Sehr geehrter Her Dr. Thelen
Ich bin m, 39 Jahre, nicht übergewichtig, Nichtraucher, kein Alkohol, Büroarbeit.
Bei meiner Routineuntersuchung beim Augenarzt wurde letzte Woche der Verdacht auf ein Niederdruckglaukom diagnostiziert.
Grund hierfür sind die Untersuchungen mittels HRT, welche eine erhöhte Exkavation am Auge (li: 0.06, Ausrufezeichen / Re.: -0.10 grüner Haken) sowie mehrere Ausrufezeichen im Randsaum (Re.: 1x Ausrufezeichen, 6x grüner Haken/ Li.: 4x Ausrufezeichen, 3x grüner Haken) ergaben.
Eine im letzten Jahr durchgeführte Untersuchung des GF ergab keine Fehler. Auch diesmal wurde (rechts) eine GF-Untersuchung gemacht, da der Augenarzt nichts gesagt hat, gehe ich daher von einem unveränderten Zustand (also i.O.) aus.
Da ich am selben Tag morgens beim Hausarzt niedrigen Blutdruck (100) hatte, vermutet man wohl hier u.U eine Ursache. Nächste Woche habe ich deshalb eine 24h-Blutdruckkontrolle beim Kardiologen.
Ferner wurde mir eine IOD- Tagesdruckmessung als weitere Möglichkeit ins Gespräch gebracht, welche ich natürlich nutzen würde.
Mein Augeninnendruck lag bei 10, aufgrund der Hornhautdicke von 6 Mikrometer(?) müsse man aber hier noch 2 mmHG abziehen.
Überweisungstext: 24-Std. RR-Protokoll z.A. Dipper + US-Doppler Halsschlaggefäße bei V . Niederdruckglaukom (IOD 10 mmHG), Papillenexkavation li> re, grenzwertig.
Meine Frage dahingehend: Welche Möglichkeiten bzw. Chancen zur Therapie gibt es hier? Welche persönlichen Faktoren spielen hierbei eine Rolle ( Ernährung, Ausdauersport?).
Welche weitergehenden Untersuchungen sind hier anzuraten um ein Fortschreiten zu vermeiden?
Da ich wohl noch recht jung bin mache ich mir hier entsprechende Sorgen.
Für Ihre Hilfe im Voraus besten Dank.
Verdacht auf Niederdruckglaukom
Kategorie: Augen » Expertenrat Grauer Star und Glaukom | Expertenfrage
Antwort von Experte-Thelen
Sehr geehrter Patient,
Sehr geehrte Patientin,
zunächst einmal finde ich es schon sehr eindrucksvoll wie gut sie über das Krankheitsbild informiert sind und fast alle wesentliche Aspekte des Normaldruckglaukoms skizieren. Mich würde interessieren wie groß ihre Papille war, also handelt es sich um iene Makropapille. Man kann im HRT welches bei ihnen durchgeföhrt worden istdiese Werte ermitteln.
Herzliche Grüße von Ulrich Thelen
Antwort
Sehr geehrter Herr Thelen, zunächst ein mal herzlichen Dank für die schnelle Antwort.
Nachfolgend die mir in meinen Unterlagen zur Verfügung gestellten Werte:
Exkavation
Lineare C/D Ratio []
R: 0,59 (p = 0,29) -> grüner Haken
L: 0,65 (p= 0,09) -> grüner Haken
Asymetrie: -0,06 (p= 0,32) -> grüner Haken
Exkavationsform (3.Mom.)[]
R: -0,10 (p=0,07) -> grüner Haken
L: -0,06 (p=0,01) -> gelbes Ausrufezeichen
Asymetrie: -0,04 (p= 0,29) -> grüner Haken
Randsaum
Randsaumfläche [mm²]
R: 1,50 (p=0,2) -> grüner Haken
L: 1,14 (p= 0,02) -> gelbes Ausrufezeichen
Asymetrie: 0,36 (p= 0,11) -> grüner Haken
Randsaumvolumen [mm³]
R: 0,40 (p> 0,5) -> grüner Haken
L: 0,31 (p= 0,27) -> grüner Haken
Asymetrie: 0,09 (p= 0,28) -> grüner Haken
RFNS
Höhenvariation der Kontur [mm]
R: 0,38 (p> 0,5) -> grüner Haken
L: 0,36 (p> 0,5) -> grüner Haken
Asymetrie: 0,02 (p= 0,41) -> grüner Haken
RFNS-Dicke [mm]
R: 0,27 (p>0,5) -> grüner Haken
L: 0,24 (p>0,5) -> grüner Haken
Asymetrie: 0,03 (p= 0,38) -> grüner Haken
R-l- Asymetrie: 7%
Sonstige Hinweise: MRA (L+R) : grenzwertig
Dies sind die mir vorliegenden Daten. Für Ihre Antwort im Voraus besten Dank.
