Sehr geehrtes Expertenteam,
auf grund einer chronischen Borreliose wurde ich im März 5 Wochen lang mit claritromycin und Quensyl behandelt. Davor hatte ich Gelenkschmerzen, Muskelschmerzen, war sehr schnell Erschöpf und habe unter einer extremen Müdigkeit gelitten.
Erkannt wurde die Borreliose ende 2001 durch eine Wanderröte die ich bereits einige Monate hatte. Behandelt damals wurde ich 14 Tage mit Doxy.
1996 wurde ich 2 mal am linken Knie operiet bei jeder Op wurde unteranderm auch eine Synovektomie gemacht weil da was entzündet war. das Gleiche hatte ich 1998 nochmal einmal am linken und einmal am rechten knie. Aber warum da etwas entzündet war weiß ich leider nicht die Ärzte sind der sache damals auch nicht nachgegangen.
Die letzte Behandlung mit dem Quensyl hat mir sehr gut geholfen, die Gelenkschmerzen die ich haupsächlich an jedem Gelenk der unteren Extremitäten hatte und im linken Ellenbogen sowie auch die Muskelschmerzen sind komplett verschwunden. Auch die Erschöpfung und die Müdigkeit.
Seit mitte Juli kommen die Symptome langsam aber sicher wieder. Schmerzmittel wie Diclo 75 sl helfen nur bedingt.
Mein Arzt hat Rheumawerte abgenommen und meinte das da alles ok sei, das ich kein Rheuma habe. Jetzt habe ich aber gelesen das es auch Rheumaarten gibt die man im Blut nicht feststellen kann.
Kann eine Borreliose Rheuma auslösen? und gibt es Rheumaarten die man im Blut nich nachweisen kann?
mfg
mönchen
Rheuma und Borreliose
Kategorie: Knochen-Gelenke » Expertenrat Gelenkbeschwerden/Rheuma | Expertenfrage
Antwort
Hallo Mönchen,
die Borreliose, die Sie in Form einer Wanderröte 2001 erlitten hatten, ist mit 2 Wochen Doxycyclin eigentlich als gut behandelt anzusehen, so dass hier in der Regel kein weiterer Handlungsbedarf da ist. Was Monate bis Jahre nach einer unbehandelten (!) Borreliose an rheumatischen Beschwerden auftreten kann, ist mannigfaltig und häufig für Ärzte schwer einzuordnen. Typischerweise kann eine unbehandelte (!) Borreliose Monate bis Jahre nach Infektion eine Gelenkentzündung im Kniegelenk verursachen, alle anderen Beschwerden im Bewegungsapparat sind als uncharakteristisch anzusehen und es fällt schwer, einen ursächlichen Zusammenhang zwischen einer Jahre zurückliegenden Borrelien Infektion und den jetzigen, eher uncharakteristischen Beschwerden, die natürlich auch andere Ursachen haben können, herzustellen. Wenn dann keine richtige Ursache für die aktuellen Beschwerden gefunden wird, muß die frühere Borreliose als Auslöser oft herhalten - viele Patienten brauchen eine Ursache für Ihre Beschwerden, die auch einen Namen hat. In den allermeisten Fällen ist die frühere Borrelieninfektion jedoch nicht die Ursache. Unter dem mutmaßlichen Verdacht einer Borreliose als Ursache werden oft erneut Antibiotika-Therapien durchgeführt, die den Zustand aber auch nicht bessern und die Beschwerden nicht langfristig nehmen.
Es ist in unserer täglichen Praxis ein sehr häufiges Phänomen, dass wir bestimmte Beschwerden einfach nicht erklären können, nicht sagen können, woher sie kommen und was die Ursache ist. Das trifft nicht nur auf die Rheumatologie zu, sondern auch auf andere Bereiche der Inneren Medizin.
Damit müssen wir Ärzte leben und umgehen lernen, und auch Patienten aktzeptieren lernen, dass dies einfach manchmal so ist.
