Sehr geehrter Herr Dr. Leidel,
ich habe folgendes Problem: Seit meiner Kindheit habe ich allergisches Asthma (Hasel, Erle, Birke) – als Kind hatte ich auch (ich glaube zwei) Lungenentzündungen. Ich wurde seitdem mit verschiedenen cortisonhaltigen Sprays und auch Notfallsprays (wie Salbutamol) behandelt. In meiner Jugend hat sich das ganze tendenziell gebessert und ich konnte die meisten Jahre ganz auf das Cortison verzichten, das Salbutamol habe ich meist nur wenige Male in der Pollensaison gebraucht (wenn es etwa lange nicht geregnet hatte, windig und warum war). Im letzten Jahr hatte ich allerdings wieder, vor allem im April zur Hochsaison der Birke (die immer am schlimmsten von den drei Frühblühern ist), starke Atembeschwerden. Zunächst habe ich zwei bis dreimal täglich das Salbutamol benutzt (100 Mikrogramm jeweils), nachdem es sich deutlich gezeigt hat, dass das nicht dauerhaft ausreicht und sinnvoll ist, bin ich zu einem Arzt und habe mir ein Cortisonspray verschreiben lassen (Budesonid, 100 oder 200 Mikrogramm einmal täglich, bin mir bei der Dosierung unsicher). Das hat es ganz gut in den Griff bekommen und Mitte Mai habe ich es ohne Probleme absetzen können.
Angesichts von Corona bin ich vor etwa 10 Tagen zu einer Hausärztin gegangen und habe mir Budesonid (200 Mirkogramm, Dosieraerosol) und Salbutamol (100 Mikrogramm Dosieraerosol) verschreiben lassen. Sie meinte es wäre durchaus sinnvoll jetzt bereits mit dem Cortison anzufangen (das war zunächst auch mein Gedanke), dass meine Lunge bei einer möglichen Coronainfektion nicht schon durch das Asthma vorgeschädigt ist bzw. ich generell geschwächt bin. Seitdem nehme ich einmal täglich das Budesonid.
Jetzt schreibt das RKI allerdings: „Für Patienten mit unterdrücktem Immunsystem (z.B. aufgrund einer Erkrankung, die mit einer Immunschwäche einhergeht, oder wegen Einnahme von Medikamenten, die die Immunabwehr unterdrücken, wie z.B. Cortison) besteht ein höheres Risiko [für einen schweren Krankheitsverlauf.]
Ich habe das Gefühl, ich befinde mich in einer ziemlichen Zwickmühle: Cortison nehmen und damit meine Immunabwehr (in der Lunge!) schwächen oder Asthma riskieren (welches dieses Jahr vielleicht keine oder nur minimale Probleme machen wird, das ist unklar) und damit die Lunge noch mehr Stress aussetzen. Können Sie mir weiterhelfen, wie schätzen Sie das Risiko der beiden Alternativen ein?
Ich habe bereits versucht beim Lungefacharzt deshalb einen Termin zu bekommen, aber das ging erst im Mai, bis dahin hat sich diese Frage ohnehin weitgehend (für dieses Jahr) erübrigt. Außerdem möchte ich deutlich sagen, dass die beschriebene Hausärztin mich und meine Krankengeschichte kaum kennt. Ich bin in den letzten Jahren oft umgezogen, sodass es in meinem Umfeld keinen Arzt und keine Ärztin gibt, bei der ich das Gefühl hätte, dass sie die Frage auf Basis meiner Krankengeschichte im Moment gut einordnen könnte.
Zum Schluss: Ich bin Mitte 20 und jenseits des Asthmas vergleichsweise fit.
Haben Sie vielen Dank, ich sende freundliche Grüße!