Hallo,
ich hoffe Sie können mir meine Fragen beantwortet, weil ich wirklich nicht mehr weiter weiß.
Mein Vater (52 Jahre) kam in die Notaufnahme. Obwohl er eine NSTEMI-Hebung hatte, wurde ein stiller Herzinfarkt durch die Blutwerte festgestellt. Am nächsten Tag sollte bei meinem Vater in die mittlere Herzarterie ein Stent eingebracht werden. Während dem Eingriff konnte der Führungsdraht erst bei dem 7. Versuch eingeführt werden. Das lag laut dem Arzt daran, weil die Hauptstammarterie (bei der die 3 Arterien verbunden werden) von meinem Vater sehr kurz war. In die mittlere Arterie sollte ein Stent eingebracht werden, jedoch ist der Arzt mit dem Führungsdraht in die ganz linke Arterie die bei meinem Vater die größte Funktion gebracht hatte hinein und hat diese eingerissen. Nach 3,5 h Eingriff, hat der Arzt alles wieder in Ordnung gebracht, aber trotzdem bekam mein Vater auf der Stelle Thrombosen, der Arzt musste die Thrombosen in eine andere Richtung wegblasen.
Nach insgesamt 4 h Stent-Eingriff, ging es meinem Vater sowie es aussah gut. In der Nacht haben sich die Thrombosen trotz Aggrastat nochmal gebildet und der Infarkt hat nun den ganzen linken Herzmuskel beschädigt. Mein Vater kam sofort in das künstliche Komma, er wurde mit der ECLS-Anlage unterstützt. Nach 4 Tagen ging es meinem Vater nicht besser, sein Herz kam einfach nicht zu sich und war sehr geschwächt. Es war die Rede von der Impella-Pumpe und einer künstlichen Herzpumpe mit den Gürtelbatterien. Jedoch nachdem festgestellt wurde, dass mein Vater im hinteren linken Hirn einen Schlaganfall hatte, kamen die Pumpen doch nicht mehr in Frage, weil dass durch das Verdünnen des Blutes weitere Schlaganfälle auslösen könnte.
Bei meinem Vater wurde auch eine Mitralinsuffizienz festgestellt, aber das wurde gut gelöst, indem er einen Mitralclip bekommen hat. Nach diesem Eingriff mussten wir nun warten bis er nicht mehr auf die ECLS-Anlage angewiesen ist. Es ging ihm auch jeden Tag besser, sodass die Sedierung und die Narkose immer weniger wurden. Er hatte auch mit Händedruck auf die Fragen der Pfleger geantwortet und seine Augen zwischendurch geöffnet.
Nach 12 Tagen künstliches Koma, kam mein Vater endlich von der ECLS-Anlage weg. Wir und auch die Ärzte hatten riesen Hoffnung, dass er in weniger Tagen aufwacht und zu sich kommt. Nach der ECLS Explantation waren die Werte von meinem Vater in Ordnung, nur er war etwas gestresst, weil er sich erst daran gewöhnen musste.
Am nächsten Tag habe ich im Nachhinein mitbekommen, dass die Ärzte mein Vater, da es ihm ja besser ging, um 15 Uhr in eine andere Station verlegt haben, ohne uns darüber zu informieren. Als ich die Ärzte endlich am Abend erreicht hatte (wegen Corona war alles nur telefonisch möglich) habe ich mitbekommen, dass mein Vater im Herzkatheterlabor sei und die Impella-Pumpe bekommen sollte und mir wurde auch gesagt, dass er zum zweiten Mal reanimiert wird.
Um 16 Uhr ging es meinem Vater schlechter, bei ihm wurde Sepsis festgestellt, als letzte Maßnahme hat der Arzt die Impella-Pumpe eingeführt, trotzdem hatte mein Vater einen Multiorganversagen. Die Pumpe hat am Herz bis zum Schluss noch gepumpt, jedoch war sein Kreislauf leider schon Tod.
Wieso hat der Arzt ganz am Anfang den Führungsdraht nicht richtig rein bekommen, lag es wirklich an der kurzen Hauptstammarterie? Weil vor 10 Jahren wurde bei meinem Vater Angio durchgeführt und damals ging der Führungsdraht ohne Komplikationen in die Arterie hinein. Der Arzt ist auch erst seit 1,5 Jahren ein Oberarzt.
Ab wann bekommt man einen Mitrallclip? es war schon seit Tag eins im künstlichen Koma klar, dass die Mitralklappe leichtgradig beschädigt ist, man hat erst darauf reagiert, als die Insuffizienz sehr hochgradig war. Wäre es eventuell anders gelaufen, wenn mein Vater den Mitralclip früher bekommen hätte, dann wäre er vielleicht nicht so lange an der ECLS-Anlage und hätte vielleicht keinen Schlaganfall und Sepsis erlitten, weil er eventuell früher aufgewacht wäre und auch die Pumpe bekommen hätte?
Und wieso haben die Ärzte mein Vater schnell verlegt, war das der Grund das er Sepsis bekommen hat? Wie kam der Sepsis zustande bei ihm, muss das nicht in der Intensive Station regelmäßig überprüft werden? Hat man das eventuell zu spät erkannt, sodass mein Vater in wenigen Stunden an Sepsis verstorben ist? Und was hätten man eigentlich dagegen tun sollen?
Seitdem habe ich kein normales Leben mehr, ich denke nur noch an den ganzen Ablauf und an die ganzen Fragezeichen.
Grüße
Derya