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Angst, verrückt zu werden.

Kategorie: Leben-Familie » Expertenrat Depression - Burnout - Stress | Expertenfrage

07.05.2022 | 20:13 Uhr

Sehr geehrte(r) Experte(-in).

Bitte entschuldigen Sie, dass der Text etwas länger wird. 

Ich (weiblich, Jahrgang 1992) wende mich mit einem sehr belastenden Anliegen an Sie, das zurzeit mein ganzes Leben beeinträchtigt. Ich habe Angst, verrückt bzw. schizophren zu werden… :-(

Von Januar bis März hatte ich sehr viel Kummer. Mein Vater musste für einige Tage ins Krankenhaus, da er aufgrund von starken Rückenschmerzen am Frühstückstisch ohnmächtig wurde, nachdem er sich einen Tag zuvor an der Arbeit verhoben hatte und nur kurze Zeit später ging es meiner Oma so schlecht, dass sie innerhalb weniger Wochen viermal im Krankenhaus landete. Diese Ereignisse haben mir viel Kummer bereitet und auch meine vor zehn Jahren diagnostizierte hypochondrische Störung, die über mehrere Jahre relativ "inaktiv" war, sozusagen reaktiviert. Außerdem tauchten nur kurze Zeit später vermehrt Zwangsgedanken aggressiver sowie sexueller Art auf. Diese hatte ich schon zu früheren Zeiten, jedoch nur relativ selten und in einem Ausmaß, das mein Leben nicht beeinträchtigt hat. Ich habe Angst, verrückt bzw. schizophren zu werden… :-(

 

Doch nun ist alles anders… Die Zwangsgedanken tauchen täglich auf, oft sind es Bilder mit gewalttätigem Inhalt. Im Zuge dessen hatte und habe ich auch wieder Panikattacken, die mich auch in den letzten Jahren relativ verschont hatten. Durch die Panikattacken, so schätze ich, entwickelte sich dieses scheußliche Gefühl der Derealisation sowie der Depersonalisation. Da ich diese veränderten Wahrnehmungen sehr beängstigend fand, wollte ich mich per Google genauer darüber und natürlich auch über entsprechende Betätigungsmöglichkeiten informieren. Dabei stieß ich leider auf die Information, dass solche Wahrnehmungsstörungen auch im Rahmen einer Schizophrenie auftreten können. Ich war daraufhin so verängstigt, dass ich mir sämtliche Informationen über die Schizophrenie, inklusive der sogenannten Prodromalphase, im Internet aneignete und damit wurde ich immer ängstlicher… Die Symptome der sogenannten Prodromalphase ähneln jenen der Depression, an der ich schon seit vielen Jahre leide, so sehr… :-(

Seit ich also über sämtliche Symptome und mögliche Wahninhalte Bescheid weiß, drängen sich mir ständig Gedanken mit solchem Inhalt auf. Nachfolgend nenne ich mal einige Beispiele:

— "War mein Sofa schon immer so intensiv rot? Hilfe… Bilde ich es mir jetzt ein, oder wirkt es nicht irgendwie roter als sonst?"
— "Was ist, wenn wirklich alle anderen Menschen böse sind?"
— "Ist die Welt und sind alle anderen Menschen überhaupt echt? Ist meine Mutter wirklich meine Mutter, ist mein Vater wirklich mein Vater? Und warum?"

Ich habe so eine schreckliche Angst davor, dass ich verrückt werden und diese blöden Gedanken wirklich glauben könnte. Ich habe gelesen, dass viele Betroffenen im Wahn ihre Angehörigen nicht einmal erkennen… Diese Vorstellung ist so, so, so grässlich. Ich habe so eine Angst vor dieser Krankheit und will nicht daran erkranken. :-(

Ich habe Angst, dass meine momentanen Symptome (Schlafstörungen und daraus resultierende Müdigkeit, sozialer Rückzug aufgrund des Leidens, Derealisation und Depersonalisation) Prodromalsymptome sein könnten und ich bald verrückt werde. Ich habe so eine Angst vor dieser schrecklichen Krankheit… :-(
Es heißt ja immer "Wer Angst davor hat, verrückt zu werden, der wird es nicht"… Aber ich habe mittlerweile schon häufiger gelesen und gehört, dass es viele sehr wohl vorher gemerkt haben sollen… 
Ich habe extra einen Termin in einem Früherkennungszentrum vereinbart, der zum Glück auch schon am Dienstag ist… Ich hoffe so sehr, dass es nicht auf mich zutrifft. :-(
Der leitende Arzt, mit dem ich zuvor telefoniert hatte, sagte am Telefon, dass er die Angststörung und die hypochondrische Störung raushört… Trotzdem habe ich so eine enorme Angst vor dieser furchtbaren Krankheit. 
Ich möchte nicht ein Leben lang gefährliche Medikamente einnehmen müssen, die die Lebenserwartung beachtlich reduzieren. :-(

Ich bedanke mich schon mal vielmals für Ihre Hilfe. 

 

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Bisherige Antworten
Lifeline Gesundheitsteam
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11.05.2022, 16:58 Uhr
Antwort von Lifeline Gesundheitsteam

Hallo Kätzchen,

Verzeihen Sie bitte unsere so späte Antwort.
Wir können das aus der Ferne natürlich nicht sicher diagnostizieren, allerdings ist es tatsächlich so, dass schizophrene Personen das Problem haben, Wahnvorstellungen nicht mehr erkennen zu können. Das genau ist ja bei Ihnen nicht der Fall. Insofern schließen wir uns ebenfalls eher dem Arzt an, der eher auf die Angst- und die hypochondrische Störung tippt. Dazu passt natürlich irgendwie auch, dass die Angst ja gerade immer mehr wird.
Depersonalisation und Derealisation sind auch nicht unbedingt Zeichen von psychotischem Erleben, sondern können auch im Rahmen von Hochanspannungsphasen auftreten, was ja wiederum zu den Panikattacken passt.
Außerdem geht aus Ihrer Schilderung nicht hervor, dass andere Familienangehörige betroffen sind. Auch das spricht nicht gerade für eine Schizophrenie.
Alles in allem halten wir die Schizophrenie eher für ziemlich unwahrscheinlich. Tortzdem sollten Sie das natürlich abklären lassen und vor allem erwägen, sich langfristig psychiatrisch begleiten zu lassen. Dann sollte wirklich nichts übersehen werden.

Wir hoffen, wir konnten Ihnen weiterhelfen - Ihr Lifeline Gesundheitsteam

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