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Corona Zweitimpfung & Heparin Spritzen nach Knie OP

Kategorie: Infektionen » Expertenrat Coronavirus-Infektionen | Expertenfrage

06.09.2021 | 15:03 Uhr

Hallo,

 

ich hatte vor 2 Wochen eine Knie OP (Arthroskopie mit Kreuzbandplastik)

 

aktuell darf ich nur teilbelasten, bis zur Vollbelastung muss ich mir Clexane 40 mg spritzen (noch 3 Wochen). Am kommenden Sonntag steht meine 2. COVID-19 Impfung an, dann ist die OP ca 3 Wochen her.

(Nach Rücksprache mit dem Impfzentrum und dem Arzt kann man generell 2 Wochen nach einer OP geimpft werden, außer man ist noch nicht fit genug)

Jetzt ist meine Frage, ob die Zweitimpfung trotz der Heparin Spritzen unbedenklich ist im Hinblick auf eine Thrombose oder die Impfung lieber erst zum Zeitpunkt der Vollbelastung nach absetzen der Heparinspritzen? Im Internet (Ärzteblatt etc.) wird dieses Thema kontrovers diskutiert… unter anderem auch dass Heparingaben in Kombination mit der Impfung nicht gut sind, was mich verunsichert:

„Hinzu kommt ein weiteres Problem und zwar mit dem Mittel Heparin selbst. Forscher aus Greifswald haben den besonderen Mechanismus untersucht, der dazu führt, dass die Blutplättchen nach einer Impfung verklumpen können. Zwar seien noch Fragen offen, aber es deuteten sich Parallelen zu einer Erkrankung an, die durch den Blutverdünner Heparin ausgelöst werde, berichtet Kraya: Im Fall der Impfung wisse man zwar noch nicht ganz genau, wie die Reaktion darauf ablaufe, aber: "Einige von den Gerinnungsspezialisten vermuten, dass es eine ähnliche Reaktion ist wie bei der Gabe vom Heparin. Und wenn man dann noch das Heparin dazu gibt, dann würde man diesen Modus noch verstärken." Und das sei natürlich nicht sinnvoll.

 

Bei der beobachteten möglichen Komplikation handelt es sich häufig um eine Kombination aus Throm­bosen und einem Mangel an Thrombozyten. Die meisten Fälle traten innerhalb der ersten sieben bis 14 Tage nach der Impfung auf. Betroffen waren vor allem Frauen unter 55 Jahren.“

 

Die Forschungen stehen im Zusammenhang mit Vektor-Impfstoffen (ich erhalte einen mRNA-Impfstoff), aber sind hier auch Fälle von Thrombose bei mRNA Impfstoffen möglich bzw aufgetreten? Hat hier jemand Erfahrungen und kann mir einen Ratschlag geben, ob die Impfung 3 Wochen Post-OP & trotz täglicher Heparinspritzen unbedenklich ist?

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Bisherige Antworten
Experte-Leidel
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06.09.2021, 17:43 Uhr
Antwort von Experte-Leidel

Guten Tag Julia_13,

auf Ihre Frage hin habe ich nochmal recherchiert. Meine wichtigste Datenquelle sind dabei die "Sicherheitsberichte" des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI). Der bisher letzte erschien am 19. August und umfasst die Verdachtsfälle von Nebenwirkungen und Impfkomplikationen nach Impfung zum Schutz vor COVID-19 seit Beginn der Impfkampagne am 27.12.2020 bis zum 31.07.2021.

Danach ist die Thrombose mit Thrombozytopenie eindeutig ein Problem der Vektor-Impfstoffe Vaxzevria® von Astrazeneca und (etwas weniger) dem Covid-19-Impfstoff von Janssen. 

Im Folgenden nenne ich die Anzahl der entsprechenden Nebnwirkungen insgesamt in Deutschland und (in Klammern dahinter) pro 100.000 Impfungen, was den Vergleich aussagefähiger macht:

  • Cominarty® (BioNTech/Pfizer): 3   (0,010)
  • Spikevax® (Moderna)::: 0   (0,000)
  • Vaxzevria® (Astrazeneca) 72   (1,305)
  • Covid-19-Impfstoff von Janssen:   5 (0,572)

Eine Studie der Universität Oxford (dort wurde der Impfstoff von Astrazeneca wesentlich entwickelt  - ein Schelm, der böses dabei denkt) vertrat allerdings die Ansicht, dass das Problem auch bei den mRNA-Impfstoffen auftrete. Das halte ich für wenig plausibel.

Was rate ich Ihnen nun?

Die Daten sprechen dafür, dass die Thrombose mit Thrombozytopenie kein wesentliches Risiko der mRNA-Impfstoffe ist. Andererseits ist auch ein Abstand von 6 Wochen zwischen 1. und 2. Impfung noch völlig im Rahmen. Es gibt einige Studien, die zeigen, dass der Impferfolg bei längerem Abstand sogar häufig besser (höhere Antikörpertiter) ist.

Fazit: Wenn es keine Schwierigkeit macht, würde ich persönlich eher zur Verschiebung des Termins tendieren. Sollte das aber schwierig sein, hätte ich auch kein Problem, mir trotz Heparin-Therapie drei Wochen nach der ersten Impfung die zweite geben zu lassen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Jan Leidel

 

 

Diskussionsverlauf
Corona: Welche Symptome sind möglich?

Die wichtigsten Fakten zum Coronavirus im Überblick und der aktuelle Impfstatus in Deutschland →

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