In Ihrem Fall bin ich aber zuversichtlich, dass Ihre Gelenkbeschwerden
1.) nicht Folge einer Borreliose sind und 2.) eine andere entzündlich-rheumatische Ursache haben könnten. Die Gelenkoperationen, wo nach Ihren Worten eine entzündete Gelenkhaut entfernt wurde, waren ja bereits 1996, die Wanderröte aber erst 2001. Die Borreliose beginnt immer zuerst mit der Wanderröte, die Arthritis kommt erst später. Mit anderen Worten, die Borreliose kann nicht Ursache der Gelenkentzündung im Jahr 1996 gewesen sein. Der Umstand, dass Sie damals auf Quensyl ganz gut angesprochen haben, spricht auch dafür, dass es eher eine eigenständige Erkrankung, vielleicht aus dem rheumatischen Formenkreis ist. Wenn sich derzeit eine aktive Arthritis (mit Gelenkschwellung, Gelenkerguß oder entzündeter Synovialmembran=Gelenkinnenhaut) objektivieren ließe, wäre z.B. eine Therapieintensivierung mit Sulfasalazin oder Methotrexat zu diskutieren.
Rheumatische Beschwerden lassen sich keineswegs immer im Blut nachweisen, ein gutes Beispiel dafür ist die Fibromyalgie, aber auch eine rheumatoide Arthritis oder eine Spondyloarthritis kann im Blut völlig unauffällig sein. Ist die Gelenkentzündung klinisch nicht eindeutig, jedoch möglich, muß man zur Diagnosestellung einer rheumatoiden Arthritis oder einer Spondyloarthritis versuchen, die Gelenkentzündung mittels bildgebender Verfahren (Szintigraphie, Röntgen,
Kernspin) zu sichern oder auch auszuschließen. Welche Diagnostik in welcher Situation angebracht ist, richtet sich in erster Linie nach dem klinischen Untersuchungsbefund und dem Eindruck des behandelnden Rheumatologen.
Viele Grüße
M. Rudwaleit
Antwort
Hallo Dr. Rudwaleit,
der Krankheitsverlauf ausführlich.
Mit 12 o. 13 Jahren hatte ich auch bereits eine Wanderröte die nie behandelt wurde. Jetzt bin ich 32.
die Wanderröte trat im März 2001 auf. Behandelt wurde ich allerdings erst mit salben als dann grippe symptome dazu kamen 1-2 monate später wurde ich wegen grippe behandelt. im September bin ich morgends aufgewacht und habe vor schmerzen meine beine nicht mehr gerade bekommen das wurde mit den OP`s in verbindung gebracht. Im Oktober 2001 wurde die Borreliose festgestellt und mit Doxy behandelt, was mir nicht gerade geholfen hat. Bei einer Rocephinbehnadlung hat die Galle und die Leber verrückt gespielt so das diese Behandlung abgebrochen wurde. Ende 2003 bin ich in einer Rehaklinik gewesen und dort wurde mir aufgrund der Vorgeschichte gesagt das ich wahrscheinlich die Borreliose schon damals hatte.
Den Ärzten kann ich keine Vorwürfe machen das ich nie auf Borreliose getestet wurde da diese ja zu der zeit noch nicht so bekannt war.
Was mir gut geholfen hat das Quensyl oder das Antibiotikum kann ich nicht sagen nur das es mir während der Therapie und bis mitte Juli sehr gut ging.
Deshalb hat mein Arzt jetzt die Rheumaserologie gemacht die nach seinen Aussagen negativ war. Bin mir eben ncht so ganz sicher ob Borreliose (die nach aussager meiner Ärzte chronisch ist), ob Rheuma oder beides.
Gelenkschmerzen habe ich nach wie vor. mittlerweile nicht nur in den Knien sondern auch in den Zehen,Knöcheln, Hüfte, Ellenbogen und Fingern. Muskelscherzen habeich nur in den Oberschenkeln und Po.
Heute war ich bei einem Spezialisten und mache jetzt nochmal einen 5 wöchigen Zyklus mit Antibiotika und dem Quensyl. Ich werde jetzt wohl erstmal abwarten wie sich die Therapie jetzt Auswirkt.
