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Grippe Impfung (jetzt) im März noch sinnvoll?

Kategorie: Allgemeinmedizin » Expertenrat Impfungen | Expertenfrage

25.02.2019 | 02:54 Uhr

Hallo ich habe eine Frage an das Experten Team und zwar geht es um Grippe Impfungen, ich wurde gerne zum einen Wissen ob es sich jetzt (Anfang März) noch lohnt sich gegen Grippe impfen zu lassen. Meine Apotheke hat noch den Impfstoff "Influvac" 18/19 in wenigen Mengen dort. 

Und die zweite Frage ist, von wann bis wann oder ab wann sollte man sich impfen lassen bzw. wie ist die Verträglichkeit der Stoffe z.B. wenn man sich das erste Mal impfen lässt. Manche raten dazu es zu lassen, andere leben sehr gut damit. Aber dazu gerne einmal die Experten Meinung hören.

In meinem Falle auch die Verträglichkeit mit dem Medikament "Glivec" Wirkstoff Imatinip gegen die CML. 

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Experte-Leidel
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25.02.2019, 17:01 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag Nightwish1979,

die Grippe- (bzw. Influenza-) Welle ist noch nicht abgeklungen, sondern scheint eher noch etwas zuzunehmen. In der Woche vom 15. bis 22. Februar sind knapp 23.000 neue laborbestätigte Erkrankungen gemeldet worden. Insgesamt sind es in der aktuellen Welle bis jetzt ca. 60.000 Erkrankungen und 127 Todesfälle.

insofern kann eine impfung auch jetzt noch durchaus sinnvoll sein, obwohl das Immunsystem nach der Impfung auch nochmal etwa 12 Tage braucht, bis die Abwehr wirksam ist.

Bei uns beginnt die Influenzawelle meist kurz nach Weihnachten und hält bis in den März/April an. Ein guter termin für die Grippeimpfung ist Ende Oktober/Anfang November.

Die Verträglichkeit der Grippe-Impfung ist mit unseren heutigen modernen Impfstoffen im Allgemeinen sehr gut. Mit der Verträglichkeit unter einer Behandlung mit Imatinib habe ich keine Erfahrung. Auf der Website "leukaemie-online.de" berichten CML-Patienten, die mit Imatinib behandelt werden, dass sie die Grippe-Impfung gut vertragen und sich regelmäßig impfen lassen. Ich hielte es aber für vernünftig, wenn Sie auch Ihren Hämatologen oder Onkologen fragen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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26.02.2019, 20:26 Uhr
Kommentar

Hallo Herr Leidel,

es ist jetzt so dass ich vor kurzem (ca. 16 Tage her) eine Mandelentzündung hatte und die PTA der Apotheke hat gesagt, dass man sich gegen Grippe impfen sollte wenn man selbst "gesund" ist, wie gesagt das Rezept von meinem Arzt habe ich noch und manchmal machen einen die Schlagzeilen verrückt, das hier in Niedersachsen (wohne in Braunschweig) die Zahl der gemeldeten Grippefälle von 43 auf 48% gestiegen ist. Stelle Mir halt immer noch die Frage, ist das sinnvoll oder nicht. Mein Hausarzt (Internist) sagt, Nein, die Sprechstundenhilfe sagt Ja, Sie sagen ja und die PTA sagt wieder Nein. Es ist ein bisschen ein zweitschneidiges Schwert... glaube letztendlich kann man es nur selbst Wissen, macht man es oder nicht. Weil theoretisch sagt jeder, dass die Zeit zum Impfen schon vorbei ist und "wenn" sollte man sich Oktober - Dezember Impfen lassen. Nun, bald ist März... Panik machen oder sowas möchte ich nicht. Was ich mich eben einfach frage ist, warum gibt es unterschiedliche Meinungen und welche davon ist die beste?

Experte-Leidel
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27.02.2019, 12:42 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag Nightwish1979,

ich finde (als jemand, der den Segen der Schutzimpfungen bei der Verhütung schwerer Krankheiten und Todesfälle ebenso kennt wie deren im Allgemeinen sehr gute Verträglichkeit) die Entscheidung gar nicht so schwierig.

Nehmen wir die (allerdings vergleichsweise schwere) Grippesaison 2017/18: Von der 40. Kalenderwoche 2017 (Anfang Oktober) bis zur 20. Kalenderwoche 2018 (Mitte Mai) sind dem Robert Koch-Institut insgesamt 334.000 laborbestätigte Erkrankungsfälle gemeldet worden. Dies ist natürlich nur die "Spitze des Eisbergs".

