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auf Stadien verzichten?

Kategorie: Herz-Kreislauf » Expertenrat Herzinfarkt | Expertenfrage

02.04.2019 | 14:41 Uhr

Bei einem Gesundheitscheck in der vergangenen Woche wurde seit Jahren mal wieder ein großes Blutbild gemacht, mit - laut meiner Ärztin - katastrophalen Werten bezüglich der Fettstoffwechsel-Werte. Wegen einem Lp(a)-Wert von 162 nmol/l wurde ich an einen Lipidologen überwiesen, bei dem aber erst Ende Juli ein Termin zu bekommen war. Für die Überbrückung der 4 Monate verschrieb mir meine Ärztin Atorvastatin Accord 20 mg.

Mein LDL beträgt 184 mg/dl, HDL 52 mf/dl, ich bin 52 Jahre alt und habe einen BMI von 25,4.

Meine Kollegin nimmt dieses Medikament und hat schlimme Nebenwirkungen. Nun habe ich gelesen, dass Statine den Lp(a)-Wert in keiner Weise beeinflussen, sondern nur die LDL- und HLD-Werte. Ich fragte meine Ärztin, ob ich nicht zunächst auf natürlichem Wege versuchen könne, den LDL-Wert zu senken mit einer Ernährungsumstellung und bei der Bewegung ist auch noch Luft nach oben. Sie fühlte sich dann aber wohl in ihrer Ehre gekränkt, oder empfand mich als "Klugscheißer" oder keine Ahnung. Sie sagte, ich sollte doch machen, was ich wolle, wenn ich es besser wüsste. Dieses Medikament hätte noch niemandem geschadet und wenn ich es nicht nehmen wolle, dann aber auf eigene Verantwortung... 
Meine Fragen: Kann man mit einer Untersuchung den Stand der Arterienverkalkung irgendwie ermitteln?In welchem Maße schädigt das Medikament meine Organe (auch in Wechselwirkung mit meinem Blutdrucksenker)? Habe ich generell eine geringere Lebenserwartung? Meine Ärztin sagte, es gäbe Leute, die damit über 70 geworden sind - das fand ich eher beängstigend als Mut machend. 70 ist doch kein Alter!
Da sie mir zu alternativen Mitteln keine Auskunft erteilt hat, habe ich mir jetzt eine Kombination von 120 mg Gingko und 2000 mg Fischöl täglich ergoogelt, ergänze die täglich Ernährung mit 5 Walnüssen und 5 Tomaten. Gibt es eine Möglichkeit, den Blutwert erneut checken zu lassen (in der Apotheke oder so), meine Ärztin wird dafür kaum der richtige Ansprechpartner sein. Was würde sowas kosten?

Ergänzung:

Ich nehme täglich Ramilich 5 mg ein und habe einen Blutdruck-Durschnittswert von 119  zu 75. Da auch noch eine Frage: Sind 5 mg da nicht schon überdosiert? Kann ich die Dosis auf eine halbe Tablette verricngern? Vielen Dank für Ihre Antwort.

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Bisherige Antworten
Lifeline Gesundheitsteam
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05.04.2019, 07:07 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo AnneB.67,

da Sie wahrscheinlich schon eine Menge gegoogelt haben, haben Sie sicher auch die Aussage gefunden, dass die Cholesterinwerte und deren Behandlung sehr individuell bewertet und immer gegenüber den individuell vorliegenden Risikofaktoren abgewogen werden müssen. Aus diesem Hrund ist es schwer aus der Ferne zu sagen, ob eine medikamentöse Therapie bei Ihnen nötig ist. Der Arzt muss sämtliche mögliche Risikofaktoren mit einbeziehen. Je nach Anzahl und Bedeutung der einzelnen Risiken gelten aber weltweit bestimmte Zielwerte. Bei einem niedrigen Herzkreislauf-Gesamtrisiko, wenn also höchstens ein zusätzlicher Risikofaktor vorliegt, sollte das LDL-Cholesterin nicht 160 Milligramm pro Deziliter (mg/dl) übersteigen. Gibt es mehrere Risikofaktoren, besteht ein moderates Herzkreislauf-Gesamtrisiko. Dann sollte das LDL-Cholesterin nicht höher als 115 mg/dl sein. Wer ein hohes Gesamtrisiko aufweist, zum Beispiel weil er an starkem Bluthochdruck leidet, für den erniedrigen sich die Zielwerte weiter. Experten fordern dann einen LDL-Cholesterinwert von maximal 100 mg/dl.