Was mich wundert, das die Titerwerte extrem in die höhe gegangen sind.
gruß
mönchen
Antwort
Hallo Mönchen,
Ihre ausführliche Schilderung illustriert die Komplexität in der Ursachenfindung, die wir ja häufig in der Medizin haben. Auch mit all diesen Zusatzinformationen wird es schwierig sein, zu sagen, ob nun eine frühere Borreliose hinter Ihren Beschwerden steckt oder sich doch davon unabhängig eine wie auch immer geartete entzündlich-rheumatische Erkrankung entwickelt hat. Mein Tipp: warten Sie einen möglichen Effekt der nochmaligen Antibiotika-Therapie erst einmal ab. Sollten Sie keinen Effekt bezüglich der Arthritis verspüren, ist die Borreliose als Ursache aber extrem unwahrscheinlich. Von weiteren Antibiotika-Therapien kann ich dann nur eindringlich abraten, da sie auch nichts bringen werden und natürlich auch mögliche Nebenwirkungen haben können. Besprechen Sie dann lieber mit Ihrem Rheumatologen, welche anti-rheumatischen Medikamente für Sie in Frage kommen.
Viele Grüße
M. Rudwaleit
Antwort
Sehr geehrter Dr. Rudwaleit,
danke für ihre antworten.
Ich werde die Antibiotikatherapie erstmal durchziehen. Denn irgendwas muss jetzt mal so langsam passieren.
Ich habe im Januar eine umschulung begonnen zu dieser umschulung gehört ein Praktikum welches seit juli läuft. Nach 14 Tagen Praktikum musste ich meine arbeitszeit verkürtzen weil die belastung einfach zu groß wurde.
Sollte die therapie nicht helfen werde ich wohl mal einen Rheumatologen aufsuchen.
Bis jetzt habe ich immer Diclo 75sl bei bedarf genommen obwohl dieser bedarf war eigentlich fast tägl.
mfg
simone
Antwort
da habe ich doch noch etwas vergessen.
Diagnosen:
ausgedehnter Knorpelschaden retropat. Typ II, Knorpelschaden med. OS Rolle Typ II, Synovalitis, chondropathie bds (Knie)
initiale Hüftdysplasie bds: mein Orthopäde hat mich in ein Fachkrankenhausgeschickt da er der meinung war das diese operativ versorgt weden müste. Dort wurde mir allerdings gesagt das die schmerzen nicht von der HD kommen sondern von der Borreliose. ???????????
Deformierung des Humeruskopfes sowie knöcherner Anbauvorgang im Collum nach medial.Mäßiggradige subacromiale Enge. Von einer OP wird abgesehen. (Schulter)
Ich frage mich warum die Schmerzen in der Schulter und in der Hüfte er mit der Borreliose aufgereten sind gibt es da evtl. irgendeinen zusammenhang?
vielen dank für ihre bemühung
mfg
simone
Antwort
Hallo Simone,
jetzt muß ich aussteigen und kann gar keine Vermutungen mehr abgeben.
Sie sehen aber vielleicht selbst, wie schwierig die Zuordnung von Ursache und Wirkung im menschlichen Körper manchmal sein kann.
Viele Grüße
M. Rudwaleit
Antwort
Sehr geehrter Dr. Rudwaleit,
trotzdem danke für Ihre hilfe. Ich verstehe das Sie da keiner Vermutungen mehr abgeben können.
Ich mache nurn seit Dienstag die Donta Therapie (Clarithromycin und Quensyl) und ich merke das es meinen Gelenken und Muskeln langsam besser geht. Da ist mir das egal ob nun vom antibiotika oder vom Quensyl.
Bisher war ich noch nicht bei einem Rheumatologen weil ich eher sehr skeptisch geworden bin. Habe in den letzten Jahren sehr schlechte Erfahrungen mit einigen ärzten gemacht.
Trotz meiner skeptisch bin würde ich trotzdem mal zu einem Rheumatologen gehen wollen aber wie kommt man an einen Arzt dran der sich sowohl mit rheuma wie sehr gut mit der Borreliose auskennt? Hier gibt es leider keinen.
mfg
simone
Antwort
Hallo Simone,
die Rheumatologen kennen sich eigentlich sehr gut mit der Borreliose aus, da dieses Thema (Borreliose als Ursache der Gelenkbeschwerden...?) ein tagtägliches Thema in der rheumatologischen Praxis ist. Bei unklarer Gelenkbeschwerden sollten Sie auf jeden Fall einen Rheumatologen konsultieren, insbesondere, wenn der Verlauf so kompliziert ist wie bei Ihnen.
Viele Grüße
M. Rudwaleit