Unglücklich nach BV

s.g. anonym
ich möchte ihre detaillierte anfrage so gut wie möglich beantworten, sehe aber gewisse grenzen, da ich nicht befugt bin wertend oder gutachterlich stellung zu nehmen, daher ist das zusenden von bildern zur begutachtung schierig und von der rechtlichen basis her fast unmöglich, ich bitte sie da um verständnis.

nun zu einzelnen details :

Ich bin mit dem derzeitigen Ergebnis nicht zufrieden.


und so wie sie schreiben, fühlen sie sich auch mit der nachsorge oder ihren anliegen nach der op nicht verstanden. da müssen sie klar am ball bleiben und mit ihrem pc sprechen, oder sonst sich bei einem 2. kompetenten brustchirurgen eine 2. meinung holen und sich über optionen beraten lassen.

Ich m
öchte vorwegschicken, dass ich Mitte Oktober operiert worden bin und drei Tage später an der rechten Brust eine Korrektur, wegen Ausräumung eines Hämatoms stattgefunden hat.

Auf Fotos die eine 1,5 Wochen bzw für die rechte Brust 1 Woche entstanden, schien alles noch ok zu sein, abgesehen davon dass ich den Busen zu klein finde. Genommen wurden nur 200cc Mentor moderate profil.
Und es war mindestens eine B bzw C angestrebt. Das habe ich vom PC schriftlich in einer Email festgehalten.

Von der Schnittführung bin ich auch nicht sehr begeistert, bei der rechten Brust befindet sich die Naht meines Erachtens nach zu hoch. Mittlerweile sind auch die Nähte einen cm über die Umschlagfalte gerutscht.

da ist der abstand zur op noch zu kurz um das abschließend zu beurteilen, das sollten mindestens 3 monate sein. wenn dann immer noch ein markantes sliding vorliegt, ein abrutschen der implantate nach unten mit sichtbarer narbe am unteren brustpol, kann eine re-op mit fixierung der umschlagsfalte sinnvoll werden.



Auch scheint mir der Abstand der Brüste zu groß.

das kann verschiedene gründe haben, z.b. eine zu schmale implantatbasis in relation zu ihrer existierenden brustbasisdimension, oder ein zu weit setliches platzieren der implantate, oder die implnatatloge ist nicht weit genug zur mitte präpariert.



Nun bemerke ich seit mehreren Tagen dass der Abstand immer größer wird. Die rechte Brust(nachoperierte) sitzt fest. Die Linke dagegen scheint immer weiter ab und auswärts zu triften.

liegen die kissen unter dem muskel, dann ist es gar nicht so selten, dass im verlauf der zeit eine decollteverbreiterung auftritt, durch den muskelzug nach aussen, das ist ein unangenehmer seiteneffekt der lage unter dem muskel. ich bespreche das immer sehr gesondert mit meinen patientinnen, bei denen die lage unter dem muskel zur diskussion steht.



Kann es wirklich sein, dass eine derartige Bewegung stattfindet?

absolut, siehe oben, eine decollteverbreiterung, insbesondere dann möglich wenn das gewebe um das kissen wenig widerstand bietet, schlaff ist oder das kissen keine gewebebeziehung ausbildet, keine sog interface bildet.


Sollten nicht beide Implantate fest sitzen?


das ist ein wunschtraum und ein märchen, was immer wieder zu finden ist. nur ployurethankissen haben die möglichkeit festzuwachsen, weil die porengröße der oberfläche so groß ist, dass bindegwebezellen einsprossen können. ein mentorimplantat mit siltexoperfäche hat eher eine mikrotexturierung mit poren um die 150micrometer, diese oberfläche erlaubt nie ein festwachsen und verhält sich in der gewebedybamik eher wie ein glattes kissen.

Könnte es sein, dass in der Linken Brust das Implantat nicht festgewachsen ist?

das mentorkissen wird nicht festwachsen, siehe oben, es kann fest an der stelle bleiben, wenn die weichteile straff sind und eine implantatbewegung wenig zugelassen wird oder sie eine kapselfibrose entwickeln und das kissen dann an ort und stelle gehalten wird

Ich wende mich vertrauensvoll an Sie, da mein PC meine Einwände wegwischt und als nichtig abtut.

das sollten sie nicht zulassen, wenn sie gründe haben, dass sie unzufrieden sind


Müsste hier nicht eine Korrektur stattfinden?

das kann sein, aber jetzt nicht, keine zu schnellen op-entscheidungen. re-operationen haben ein höheres statistisches risiko als der primäreingriff und wollen sehr gut überlegt sein. so einfach wie man sich das vorstellt, ist es oft nicht.
daher der bekannte ami-slogan : the best chance for the best breast is the first operation. und man sollte als operateur alles tun um die re-operationsrate so gering wie möglich zu halten.


Hätten nicht auch unterschiedliche Implantate aufgrund einer leichten Asymetrie verwendet werden müssen?


müssen nicht aber können, es besteht immer die möglichkeit in der präoperativen planung daraf einzugehen und seitendifferent zu augmentieren wenn es eine asymmetrie als sinnvoll erscheinen lässt. aber das muss man vor der op planen und die implantate müssen verfügbar sein.

Was raten sie mir?


in ruhe abwarten, die situation analysieren, einen kompetenten brustoperateur zu rate ziehen, keine vorschnellen op planen, der schuss kann nach hinten los gehen.

Ich bedanke mich schon im voraus für ihre Antwort!

PS: Ich würde den Experten dazu gern Fotos zeigen. Ist das in irgendeiner Form möglich?


siehe oben, die fotobeurteilung hätte wertenden oder gutachterlichen charakter, und das ist uns im forum prinzipiell nicht möglich.


mfg

dr. kuner