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Anhaltende Herzprobleme seit Corona-Infektion

Kategorie: Herz-Kreislauf » Expertenrat Herz- und Kreislaufbeschwerden | Expertenfrage

29.09.2022 | 14:00 Uhr

Hallo,

ich habe ein paar Fragen zu meiner Situation.

Zu meiner Person: 33 Jahre, männlich, bis Corona-Infektion sportlich unterwegs, 177cm, 77kg Ausgangsgewicht mit geplanter Reduktion durch Bewegung und weniger Essen, Nichtraucher, 2-3x die Woche Alkohol vor Covid-Infektion
Impfstatus: 3x geimpft, Biontech, Biontech, Moderna, letzte Impfung Ende Dezember 2021

Eine "kurze" Zusammenfassung der Ereignisse der letzten Monate:
- Bronchitis Mitte Juni (Arzt: "Das rasselt ganz ordentlich in der Lunge"), nach Abklingen der Symptome sehr schnell wieder Sport (Radfahren im hohen Gang, Pulsbereiche bis 150, EMS-Training) gemacht, zu wenig Schonung?
-- keinerlei Symptomatik während der Zeit
- 10.07.2022: erstes mal wahrgenommenes Herzstolpern (Extrasystolen), seit dem ständig Extrasystolen
- 13.07.2022: erste Erkältungssymptome, Corona-Selbsttest direkt positiv (sehr schnell und sehr eindeutig!), PCR-Test anschließend auch positiv, Ct-Wert 21
-- Symptome: Schüttelfrost in der ersten Nacht, am zweiten Tag Herzrasen (120 im Liegen, wurde über den Tag besser, Arzt hat Herz abgehört, war okay), in den weiteren Tagen sehr starkes Herzstolpern / sehr viele Extrasystolen, teils jeder dritte Schlag über Stunden, ansonsten Kopf- und Gliederschmerzen, vermutlich auch (leichtes) Fieber, Schwindel
-- 18.07.2022: Geringer Puls, abends im Liegen teilweise bis 55 - scheinbar nicht dramatsich, aber für mich unüblich
-- Herzstolpern mit Palpitationen wurde in den Tagen immer heftiger
-- Hausarzt: Ultraschall innere Organe (Leber, Niere, Herz, ...) --> alles in Ordnung, Extrasystolen im Ultraschall (kein "richtiges" Herzecho) gesehen, im anschließenden Ruhe-EKG nicht aufgetreten
- allmählich Besserung des Zustands nach etwa 2 Wochen, Extrasystolen weniger, Befinden besser
- 27.07.2022: 24h EKG Hausarzt (Holter-Bericht):
-- 93507 Schläge, Sinustachykardien 2, Sinusbradykardien 13, durchschnittliche HF 67, niedgriste 46 (nachts), höchste 129
-- Rhyhthmus: 99,7% SR, 0,2% VR, 0,1% nicht auswertbar
-- VES: 669, Trigemini 7
-- SVES: 83, Couplets 4
-- Ich muss dazu sagen, dass ich an diesem Tag kaum Extrasystolen hatte, also deutlich weniger als im Vergleich zu den anderen Tagen
-- zum Vergleich: 24h-EKG von 2016: KEINE VES/SVES
- 04.08.2022: Blutuntersuchung, alles okay, einige von mir ausgewählte Werte:
-- LDL-Cholesterin erhöht (172 mg/dl) --> scheint aber familiär zu sein
-- Kalium 4,7 mmol/l (Ref: 3,5-5,1)
-- CK n. IFCC <photom.> 79 U/l (Ref: <170)
- 09.08.2022: Kardiologe, Echo und Ergo
-- Ergo: 175W, Ziel-HF erreicht (189/min), keine Extrasystolen unter Belastung
-- Echo: Alles okay, Herz gesund
-- Aussage: gegen Sport spricht nichts dagegen
- 10.08.2022: Besuch eines Konzerts, Sitzplätze
-- Schwindel, trotzdem durchgekämpft
-- heimgeschleppt, gefühlt, als sei ich einen Marathon gelaufen, sehr erschöpft
-- am nächsten Tag geprüft: Herzfrequenz während des Konzerts eine halbe Stunde lang bei bis zu 150 (wohlgemerkt: Sitzplätze mit mal Aufstehen und Klatschen - kein Alkohol dabei, nur Cola)
-- danach tagelang sehr erschöpft
- 18.08.2022: Versuch durch Hausarzt, den Puls mit Bisoprolol 1,25mg/Tag zu stabiliseren
-- Puls wurde gut
-- Herzstolpern aber leider so viel schlechter, dass ich nach 4 Tagen nicht mehr schlafen konnte (21.08.2022) aufgrund Palpitationen und nicht aufhörenden Extrasystolen
-- Bisprolol nach 4 Tagen wieder abgsetzt (nach Rücksprache mit Hausarzt)
- 30.08.2022: erneuter Besuch Kardiologe
-- Ruhe-EKG: "SR, LT, 80/min, RSU in V3, S-Persistenz bis V6, 2 monomorphe VES, keine ERBS"
-- anschließend auf eigenen Wunsch Einweisung in Notaufnahme, um mich untersuchen zu lassen
-- 4h Überwachungsmonitor, Puls im Liegen 90-100, sehr viele Extrasystolen, laut Oberarzt unbedenklich
-- Blutuntersuchung: einige von mir ausgewählte Werte:
--- Troponin I <2,5 pg/ml (Ref: <=45)
--- nt-ProBNP <35 pg/ml (Ref: <100)
--- CRP wide range <0,05 mg/dl (Ref: <0,5)
--- Kalium 3,7 mmol/l (Ref: 3,4-4,5)
--- Magnesium 0,90 mmol/l (Ref: 0,66-1,07)
--- CK 79,0 U/L (Ref: 46-171)
--- CK-MB 11,5 U/L (Ref: <=24)
-- Röntgen Lunge: in Ordnung
-- wurde dann nach 4h wieder nach Hause geschickt
-- Aussage Arzt: aktue Myokarditis könne man anhand der Blutwerte ausschließen, Symptome könnten evtl. von einer Vernarbung einer unentdeckten Myokarditis kommen, das sei aber nur Spekulation und könne nur im Kardio-MRT gesehen werden

