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Ebstein-Barr-Virus

Kategorie: Knochen-Gelenke » Expertenrat Gelenkbeschwerden/Rheuma | Expertenfrage

29.01.2009 | 12:26 Uhr

Ich habe seit Jahren Probleme mit meinen Gelenken und Sehnen (Hände, Ellenbogen, Wirbelsäule etc.). U. a. auch schon einige OP´s an den Händen hinter mir, wegen Sehnenscheidenentzündungen. Heute hat mir mein Arzt nach einer speziellen Blutuntersuchung mitgeteilt, dass ich wegen dem Ebstein-Barr-Virus Entzündungen an den Gelenkschleimhäuten habe und es wäre eine rheumatische Erkrankung. Was genau ist damit gemeint? Können Sie mir da weiter helfen? Danke!

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29.01.2009, 08:44 Uhr
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Hallo Irene!
Das Erklären ist nicht ganz einfach; es gibt nämlich 2 Möglichkeiten, die in der Literatur diskutiert werden. Möglichkeit Nr. 1 ist, dass Sie sich durch das EBV- Virus, welches so verbreitet ist, dass ca. 3/4 der Bevölkerung im Leben mal Kontakt mit dem Virus hatten, eine so genannte Reaktive Arthritis eingehandelt haben. Dies bedeutet, dass Ihr Immunsystem bei Bekämpfung des EBV- Infektes überschießend reagiert hat und bei Verbleib von Virusanteilen im Körper ( was nicht selten ist) eine chronische Aktivität behält und dadurch eine chronische Gelenkentzündung entsteht.
Möglichkeit Nr. 2 ist jedoch, dass Sie eine Rheumatoide Arhritis haben und durch die Immunveränderung bei RA nach Infekt mit EBV weiterhin im Blut nachweisbar einen chronischen Infekt haben. Rheumatische Leiden verändern das Immunsystem und es kann zu Veränderung der Reaktion auf Infekte z.B. mit EBV kommen. Auch die Medikamententherapie von rheumatischen Leiden, wie z.B. eine Behandlung mit Metothrexat kann die Ausbreitung eines EBV- Infektes begünstigen. Eine EBV- Arthritis ist von einer RA nicht immer klar zu unterscheiden. beschrieben ist die Möglichkeit der Bessrung der EBV- Arthritis durch Behandlung mit MTX in Kombination mit Rituximab. Da aber eben auch die Entwicklung eines EBV- Infektes unter MTX beschrieben wird, muss man vor Therapie genau eruieren ob wirklich der EBV- Infekt zuerst vorhanden war oder erst die Arthritis.
Ich hoffe, ich habe Sie nicht zu sehr verwirrt, das Thema ist leider nicht so ganz einfach. Einen Behandlungsratschlag jedenfall kann nur der Arzt abgeben, der Sie und den Verlauf Ihrer Krankheit genau kennt.
Herzliche Grüße
Dr. ylvia Meske

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29.01.2009, 09:56 Uhr
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Sehr geehrte Frau Dr. Meske,
erst einmal Danke für Ihre Antwort! Wahrscheinlich werde ich nicht heraus finden, was zuerst da war. Der Verlauf der Krankheit ist nicht so genau nachzuvollziehen. Die Probleme habe ich schon ca. 12 Jahre, wobei es sich in den letzten 7 Jahren verschlechtert hat. Inzwischen bin ich 40 und konnte meinen Erstberuf nicht mehr ausüben.

In 2004 war ich 14 Tage stationär in rheumatologischer Behandlung / Untersuchungen, nachdem mein Hausarzt eine Knochenzintigraphie hat machen lassen. Diese ergab den Verdacht auf Arthritis. Nach dem stationären Aufenthalt wurde ich mit dem Verdacht auf Morbus Reiter und dem Basismedikament Pleon entlassen. Nach 8-monatiger Einnahme habe ich keine wesentliche Verbesserung verspürt. Darauf hin hat der Chefarzt von der Rheumastation mir gesagt, er könne nichts für mich machen und ich solle eine Schmerztherapie beginnen.

Nach einer schlechten Erfahrung mit einem Schmerztherapeuten (wollte nur Opiate verschreiben) habe ich vor 2 Jahren noch einen Versuch bei einer Therapeutin gemacht und sehr gute Erfahrungen gesammelt. Dort bekomme ich jetzt Ortoton, Gabapentin, Tillidin (bis vor 2 Wochen DHC) und seit mehrern Monaten Infusionen mit Dynastat. Ich muss allerdings dazu sagen, dass ich 1999 eine Versteifung an der HWS C5/C6 hatte und auch damit habe ich heute Probleme. Zusätzlich zur Schmerztherapie habe ich bis vor kurzem auch eine Psychotherapie gemacht.

Vor kurzem hat mein Orthopäde eine Blutuntersuchung angeordnet, wobei es mit dem Ebstein-Barr-Virus heraus kam. Nun bekomme ich noch zusätzlich Meloxicam und die Empfehlung eine Reha wg. Rheuma zu machen.

Allerdings bin ich mir da nicht so sicher, ob die mir nun weiter helfen? Im Endeffekt habe ich nun insg. 3 verschiedene Diagnosen (Morbus Reiter, Fibromyalgie und EBV) allerdings weiß ich nicht was nun stimmt. Die Veranlagung zum Rheuma habe ich (HLA B27 Positiv). Ich werde allerdings nicht mehr hier auf die Rheumatologische Station gehen um es abzuklären, dort wechseln am laufenden Band die Ärzte und auch damit die Meinungen.

Mein Orthopäde hat mir eine Broschüre über Rheumatoide Arthritis und den Internetadressen mitgegeben. Allerdings fühle ich mich damit etwas allein gelassen.

