Experte-Leidel
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12.03.2020, 21:49 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag Mari3,

ich fürchte, Sie überschätzen mich. Die Situation, die Sie schildern, scheint mir kein Risiko einer Tollwut-Infektion darzustellen.  Aber natürlich war ich nicht dabei. Und es ist schwierig bzw. kaum möglich, vom Schreibtisch in Deutschland aus solche Situationen hinsichtlich des Risikos einzuschätzen.

Die offiziellen Empfehlungen kennen drei unterschiedliche Grade eines möglichen Risikokontakts mit einem tollwutverdächtigen oder tollwütigen Tier:

Berühren/Füttern von Tieren, Belecken der intakten Haut: Da wird kein Risiko gesehen, also werden auch keine Maßnahmen empfohlen.

Nicht blutende, oberflächliche Kratzer oder Hautabschürfungen, Lecken oder Knabber an der nicht intakten Haut: Da wird eine nachträgliche (postexpositionelle) Grundimmunisierung (PEP) empfohlen, aber keine Gabe von Antiserum.

Bissverletzungen oder Kratzwunden, Kontakt von Schleimhäuten oder Wunden mit Speichel (z. B. durch Lecken): Da wird eine vollständige PEP und die Gabe von Antiserum empfohlen.

Wie gesagt, ich halte es für unwahrscheinlich, dass der Hundewelpe Tollwut hatte, war aber eben nicht dabei.

Sie könnten sich auch jetzt noch eine PEP geben lassen, allerdings ist es für das Antiserum zu spät. Ich würde versuchen, mehr über das Hundejunge zu erfahren. Wenn es damals vor 8 Tagen tatsächlich Tollwut hatte, ist es jetzt wahrscheinlich tot odrer zumindest schwerst krank.

Ansonsten kann ich Ihnen die Entscheidung nicht abnehmen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

 

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