Ich nehme an, ausgehend von Ihrer sonstigen Medikation, dass Sie eher einen niedrigeren Wert anstreben sollten. Dabei ist dann tatsächlich fraglich ob dies nur mit alternativen Maßnahmen möglich ist. Eine Ernährungsumstellung, Gewichtsabnahme, sowie regelmäßiger Sport sind allerdings in jedem Fall ratsam. Ob dies aber gepaart mit den von Ihnen gegoogelten Maßnahmen ausreicht, kann ich aus der Ferne ohne genaue Kenntnisse Ihrer Vorgeschichte und damit verbundenen Risiken nicht beurteilen. Tatsächlich hat die cholesterinsenkende medikamentöse Therapie keinen Einfluss auf das Lp(a), denn eine Pharmakologische Substanzen zur Behandlung von Patienten mit erhöhtem Lp(a)-Spiegel existieren derzeit nicht, da dieser genetisch veranlagt ist. Die sogenannte pathophysiologische Rolle des Lp(a) ist auch noch nicht abschließend geklärt. Man konnte aber beobachten, bei Patienten, denen die Fähigkeit zur Bildung von Lp(a) vollständig fehlt, werden Herz-Kreislauf- Erkrankungen allerdings so gut wie nie beobachtet, während sie bei Betroffenen mit sehr hohen Lp(a)- Spiegeln besonders häufig sind. Dies ist also ein weiterer Risikofakto, der bei der Entscheidung zur Behandlung der Cholesterinwerte eine Rolle spielt.

Man kann natürlich die Gefäß kontrollieren lassen, der Experte dafür wäre ein Angiologe. Ein Termin wird sicher auch dort etwas dauer, aber sinnvoll ist eine solche Kontrolle durchaus. Eine erneute Blutkontrolle ist nur bei einem Arzt möglich, Sie könnten also eine Zweitmeinung bei einem anderen Allgemeinmediziner bzw. Hausarzt einholen, dies steht Ihnen ja frei.

Es ist verständlich, dass Sie sich auch Sorgen um die Nebenwirkungen machen, ob diese aber bei Ihnen tatsächlich auftreten, kann man im Vorfeld nicht beurteilen, daher hilft in der Regel nur ausprobieren. Natürlich können Sie mit der medikamentösen Therapie noch warten oder diese auch ganz ablehnen, Sie sollten sich aber immer bewusst sein, dass kein Arzt eine solche Entscheidung leichtfertig trifft, auch wenn es manchmal den Anschein hat. Ebenso wägt ein Arzt immer Risiko gegen Nutzen ab und sollte auch die Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten beachten, im Zweifel kann Ihnen bei dieser Frage aber ein Apotheker weiterhelfen, da diese die absoluten Experten dafür sind. Es ist schade, dass Ihre Ärztin auf Ihre natürlich berechtigten Nachfragen nicht souveräner geantwortet bzw. reagiert hat, denn auch das gehört natürlich dazu.

Ob das Ramilich reduziert werden kann, kann ich leider auch nicht aus der Ferne beurteilen, da mir auch hier zu viele Informationen fehlen. Darüberhinaus sollte dies immer im Wissen des behandelnden Arztes geschehen.

Mit freundlichen Grüßen 

Lifeline Gesundheitsteam 

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05.04.2019, 18:06 Uhr
Kommentar

Vielen Dank für die umfassende Antwort!
Sie haben sich mehr Zeit genommen als meine Hausärztin, die dafür eigentlich gut bezahlt wird.

Lifeline Gesundheitsteam
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16.04.2019, 10:50 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo AnneB.67,

es ist schade, dass Ihre Hausärztin Ihnen das nicht so ausführlich erklärt hat, trotzdem möchte ich eine Lanze für sie brechen, denn ich denke nicht, dass das Absicht war, vielmehr wird sie im Praxisstress nicht gemerkt haben, dass ein größerer Klärungsbedarf besteht. Das sollte natürlich auch nicht sein, aber auch Ärzte sind nur Menschen. Sollten wieder mal Fragen offen bleiben, sind wir gerne für Sie da.

Mit freundlichen Grüßen 

Lifeline Gesundheitsteam 

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