Mir ging es gerade in der Zeit seit meinem Konzert-Besuch mit 150 Puls über Wochen sehr schlecht, nur im Bett gelegen, Schwindel, deutlich zu hoher Puls, Appteitlosigkeit (10 kg abgenommen, ungewollt wegen Appetitlosigkeit), Extrasytolen.
Seit Anfang September nehme ich Tromcardin complex, 2-0-2, seit dem spüre ich meinen Herzschlag nicht mehr so stark, Extrasystolen sind immer noch viele da, aber ich spüre sie nicht mehr so stark.

Seit nun etwa 3 Wochen bin ich wieder etwas auf dem Weg der Besserung, ich fühle mich besser, Extrasystolen werden weniger, aber der Puls ist immer noch viel zu hoch. Das schwnakt alles, irgendwie ein wellenförmiger Verlauf. An manchen tagen ist der Puls okay, geht auch mal tagsüber auf unter 70 runter im Sitzen oder Liegen, an den meisten Tagen aber immer noch bei 100 sobald ich stehe/mich bewege, 120 beim Haare föhnen, 90 im Liegen. Ich schlafe dazu schlecht, aber auch das wurde in den letzten Tagen besser.

Ich meine, seit ich Tromcardin complex nehme, geht es bergauf, nur sehr sehr langsam und auch immer wieder mit schlechteren Tagen/kleinen Rückschlägen. Aber die Tendenz scheint positiv.
Ich mache allerdings derzeit keinerlei Sport bzw. meide sogar zu viel Bewegung. Wohne im 3. OG ohne Fahrstuhl, möchte daher auch nicht so oft Treppensteigen. Vor drei Tagen war ich draußen eine Runde spazieren, Puls dabei um die 105, beim Treppensteigen 120. Puls ging dann nach der Treppe wieder runter kurz, aber noch während ich im Flur stand um mir die Jacke auszuziehen sprang der Puls plötzlich auf 150 für eine Minute. Ich habe mich hingesetzt, wurde dann schnell wieder besser ung ging auf 85 runter.

