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FPZ Therapie verschlimmert Ohrgeräusche

Kategorie: Knochen-Gelenke » Expertenrat Gelenkbeschwerden/Rheuma | Expertenfrage

06.08.2023 | 21:23 Uhr

Sehr geehrte Damen und Herren,

Vorgeschichte: Nach einer schnellen Kopfbewegung im September letzten Jahres mit anschließendem lauten Knacken im Hals/Nackenbereich hörte ich auf dem linken Ohr anders als gewohnt. Ich bin innerhalb kürzester Zeit (48h) beim HNO gewesen, dieser fand eine Belüftungsstörung und gab mir Nasenspray und Ginkokapseln zur Durchblutungsförderung. Die Symptome verschwanden nach wenigen Tagen. Ungefähr einen Monat später viel mir ein sehr leises Pfeifen auf dem linken Ohr auf, die Untersuchung beim HNO zeigte jedoch keine Anzeichen eines Hörsturzes, das Hörvermögen ist auch uneingeschränkt gut, er meinte das das von alleine verschwinden wird. 

Im Februar saß ich mehrere Stunden mit Kopfhörern (leise) in einem bequemen Sessel, beim aufstehen bemerkte ich ein starkes an und abschwellendes dumpfes Rauschen auf dem rechten Ohr das 3 Tage anhielt. In unserer Stadt gibt es einen Notfall HNO, dieser schaute sich (2 Tage später, leider am Wochenende passiert) beide Ohren an und befand sie für gesund, zu dem Zeitpunkt war das Rauschen aber bereits abgeklungen. Mir viel auf das Bewegung das Geräusch komplett verstummen lässt, drehe ich den Kopf ganz zur Seite war das Rauschen für einige Sekunden nicht wahrnehmbar. Das brachte mich auf den Gedanken das mein Problem eventuell mit der HWS zusammenhängen konnte. Mein Orthopäde fand eine Fehlstellung des Atlaswirbels durch eine Röntgenaufnahme, eine Skoliose habe ich von Geburt an die dazu führt das die Wirbelsäule vor dem Kopfbereich einen scharfen Knick macht und so zu einer Fehlstellung führt. Er verschrieb mir von Februar bis letzten Monat ca. 30h Physiotherapie die Verspannungen lösen sollten. In der Physiotherapie konnte der Atlas wohl wieder eingerenkt werden. Der Zustand war der das ich wöchentlich 2-3 Tage mit dem Rauschen zu kämpfen hatte, die Lautstärke des Rauschens schwankt stark mit der Bewegung. Nach 2 Wochen Wanderurlaub im April war sowohl das Rauschen als auch das Pfeifen in den Ohren nahezu vollständig verschwunden, das Pfeifen kam kurz darauf leider wieder. Ich versuche seit dem mehr auf Bewegung zu achten und konnte das Rauschen so eine Weile los werden.

Um das Problem richtig zu lösen fing ich vor 2 Wochen eine FPZ Therapie an, eine Messung der Muskelkraft in der HWS Region zeigte das die Nackenmuskeln 30%, die seitlichen Muskeln 40-50% und die vorderen Muskeln ca. 70% schwächer sind als von durchschnittlichen Menschen in meinem Alter. Das soll die Probleme wohl erklären. 

Mir ist jetzt aufgefallen das ich nach dem Training meine Ohrgeräusche deutlich stärker wurden, ich habe einige tage Muskelkater in den seitlichen Halsmuskeln und jetzt seit knapp einer Woche wieder mein Rauschen, allerdings auf dem anderen Ohr. Dazugekommen ist ein Druckgefühl und oft tiefes Brummen auf beiden Ohren und eine tagesabhängige Überempfindlichkeit auf dem rechten Ohr. (Musik über das Handy oder lautere Kinder schmerzen auf dem Ohr bzw. führen zu einem sehr unangenehmen blubbernden Geräusch) Morgens ist an den meisten Tagen erstmal nichts oder nur ein leichtes Pfeifen zu hören, nach dem aufstehen kommen die Symptome langsam über den Tag verteilt.

Ich mache mir jetzt Sorgen das ich durch die Therapie den Hörapparat beschädigen kann und um so wahrscheinlicher einen chronischen Tinnitus bekomme. Mein Ortophäde ist aktuell nicht zu erreichen deswegen wende ich mich an Sie. Ich habe vom HNO erfahren das es wohl einen Punkt gibt an dem Ohrgeräusche chronisch werden auch wenn die Uhrsache gelöst wurde, davor habe ich natürlich Angst.

Mir ist auch aufgefallen das ich meinen Pfeifton durch Kieferbewegungen "ausschalten" kann, hängt das eventuell mit der HWS Problematik zusammen und wird durch die Therapie gelöst oder lohnt es sich einen Kieferorthopäden aufzusuchen?

Vielen Dank!

Mit freundlichen Grüßen

 

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Bisherige Antworten
Lifeline Gesundheitsteam
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07.08.2023, 11:06 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo,

die Diagnose eines cervicogenen Tinnitus (von der Halswirbelsäule ausgehend) ist eine sogenannte Ausschlussdiagnose. Dies bedeutet, dass sicher andere Erkrankungen z.B. des Ohres oder der Gefäße sicher auszuschließen sind. 

Die Theorie des cervicogenen Schwindels ist, dass eine gestörte Funktion der Nackenmuskulatur Schmerzen oder Verspannungen verursacht und so "Störsignale" auf das Rückenmark schickt. Im obersten Bereich des Rückenmarks befinden sich Bereiche, die mit dem Hören in Verbindung stehen. 

Dies alles ist ein Versuch, diese Beschwerden zu erklären, direkte wissenschaftliche Nachweise sind hier verständlicherweise schwer zu erbringen. 

Sollte die Verdachtsdiagnose eines cervicogenen Tinnitus bestehen, sollte die Ursache für die anhaltenden HWS-Beschwerden gesucht werden. Häufig ist hier Stress oder auch eine "schlechte Haltung" am Arbeitsplatz zu nennen. Stress kann z.B. zu nächtlichem Knirschen führen, dass ebenfalls zu HWS-Beschwerden führen kann. Therapeutisch wäre hier das konsequente selbstständige Durchführen von Lockerungsübungen und Stressreduktion zu nennen. 

Einen individuellen Therapievorschlag dürfen wir Ihnen hier nicht geben, da eine Fernbehandlung in Deutschland aus gutem Grund rechtlich nicht zulässig ist. Auch können wir hier nicht feststellen, ob der Tinnitus nicht doch andere Ursachen hat. Sie müssen sich daher leider erneut an Ihren behandelnden Arzt wenden. Sollten die Beschwerden zunehmen kann auch eine notfallmäßige Vorstellung (Bereitschaftspraxis oder Notaufnahme) angezeigt sein. 

Wir hoffen, wir konnten Ihnen weiterhelfen - Ihr Lifeline Gesundheitsteam

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