Sehr geehrte Damen und Herren,
ich leide seit ca 8 wochen unter zunehmenden Schmerzen im unteren Kreuzbereich beidseitig ausstrahlend auch Richtung Wirbelsäule und Muskelschmerzen und schnelle Muskelermüdung in den Beinen.(auch einseitig)
Ich kann nur noch max 1h am Stück stehen, dann werden die Schmerzen zu stark. Die Muskalatur in Beinen und Füßen fühlt sich manchmal an wie Gummi oder Watte. Ich bin bisher in meiner Freizeit sportlich aktiv gewesen,habe bis vor kurzem Yoga, Radfahren und Schwimmen gemacht.
Ich hatte vor 4 Jahren eine Infektion mit Yersinien. Aufgrund dessen wurde eine Blutuntersuchung gemacht die folgendes ergab:
Yersinia AK IgA 52 < 15 U/ml
Yersinia AK IgG 81 < 30 U/ml
Yersinien-Immunoblot IgG-/IgA-Blot:
21 kDa IgG neg./Iga neg.
23 kDa IgG neg. / IgA neg.
33 kDa IgG neg. / IgA neg.
35 kDa IgG pos. / IgA pos.
37 kDa IgG pos. / IgA neg.
41 kDa IgG pos. / IgA neg.
44 kDa IgG pos. / IgA neg.
Yersinia enterocolitica-AK:
IgG- Immunblot positiv
IgA-Immunblot positiv
Liegt hier eine chronische Infektion vor und könnte diese der Auslöser für meine o.g. Beschwerden sein? Was kann ich dagegen tun? Hilft eine Behandlung mit entspr. Antibiotika?
Hinzfügen möchte ich noch, dass den Beschwerden eine Op im OK-Bereich (Wurzelspitzenresektion) voranging und ich im anschluss daran eine massive Infektion (es wurde zum Bsp. auch eine Infektion der Keilbeinhöhle festgestellt) folgte. Es kam zu fieber, Herzrasen, Schweißausbrüchen, ständiges Frösteln, Drüsenschmerzen am Hals,Übelkeit, Appetitlosigkeit, Muskelkrämpfen, insgesamt schweres grippeähnliches Krankheitsgefühl, dass über Wochen andauerte. Mein Eindruck damals war, dass sich ein Erreger aus dem OK-Bereich über Lymph- und Muskelbahnen am Hals (leicht schmerzhafte Schwellung) in den ganzen Körper ausbreitete. Bis heute habe ich immer noch Schmerzen im OK-Bereich und in den Drüsen am Hals obwohl auf dem Röntegenbild nichts erkennbar war. Könnte sich es hierbei auch um die Yersinien-Infektion als chron. Form gehandelt haben?
Im Rachen habe ich noch eine entzündete Stelle, nach Rachenabstrich wurden hier Stämme von entero-Bakterien festgestellt.
Da sich für mich ein unmittelbarer Zusammenhang mit meinem jetzigen Beschwerdebild ergibt und seit der Op bereits 4 Monate vergangen sind, suche ich um Rat, eine evtl. beginnende Arthritis im Kreuz-Darmbeingelenk/wirbelsäule zu verhindern.
Für eine schnelle Antwort wäre ich Ihnen sehr dankbar.
Irma
chron.Yersinien-Infektion Auslöser reaktiver Arthritis?
Kategorie: Knochen-Gelenke » Expertenrat Gelenkbeschwerden/Rheuma | Expertenfrage
Antwort
Hallo Irma!
Der Immunoblot sagt aus, dass im Körper Eiweißbestandteile der Yersinien vohanden sind. Problem ist, dass es viele Infekte gibt, die zwar ausheilen, aber dennoch verbleiben Teile der Entzündungskeimeiweiße lebenslang im Körper. Wir Menschen leben damit eigentlich zu 99% gut und ohne Probleme.
Bei einem chronischen Infekt sind die IgM und IgA - Antikörper erhöht.
Leider ist mir Ihre Aussage nicht ganz klar. Sie schreiben etwas von IgA Antikörpern 52 kleiner 15 U/ml. Diese Beschreibung entspricht nicht der gängigen Beschreibung. Normalerweise gibt es einen Grenzwert des Labors, unter dem ist der Normwert, darüber ist etwas pathologisch. Ist nur Ihr Wert
52 oder 15? Ist Ihr Wert nach den Kriterien des Labors erhöht oder nicht?
Erhöhte Antikörper sprechen für chronischen Infekt, dann wäre u.U. eine mehrmonatige Antibiose mit einem Yersinienangreifenden Antibiotikum sinnvoll, andererseits können Ihre Beschwerden auch ohne Zusammenhang mit Yersiniose erklärbar sein.
Herzliche Grüße
Dr. Sylvia Meske
Antwort
Sehr geehrte Frau Dr. Meske,
bei den IgA-AK handelt es sich mit 52 um meinen erhöhten Wert und die Grenze des Labors ist mit 15 U/ml angegeben. Angabe lt.Bericht: Yersinia AK IgA 52 < 15
So richtig habe ich dies auch nicht verstanden. Eigentlich gehört doch das Zeichen andersrum?! Laut Labor ist mein Wert aber erhöht und wurde grau unterlegt als positiver Befund.
Das Labor schreibt noch im anhang: Eine chronische Infektion ist nicht sicher auszuschließen.
Mit freundlichen Grüßen,
Irma
Antwort
Hallo Irma!