Luftnot habe ich übrigens beim Bewegen oder auch beim Treppensteigen keine.

Tut mir leid für die lange Vorgeschichte, aber ich denke, die Informationen sind wichtig.

Nun meine speziellen Fragen:
- Könnte das Herzstolpern bereits mein erstes COVID-Symptom gewesen sein? Positiven Test hatte ich wie gesagt erst 3 Tage später, aber ich habe mich vorher nicht getestet und der Test war direkt eindeutig und schnell positiv.
- Ist mein Herz vielleicht überlastet, wenn man bedenkt, ich hatte 3 Wochen vor COVID eine Bronchitis mit wenig köprerlicher Schonung im Anschluss, sodass es einfach Zeit zum Erholen braucht?
- Können die Symptome alle wieder verschwinden, wenn sich mein Herz erholt hat?
- Wie lang kann das alles noch dauern?
- Muss ich Angst vor etwas Gefährlichem haben?
- Ich mache seit Auftreten des Herzstolperns (10.07.) keinerlei Sport mehr und meide im Alltag auch jede unnötige Belastung. Ist das gut so oder sogar vielleicht kontraproduktiv, da ich vllt. meinen Kreislauf eher wieder in Schwung bringen müsste? Immerhin lag ich im August über 2 Wochen lang im Grunde täglich nur im Bett.
- Im November werde ich als Selbstzahler in einer Privatpraxis einer Ärztin, die über Herzbeteiligung mit COVID forscht, ein Kardio-MRT machen lassen. Die Ärztin fand bei vielen Studienteilnehmern eine leichte aber sehr hartnäckige Entzündung am Herzmuskel, die Herzprobleme erklärt. Halten Sie das für sinnvoll, dass ich das untersuchen lasse? Bis dahin möchte ich weiterhin körperliche Belastung vermeiden und dann auf die Einschätzung der Ärztin reagieren.

Über eine Einschätzung würde ich mich sehr freuen.

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Bisherige Antworten
Lifeline Gesundheitsteam
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02.10.2022, 22:57 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo kloedde,

Verzeihen Sie bitte unsere so späte Antwort.
Aus der Ferne und im Nachhinein lässt sich natürlich vieles nicht genau beurteilen. Deswegen ist es durchaus sinnvoll, ein Kardio-MRT machen zu lassen, wenn es Ihnen das wert ist. Allerdings ist damit noch nicht klar, welche Konsequenzen sich aus den Befunden ergeben würden. Es kann einfach sein, dass man feststellt, ja, da war eine Entzündung am Herzmuskel, jetzt nicht mehr. Dann kann man auch nicht viel tun. Ob Sie die Kosten dafür tragen möchten, müssen am Ende deswegen Sie entscheiden.
Vorstellbar wäre schon, dass die ersten Herzstolperer schon Covid-Symptome waren. Das ist aber wie gesagt nur Spekulation.
Dass Sie sich gleich zwei Infekte so nah nacheinander geholt haben, ist sicherlich auch einfach Pech. Ob es anders verlaufen wäre, wenn Sie sich länger geschont hätten, ist Spekulation. Sinnvoll ist aber jetzt auf jeden Fall schon, wenn Sie sich dafür jetzt ersteinmal richtig auskurieren, bevor Sie wieder durchstarten.
Es könnte schon sein, dass Ihr Herz von einer Entzündung Narben davongetragen hat und dass diese jetzt die Ursache für die Beschwerden sind. Ziel wäre es dann, dass Sie durch ein langsames wieder beginnendes Training die Symptome wieder loswerden. Das kann aber Monate bis Jahre dauern. Eine Besserung tritt aber hoffentlich früher ein. Training sollten Sie wahrscheinlich wirklcih eher wieder vorsichtig angehen. Besprechen Sie das aber auch mit Ihrem behandelnden Arzt. Etwas Gefährtliches sollte aber nicht dahinterliegen. Das wäre aufgefallen.

Wir hoffen, wir konnten Ihnen weiterhelfen - Ihr Lifeline Gesundheitsteam

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06.10.2022, 15:56 Uhr
Kommentar

Hallo,

vielen Dank für Ihre Antwort! :)

Durchstarten kann ich eh nicht, dazu fühle ich mich an den meisten Tagen nicht fit genug und mein Puls ist auch meist noch zu hoch.