1) http://www.pic-upload.de/view-4754910/HRT-Protokoll_Feb_2010-002.jpg.html
Antwort von Experte-Thelen
Sehr geehrter Patient,
das durchgeführte HRT ist sicherlich auffällig im Hinblick auf eine glaukomatöse Erkrankung. Letztendlich misst das Gerät ja Substanzverlust am Sehnervenkopf und hier scheinen die von ihnen vorliegenden Daten dies zu bestätigen. Die messbare funktionale Einbuße (Gesichtsfeld, war ja bei ihnen o.K.) kommt erst im späteren Verlauf der Erkrankung wenn bis zu 40% Nervenfasergewebe und Ganglienzellen zugrunde gegangen sind. Wichtig erscheint mir eine klare Diagnose zu stellen was in Einzelfällen gar nicht so einfach ist. Die von ihnen beschriebenen weitern Parameter wie HH-Dicke, Auugeninnendruck lagen ja im Normbereich oder waren sogar wie die Dicke ihrer Hornhaut positiv zu beurteilen. Interessant wäre vieleicht noch die Nervenfaserdicke mit einem spectralis OCT oder einem GDX pro zu messen um sicher zu gehen. Beim Normaldruckglaukom liegen die Werte für den intraokularen Druck in der Regel unter 20 mm Hg und wir haben trotzdem unbehandelt ein progredientes Krankheitsbild. Aus der Normal-Tension Study von Anfang 2000 geht hervor, das man auch dieses Patientengut drucksenkend bis mindestens 30% vom Ausgangswert behandeln sollte. Häufig haben diese Patienten kalte Hände, kalte Füsse und einen eher niedrigen Blutdruck. Insbesondere nächtliche niedrige diastolische Werte sind zu beobachten und sollten versucht werden zu vermeiden. Man sollte in jedem Fall noch ein Tagesprofil ihres Augeninnendrucks durchführen um sicher zu gehen, dass der Druck nicht doch am Tage oder gar in der nacht ansteigt.
Herzliche Grüße von Ulrich Thelen
Antwort
Sehr geehrter Herr Dr. Thelen,
herzlichen Dank für die ausführliche und schnelle Antwort.
Die Messung der Nervenfaserdicke werde ich beim nächsten Besuch des AA (kurzfristig) gleich mit ansprechen. Bezüglich der IOD-Druckmessung stellt sich mir die Frage, ob hier eine (ambulante) Tasgesdruckmessung ausreichend ist oder sollte man hier die stationäre Variante (über 2-3 Tage) bevorzugen?
Gibt es - abgesehen von der Therapie - außerdem noch Dinge, die ich persönlich tun kann, um ein Fortschreiten der Krankheit zu vermeiden?
Ausdauersport oder andere Spritarten? Ernährungstipps? Welchen Einfluss hat Stress auf das Niederruckglaukom?
Wie verhält es sich mit Bildschimrarbeit? Hat diese Einfluss auf das Krankheitsbild?
Für Ihre Bemühungen besten Dank.
Antwort von Experte-Thelen
Sehr geehrter Patient,
ich denke eine Tagesdruckmessung ambulant ist zunächst ausreichend. Ist in ihrer Familie auch am Glaukom erkrankt? Sport und frische Luft ist grundsätzlich gut um den Verlauf zu beeinflussen, Stress und Hochleistungssport halte ich für grenzwertig. Viel trinken, an den Blutdruck denken ist sinnvoll. Bildschirmarbeit spielt überhaupt keine Rolle.
Herzliche Grüße von Ulrich Thelen