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Tod durch Sepsis

Kategorie: Innere Medizin » Expertenrat Diabetes | Expertenfrage

08.12.2022 | 13:58 Uhr

Guten Tag,

meine geliebte Mutter, welche sich im Juli das Sprunggelenk gebrochen hatte, ist nach einer Odyssee (mehrere Krankenhausaufenthalte) Mitte Oktober an einer Sepsis verstorben.Sie wurde 83 Jahre alt.

Beim letzten Krankenhausaufenthalt hatte sie bereits nekrotische Wunden an beiden Fersen und eine Staphylococcus aureus Infektion. Sie bekam zunächst Antibiotika Infusionen. Man sagte mir dass es keine weitere Behandlung, bzw. Operation mehr geben würde und man sie nur Palliativ mit Medikamenten behandeln würde. Sie wurde dann mit Antibiotika Tabletten in die Kurzzeitpflege entlassen. Nach drei Tagen kam sie von dort mit dem Rettungswagen in ein anderes Krankenhaus. Dort verstarb sie abends auf der Intensivstation an Multiorganversagen.

Ich kann noch immer nicht fassen was da passiert ist. Vor dem Sturz ist meine Mutter am Rollator gelaufen. Danach musste sie gewindelt werden. Sie litt 45 Jahre an Diabetes Typ1, hatte laut Arztbericht Periphere Verschlusskrankheit und Arterienstenose. 

Sicher war der Tod letztendlich eine Erlösung, da meine Mutter in diesem Zustand hätte im Pflegeheim bleiben müssen, was sie nie wollte. Sie lebte bis zu dem Sturz in ihrer eigenen Wohnung.

Ich frage mich nur, warum sie trotz Antibiotikum an einer Sepsis sterben musste?

Die Ärztin auf der Intensivstation meinte dass das Antibiotikum nicht mehr ankam.

Wie meinte sie das? Könnte sie noch leben, wenn man sie länger im Krankenhaus intravenös versorgt hätte, statt sie mit Tabletten in die Kurzzeitpflege abzuschieben?
Orale Antibiotika scheinen ja bei Gefässverschluss nicht zu wirken.

Wie sehen Sie das? Ich möchte einfach verstehen, warum meine Mutter so schnell sterben musste. Ist der Diabetes, bzw. die periphere arterielle Verschlusskrankheit schuld?

Ich bin so fassungslos und traurig und möchte einfach verstehen wie das passieren konnte.

LG

Petra

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Bisherige Antworten
Lifeline Gesundheitsteam
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09.12.2022, 10:47 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo Petra, 

wir wollen Ihnen unser herzliches Beileid ausdrücken. Es ist stets schwierig, einen geliebten und vertrauten Menschen zu verlieren. Das anschließende Trauergefühl wird häufig durch eine ausgeprägte Ratlosigkeit ergänzt. Hier wollen wir Ihnen gerne helfen, mehr Klarheit zu erlangen. 
Was letztendlich das Grundproblem ist, ist, dass die Ärzte mittels Antibiotika versuchen, den Körper im Bekämpfen der Bakterien zu unterstützen, da der Körper das selbst nicht mehr schafft. Allerdings haben natürlich auch Antibiotika als körperfremde Substanz Nebenwirkungen, die bedacht werden müssen. Deshalb versuchen die Ärzte so viel wie nötig aber so wenig wie möglich zu verabreichen. Es kann also nur eine gewisse Höchstdosis verabreicht werden. Wenn diese nicht ausreicht, um die Bakterien wirksam zu bekämpfen, kann nur versucht werden, anders zu unterstützen. 
Gründe dafür, dass das Antibiotikum nicht ausreicht, gibt es einige. Zum einen muss das Antibiotikum dorthin gelangen, wo der Keim ist. Bei einer verschlechterten Durchblutung z.B. im Rahmen einer arteriellen Verschlusskrankheit ist die Durchblutung in dem Bereich ja eingeschränkt, weshalb weniger Antibiotikum ankommt. Gleichzeitig haben die hinter der Durchblutungsstörung lebenden Bakterien den Vorteil, dass sie auch weniger körpereigenen Abwehrstoffen ausgesetzt sind. Eine schlecht heilenden Wunde kann zusätzlich dazu führen, dass die Bakterien ungestört durch die Haut einwandern können. 
Die Ärzte haben mit Sicherheit alles versucht. Leider ist auch die Medizin heutzutage machtlos, wenn die Erkrankung zu schwer ist. Trotz intensiver Bemühungen und Behandlung kann leider in manchen Fällen das Leben nicht gerettet werden. Das macht es vielleicht auch insofern schwieriger zu akzeptieren, da sich kein Schuldiger finden lässt. 
Dass Sie schließlich in eine Kurzzeitpflege entlassen wurde, hat am ehesten den Grund, dass man gleichzeitig versuchen wollte, dass sie körperlich nicht zu stark abbaut. Wäre die Antibiotikatherapie erfolgreich gewesen und Ihre Mutter hätte aber nicht mehr aufstehen können, wäre mit höchster Wahrscheinlichkeit bald der nächste Infekt, wahrscheinlich der Lunge, eingetreten. Die Behandlung bei solch schweren Krankheitsbildern ist leider in ständiges Abwägen zwischen möglichen Kurz- und Langzeitnutzen und -risiken. 
Eine mögliche Erklärung war am ehesten, dass der Diabetes im Verlauf zu einer arteriellen Verschlusskrankheit geführt hat. Die reduzierte Durchblutung war die Grundlage für die Infektionen, die schließlich nicht mehr beherrschbar waren. 
Wir hoffen, wir konnten Ihnen damit etwas Klarheit verschaffen und wünschen Ihnen viel Kraft. 

Alles Gute - Ihr Lifeline Gesundheitsteam

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