Inzwischen hat sich mein Puls aber recht gut entwickelt die letzten Tage, bin im Sitzen wieder oft bei um die 70 und auch beim Bewegen oft wieder in normalen Bereichen. Oft "spinnt" er aber noch, schießt manchmal auf 110 oder etwas höher bei normalen Alltagsbewegungen in der Wohnung (Gang aufs Klo usw.), aber diese Pulserhöhungen werden glaube ich immer seltener.

Dafür habe ich weiterhin sehr viele Extrasystolen, vor allem wenn mein Puls ruhiger wird. Dazu auch ein Kribbeln in der Brust und wenn ich ruhig sitze und der Puls ruhiger wird auch oft am ganzen Körper.

Können das normale Reaktionen sein, wenn das Herz sich erholt? Könnten das auch einfach Kreislaufprobleme sein, immerhin bin ich seit knapp 3 Monaten im Grunde in Schonhaltung körperlich.

Ich habe immer wieder Angst, ME/CFS zu haben, da ich ja nun schon so lange mit Long COVID beschäftigt bin und gefühlt immer was neues (jetzt: das Kribbeln) kommt, wenn eine Sache scheinbar besser (der Puls) wird... :/

Eine weitere Frage: Ich weiß, dass ich  aktuell wieder (oder immer noch?) sehr viele Extrasystolen habe. Das kann ich daran festmachen, dass ich im Smartwatch-EKG ständig welche sehe (teilweise 9 Stück in den 30s!) und meine Smartwatch auch keine Herzfrequenzvariabilität nachts messen kann. Das Positive ist aber: Ich bemerke sie kaum noch! Klar, manche merke ich, aber nicht mehr so intensiv wie zu Beginn von alldem. Merke sie sehr schwach. Die meisten merke ich gar nicht - es macht sich eher durch dieses kribbelnde Gefühl bemerkbar. Die Palpitationen sind fast komplett weg. Das ist doch ein gutes Zeichen, oder? Ist so ein Verlauf typisch bei einer Erholung nach Virusinfektion/COVID mit vermuteter Herzbeteiligung?

Letzte Frage für den Moment: Sie schreiben, durch langsam beginnendes Training könnten Beschwerden, die durch Vernarbungen am Herzen entstanden sind, wieder verschwinden (wenn auch nur sehr langsam). Wie funktioniert das? Können so Vernarbungen wieder verschwinden oder zurückgehen? Ich hätte gedacht, so eine Narbe bleibt für immer.

 

Danke und viele Grüße!

Lifeline Gesundheitsteam
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10.10.2022, 13:46 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo kloedde,

wir können das aus der Ferne natürlich alles nicht genau beurteilen, an sich deutet das aber schon auf einen guten Verlauf hin. Einen typischen Verlauf kann man aus unserer Sicht hieraus nicht richtg ableiten, da ja auch unklar ist, ob es wirkclih eine Herzbeteiligung in diesem Sinne war oder eher Folgen einer allgemeinen körperlichen Erschöpfung und Entzündung.
Trotzdem scheint der Verlauf ersteinmal eher positiv. Hoffentlich vergehen die Extrasystolen auch noch im Verlauf.
Wie einschränkend eine Narbe ist, hängt im wesentlichen von der Größe ab. Das Narbengewebe verbleibt, eine richtige Heilung in diesem Sinne gibt es nicht. Das umgebende Gewebe versucht dann aber praktisch die Funktionen zu übernehmen. Das kann z.B. bedeuten, dass der Herzmuskel in dem Bereich zunimmt. Es kann aber auch das Leitungssystem des Herzen betreffen. Hier müssen sich dann quasi Umgehungsstrecken um die Narbe bilden. Da ist es wohl gut vorstellbar, dass das schwieriger ist, je größer die Narbe ist. Aber an sich ist es immer gut, wenn Sie das Herz trainieren und damit zur Ummodellierung anzuregen.

Wir hoffen, wir konnten Ihnen damit weiterhelfen - Ihr Lifeline Gesundheitsteam

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