18% von diesen (ca. 60.000) mussten in einem Krankenhaus behandelt werden. 1.414 sind an der Grippe gestorben.

Das Risiko einer schweren Erkrankung steigt mit dem Alter: 2017/18 waren 9% der Erkrankten Kinder von 0 bis 4 jahren. Von den stationär Behandelten waren es 10%. Der Anteil dieser Alktersgruppe an den Todesfälle ist mir nicht bekannt, es waren sicher wenige.

38% der Erkrankten waren 35 bis 59 Jahre alt, von den Hospitalisierten waren es 19% und ihr Anteil an den Todesfällen war ebenfalls niedrig, ohne dass ich diese genau kenne.

Die Personen ab 60 stellten 26% der Erkrankten dar, 58% der im Krankenhaus behandelten und 87% der an der Grippe gestorbenen.

Ein ebenfalls erhöhtes Risiko haben Menschen mit vorbestehenden Erkrankungen: chronische Atemwegserkrankungene, Herz-Kreislauf-, Leber- und Nierenkrankheiten und an Diabetes oder anderen Stoffwechselerkrankungen leidende Menschen, Menschen mit Multipler Sklerose, die durch Infektionen getriggert wird und Menschen mit angeborenen oder erworbenen Immundefekten oder immunsuppression.

Den Risikogruppen (Alter bzw. Vorerkrankung) wird die Impfung vorrangig empfohlen. Aber letztlich kann jeder davon profitieren. ich selbst hatte eine schwere Grippe mit 36 ohne irgendwelche Risikofaktoren (abgeshen vom Rauchen, das ich mir durch meine Erkrankung abgewöhnt habe). Ich möchte das nicht nocheinmal erleben und impfe mich und meine Familie jedes Jahr Ende Oktober.

Die Saison ist noch nicht vorbei, Karneval führt besonders in den entsprechenden Hochburgen (zu denen Braunschweig wohl eher nicht gehört) oft nochmals zu einem Aufflackern.

Bei Ihnen haben wir die Besonderheit Ihrer CML und deren Therapie. Die kann ich aus der Ferne natürlich nicht abschätzen. Aber Sie sind durch die Grippe stärker gefährdet. Vielleicht fragen Sie Ihren Internisten mal, ob er der Grippeimpfung grundsätzlich eher ablehnend gegeüübersteht oder ob er in Ihrem speziellen Fall Bedenken hat.

Vielleicht noch als Nachtrag: Die laufende Grippesaison 2018/19 ist bislang deutlich weniger schwer verlaufend als die 2017/18.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

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06.03.2019, 05:42 Uhr
Kommentar

Hallo nochmal :-)

Ich bedanke mich erstmal für die ausführliche Antwort und weil die Nachrichten in unserer Region im Moment immer noch voll sind mit Grippe Meldungen. Ist eine Meinung dazu echt hilfreich. Ich habe jetzt meinen Hausarzt gefragt, er sagt Nein. Meine PTA von der Stammapotheke sagt auch Nein, mein Internist wieserum sagt es wäre Sinnvoll aber auch zu spät Ende Februar, Anfang März. Aber grundsätzlich würde er das befürworten, hat aber auch gesagt dass ich die Mandelentzündung auskurieren sollte also in " " gesund sein, wenn ich mich impfen lasse. Ich meine letztendlich kann man nur selbst Wissen, was gut ist. Und ich habe Gott sei dank noch keine Grippe bekommen (dieses Jahr) aber die Meldungen hier vom Gesundheitsamt in Hannover sprechen für sich.

Experte-Leidel
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06.03.2019, 16:18 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Auch von mir nochmal ein Hallo,

ich verstehe Ihre Situation recht gut. Vielleicht ist es jetzt ja tatsächlich schon recht spät, zumal das Immunsystem auch nochmal ca. 14 Tage braucht.

Gerade habe ich die aktuellen offiziellen Meldedaten über die laborbestätigten Meldungen in der Bundesrepublik erhalten. Danach ist die Zahl der Neuerkrankungen tatsächlich etwas rückläufig. Waren es in der 8. Kalenderwoche noch 23.906 Fälle, betrug die Anzahl in der 9. Kalenderwoche "nur" noch 19.962.

Mein Rat: Vermeiden Sie Menschenansammlungen, waschen Sie sich häufig die Hände, sorgen sie für ausreichend Schlaf und lassen Sie sich im Oktober oder November impfen.

Alles Gute und freundliche Grüße

Dr. Jan Leidel

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