Vielen Dank für Ihre Mühe!

Mit freundlichen Grüßen
Irene

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29.01.2009, 11:04 Uhr
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Hallo Frau Dr. Meske,

Hier noch ein Zusatz zu meinem zweiten ellenlangen Text:

Morbus Reiter wurde im Jahr 2004 bei mir vermutet aufgrund einer Camphylobacter-Infektion vor ca. 18 Jahren. Zusätzlich Hautabschuppungen unter beiden Augen (sieht aus wie ein Schmetterling) und häufigen Blasen- / Nierenbeckenentzündungen während meiner Zeit im Erstberuf als Fleischfachverkäuferin. Heute arbeite ich in der Verwaltung. Aber auch dort benötige ich nun einmal meine Hände.

Danke, dass es noch so engagierte Ärzte gibt wie Sie! Sie nehmen sich trotz langer Schichten und etlichen Fragen in Ihrer Praxis noch die Zeit uns Fragewütigen zu helfen!

Viele Grüße
Irene

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30.01.2009, 08:13 Uhr
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Hallo Irene!
Ich darf zusammenfassend auf Ihre beiden Folgefragen antworten:
Dem Verlauf nach nehme ich an, Sie hatten bereits eine reaktive Arthritis durch den Campylobacter und erst später kam der EBV - Infekt hinzu. Hautschuppungen gibt es auch bei reaktiven Arthritiden. Der Mensch, der einmal eine durch Bakterien ausgelöste reaktive Arthritis hatte neigt dazu, dass auch weitere Infekte rheumatische Erscheinungen auslösen oder verschlimmern. Der Orthopäde hat Ihnen jetzt einen Entzündungshemmer zusätzlich verordnet, dass ist korrekt so, Ihre Form des Rheuma spricht gut auf solche Medikamente an. Ein Heilverfahren finde ich auch sehr gut, dort können Sie mehr über die Krankheit erfahren, sich erholen aber auch neue Übungen für die Fibro lernen und die Fibro bekämpfen. Viele Rheumatiker entwicklen eine Fibro. Die Fibro ist eine Folge von langanhaltendem Schmerz, Muskelverspannung und Stressreaktion im Zentralnervensystem.
Gute Besserung.
Dr.S.Meske

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30.01.2009, 08:33 Uhr
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Sehr geehrte Frau Dr. Meske,

Danke für Ihre Hilfe! Ich war schon zur Reha in einer Rheumaklinik und hatte viele Übungen und Informationen bekommen. Eine Fibro wurde in der Rheumaklinik definitiv ausgeschlossen.

Aber Erholung kann ich auf jeden Fall gebrauchen. Es ist schon belastend die Schmerzen und den Job unter ein Hut zu bekommen.

Ich werde mal schauen, ob ich hier irgendwo vor Ort einen guten Rheumatologen finde und mich im Forum mit anderen Betroffenen austauschen.

Sie haben mir sehr gut weiter geholfen!!!

Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende,

Viele Grüße
Irene

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30.01.2009, 11:10 Uhr
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Hallo Irene!
In einer Ihrer Fragen beklagten Sie sich darüber, dass Sie diverse Diagnosen benannt bekommen haben und deshalb an den Ärzten verzweifeln. U.a. nannten Sie auch als Diagnose die Fibromyalgie. Daher bin auch auf diese Diagnose eingegangen. Es ist übrigens so, dass rheumatische Leiden nicht immer klar zu differenzieren sind, manchmal ineinander übergehen und oft zusammen auftreten. Eine Fibro kann man eigentlich weder difinitiv ausschließen, noch nachweisen, denn Fibromyalgie ist Ihr Empfinden von ausgedehntem Muskelschmerz, dies ist eben oft vorhanden, wenn die Gelenke überlastet sind durch Rheuma und die Muskeln verspannen. Langjährige Rheumakrankheiten sind leider nicht zu heilen, nur zu lindern, aufzufangen und in der Wirkung abzuschwächen. Dazu gehören durchaus auch häufige Heilverfahren. U.a. ist ein Heilverfahren auch dazu da, Ihnen beruflich weiter zu helfen oder Sie bzgl. Schwerbehindertenausweis, technische Hilfsmittel am Arbeitsplatz oder Rente zu beraten.
Herzliche Grüße
Dr. Sylvia Meske

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31.01.2009, 09:51 Uhr
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Hallo Frau Dr. Meske,

einfach noch zur Info:

GdB von 50 habe ich schon, arbeite im öffentl. Dienst im Dezernat für Arbeitsschutz und habe mein Büro hervorragend ausgestattet (ergonomische Tastatur, höhenverstellbaren Tisch etc.)! War für mich nach einer berufl. Reha und einer Fortbildung zur Verwaltungsfachangestellten mit garantierter Übernahme vom Land in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis mein Lottogewinn! Mein Vorgesetzter ist klasse, wenn ich etwas benötige habe ich es ziemlich schnell! Ein Traumarbeitgeber für Menschen mit Behinderungen! In der Privatwirtschaft hätte ich heute keine Chance mehr.

Wenn ich jetzt noch die Schmerzen und die Beweglichkeit in den Griff bekomme und nicht immer wieder dieses Auf und Ab habe, bin ich zufriedener. Ich werde daran arbeiten.

Sie haben mir viel zum Nachdenken mitgegeben! Auch die Sichtweise hat sich bei mir geändert.

Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben. Ein Danke auch an diese Seite! Hier habe ich schon sehr gute Informationen entnommen.

Viele Grüße
Irene

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01.02.2009, 10:30 Uhr
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Viel Erfolg beim Schmerz bekämpfen! Toll, dass Sie im Beruf schon so unterstützt werden, dass gibt es nicht oft.
:-)))) S.M.

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