Ich finde auch, dass das Labor das Zeichen verkehrt gesetzt hat, da aber in der Zusatzinformation Ihr Wert eindeutig als der erhöhte gekennzeichnet ist, muss man davon ausgehen, dass ein chronischer Infekt möglich ist. IgA ist ein Antikörper der normalerweise nach abgeheiltem Infekt abfällt. Manche Erreger sind aber leider einer Antibiose nicht mehr zugänglich, da sie zu versteckt sind und dadurch können sie chronisch rheumatische Leiden erzeugen. In Ihrem Fall könnte man also u.U. noch mal eine Langzeitantibiose über 6-8 Wochen versuchen, mit dem Risiko dadurch z.B. einen Darmpilzbefall zu riskieren oder man behandelt das Rheuma klassisch mit langzeitimmununterdrückenden Medikamenten. Die Entscheidung ist schwierig und sollte mit dem Rheumatologen diskutiert werden. Generell sind reaktive Arthritiden wie z.B. auf Yersinien nicht so gut mit den klassischen Medikamenten behandelbar und es kommt immer darauf an, die bestehenden Symptomen mit den möglichen Risiken und Nutzen der Medikamenten abzugleichen.
Herzliche Grüße
Dr. S. Meske
Antwort
Vielen Dank, Frau Dr. Meske, für Ihre Antwort.
Zwischenzeitlich wurde bei mir ein MRT (ohne Kontrastmittel) der Kreuz-Darmbein-Gelenke veranlasst. Und dies ergab - keinen Befund. Trotzdem leide ich unter o.g. aktiven Beschwerden, die mich im Alltag sehr beeinträchtigen. Immer wieder Schmerzen im unteren Rücken, an der Wirbelsäule hoch und runter ziehend , beidseitig, Schwächegefühl und Muskelermüdung in den Beinen. Was kann denn hier noch dahinter stecken? Ist auf das Ergebnis des MRT wirklich Verlass oder bin ich in einer Frühphase wo man eh noch nichts sieht? Meine Ärztin hatte anfangs sogar Morbus Bechterew vermutet aufgrund meines Schmerzbildes. Ich bin sehr verunsichert, meine Entzündungswerte (CRP,BSG sowie CK) sind im Normalbereich. Auch der Wert HLB-A27 war negativ. Was glauben Sie, wäre diese Diagnose doch möglich bei den Werten?
Ich fühle mich in meiner Leistungsfähigkeit total eingeschränkt und nehme immer wieder aufs neue Anlauf um dann festzustellen,dass es aufgrund der Schmerzen und der Muskelermüdung nicht mehr geht wir vor meiner Zahn-OP, die ja der eigentliche Auslöser war.
Ich bin nun unentschlossen, ob ich trotzdem die Antibiose machen sollte, wegen der Yersinien? Was raten Sie mir, vor allem was die Dauer der einnahme angeht.
Mit freundlichen Grüßen,
Irma
Antwort
Sehr geehrte Irma,
ich darf Ihnen in Vertretung zu Dr. Meske antworten, die leider zur Zeit verhindert ist.
Das MRT ist heute das sensibelste Verfahren um entzündliche Veränderungen der Wirbelsäule, auch in der Frühphase, zu entdecken. Am Besten wäre es aber gewesen die Untersuchung mit Kontrastmittel durchzuführen, da so diese Veränderungen noch weiter hervorgehoben werden.
Bezüglich der Yersinien darf ich noch einen Vorschlag machen: In Ihrem Falle, wo eine diagnostische Unsicherheit herrscht, ob der Laborbefund eine klinische Relevanz hat, ist eine Darmspiegelung mit einer Gewebeprobe (Stufenbiopsie) zu empfehlen, mittels derer die Bakterien direkt (und nicht nur wie im Blut indirekt) nachgeweisen werden könnten. Ist die Gewebeprobe unaufällig, würde ich keine Antibiose empfehlen.
Mit freundlichen Grüßen
Aries
__________________________________
Dr. med. Peer M. Aries
Antwort
Sehr geehrtes Expertenteam,
vielen Dank für Ihre Information.
Wie aussagekräftig ist in diesem Fall eine Knochenszintigraphie und welche Gefahr besteht durch die radioaktiven Substanzen im Vergleich zum herkömmlichen Röntgen?
Wie bereits oben erwähnt, erfolgte bei mir im Vorfeld meiner jetzigen Beschwerden eine OP im Wurzelspitzenbereich mit anschließender massiver Infektion. Nach wie vor habe ich dort Schmerzen und der Kieferchirurg schlug nun o.g. Verfahren vor, um eine Entzündung oder andere Veränderungen im OK-Knochen auszuschließen.
Da sich bei mir in der Folge auch diese rheumatischen Beschwerden zeigen wäre, es da nicht sinnvoll, eine Ganzkörperskelettszintigraphie zu machen?
Ist die radioaktive Belastung für den Körper nicht die gleiche?
Mit freundlichen Grüßen
Irma
Antwort
Sehr geehrte Irma,
eine Knochenszintigraphie bietet die Möglichkeit mit einer Untersuchung einen Überblick über den gesamten Körper zu bekommen. Da jedoch die Strahlenbelastung relativ hoch ist, die Sicherheit der Aussagefähigkeit jedoch nicht ganz so hoch ist, versuchen wir heute mit Ultraschall und Kernspinn eine besserer Ausasage zu treffen. Dennoch ist in Einzelfällen auch noch die Skelettszinmtigraphie sinnvoll.
Gruß Aries
__________________________________
Dr. med. Peer M. Aries